Grundsatzfrage: warum ist ein Flügel teurer als ein Klavier ?

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Rubato

Guest
Ja, das kann man tatsächlich mal fragen, obwohl wir alle uns darn gewöhnt haben und es akzeptieren. Vielleicht weiß ja ein Klavierbauer oder ein Händler hier im Forum eine überzeugende Antwort - bisher jedoch konnte eine solche noch nicht bekommen !

Hintergrund: Schauen wir uns mal typische Preise (sehr grob) an:

Schimmel Konzertklavier, 120cm: ca. 12000E
Schimmel Flügel, 150cm: ca. 30000E

Yamaha U2: ca. 8000E
Yamaha C1, 161cm: ca. 16000E

Was auffällt: bei etwa gleicher Saitenlänge (Klavier 120cm = Flügel 150cm) sind die Flügel gleicher Hersteller immer um einen Faktor 2 bis 3 teurer. Aber: Im Flügel ist keineswegs "mehr Material" verbaut - Saiten, Gußplatte, 88Tasten mit jeweils einer Vielzahl von Kleinteilen, Holzkasten mit Lackierung - es ist tatsächlich alles dasselbe.

Also:

Nur extrem gutes Marketing und eine wohlerzogene, über Jahrzehnte daran gewöhnte Kundschaft ?

Oder sollten sich die Hersteller wirklich mit den Flügeln extrem viel Mühe geben und viel teuere Handarbeit, z.B. für die Intonation, investieren ? wer hat schon mal z.B. einen original Yamaha-Flügel aus dem Übersee-Container heraus gespielt und sich an der werksseitigen Intonation erfreut und könnte dies daher bestätigen ?

Oder ist es (und das vermute ich) einfach nur der Effekt geringerer Stückzahl, daher weniger Automation, plus einem Marketingaufschlag (s.o.)?

Mit großer Spannung erwarte ich die Antworten, denn mir ist das tatsächlich bis heute ein Rätsel geblieben ...
 
Eine wirklich gute Frage!

Zwar ist ein Flügel größer als ein Pianino, aber das allein kann doch nicht diese enorme Preissteigerung ausmachen :confused:
Wobei ein Flügel zudem etwas schwerer herzustellen ist. Ich denke da an den rundlichen Holzrahmen...

Nun bin ich ebenfalls sehr gespannt, auf die Antworten!

Gruß,
vpp
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Ganz kurz vorweg: Schimmel produziert keine 150er Flügel mehr, schon lange nicht mehr. Der kleinste ist derzeit um die 170 und kostet etwa 30 000 Euro, wie Du schon richtig sagst.

Ein Flügel ist ja nicht ohnehin bei den Pianisten gefragter. Eine Flügelmechanik erlaubt ein viel differenzierteres Spiel und vorallem ein deutlich schnelleres Spiel. Flügel sind in der Herstellung auch deutlich zeitintensiver. Nicht zu vergessen sind auch die Lagerkosten. Ein Konzertflügel nimmt den Platz von mind. 10 Klavieren in Anspruch. Auf das Innenleben des Flügels wird meist mehr Wert gelegt als beim Klavier. Die Optik ist auch ein entscheidender Faktor beim Flügel, ein Klavier hingegen spielt man selten ganz offen.
Sicher kommt auf der Faktor, dass ein Flügel etwas edleres als ein Klaiver ist in Betracht. Allerdings ist der eher gering.
 
Und etwas Verkaufstaktik?

Wer Platz für einen Flügel hat, hat mehr Geld!?!?

LG Pennacken
 
Hallo,
ich würde da einen ersten nüchternen Schritt tun und die aufzuwendenden Arbeitsstunden (vom Baum bis zum fertigen Flügel/Klavier) vergleichen, nebst Materialkosten (Ausschuss nicht vergessen), Lagerungskosten und Kalkulation.
Ich gehe davon aus, dass sich hier Unterschiede zeigen, die die höheren Flügelkosten nicht alleine durch "wohlerzogene" Kunden aus gediegenerem Wohngebiet erklären :D Aber ich kann mich auch täuschen...

LG, Sesam
 
Hallo, es ist die Frage, ob ein Flügel überhaupt teuerer ist als ein Klavier. Es soll ja Leute geben, die sich um 19000 oder 30000 € ein Klavier (nur als Beispiel) ein Klavier kaufen. In diesen Preisklassen gibt es günstigere und bessere Flügel. Platzproblem ist natürlich ausgenommen.

Wie schon erwähnt, braucht die Herstellung eines Flügels wesentlich mehr Zeit. Die Mechanik ist umfangreicher, der Transport kostet mehr, etc.

Shigeru
 
Sehr interessante Frage, habe ich mich auch schon oft gefragt. Noch viel mehr interessiert mich: Warum kosten bei einem Klavier ein paar Zentimeter mehr gleich ein paar tausend Euro. Beispiel:

Bechstein C 118: Listenpreis: 12600 EUR
Bechstein C 124: Listenpreis: 16900 EUR

Das ist ein Hoehenunterschied von 5,08 %, aber ein Preisunterschied von von 34,13 %.

Bei anderen Herstellern ist das ganz aehnlich.

Viele Gruesse

Torben
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Viele Argumente wurden schon genannt, was ich aber hier nirgends gelesen habe sind die Stückzahlen der Erzeugung bei annähernd gleichbleibenden Kosten für Forschung, Entwicklung, Werbung und allem drum und dran.

Flügel werden weniger verkauft als Pianos.
Je größer ein Flügel, desto weniger werden verkauft.
Bei Pianos dito! Kleinere werden mehr verkauft als größere.

Dazu ein einfaches grobes Beispiel:
Eine CNC-Fräse wird auf ein bestimmtes Werkstück eingestellt - es werden Proben gemacht und der Computer muss programmiert werden und dann produziert man damit 10 / 100 / 1000 oder 10.000 Stück dieses bestimmten Werkstücks (5 kg Holz ;)). Die Kosten für die Anpassung der Maschine an diese Aufgabe und damit es überhaupt hergestellt werden kann ist 100 mal der Faktor der Materialkosten eines einzigen Werkstücks und bleibt immer gleich, egal wie viel weitere hinterher hergestellt (gefräßt) werden.

Bleibt leicht zu erraten, dass die größere Masse den günstigeren Preis hat.

LG
Michael
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Dadurch, daß sie die größeren / hochwertigen Klaviere teurer machen als sie eigentlich müßten, können sie die kleineren / weniger hochwertigen Klaviere gegenfinanzieren und sie billiger machen!

Denn die einfachen Klaviere werden mehr gekauft als die teuren. Ein Preisabschlag bei diesen (um konkurrenzfähig zu bleiben) wirkt sich also besonders stark aus, muß mithin stark ausgeglichen werden.

So einfach ist das.
 
Dadurch, daß sie die größeren / hochwertigen Klaviere teurer machen als sie eigentlich müßten, können sie die kleineren / weniger hochwertigen Klaviere gegenfinanzieren und sie billiger machen!

Denn die einfachen Klaviere werden mehr gekauft als die teuren. Ein Preisabschlag bei diesen (um konkurrenzfähig zu bleiben) wirkt sich also besonders stark aus, muß mithin stark ausgeglichen werden.

So einfach ist das.
So einfach ist es eben nicht - siehe mein Posting von vorhin ;-)

LG
Michael
 
Vieles ist zwar schon gesagt, doch will ich hier einen weiteren Erklärungsversuch unternehmen:

Klaviere beanspruchen weniger Standfläche als ein Flügel und sind von daher in Privathaushalten meist leichter unterzubringen. Dieser Vorteil wächst mit der Größe des Instruments. Denn anders als beim Flügel beansprucht ein großes Konzertklavier nicht mehr Aufstellfläche als ein Kleinklavier. So lässt sich auf kleiner Fläche mitunter ein beachtliches Klangvolumen mit ordentlichen Bässen erzielen.

Auf großen Konzertbühnen findet man aber in der Regel keine Konzertklaviere, sondern Flügel. Das hat Gründe. Flügel bieten einen ästhetischeren Anblick für den Pianisten und für das Publikum. Ausschlaggebend sind aber nicht nur das Erscheinungsbild, sondern vielmehr die Klangabstrahlung und die Spielbarkeit. Hier hat der Flügel bauartbedingte Vorzüge gegenüber dem Klavier. Die Mechanik profitiert davon, dass die Hämmer nach dem Anschlag durch die Schwerkraft zurückfallen. Das Klavier ist eigentlich nur ein Kompromiss für den Fall, dass ein Flügel nicht zur Anwendung kommen kann.

Wer sich mit dem Kompromiss zufrieden geben will oder muss, kann damit Geld sparen, denn Flügel sind nicht ohne Grund teurer:

Die Flügelform ist ausgeklügelt und wird ästhetisch als perfekt angesehen. Sie ist viel aufwändiger zu bauen als eine Rechteckform (wie beim Klavier). Die Flügelform findet sich im Resonanzboden ebenso wieder wie bei der Gussplatte. Beides muss optimal in das „Gehäuse“ eingepasst werden. Dieses „Gehäuse“ zu fertigen, ist eine Kunst. Hier kann man nicht einfach gepresste ebene Spanplatten verwenden. Auch die vielen Wölbungen bis hin zur Tastenklappe zu furnieren oder zu lackieren und zu polieren ist bedeutend aufwändiger als bei den meist flächigen Bauteilen des Klaviers. Der Flügel hat zudem einen zweiteiligen Deckel, mit dem er leicht geöffnet werden kann und dadurch sein ebenfalls ästhetisch schön gestaltetes Innenleben preisgibt. Hinzu kommen Details wie das Notenbrett oder die Lyra, denen beim Klavier eher bescheidene Konstruktionen gegenüberstehen.

Der Flügel steht auf drei Beinen. Dazwischen ist er freitragend und muss entsprechend stabil gebaut sein, möglichst ohne dadurch an Eleganz zu verlieren. Mit der Länge des Flügels wächst auch die freitragende Spannweite. Beim Holzunterbau einschließlich der Rasten gibt es kaum Gleichteile. Sieht mal man von der sternförmigen Raste von Grotrian-Steinweg-Klavieren ab, so ist die rückseitige Konstruktion der meisten Klaviere vergleichsweise bedeutend einfacher konstruiert und gebaut.

Dadurch dass die Bauart des Flügels an sich schon aufwändiger ist und höhere Kosten erzeugt als ein Klavier, ist auch der Anspruch an das Instrument höher. Es soll langlebig sein, gut spielbar, phantastisch klingen, die Stimmung halten und vieles mehr, u. a. auch auf den Konzertbühnen bestehen/konkurrieren können. Von daher werden eher die besseren Materialien verwendet und mehr handwerkliche Bemühungen unternommen, um das Instrument zu perfektionieren. Das alles bei kleineren Stückzahlen als bei Klavieren und höherem Standflächenbedarf sowohl in der Fabrikationshalle wie in den Verkaufsräumen des Klavierhandels.

Dass auch das Marketing eine Rolle spielt, ist sicher nicht von der Hand zu weisen. Dass die Gewinne mit den großen Flügeln gemacht werden, um damit Klaviere billiger anbieten zu können, vermag ich nicht zu beurteilen. Oftmals ist das vergleichsweise preiswerte Klavier der Einstieg für den späteren Erwerb eines teureren Flügels (beim gleichen Hersteller). Andererseits mag auch das preiswertere Klavier vom Image seiner größeren und teureren „Geschwister-Instrumente“ profitieren, ähnlich wie es auch bei Automobilen ist.

LG
smartfan
 
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Naja ein Flügel ist im Prinzip nicht Teurer als ein Klavier. In England und in den USA kostet ein guter Flügel genausoviel wie ein Gutes Klavier. Hier in Deutschland kostet ein Flügel eben um einiges mehr. Grade bei Herstellern wie Yamah, Steinway, Schimmel, Bechstein, Kaway usw. sind die Preise total Übertrieben. Die Instrumente werden im Ausland sehr Billig Hergestellt und in Deutschland z.B sehr Teuer verkauft.
 
Naja ein Flügel ist im Prinzip nicht Teurer als ein Klavier. In England und in den USA kostet ein guter Flügel genausoviel wie ein Gutes Klavier. Hier in Deutschland kostet ein Flügel eben um einiges mehr. Grade bei Herstellern wie Yamah, Steinway, Schimmel, Bechstein, Kaway usw. sind die Preise total Übertrieben. Die Instrumente werden im Ausland sehr Billig Hergestellt und in Deutschland z.B sehr Teuer verkauft.

Das stimmt allerdings!

Sicherlich wird niemand bezweifeln, daß es aufwändiger ist einen Flügel zu produzieren, und sicherlich ist dieser in einer gewissen Preiskategorie besser als ein vergleichbares Klavier. Dennoch sind die Preise alle Wunschpreise.
Und wenn die größeren Modell weniger verkauft werden, holen sich die Firmen die Preisdifferenz bei den kleineren ebenfalls teuren Modellen wieder rein.

Und wo die Preise in den letzten Jahren hingeführt haben kann man gut bei den Deutschen Herstellern sehen. Es ist nur eine Handvoll Instrumente übriggeblieben aus reiner Deutschen Produktion.
 
Hallo zusammen,

um noch mal auf die produzierten Stückzahlen zurückzukommen, die sich ja eben auch stark auf die Preisgestaltung/Kalkulation auswirken:
Wie hat sich denn in den letzten 2 Jahrzehnten die Nachfrage entwickelt? Und -vor allem- wie war diese motiviert? Hochwertige Flügel werden kaum Abnehmer finden, wenn "man" keine Probleme mit billigproduzierten Alternativen hat (ob es sich dabei um wirkliche Alternativen handelt, ist eben fraglich, nur meist ist das dem beherzten Schnäppchenjäger ziemlich wurscht). Das Kaufverhalten spielt eben schon auch eine Rolle und ich könnte mir vorstellen, dass in den vergangenen Jahren eine Preissenkung bei hochwertigen Flügel angesichts der Billigkonkurrenz eher nicht in Frage kam, eben weil noch weniger verkauft werden konnten; die großen "neuen" Märkte im Osten (v.a. Russland und China) reißen einiges raus.
Zeige man mir doch mal einen Haushalt, der dem billigeren Angebot widerstehen kann. Bestes Beispiel "flügelintern": Yamaha A1, C1! Wer kauft denn ein teureres Produkt, wenn er das Fügelfeeling schon fabrikneu für 16 T€ haben kann? Und jetzt? Soll Steinway dem Preisdruck nachgeben und das S Modell für 15T€ an den Mann/die Frau bringen? Schlecht für den Betrieb, wenn damit wahrscheinlich noch nicht mal die Produktionskosten gedeckt sind.
Deshalb mein Tipp fürs Einkaufsverhalten: Kauft teuer, dann kriegt ihr`s billig.

LG, Sesam
 
Naja ein Flügel ist im Prinzip nicht Teurer als ein Klavier. In England und in den USA kostet ein guter Flügel genausoviel wie ein Gutes Klavier. Hier in Deutschland kostet ein Flügel eben um einiges mehr. Grade bei Herstellern wie Yamah, Steinway, Schimmel, Bechstein, Kaway usw. sind die Preise total Übertrieben. Die Instrumente werden im Ausland sehr Billig Hergestellt und in Deutschland z.B sehr Teuer verkauft.


Dass in England und in den USA ein guter Flügel genauso viel kostet wie ein gutes Klavier ist mir neu und leuchtet mir auch nicht ein.

Klar werden Yamaha und Kawai im Ausland billig gefertigt, Steinway und (C.) Bechstein aber teuer in Deutschland ...
 
Das stimmt allerdings!

Sicherlich wird niemand bezweifeln, daß es aufwändiger ist einen Flügel zu produzieren, und sicherlich ist dieser in einer gewissen Preiskategorie besser als ein vergleichbares Klavier. Dennoch sind die Preise alle Wunschpreise.
Und wenn die größeren Modell weniger verkauft werden, holen sich die Firmen die Preisdifferenz bei den kleineren ebenfalls teuren Modellen wieder rein.

Und wo die Preise in den letzten Jahren hingeführt haben kann man gut bei den Deutschen Herstellern sehen. Es ist nur eine Handvoll Instrumente übriggeblieben aus reiner Deutschen Produktion.


Interessant, dass die kleineren Modelle die größeren mitfinanzieren helfen. Weiter oben wurde vermutet, dass die größeren Modelle teurer seien, weil die kleineren finanziert werden müssten.
 
Die Diskussion driftet leider ab in Richtung billige ausländische/teure deutsche Herstellung von Klavieren und Flügeln. Das ist ein anderes Thema, das bereits an anderer Stelle vielfach erörtert wurde.

Die ursprüngliche Frage bezog sich aber darauf, warum ein Flügel - bei vergleichbarer Größe/vergleichbarem Klangvolumen - erheblich teurer ist als ein Klavier, was m. E. bei allen (?) Herstellern der Fall sein dürfte.
 
So sehe ich es auch, Smartfan. Deutsche Klaviere und Flügel haben nicht ohne Grund ihren Preis, und Wucherpreise sind das sicherlich nicht. Alleine wenn man sich die Werterhaltung anschaut. Beim privaten Weiterverkauf werden auch sehr hohe Preise erzielt, und das spricht für eindeutig für die Qualität.
 
Dass in England und in den USA ein guter Flügel genauso viel kostet wie ein gutes Klavier ist mir neu und leuchtet mir auch nicht ein.

Klar werden Yamaha und Kawai im Ausland billig gefertigt, Steinway und (C.) Bechstein aber teuer in Deutschland ...

In den USA sind Klaviere und Flügel allgemein Billiger ebenso wie in England. Steinway und Bechstein können in Deutschland schon gefertigt werden nur die Materialen kommen nicht aus DE sondern aus China und co. und in Deutschland werden die Klavier oder Flügel dann eben Zusammengeschraubt.
 
In den USA sind Klaviere und Flügel allgemein Billiger ebenso wie in England. Steinway und Bechstein können in Deutschland schon gefertigt werden nur die Materialen kommen nicht aus DE sondern aus China und co. und in Deutschland werden die Klavier oder Flügel dann eben Zusammengeschraubt.

Das ist doch Unsinn! Steinway oder Bechstein bezieht sicher keine Materialien aus China. In Deutschland wird auch nicht nur zusammengeschraubt. Steinway Hamburg produziert in voller Fertigungstiefe in Deutschland!
 

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