Grotrian, made in China?

  • Ersteller des Themas Elfenbeinabnutzer
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In welchem Universum ist "D" denn ein Hochlohnland?
Es ist meines Wissens weniger eine Frage der Lohnkosten als der Tatsache, dass Yamaha, Kawai und später auch die Chinesen die Produktion frühzeitig auf Massenproduktion umgestellt und perfektioniert haben. Sie brauchen einfach nicht mehr so viel Handarbeit wie die kleinen deutschen Klaviermanufakturen. Der Vorsprung ist schwer aufzuholen.
 
Es ist meines Wissens weniger eine Frage der Lohnkosten als der Tatsache, dass Yamaha, Kawai und später auch die Chinesen die Produktion frühzeitig auf Massenproduktion umgestellt und perfektioniert haben. Sie brauchen einfach nicht mehr so viel Handarbeit wie die kleinen deutschen Klaviermanufakturen. Der Vorsprung ist schwer aufzuholen.
Warum steigen dann die Preise für dieselben deutschen Klaviermodelle immer noch unaufhörlich?
 
Weil die Hersteller jährlich mehr Geld für die Hölzer, Saiten, Tastaturen, Stimmstöcke usw bezahlen müssen
 
Völlig richtig, die Zahl der Arbeitsstunden hängt mit dem Manufakturprinzip zusammen. Da haben die deutschen Hersteller viel zu spät die Zeichen der Zeit erkannt. Allerdings lassen ja auch Yamaha und Kawai ihre günstigsten Linien in Indonesion produzieren.
Aufgrund ihrer Größe sind sie auch nicht von Zulieferern abhängig, sondern bauen ihre eigenen Mechaniken usw. Das ist sicher auch ein Kostenfaktor.
 
Naja, aber auf der anderen Seite ist es auch kein großer Unterschied, ein Klavier "Wilhelm Grotrian" zu nennen und in China fertigen zu lassen oder auf ein Klavier "Essex Designed by Steinway" draufzuschreiben und es in China fertigen zu lassen.
M.E. ist da ein Riesenunterschied zwischen einem völlig neuen Namen (+ Zusatz) und einem (möglichst unauffälligen) "Add-on" in Form eines Vornamens. Letzteres ist eindeutige Verschleierungstaktik, die nach hinten los geht - ersteres ist das Aufwerten einer Fremdmarke und m.E. klar und legitim.

Jeder hier im Forum weiß z.B., dass Boston eben nicht bei Steinway gefertigt wird, aber nur ein kleiner teil (ich vermute deutlich unter 30%) kann sagen, welcher Wilhelm, Julius, Franz oder C. woher kommt. Besonders perfide dabei ist, dass sich nicht einmalk Regeln erkennen lassen: Mal deutet ein Add-on auf eine Fremdfertigung hin, mal ist es ein Hinweis auf die "originale" Qualität.
 
Jeder hier im Forum weiß z.B., dass Boston eben nicht bei Steinway gefertigt wird

Das glaube ich nicht. Hier im Forum wissen das wahrscheinlich viele, aber außerhalb von Clavio wissen das nicht mal die meisten Klavierlehrer. Die haben oft überhaupt keine Ahnung von Instrumenten. Und Neuanfänger schon 3x nicht.

Mein Kollege (Trompete) hat mich vor längerer Zeit gefragt, was ich von einem neuen Steinwayflügel für 40000€ halte, weil seine Bekannten einen kaufen möchten und ob sie sich bei mir melden könnten, wegen Fragen. Ich habe gesagt, dass es so einen nicht gibt und dass das sicher ein Boston ist, aber kein Steinway.
Sie haben sich aber nicht gemeldet, da sie wahrscheinlich den günstigen Steinway unbedingt haben wollten.
Dem Händler ist egal, wie er seine Ware an den Mann bringt. Hauptsache, es wird gekauft.
Seine Chinaklaviere mit seinem Namen drauf geklebt lässt er in China nach seinen Vorgaben herstellen ...

Das ist keine Verschleierungstaktig mehr, sondern der leichtgläubige Kunde wird zuerst mal richtig schön angelogen. Er glaubt es natürlich, da der Händler vom Klavierlehrer mit den Worten „der haut Sie garantiert nicht übers Ohr“ empfohlen wurde

Ob das jetzt die Chinesen selbst machen oder mancher dt. Fachhändler spielt dann keine so große Rolle mehr.
 
Lassen wir mal die Händler außen vor und reden nur über Branding.

"Boston, designed by Steinway" ist für jeden per se halbwegs verständlich und interpretierbar. Dass Die Bekannten Deines Bekannten vom Steinway sprechen zeigt ein Prestigebedürfnis, das genau mit so einem Branding bedient wird. Ist wie Billigcomputer mit "Intel inside". Kennen wir alle, können wir - wenn wir uns nix vorlügen wollen - interpretieren oder hinterfragen.
Es ist klar, dass es hier um eine Marke geht, die eben KEIN Steinway ist, sondern von Steinway "designed"., sprich entworfen, nicht "produced", Sehr ehrlich und sogar Understatement, denn Steinway kontrolliert ja angeblich die B-Qualität.

Wenn aber ein anerkannt renommiertes Müller-Klavier nun ein Brüderchen bekommt, das A.Müller heißt, so ist daraus erst einmal gar nichts abzuleiten.
Es kann nämlich...
a) identisch sein
b) schlechter sein
c) besser sein.

Und wenn nun Maier das macht, weil er einfach eine zweite, gleichwertige Line aufmacht und Müller dasselbe tut, weil er eine Billiglinie fremdfertigen lässt und wiederum Schmidt dem Schema folgt, aber im Gegensatz dazu seine normale Linie absenkt und den Namenszusatz umgekehrt für die höherwertige benutzt, so ist das sehr gezielte, bauernschlaue Verarsche, die im Gegensatz zu Boston eben auch Kunden erwischt, die sich nix in die Tasche lügen wollen.
 
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Steinway kontrolliert da nix. Höchstens mal im Laden. Von welcher Qualität schreibst du bei Essex? Hattest du schon mal so ein 6000€ Klavier unter den Fingern? Da ist nix mit Understatement....

Für mich gibt es dann nur noch eine Lösung: Kein Maier, Müller und Schmidt Klavier mehr kaufen. Die machen das nämlich alle nur, weil der neue Geschäftsführer jetzt Ching Wao heisst.

Es gibt ja immerhin noch andere Hersteller im Familienbesitz in D und J
 

Dann wäre es doch gut wenn man die Namen der in deutscher Hand befindlichen Firmen erfahren könnte.
 
Da brauchst Du nicht mehr lange suchen: Bechstein, Blüthner, Förster, Steingräber, Pfeiffer.
 
Von welcher Qualität schreibst du bei Essex? Hattest du schon mal so ein 6000€ Klavier unter den Fingern? Da ist nix mit Understatement....

Wie meinst du das? Findest du die gut oder schlecht? Ich finde ich für Chinesen ziemlich gut. Allerdings auch grotesk überteuert. Und ich habe Kunden mit einem Essex, die mich anrufen und sagen, dass ihr Steinway Klavier gestimmt werden muss. Die verwechseln das tatsächlich.
 
Die Essex, die ich gespielt habe, waren höchstens 1/3 ihres Preises wert. Alle unter aller Kanone
 
ach komm! Wie gross steht BOSTON auf dem Hobel? Und wie klein Steinway? Spricht ja für Dich, dass Du Deine Kunden verteidigst, aber ich bleib bei meiner Einschätzung. Alternativ biete ich noch "doof" an ;-)

Ein bisschen ernsthafter: Deine Beschreibung bestätigt, dass sie für sich Steinway abgespeichert haben, OBWOHL es im Branding völlig untergeordnet ist. Das meine ich doch mit "sich selbst in die Tasche lügen".

Ich bestreite auch gar nicht, dass diese Brand-Strategie aufgeht - sie ist nur viel reffinierter (UND ehrlicher) als das plumpe Add-on von Wilhelm&Co., weshalb letzteres ja auch ein Rohrkrepierer wird, während sich Strategien a la "designed by X / Y inside / by Z" längst erfolgreich etabliert haben.
 

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