Harmonium Unterricht

  • Ersteller des Themas trischie
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Ich glaube, das tut dem Harmonium etwas Unrecht. Ja, es gibt diese schlechten Orgelersatzkisten. Das 19. Jh. sah das Harmonium aber als neuentwickeltes Instrument, dem großes Potenzial zugeschrieben wurde. Dementsprechend wurden auch durchaus anspruchsvolle Kompositionen dafür geschrieben, z.B. von Karg-Elert. Auch die Kombi Klavier und Harmonium war in den Salons beliebt. Als kleines Beispiel die originale Version eines Stückes von Franck:

 
Und dann gibt es noch die einzigartige Kombination von Orgel und Harmonium in Union: bei der einzig erhaltenen Parabrahm-Orgel in Eichwalde bei Berlin: Unikat und Unikum in Einem. Sehr starke Dynamikdifferenzen sind mit ihr möglich bei nur 9 "echten" Orgelregistern, rund 470 Pfeifen, und einem Harmonium auf dem 3. Manual:
 
Danke Stephan für diese Aufnahme. Ich wusste von dieser Kombination und finde sie sehr interessant, höre jetzt den Klang zum ersten Mal.
Die Harmoniumtechnik müsste eigentlich auf Druckwind basieren. :016:
 
Druck-ling oder Säug-ling, das ist hier die Frage...;-)
 
Ich glaube, das tut dem Harmonium etwas Unrecht. Ja, es gibt diese schlechten Orgelersatzkisten. Das 19. Jh. sah das Harmonium aber als neuentwickeltes Instrument, dem großes Potenzial zugeschrieben wurde. Dementsprechend wurden auch durchaus anspruchsvolle Kompositionen dafür geschrieben, z.B. von Karg-Elert. Auch die Kombi Klavier und Harmonium war in den Salons beliebt. Als kleines Beispiel die originale Version eines Stückes von Franck:


Die Druckwindharmoniums haben ihren Ursprung in Frankreich, wo sie sowohl in Kirchen (die sich keine Orgel leisten konnten) und als Konzertinstrumente zum Einsatz kamen. Ein bekannter Hersteller in Deutschland war Trayser, der diese Technik aus Frankreich, wo er ( ich meine bei Debain) gelernt hat, nach Süddeutschland holte.
Die beiden Techniken, wodurch sie sich unterscheiden und worin ihre Eigenheiten bestehen, müsste genauer erklärt werden.
 
Ich habe vor einem Jahr ein Trayser verkauft, das ich als Wrack erworben, und eigentlich für mich selbst repariert und restauriert hatte. Selbst wenn man nicht das Expressionsregister zieht, ist auch mit eingeschaltetem Magazinbalg ein expressiveres Spiel als mit dem Saugwind möglich. Wenn die gesamte Windanlage dicht ist, dann kann durch mehr oder weniger Luft über die Pedale eine differenzierte Dynamik erzielt werden.
 
Ich finde diese Instrumente sehr interessant. Schade dass die meisten Instrumente auf dem Gebrauchtmarkt wohl im eher sehr schlechten Zustand sind... Wenn es der Platz irgendwann mal zulässt würde ich mir echt gerne ein spielbares Harmonium besorgen. Die indische Variante ist auch ganz interessant, aber die wäre mir vom Tonumfang etwas zu klein.
 
Ich finde diese Instrumente sehr interessant. Schade dass die meisten Instrumente auf dem Gebrauchtmarkt wohl im eher sehr schlechten Zustand sind... Wenn es der Platz irgendwann mal zulässt würde ich mir echt gerne ein spielbares Harmonium besorgen. Die indische Variante ist auch ganz interessant, aber die wäre mir vom Tonumfang etwas zu klein.
Die indischen H. können sehr interessant klingen, weil dabei auch noch die expressive Ausdrucksmöglichkeit via Druckwind reizvoll sein kann.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das ganz normale Saugwindharmonium hat durchaus seinen Platz, weil es mit seinem indirekten weichen Klang in Betsälen kleiner Diaspora-Gemeinden eine Orgel ersetzen kann. Dass es dort in Verruf geraten ist, liegt mehr am Organisten als am Instrument. Die Tretpedale müssen in die Spielfunktion einbezogen werden, weil damit auch der Ausdruck des Spiels beeinflusst werden kann.
 
Das ganz normale Saugwindharmonium hat durchaus seinen Platz, weil es mit seinem indirekten weichen Klang in Betsälen kleiner Diaspora-Gemeinden eine Orgel ersetzen kann. Dass es dort in Verruf geraten ist, liegt mehr am Organisten als am Instrument. Die Tretpedale müssen in die Spielfunktion einbezogen werden, weil damit auch der Ausdruck des Spiels beeinflusst werden kann.
Sorry, kleine Korrektur: Am Instrument liegt es aber dann, wenn Schöpfbälge oder Magazinbalg undicht sind. Dann muss der Organist strampeln. Manchmal ist die komplette Windanlage undicht durch Trockenheit oder Mäuse.:017:
 

Das ganz normale Saugwindharmonium hat durchaus seinen Platz, weil es mit seinem indirekten weichen Klang in Betsälen kleiner Diaspora-Gemeinden eine Orgel ersetzen kann. Dass es dort in Verruf geraten ist, liegt mehr am Organisten als am Instrument. Die Tretpedale müssen in die Spielfunktion einbezogen werden, weil damit auch der Ausdruck des Spiels beeinflusst werden kann.
Das macht aber nur beim Druckwind etwas aus.
 
Das macht aber nur beim Druckwind etwas aus.
Nein! Wenn ich die Saugtechnik mal erklären dürfte: Mit den beiden Schöpfbälgen an den Pedalen pumt man beim Treten den Magazinbalg gegen den Druck einer großen Feder leer, wobei schon Saugluft auf den Windladen unter den Stimmen wirkt. Der Federdruck des Magazinbalgs wirkt als Reserve wenn weniger oder gar nicht mehr getreten wird, sodass beispielsweise gehaltene Töne so lange klingen bis die Feder den Balg ganz ausgedehnt hat. Wenn der also undicht ist, dann bekommt man ihn nur durch heftiges Trampeln etwas leerer. Sollten die Schöpfbälge undicht sein, dann funktioniert selbst bei dichtem Magazibalg nichts.
 
Nein! Wenn ich die Saugtechnik mal erklären dürfte: Mit den beiden Schöpfbälgen an den Pedalen pumt man beim Treten den Magazinbalg gegen den Druck einer großen Feder leer, wobei schon Saugluft auf den Windladen unter den Stimmen wirkt. Der Federdruck des Magazinbalgs wirkt als Reserve wenn weniger oder gar nicht mehr getreten wird, sodass beispielsweise gehaltene Töne so lange klingen bis die Feder den Balg ganz ausgedehnt hat. Wenn der also undicht ist, dann bekommt man ihn nur durch heftiges Trampeln etwas leerer. Sollten die Schöpfbälge undicht sein, dann funktioniert selbst bei dichtem Magazibalg nichts.
Bitte richtig lesen: Es geht nicht um undichte Bälge in deinem Beitrag, den ich zitiert habe, sondern um das, was beim Druckwind die Expression ist. Das leistet das Saugwind eben nicht. Da geht bestenfalls etwas mit den Forteklappen per Kniehebel. Ich bin sehr sicher, weil ich ein kleines Saugwind besitze, das man auch auf der Aufnahme oben hören kann.
 
Oh, dann entschuldige, ja ich dachte an mein Post davor.
Expression geht natürlich beim Saugwind nicht, aber man kann mit der Luft trotzdem die Wirkung beeinflussen, vorausgesetzt die Anlage ist dicht. Natürlich nicht mit den Möglichkeiten des Druckwind zu vergleichen. Das Saugwind kommt auch oft nur wegen technischer Unzulänglichkeiten schlecht weg und die unschuldigen Organisten strampeln sich ab. Ich weiß, dass sie sehr schön klingen können, denn ich hatte schon vier und habe noch eines. Das letzte von drei Druckwind, ein Trayser, habe ich zusammen mit einem Debain an einen Orgelbauer veräußert. Seit ich bei Clavio bin, spiele ich wieder mehr Klavier.

@Axel
Deine Musikbeispiele sind sehr reizvoll und schön.
 

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