Handwerkliche Produktion eines Klavieres

Hallo Nero,

nur ein Mosaiksteinchen, in Frankreich wachsen Nussbäume in gewissen Gegenden wie Unkraut, und auch als Möbelholz war es dort sehr beliebt (ist es vielleicht auch noch im Tischlerbereich). Jedenfalls war es mir in Frankreich ohne Weiteres möglich, Nussbaumholz für eine Restaurierung zu bekommen, während man in D danach lange suchen muss...

...und einige Klaviere finden den verdienten Tod auf dem Osterfeuer, glaub's mir! :D

Es grüßt
Die Drahtkommode
 
@klaviermacher
Das ist Deine ganz persönliche Meinung die ich z.B. gar nicht bestätigen kann.
Bei Bösendorfer z.B. ist man aktuell auf einem Qualitätsniveau welches die noch nie hatten, die neuesten Schimmel-Klaviere sind den früher gebauten Instrumenten in allen Belangen überlegen.
Natürlich gibts auch Negativbeispiele, aber da liegts bestimmt nicht an der Holzqualität.

anfrage : 1) woher wissen Sie so dezidiert , dass B. aktuell ein Qualitätsniveau noch nie gekannten Ausmasses erreicht ?
2) In welchem Bereich ist dieses Niveau so hoch ? Gruss ! Klaviermacher Wien .
 
in Frankreich wachsen Nussbäume in gewissen Gegenden wie Unkraut, und auch als Möbelholz war es dort sehr beliebt (ist es vielleicht auch noch im Tischlerbereich). Jedenfalls war es mir in Frankreich ohne Weiteres möglich, Nussbaumholz für eine Restaurierung zu bekommen, während man in D danach lange suchen muss...
Danke! Die Frage mit dem Nussholz ist qualitativ gut beantwortet. Die Gegend, wo das Unkraut wächst, ist auch sehr schön und sonnig! Mein Wissenshunger: (Wieviel Nussholz ich brauche, könnte ich ausmessen). Was kostet denn massives, abgelagertes Nussholz pro qm in der nötigen Stärke und Qualität für den Korpus? (in geringer Stückzahl). Und wie bekommt man in diese Bretter die Rundungen für die Tastenabdeckung rein?
 
Danke! Die Frage mit dem Nussholz ist qualitativ gut beantwortet. Die Gegend, wo das Unkraut wächst, ist auch sehr schön und sonnig! Mein Wissenshunger: (Wieviel Nussholz ich brauche, könnte ich ausmessen). Was kostet denn massives, abgelagertes Nussholz pro qm in der nötigen Stärke und Qualität für den Korpus? (in geringer Stückzahl). Und wie bekommt man in diese Bretter die Rundungen für die Tastenabdeckung rein?

Sie haben div. sehr interessante fragen gestellt , die hier sicher nicht ausführlich beantwortet werden können . ( zuviel schreibarbeit ).
Aus Massivnuss wurden m.W. Klaviere niemals gemacht , es handelt sich um Nussfurniere . Schon alleine des Gewichtes wegen . Klavierdeckel sind meist aus Weichholz , Karnies ( Tastendeckel ) zumeist aus Erle ( halbhart ) .
Heute aus Schichtholz . Die Rundung wird entweder aus einem sehr starken Stück herausgefräst oder auch teilweise zusammengestzt und dann gefräst .
 
@klaviermacherwien
Weil ich die Instrumente hier stehen habe kann ich das sowohl sehen als auch hören...
 
Da war ich ja noch gar nicht geboren :p
Ich kenne den ein oder anderen älteren Bösendorfer Flügel aus diesen Zeiten und traue mich sagen daß die Ausarbeitung in vielen Details, Verbesserungen in der Konstruktion sowie die Materialauswahl bei den aktuellsten Modellen auf allerhöchstem Niveau ist.
 
Ich hab' gestern mal wieder einen Klavierbauer (Zwecks Suche nach einem Instrument für mich) besucht, und wir kamen auch auf dieses Thema zu sprechen. Er erzählte von einem Kollegen, der zusammen mit einem Klavierkonstrukteur eine Kleinserie von 20 Flügeln im Format eines Steinway B gebaut hat. Zum Thema Platte aht er sich wohl auch aus ähnlichen Ambitionen heraus informiert, man kann sie wohl nach eigenem Design fertigen lassen. Kosten: Einmalig 60k€ für die Form + 300€ - 600€ pro Stück (je nach Größe, geht wohl nach Gewicht).
Er selbst hat wohl aus einem ehemaligen DDR Betrieb ein paar duzend Platten für Klaviere übernommen und damit in den 90ern einige Klaviere gebaut. Das waren wohl Sonderanfertigungen nach Kundenwunsch, z.T. in außergewöhnlichen Farben und Design. Er erzählte von einem Förster, der den Baum für das Gehäuse selbst mitgebracht hat.
Handwerkliche Produktion von Einzelstücken oder Kleinserien geht also, und wird (bzw. wurde in jüngerer Vergangenheit) gemacht. Allerdings würde so ein Klavier etwa soviel oder etwas mehr als etwa ein vergleichbares Schimmel kosten, sei aber (O-Ton) "nicht besser". Es ist also nur interessant für Kunden, die etwas extravagantes, ein Unikat nach eingenen Vorstellungen haben wollen, und dafür sieht er momentan den Markt nicht mehr so wie vor ein paar Jahren.
 
Zum Thema Platte aht er sich wohl auch aus ähnlichen Ambitionen heraus informiert, man kann sie wohl nach eigenem Design fertigen lassen. Kosten: Einmalig 60k€ für die Form + 300€ - 600€ pro Stück (je nach Größe, geht wohl nach Gewicht).
Er selbst hat wohl aus einem ehemaligen DDR Betrieb ein paar duzend Platten für Klaviere übernommen und damit in den 90ern einige Klaviere gebaut.
Ich frage mich gerade, ob es keine Wiederaufarbeitungssysteme geben kann. Eine Platte soll doch klangneutral sein? Dann könnte man viele alte Platten sammeln und neue Gehäuse drumrumbauen; die Mechanik als sealed unit, produziert von Robotern, passend zum Plattendesign. Dann nutzen den Chinesen doch auch ihre niedrigen Löhne nichts mehr?
 
Ich frage mich gerade, ob es keine Wiederaufarbeitungssysteme geben kann.

Es wird da wohl allerhand mit alten Klavieren gemacht. Bei einem Klavierbauer hab' ich ein Instrument gesehen, wo -so seine Formulierung- in ein altes Gehäuse ein neues Klavier (aus Asien) eingebaut wurde. Sprich nur Gehäuse und Tasten waren original, alles andere neu.

Ein anderer Klavierbauer hat sich darauf spezialisiert, Instrumenten aus den 70ern, mit den für diese Zeit typischen Gehüuse (oben schräg), oft mit mitderwetigem Material, z.T. Spanplatte ein neues klassisch/modernes Gehäuse zu verpassen.

Eine Platte soll doch klangneutral sein? Dann könnte man viele alte Platten sammeln und neue Gehäuse drumrumbauen; die Mechanik als sealed unit, produziert von Robotern, passend zum Plattendesign. Dann nutzen den Chinesen doch auch ihre niedrigen Löhne nichts mehr?

Wieso sollte die Platte klangneutral sein? Überträgt sie nicht auch Schwingungen? Und muss sie nicht vom Design her zu Resonanzboden, Raste, Stimmstock und Mensur der Saiten passen? Kann mir kaum vorstellen, dass man ein Schema-F entwickeln kann, womit dann ohne weiteren Designaufwand zu einem Samelsurium aus individuellen Platte jeweils passende neue Klaviere gebaut werden können.

Außerdem dürften die billig aufzutreibenden Platten ja auch eher ehemals billigen Klavieren entstammen. Die hochwertigen werden ja dann doch gerne erhalten.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:

Ich hab' gestern mal wieder einen Klavierbauer (Zwecks Suche nach einem Instrument für mich) besucht, und wir kamen auch auf dieses Thema zu sprechen. Er erzählte von einem Kollegen, der zusammen mit einem Klavierkonstrukteur eine Kleinserie von 20 Flügeln im Format eines Steinway B gebaut hat. Zum Thema Platte aht er sich wohl auch aus ähnlichen Ambitionen heraus informiert, man kann sie wohl nach eigenem Design fertigen lassen. Kosten: Einmalig 60k€ für die Form + 300€ - 600€ pro Stück (je nach Größe, geht wohl nach Gewicht).
Er selbst hat wohl aus einem ehemaligen DDR Betrieb ein paar duzend Platten für Klaviere übernommen und damit in den 90ern einige Klaviere gebaut. Das waren wohl Sonderanfertigungen nach Kundenwunsch, z.T. in außergewöhnlichen Farben und Design. Er erzählte von einem Förster, der den Baum für das Gehäuse selbst mitgebracht hat.
Handwerkliche Produktion von Einzelstücken oder Kleinserien geht also, und wird (bzw. wurde in jüngerer Vergangenheit) gemacht. Allerdings würde so ein Klavier etwa soviel oder etwas mehr als etwa ein vergleichbares Schimmel kosten, sei aber (O-Ton) "nicht besser". Es ist also nur interessant für Kunden, die etwas extravagantes, ein Unikat nach eingenen Vorstellungen haben wollen, und dafür sieht er momentan den Markt nicht mehr so wie vor ein paar Jahren.

frage : was heisst 6ok€
 

diese Information , dass in der Giesserei ein sogg. Muttermodell samt
Vorarbeiten 60.000.-- € kostet ist vollkommener Unsinn .
Es ist dies zwar teuer und hat nur Sinn für eine spätere Sereinproduktion , die Kosten liegen in Europa etwa zwischen 4.000.-- und 10.000.-- E , je nach Aufwand . Die Rahmen selbst kosten dann nach Gussgewicht . Rel. wenig .
Zu einer Klavierkonstruktion gehören aber sämtliche Parameter , Teilung ,
Rasten , Boden etz. etz. , bis zum Gehäuse , dazu .
Der Vorschlag ,um eine alte Platte ein Klavier zu bauen ist vollkommen abwegig
und praktisch undurchführbar .
 
diese Information , dass in der Giesserei ein sogg. Muttermodell samt
Vorarbeiten 60.000.-- € kostet ist vollkommener Unsinn .
Es ist dies zwar teuer und hat nur Sinn für eine spätere Sereinproduktion , die Kosten liegen in Europa etwa zwischen 4.000.-- und 10.000.-- E , je nach Aufwand . Die Rahmen selbst kosten dann nach Gussgewicht . Rel. wenig .
Zu einer Klavierkonstruktion gehören aber sämtliche Parameter , Teilung ,
Rasten , Boden etz. etz. , bis zum Gehäuse , dazu .
Der Vorschlag ,um eine alte Platte ein Klavier zu bauen ist vollkommen abwegig
und praktisch undurchführbar .

60.000 kam mir auch ein etwas viel vor. Vielleicht hab' ich mich auch verhört oder falsch erinnert. Wir haben über so vieles gesprochen (Klavierbauer scheinen redselig zu sein ;-) ).

Wenn dii Form nur etwa 6000,- EUR kostet, ist die Kleinsereienproduktion aber nicht so abwegig. Oder? Die Frage ist dann eher die nach dem Markt. Mit chinesischen Billiginstrumenten wird man preislich wohl kaum konkurrieren können, im mittleren und oberen Preisniveau greift der Kunde dann wohl doch lieber zu renommierten Marken und für Extravaganzen scheint derzeit die Nachfrage zu fehlen.
 
Was ist eine Handwerkliche Produktion eines Klavieres-ich kenne keine
andere?Was ist eine Kleinserie? Ich denke wenn im deutschen Klavier-
bau etwas größere Stückzahlen gebaut werden, dann spricht das auch
für ein gutes Modell.:rolleyes:
 

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