H.-G. Heumann- woher dieser "Hass"?

  • Ersteller des Themas Gast28962
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Die beste Erfahrung habe ich mit Curt Sanke gemacht - ist DDR Literatur aber da geht es ordentlich voran.

Wenn hier die Schüler fleißig dran arbeiten, können sie nach einem halben Jahr bereits mit "Schumanns Album aus der Jugend" beginnen. (den wilden Reiter spiel ich auch heut noch ganz gern :005: )
 
Dagegen wäre gar nichts einzuwenden (Kontakt mit Kunstmusik usw. ist ja eigentlich super), wenn er dadurch nicht den Blick für didaktisch wertvollere Originalkompositionen verstellen würde.

Das ist ein Argument, aber es gäbe auch eines dagegen, wie ich aus eigener Erinnerung weiß. Meine Klavierschule, mit der ich anno 1957 begann, ist in den Augen der heutigen Klavierpädagogen sicher noch viel schlimmer als alles von Heumann: R. Krentzlin, der junge Pianist. Sie mag didaktisch tatsächlich inadäquat gewesen sein, was aus Schülerperspektive aber gleichgültig war, denn ich spürte jede Woche einen Fortschritt. Und vor allem: Jene ärmlich reduzierten Klaviertranskriptionen haben mir eine ganze Welt von Literatur eröffnet, mit der ich vermutlich später nie in Berührung gekommen wäre, weil sie ab Mitte der 60er schon außer Mode kam. Das betrifft in erster Linie die Grand opéra. Vermutlich hätte ich erst irgendwann jenseits der 50 von Robert dem Teufel, den Hugenotten, dem Postillion von L... (naja Dingsda) oder der Stummen von Portici erfahren. So aber wußte ich schon als 8jähriger, dass man mit einer Oper eine Revolution auslösen kann und wie das klingen könnte. Vermutlich wußte ich nicht ganz genau, was eine Revolution ist, aber der Gedanke hat mir gefallen. ;)
 
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@Ambros_Langleb , mir wollte man als 5 Jähriger die Bayerschule nahebringen - das wurd nix ....aber der KL hat sich ja schon gefreut, wenn ich mal das c´ gefunden habe :005:
 
@Ambros_Langleb
"Der junge Pianist" (zumindest Bd. 2) enthält allerdings Arrangements, die ich für wesentlich besser gelungen halte als die von Heumann. Und das, was bei Krentzlin an ständigem Sprungbass in der Begleitung passiert, ist oftmals an das Original angelehnt (z.B. die Rigoletto-Arie u. ä.).
 
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Jene ärmlich reduzierten Klaviertranskriptionen haben mit eine ganze Welt von Literatur eröffnet, mit der ich vermutlich später nie in Berührung gekommen wäre, weil sie ab Mitte der 60er schon außer Mode kam. Das betrifft in erster Linie die Grand opéra. Vermutlich hätte ich erst irgendwann jenseits der 50 von Robert dem Teufel, den Hugenotten, dem Postillion von L... (naja Dingsda) oder der Stummen von Portici erfahren.
@Ambros_Langleb leisten die diversen Heumannhefte das auch?
 
Wenn man sich im Anfangsunterricht auf weit auseinanderliegende Töne bezieht, kann das Auge diese auf dem Notenblatt wesentlich schneller erfassen und voneinander unterscheiden. Auch klanglich ist diese Unterscheidung für das Ohr besser zu verstehen als direkt nebeneinanderliegende Töne.
Wenn du mit Hilfslinie, Zwischenräumen, Vor- und Auflösungszeichen ins Notenlesen einführst, züchtest du übervorsichtige Langsamspieler.
Die ersten Berührungspunkte (auf der Gitarre) sind logischerweise das e' und das b (Deutsches h). Würde ich hier mit c beginnen, wäre das ein Informationsüberfluss, der beim ersten Kontakt mit Noten gar nicht einfach nachvollziehbar wäre.

@hasenbein Lydisch (also mit F beginnen) fetzt. Das ist ja auch die Subdominante. (ich hoffe das ist als Witz erkennbar).
 
Ich sehe, Terzibaschitsch ist nicht so bekannt? Sie hat auch das "Talent", wunderschöne Musik bis zur Unkenntlichkeit zu versimpeln (werde nie den ersten Satz Mondscheinsonate in e-moll vergessen...).

Heumann ist mein rotes Tuch... Da kann ich nichts machen.
Er hat sogar "Gangnam Style" für Klavier "arrangiert".
:lol:
 
...und genau das ist das Problem. Wer noch so in den Anfängen steckt, dass er Heumannlise spielen muss, muss sein Gehör noch schulen und bekommt Schlechtes vorgesetzt. Woher soll der Anfänger wissen, was gut ist, wenn er es nicht kennenlernt? Ein Sechsjähriger wird sich wahrscheinlich nicht bei youtube die echte Elise anhören...
Ich habe während meiner Anfangsjahre ein solches Heft (nicht Heumann) mit erleichterten Bearbeitungen klassischer Werke geschenkt bekommen und war eigentlich nur genervt davon, wie toll die Originale klangen, die ich von Aufnahmen kannte und, obwohl ich sie spielen konnte, die Bearbeitungen nach gar nichts. Da habe ich beschlossen, wenn ich mit den Werken im Original überfordert bin, spiele ich sie lieber gar nicht.
Gut, ich war damals etwa zwölf Jahre alt und nicht sechs.
 
.um dir eine weitere Gelegenheit zu verschaffen, mit einer Frage zu antworten: der Krentzlin hat dich in Richtung Grand opéra verdorben - wer weiß, welchen Grad der Verderbnis du mit Heumann hättest erklimmen können? :-D :drink:

Derer hast du mich nun beraubt, indem du sie gleich selber gestellt hast. Vielleicht hätte ich das pädagogisch Verwerfliche noch intensiver studiert, um das Edle und Schöne der Klavierpädagogik noch hingebungsvoller genießen zu können. Doch
?
 

um dir eine weitere Gelegenheit zu verschaffen, mit einer Frage zu antworten: der Krentzlin hat dich in Richtung Grand opéra verdorben - wer weiß, welchen Grad der Verderbnis du mit Heumann hättest erklimmen können? :-D :drink:
Ich antworte in Vertretung: Dann hätte er einen Rischahr-Kleiderschrank-Fanclub gegründet.

Meine Klavierschule, mit der ich anno 1957 begann, ist in den Augen der heutigen Klavierpädagogen sicher noch viel schlimmer als alles von Heumann: R. Krentzlin, der junge Pianist. Sie mag didaktisch tatsächlich inadäquat gewesen sein, was aus Schülerperspektive aber gleichgültig war, denn ich spürte jede Woche einen Fortschritt.
Die war auch zentraler Bestandteil meines ersten Klavierunterrichts gut zwei Jahrzehnte später. Ich gehe davon aus, dass bereits der zum Jähzorn neigende sächsische Kapellmeister, bei dem ich Unterricht hatte, danach in den Goldenen Zwanzigern des vergangenen Jahrhunderts das Klavierspielen erlernt hatte.

Übrigens hat der Fadenersteller es vorgezogen, sich stillschweigend zu verdrücken, statt meine naheliegende Frage zu beantworten, wie er dazu gekommen ist, selbst Klavierunterricht erteilen zu wollen.

LG von Rheinkultur
 
"Hass" ist mir auch eigentlich fern. Aber ich bin ein übel gebranntes Kind nicht speziell vom Heumann, jedoch von Arrangements der Version "baby-eier-leicht" (BEL) - wo mich bei fortgeschrittenerem Klavierspiel dann wirklich die Wut packte, das "richtige "Stück soviel besser, reicher, erstrebendwerter zu finden - AAAABER - mistverflxxlumpaizivagabundusdolextmi - in einer anderen Tonart.

Dann wird es (mir) furchtbar schwer, umzulernen.... Weil das erste Ding schon lange im ältesten Teil unsere Bio-Compies, dem Bewegungsgedächtnis, ganz hinten direkt über der Wirbelsäule, im Krokodilshirn, eingespeichert ist. Und bei mir (elefantöses Gedächtnis) geht das dort niemals mehr wieder weg.

...und woher ich das weiß? habe einer Kustodin im Beethoven-Museum eine Violine vorführen geholfen. Sie hatte das DIng aus dem Archiv für die Schulklasse hervorgeholt, redete und zeigte... Ich zu ihr, im Spaß: Spielen Sie doch was für die Kids... Sie guckte mich traurig an, "Ich kann das nicht, können Sie denn?" Ich sage, ich probiere das mal, ist unendlich lange her..., stimmte die Violine, legte mit Vivaldis Vier jahreszeiten los - und siehe an, auf Anhieb zwar nicht super schön, aber erkennbar und fehlerfrei.

Nach ca. 40 Jahren Violinine-Nicht-Gespielt-Haben.

Und Applaus der Kids gab es.

Krokodilshirn. Kriege ich niemals weg.

Mittlerweile ist es so, wenn ich nicht glasklar originale Literatur vor mir habe..., so "Yahammada 100 Best Classical Piano Pieces"...., da gucke ich ZUALLERST auch noch woanders nach, z.b. auch IMSLP,. ob das nicht wieder solch ein verdammt verfummeltes Arrangement auf andere Tonart ist. Denn dann steht man sich mit dem Erlernen von dem BEL-Krams später selber im Wege herum.

Weil ich bei nahezu allen Stücken in dem 100-Beste-Klappersaki-Band die Tonarten verfummelt erlebte, wanderte dieser verflixe Band dann auch nach ganz unten ganz hinten ganz links..., auf dass man nur in allerhöchster Not dorten mal was gucke.

Ich habe es bis dahin gebracht, den mir heiß & innig geliebten, "zu leicht" erlernten Maple Leaf Rag von Scott Joplin noch einmal im Original als ein separates, neues, zweites Stück hinzu zu erlernen, einfach weil er im Original um soviel besser und klangreicher ist, und weil ich mich über die BEL-Version (und mich selber) schwarz ärgerte.

Und Heumann packe ich in diesem kleinen Leben niemals mehr noch an.
Howgh.
 
Ich finde diese Heumann-Arrangement-Bücher haben ihre Daseinsberechtigung für Leute, die unbedingt dieses und jenes bekannte Stück spielen möchten, auch wenn vom Können her nur ein einfaches Arrangement drin ist. Ich finde das auch überhaupt nicht problematisch.

Aber diese Arrangements sind auch nur für diesen Zweck gedacht. Viele Lehrer bauen leider ihren Unterricht komplett auf solche Heumann-Style-Arrangements oder Stücke auf (vielleicht weil man damit am leichtesten arbeiten kann?). Wenn man mal was anderes lernen möchte, merkt man schon, dass der Lehrer entweder keine Lust drauf hat, oder es einfach nicht kann. Ich habe auch ein paar dieser Heumann-Bücher (geschenkt bekommen, bis auf eins was ich als Anfänger kaufen musste), und wenn ich mir das so anschaue kann ich mir irgendwie schlecht vorstellen dass man damit orientiert und facettenreich Klavier spielen lernen kann, allein schon weil es wohl schnell öde wird. Da sind leichte Stücke von Bach oder Schumann doch wesentlich lehrreicher und abwechslungsreicher.

Wie gesagt generell habe ich nichts gegen Heumann, und wenn jemand unbedingt eine bekannte Melodie lernen möchte sind sie bestimmt ganz hilfreich, und es gibt bestimmt sogar Stücke die ab und zu sogar wirklich sinnvoll für den Unterricht sind. Ich finde es nur blöd dass es sehr viele Lehrer gibt, die im Unterricht 90-100% nur Heumann oder andere Sachen benutzen.

Wahrscheinlich sind viele Schüler da aber auch so eine Art Problem, weshalb viele Lehrer bevorzeugt Heumann ect. verwenden... Die wollen schon von Beginn an nur irgendwelche "bekannten Sachen" lernen. Das Album für die Jugend oder die kleinen Präludien und Fughetten wären sterbenslangweilig.
 
Heumann ist gar nicht schlecht. Zudem wollen nur die wenigsten professionelle Konzertpianisten werden. Ich habe Heumann auch benutzt und meine Kinder neben der Russischen Klavierschule ebenfalls. So kommt noch etwas mehr Abwechslung rein. Die ganze Klavierlernerei und -spielerei soll ja auch Spass machen.... :001:
 
Wo ist der KKL eigentlich hin? Er schaut immer neugierig rein, mag sich aber nicht mehr äußern.
 
Heumann ist gar nicht schlecht. Zudem wollen nur die wenigsten professionelle Konzertpianisten werden. Ich habe Heumann auch benutzt und meine Kinder neben der Russischen Klavierschule ebenfalls. So kommt noch etwas mehr Abwechslung rein. Die ganze Klavierlernerei und -spielerei soll ja auch Spass machen.... :001:

Lieber Father,

das sollte es! Dazu braucht man aber keinen Heumann! :)

Liebe Grüße

chiarina
 

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