Unter singendem Klang verstehe ich zum einen einen gut ausgeprägten Sustain (im Gegensatz zu "Pling-Pling" bei vielen Kleinklavieren) und einem Obertonaufbau, der nicht zu schrill ist, aber trotzdem die nötige Brillianz hat, die klangliche Transparenz ermöglicht. Am besten ist es, wenn sich der Klang zwischen pianissimo und fortissimo mehrdimensional formen lässt und nicht nur die Lautstärke eindimensional zunimmt. Das ermöglicht dem Pianisten dann wirklich ausdrucksvolles Spiel.
Deine klangtechnische Beschreibung des "Singens" finde ich sehr schön, jensen1. Ergänzen möchte ich zum als Gegensatz genannten "Pling Pling" noch das "Plong-plong" der mittelgroßen Pianos und das "Womp-womp" der müden Riesen.
@dermb:
Deine Analysen machen mich neugierig - ich werde sie im Zuge der nächsten Arbeiten an Instrumenten mit eigenen Ohren austesten. Am Ende alles Analysierens sehe ich solche Begriffe wie "singend" gern und sicherlich vereinfachend als Typisierung bestimmter Instrumente bzw. Hersteller-Konzepte.
Blüthner: Quinten/Terzen, wie du sagst, ergänzen möchte ich ein vernehmliches, aber kultiviert eingepflegtes melancholisches "Sirren", das von höheren Oberton-Anteilen rührt. Typisierung: SINGEND.
Bechstein: Oktaven, wie du sagst. Klingt nach kraftvoller Grundtonorientierung, was ich durchaus bestätige. Ergänzend empfinde ich das klassische Bechstein-Flügelklangkonzept als leicht zurückhaltend im Ausprägen des Sustains und der höheren Obertöne. Typisierung: WARM.
Bösendorfer: Oktaven und Quinten, wie du sagst. Da kommt bei mir die Vermutung eines "hohlen" Klanges auf, die ich nicht bestätigen kann, die du aber vermutlich auch nicht so meinst. Bösendorfer-Klang empfinde ich typischerweise als "üppig" oder "reichhaltig" nach Grundton, Oberton und Sustain, betrachte diese Worte aber als vorläufig.
Steinway (Flügel): Hier nanntest du keine Intervalle. Meine Wahrnehmung, hier ergänzt um eine weitere wichtige Klangdimension, die bislang nicht erwähnt wurde: eine Perkussivität, die viel Kraft hat und dennoch leicht und luftig wirkt; ein wohliger Sustain mit einem kessen transparenzfördernden Nasal, vor allem im weiten Bereich der Mittellage; körperreiche Brillanz, vor allem im hohen Diskant und im tiefen Bass. Meinerseits mit einem Wort typisiert: GLOCKIG.
Typenliste ohne Gewähr und ohne Anspruch auf Vollständigkeit :);)
Gruß
Martin
PianoCandle
... und aus Krach wird Klang