Handwerkliche Produktion eines Klavieres

N

Neronick

Guest
Hallo,
ich interessiere mich für die aktuellen Produktionsbedingungen und die Handwerksgeschichte. In einem Fernsehbericht habe ich eine Dokumentation gesehen wie einst ein Herr Steinweg ein EINZIGES Klavier für seine Ehefrau baute (die aus gutem Hause kam).
Mein Frage(n):
  • Gibt es das noch? Das ein Klavierbauer ein einziges Klavier vollständig erzeugen kann?
  • Wer war der letzte Deutsche, der das gemacht hat?
  • Gibt es in Asien aktuell Manufakturen, die Mini-Serien herstellen? Aus welcher Handwerkstradition kommen die?
  • Wie funktioniert überhaupt die Ausbildung in Asien?
  • Wo kommt aktuell das Holz für solche Kleinserien her?
  • Ist denn Nussholz überhaupt noch bezahlbar? Wo wächst es?
  • Was auch nirgend je gesehen habe: Wie sieht die Sterbetafel für Klaviere aus?
  • Wie ist die aktuelle Altersverteilung in deutschen Haushalten? Also, wieviele Prozent des Produktionsjahres 1900 "leben" noch, und "gehen ab" im Jahr 2011. Alle Produktionsjahrgänge seit 1850.
  • Wie waren die Kriegsverluste in den Großstädten (da lebte doch das Bürgertum!)?
  • Wieviele Prozent aller jemals gebauten Exemplare sind aktuell noch in Betrieb (Stichprobe?)
Ich habe nirgends jemals eine historische Verbindung zwischen Waffentechnik und Instrumentenbau erwähnt gefunden (Erfindung des Saitendrahts kommt vom Bogen?).

Kulturell interessiert mich zudem die Frage, wieso die weite Verbreitung der bürgerlichen Beschäftigung mit dem "Schöngeistigen" zur Jahrhundertwende 19./20. Jahrhundert die Bestiatlität des 20. Jahrhunderts intellektuell nicht beeinflusst hat? Freue mich über Literaturtipps. (Günther Batel, Handbuch der Tasteninstrumente habe ich gelesen, die Fragen oben sind offen geblieben). Anmerkung: Meine Fragen sind offen, obwohl ich sehr viel gesurft habe. Ich suche Hilfe für den Weg in die Bibliothek!
 
Hallo,
ich interessiere mich für die aktuellen Produktionsbedingungen und die Handwerksgeschichte. In einem Fernsehbericht habe ich eine Dokumentation gesehen wie einst ein Herr Steinweg ein EINZIGES Klavier für seine Ehefrau baute (die aus gutem Hause kam).
Mein Frage(n):
  • Gibt es das noch? Das ein Klavierbauer ein einziges Klavier vollständig erzeugen kann?
  • Wer war der letzte Deutsche, der das gemacht hat?
  • Gibt es in Asien aktuell Manufakturen, die Mini-Serien herstellen? Aus welcher Handwerkstradition kommen die?
  • Wie funktioniert überhaupt die Ausbildung in Asien?
  • Wo kommt aktuell das Holz für solche Kleinserien her?
  • Ist denn Nussholz überhaupt noch bezahlbar? Wo wächst es?
  • Was auch nirgend je gesehen habe: Wie sieht die Sterbetafel für Klaviere aus?
  • Wie ist die aktuelle Altersverteilung in deutschen Haushalten? Also, wieviele Prozent des Produktionsjahres 1900 "leben" noch, und "gehen ab" im Jahr 2011. Alle Produktionsjahrgänge seit 1850.
  • Wie waren die Kriegsverluste in den Großstädten (da lebte doch das Bürgertum!)?
  • Wieviele Prozent aller jemals gebauten Exemplare sind aktuell noch in Betrieb (Stichprobe?)
Ich habe nirgends jemals eine historische Verbindung zwischen Waffentechnik und Instrumentenbau erwähnt gefunden (Erfindung des Saitendrahts kommt vom Bogen?).

Kulturell interessiert mich zudem die Frage, wieso die weite Verbreitung der bürgerlichen Beschäftigung mit dem "Schöngeistigen" zur Jahrhundertwende 19./20. Jahrhundert die Bestiatlität des 20. Jahrhunderts intellektuell nicht beeinflusst hat? Freue mich über Literaturtipps. (Günther Batel, Handbuch der Tasteninstrumente habe ich gelesen, die Fragen oben sind offen geblieben). Anmerkung: Meine Fragen sind offen, obwohl ich sehr viel gesurft habe. Ich suche Hilfe für den Weg in die Bibliothek!

Das sind tolle Fragen, die du stellst, Neronick. Vielleicht können wir hier auf clavio diese Fragen, sofern noch nicht anderweitig geschehen, nach und nach beantworten.

Ein bescheidenes Mosaiksteinchen in Sachen Waffentechnik erwähne ich schon mal: Zu den Kriegszeiten wurden reihenweise die Messing-Klavierleuchter von den Klavieren abmontiert, damit das Messing in der Waffenproduktion verwendet werden konnte...

Zum Glück gibt es dennoch genug übriggebliebene und auch wieder neue Klavierleuchter. Sonst hätte ich mir wohl ein anderes Label wählen müssen:p

Gruß
Martin
PianoCandle

... und aus Krach wird Klang
 
Zu den Kriegszeiten wurden reihenweise die Messing-Klavierleuchter von den Klavieren abmontiert...

Martin, ich habe ja noch ganz viele Fragen: Seit welchem Jahr werden Klaviere in Deutschland ab Fabrik ohne Kerzenhalter ausgeliefert? Wer war Vorreiter? Ist damals ein Hersteller auf die Idee gekommen, die Kerzenhalter dennoch gegen Aufpreis anzubieten? Oder wurden anfangs nur die teuersten Modelle vom Kerzenhalter befreit?

Apropos Waffentechnik: Seit wann gibt es Grauguss? Was war der ursprüngliche Haupteinsatz? Pfannen?

Waren die ersten Stimmnägel geschmiedet? Nägel aus gezogenen Draht wurden "spät" erfunden. Die Römer schmiedeten Nägel. Aber wie konnten die Nägel so rund geschmiedet werden, dass sie sich in Holz drehen? Wie bekommt man die Löcher in geschmiedete Nägel?
 
Martin, ich habe ja noch ganz viele Fragen: Seit welchem Jahr werden Klaviere in Deutschland ab Fabrik ohne Kerzenhalter ausgeliefert? Wer war Vorreiter? Ist damals ein Hersteller auf die Idee gekommen, die Kerzenhalter dennoch gegen Aufpreis anzubieten? Oder wurden anfangs nur die teuersten Modelle vom Kerzenhalter befreit?

Apropos Waffentechnik: Seit wann gibt es Grauguss? Was war der ursprüngliche Haupteinsatz? Pfannen?

Waren die ersten Stimmnägel geschmiedet? Nägel aus gezogenen Draht wurden "spät" erfunden. Die Römer schmiedeten Nägel. Aber wie konnten die Nägel so rund geschmiedet werden, dass sie sich in Holz drehen? Wie bekommt man die Löcher in geschmiedete Nägel?

Man, du willst es ja echt wissen. Willst Du Dir Dein Klavier selbst schnitzen? :D
 
Martin, ich habe ja noch ganz viele Fragen: Seit welchem Jahr werden Klaviere in Deutschland ab Fabrik ohne Kerzenhalter ausgeliefert? Wer war Vorreiter? Ist damals ein Hersteller auf die Idee gekommen, die Kerzenhalter dennoch gegen Aufpreis anzubieten? Oder wurden anfangs nur die teuersten Modelle vom Kerzenhalter befreit?

Apropos Waffentechnik: Seit wann gibt es Grauguss? Was war der ursprüngliche Haupteinsatz? Pfannen?

Waren die ersten Stimmnägel geschmiedet? Nägel aus gezogenen Draht wurden "spät" erfunden. Die Römer schmiedeten Nägel. Aber wie konnten die Nägel so rund geschmiedet werden, dass sie sich in Holz drehen? Wie bekommt man die Löcher in geschmiedete Nägel?

ich empehle : staatliches institut f. musikforschung - zeitschrift f. instrumentenbau .
1880 bis 1943 herausgegeben von paul de witt .

Da können Sie jahrelang lesen und finden die meisten antworten und noch viel mehr . fundiert .
 
ich empehle : staatliches institut f. musikforschung - zeitschrift f. instrumentenbau .
1880 bis 1943 herausgegeben von paul de witt .

Da können Sie jahrelang lesen und finden die meisten antworten und noch viel mehr . fundiert .
Nun, so kompliziert scheinen mir die Fragen nicht zu seinSie betreffen ja auch aktuelle Daten, die damals nicht vorliegen konnten. Haben die Chinesen derzeit ein derartiges Institut?
Wäre es eine Möglichkeit, Arbeitsplätze im Instrumentenbau neu generieren, wenn es wieder ein Deutsches Institut für Musikforschung gibt? Denn 1880 begann ja die Hochzeit im Klavierbau?

Mir ist aufgefallen, im "Fachbuch für Klavierbau", dass man sich auch in dieser Branche intellektuell geweigert hatte, präziser als 1/10mm zu denken und zu rechnen (ca. 1970). Gleiches Vergehen hat auch zum Niedergang der deutschen Fahrradteileproduktion geführt. Der Time-Lag zwischen Denkverweigerung in der Messtechnik und Deindustrialisierung beträgt ca. 35 Jahre?

Wann hat die Klavierindustrie aufgegeben, statistische Grundlagenarbeit zu leisten?
 
hui! viele fragen stellst du da! klasse! schon wieder ein ur neugiriger! :D

eigentlich sollte jeder klavierBAUER ein klavier selber konstruieren (plan + arbeit) können. das problem ist nur, daß solch ein klavier sehr viel kostet, und eigentlich nicht großartiges ist... d.h. um so ein instrument rentabil zu machen, müsste man kunden haben die handwerkfreaks sind. es gibt aber schon noch verrückte klavierbauer, die so was machen. ;)

keine ahnung wer del letzte deutscher war... es möge sein, dass jetzt gerade ein klavier ganz mit der hand angefertigt wird...

in asien gibt es keine klaviertradition... genau so wie bei und keine fengschuitradition gibt... in asien werden klaviere nach den prinzipien modernes klavierbaus gebaut... die sind halt plagiatoren... und schlechte noch dazu...

das holz kommt normaler weiße von einem holzhändler... oder wenn man echt was tolles bauen will... dann schaut mal mal herum wo ein 90jähriger tischler gestorben ist, und man fragt nach ob da es ein holz zu kaufen wäre. wenn man glück hat, kann man wunderschöne und super getrocknete hölzer kaufen...

es gibt verschiede nußhölzer; österreichisch (hell- bis dunkelbraun, mit einem muster in starken nyancen von fast schwarz uber grünlich ins grau), italienisch (orange-braun, mit einer sehr monotonen und einfachen struktur; fast keine ader), amerikanisch (ähnlich wie österreichisch unr eher violette als braun). wenn man geld hat, sind sie gut bezahlbar... :D

kollegen, bitte, weitermachen.

lg
emmanuel
 
das problem ist nur, daß solch ein klavier sehr viel kostet, und eigentlich nicht großartiges ist...
Danke! Bitte hilf mir weiter!
Meine Gitarre hatte ein Lautenbaumeister gemacht und die ist großartig, es gibt/gab nichts bessers. Das lief so: Ich musste warten, bis er 6 oder 12 verkauft hatte, dann begann die Produktion. Einzelfertigung konnte er ökonomisch nicht darstellen. Ich musste also 6 oder 9 Monaten warten. Mein Vorteil war: Ein Holzkünstler schafft Klang aus Holz. Das Instrument war preiswerter als das amerikanische Original (genauso gut).

Der Mann war im besten Sinne PLAGIATOR, sogar in der Modellbezeichnung. Warum schaffen bei UNS keine Plagiatoren Arbeitsplätze und Wertschöpfung?

Was hat die Klavierindustrie an Wissen verloren? Gibt es keinerlei Forschung mehr? Vor kurzem war ein Flügel mit Aluminiumrahmen im Fernsehen für den Flug der Hindenburg. Beschäftigt sich jemand mit biologischen Strukturen zur Gewichtsreduktion? Oder gibt es auch da eine Denkverweigerung ("Klaviere sind schwer. Basta!")
 
schau... im 19. jh. gab es 1000000 klavirbauer. allein in wien um die 400. da wollte jeder das beste klavier bauen. es gab nur wenige "klavierbaugesätze" und jeder hat sehr viel experimentiert. deswegen klingen diese instrumente sehr unterschiedlich. heute ist es so: es gibt genaue regeln und gesätze vie ein klavier gebaut wird. wenn der stück a so ist, dann ist die länge xy so viel... und so weiter... deswegen klingen die modernen kisten alle gleich... außr die, wo man sich mühe gibt um etwas besseres rauszufinden... das problem ist, dass das beste nie erfunden werden kann... das optimalste wurde schon lang her erreicht...

zu den asiaten und europa.... wenn du für ein teller reis am tag arbeiten würdest, und noch 199 leute das selbe machen würden, dann könnten wir auch so eine klavierfabrik aufmachen.... :D

lg
emmanuel
 
zu den asiaten und europa.... wenn du für ein teller reis am tag arbeiten würdest, und noch 199 leute das selbe machen würden, dann könnten wir auch so eine klavierfabrik aufmachen.... :D
Leute mit einem Teller Reis sind schwerlich zu Plagiaten fähig. Wirtschaft funktioniert anders. Es kommt auf Organisationskraft an. Irgendwie scheinen wir aufgegeben zu haben?

Instrumente können in meinen Ohren nicht gleich klingen! Musik ist nach meinem Verständnis Holzkunst, es gewinnt der Musikbauer mit den besseren Ressourcen. Steinweg war Hlozhändler gewesen. Ich weiß nur nicht, ob es überhaupt noch dieses Holz gibt, das man um die Jahrhundertwende 19/20. verbaut hat. Mir sagte kürzlich eine alte Tante, und sie weiß es: "Es gibt keine Instrumente mehr, die so gut klingen, wie die damals...".
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Mit Klavierbau kenn ich mich ja gar nicht aus, aber ich weiß, dass es Nussholz auch aus Kirgisistan gibt. Die haben dort ganze Nusswälder im Tianshan-Gebirge und es dürfte etwas günstiger sein, als die österreichische oder italienische Variante...
 

Naja, das ist ja mal ein weitgespanntes Thema. Daß es keinen kleinen Klavierbau in Handwerksmanier mehr bei uns gebe, stimmt nur, wenn man unter "Klavier" nur das moderne Pianoforte mit Gußrahmen versteht. Es gibt aber allein in Deutschland eine ganze Menge Instrumentenbauer, die vom Clavichord bis zum Hammerflügel Tasteninstrumente in Kleinstbetrieben herstellen. Dabei sind die Preise angesichts der praktisch 100% Handarbeit, verglichen mit Industrieklavieren, nicht wirklich utopisch. Für ein gutes zweimanualiges Cembalo muß man halt mit wenigstens 20.000,00 EUR rechnen, ein Klavichord ist "schon" für 5000,00 zu haben. Für ein Klavier mit Gußpanzer brauchst Du aber ganz andere Stückzahlen, weil Du nicht mal eben um die Ecke zur Gießerei gehen kannst, damit die Dir ne passende Platte bäckt. Jedenfalls wären die Kosten dann so enorm, daß kein Mensch so ein Instrument kaufen würde, wo es doch günstigere Angebote gibt. Übrigens glaube ich nicht, daß die deutsche Industrie (ob im Fahrrad- oder Klavierbau) aufgrund irgendwelcher Maßtoleranzen einer Wandlung unterworfen war: Man kann doch überall beobachten, daß arbeitsintensive Prozesse bei gestiegenem Lohnniveau und damit höherem Lebensstandard in Länder verlagert werden, die geringere Lohnkosten haben. In den 80ern kam billiger Plastikdreck aus Taiwan und Hongkong, heute halt aus dem "richtigen" China.
Warum die Europäer 1914 und 1933ff. eine solche Begeisterung fürs Niedermetzeln hatten, obwohl viele Klavierspieler unter ihnen waren? Keine Ahnung. Ich käme nie auf die Idee, für die Ehre meiner Nation freiwillig an einem Krieg teilzunehmen, aber so war das halt damals. Überhaupt waren die Zeiten früher eher mies, das 19. Jh. war auch nicht ruhig. Ob wir aber heute in Europa ruhiger sind, weil wir weniger Klavier spielen? Vermutlich eher aus Erfahrung gelernt...
Gruß,
Cem.
 
Für ein Klavier mit Gußpanzer brauchst Du aber ganz andere Stückzahlen, weil Du nicht mal eben um die Ecke zur Gießerei gehen kannst, damit die Dir ne passende Platte bäckt.
Schon mal auf die Idee gekommen, CFK zur Verstärkung einzukleben? Könnte sogar akustisch Sinn machen.

Mein Bruder hatte seinerzeit die erste Fahrradfelge aus CFK gebaut und ich selbst war einer der ersten Testfahrer (kriminelles Bremsverhalten...); heute fährt es jeder Profi; weil gute Ideen hat ein Mensch nie allein

Übrigens glaube ich nicht, daß die deutsche Industrie (ob im Fahrrad- oder Klavierbau) aufgrund irgendwelcher Maßtoleranzen einer Wandlung unterworfen war:
Vergleich mal einen 3-Gang-Sachs-Drahtesel mit einer Shimano 8-Gang und einen Schleifdynamo mit einer Induktionsnabe.

Man kann doch überall beobachten, daß arbeitsintensive Prozesse bei gestiegenem Lohnniveau und damit höherem Lebensstandard in Länder verlagert werden, die geringere Lohnkosten haben.
Deutschland ist seit geraumer Zeit ein extremes Billiglohnland, aber diese Diskussion würde von meinen Fragen ablenken, die ja ALLE noch völlig unbeantwortet sind (Sterbetafel für klaviere usw.).

Ich halte den Verlust für ästhestisches Empfinden als eine der Hauptursachen für wirtschaftlichen Niedergang. Wer auf Verzierungen, Schnitzereien, Intarsien verzichtet...der verzichtet auf Wohlstand. Glatte Fronten wären mir ein Greuel. Ich war mal bei einem Klavierhändler, da hatte ich das Gefühl, eine Ausstellung mit gebrauchten Särgen zu betreten. Allein der lieblose Geruch!
 
Ich weiß nur nicht, ob es überhaupt noch dieses Holz gibt, das man um die Jahrhundertwende 19/20. verbaut hat. Mir sagte kürzlich eine alte Tante, und sie weiß es: "Es gibt keine Instrumente mehr, die so gut klingen, wie die damals...".
Wenn heute ein Baum gefällt wird, kann man in der Regel all die Schadstoffe, die er im Laufe seines Lebens absorbiert hat, schon rein optisch erkennen. Die letzten 50 Jahre, was einen beträchtlichen Teil des Umfangs eines Baumes ausmacht, grenzen sich deutlich zu der Zeit davor ab. Viele seiner Kollegen starben am sauren Regen. Er hat zwar überlebt, aber gleich wie bei einem Tier oder Mensch mit falscher Fütterung bzw. Ernährung hinterlässt dies Spuren, was alle möglichen, weitgehend negativen Auswirkungen hat.

LG
Michael
 
Früher wurden gute und schlechte Klaviere gebaut und heute ist es genauso,
das hat wohl wirklich nichts mit dem heutigen Baumbestand zu tun.
Ich habe aus der hochwertigen Klavierindustrie jedenfalls noch keine Beschwerden über die derzeitige Tonholzqualität gehört.
 
Früher wurden gute und schlechte Klaviere gebaut und heute ist es genauso,
Natürlich - das stimmt!

Ich habe aus der hochwertigen Klavierindustrie jedenfalls noch keine Beschwerden über die derzeitige Tonholzqualität gehört.
Ich auch nicht, weil es leider ein schleichender Abfall der Qualität ist - und außerdem gibt es keine Alternativen wie beim Obst oder Gemüse welches in Wochen und Monaten heran reift.

Wir nehmen doch immer nur die raschen Veränderungen wahr.

LG
Michael
 
Nun, so kompliziert scheinen mir die Fragen nicht zu seinSie betreffen ja auch aktuelle Daten, die damals nicht vorliegen konnten. Haben die Chinesen derzeit ein derartiges Institut?
Wäre es eine Möglichkeit, Arbeitsplätze im Instrumentenbau neu generieren, wenn es wieder ein Deutsches Institut für Musikforschung gibt? Denn 1880 begann ja die Hochzeit im Klavierbau?

Mir ist aufgefallen, im "Fachbuch für Klavierbau", dass man sich auch in dieser Branche intellektuell geweigert hatte, präziser als 1/10mm zu denken und zu rechnen (ca. 1970). Gleiches Vergehen hat auch zum Niedergang der deutschen Fahrradteileproduktion geführt. Der Time-Lag zwischen Denkverweigerung in der Messtechnik und Deindustrialisierung beträgt ca. 35 Jahre?

Wann hat die Klavierindustrie aufgegeben, statistische Grundlagenarbeit zu leisten?

Die Fragen aus dem ersten Beitrag finde ich teilweise auch interessant.

Die Idee mit der Sterbetafel kommt mir allerdings ein wenig übertrieben vor. Vor allem wenn man den Gedanken weiterdenkt in Richtung Grabstätte oder Beisetzungsritual. Eher wahrscheinlich wäre da noch eine »Organspende« in Form von Teilen für Restaurierungsarbeiten.

Wie Klavierrestaurator schon schrieb, gibt es auch heute noch Klaviermacher die Instrumente bauen (zumindest in Ö.). Allerdings denke ich, dass Teile (z.B. Gußrahmen, Stimmnägel…) zugekauft werden.

Hochzeiten im Klavierbau gibt es auch heutzutage noch (W&L, Feurich, Ibach), zumindest hört man von Geschehnissen in dieser Richtung. Die Auslagerung der Produktion in asiatische Länder hat meiner Meinung nach wenig mit einer Denkverweigerung in der Meßtechnik zu tun, eher stehen wirtschaftliche Überlegungen dahinter.

Grüße
Thomas
 
@klaviermacher
Das ist Deine ganz persönliche Meinung die ich z.B. gar nicht bestätigen kann.
Bei Bösendorfer z.B. ist man aktuell auf einem Qualitätsniveau welches die noch nie hatten, die neuesten Schimmel-Klaviere sind den früher gebauten Instrumenten in allen Belangen überlegen.
Natürlich gibts auch Negativbeispiele, aber da liegts bestimmt nicht an der Holzqualität.
 
@klaviermacher
Das ist Deine ganz persönliche Meinung die ich z.B. gar nicht bestätigen kann.
Bei Bösendorfer z.B. ist man aktuell auf einem Qualitätsniveau welches die noch nie hatten, die neuesten Schimmel-Klaviere sind den früher gebauten Instrumenten in allen Belangen überlegen.
Natürlich gibts auch Negativbeispiele, aber da liegts bestimmt nicht an der Holzqualität.
Hallo Klavierbauermeister,

Natürlich ändern Fabrikate ihre Produkte mit der Zeit und dann wir es mal schlechter, mal besser - manchmal sind es Einsparungen, dann wiederum andere qualitätsbewusstere Zulieferer, Forschungen, je nach dem.
Zu Deinem Beispiel kann ich daher sagen: Ein guter Koch macht aus fast jeder Tomate ein gutes Gericht - besonders wenn es in der Nähe ein ähnlich gutes Lokal gibt - also Konkurrenz.:p

Das hat aber mit dem was ich zu Umwelteinflüssen in Bäumen gesagt habe, die mehr als 150 oder 200 Jahre lang wachsen gar nichts zu tun. Ich sagte es gibt Änderungen im Holz bei Bäumen, welche in den letzten 50 Jahren weltweit mehr Schadstoffe (Stichwort Saurer Regen) absorbieren haben müssen, und man kann es nicht nur messen sondern auch optisch wahrnehmen. Es ist nicht die Frage ob, sondern wie viel die Änderungen auf das Klangholz Einfluss haben. Und das entzieht sich weitgehend einer objektiven Beurteilung, weil der Prozess sehr langsam abgeht.

LG
Michael
 
Die Fragen aus dem ersten Beitrag finde ich teilweise auch interessant.

Die Idee mit der Sterbetafel kommt mir allerdings ein wenig übertrieben vor.
Ich habe da ein Mißverständnis erzeugt. Mit "Sterbetafel" meine ich die statistische Methodik, Bestandsveränderungen zu beschreiben. Beispiel: Es könnte sein, dass aus dem Produktionsjahr 1905 heute noch 20% in Betrieb sind, aus dem Produktionsjahr 1955 (:-) ) nur noch 19%. Die Daten hätte ich gerne!
Hochzeiten im Klavierbau gibt es auch heutzutage noch (W&L, Feurich, Ibach), zumindest hört man von Geschehnissen in dieser Richtung.
Wieder ein Mißverständnis. Ich meinte "hohe Zeiten", keine Eheschließungen.
Die Auslagerung der Produktion in asiatische Länder hat meiner Meinung nach wenig mit einer Denkverweigerung in der Meßtechnik zu tun, eher stehen wirtschaftliche Überlegungen dahinter.
Es gibt m.E. vielfältige Verweigerungen, die Realität der Veränderungen adäquat zu beschreiben. Auch sinnhafte wirtschaftliche Überlegungen bergen ein gehöriges Risiko, das bereits im Buch der Weisheit gut beschrieben worden ist. ("Suche nicht die Nähe der Mächtigen"). Der große Fisch bekommt immer mehr Hunger. Und für ALLE, die mit CHINA Geschäfte machen, empfehle ich Harro Senger, "Die Kunst der List". Wer dieses Buch nicht gelesen hat, ist ein Happen.
 

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