Gottesdienste in Zeiten vom Coronavirus

Gute Oberlehrer werden wieder benötigt (die Jugend verzweifelt an der unübersichtlich gewordenen Welt), am besten welche, die auch passabel Orgel spielen. Da wäre dann allen geholfen....
 
Es ist noch gar nicht so lange her, da hat der Lehrer die Orgel geschlagen und den Kindern die Ohren lang gezogen. In den Pausen musste er auf dem Gottesacker Löcher für die Verstorbenen aushacken.

Das ist der Wahrheit :017:
 
museumsfriedhof_kramsach_4.jpg

Musste jetzt kommen...
https://www.tirol-infos.at/kufstein/museumsfriedhof-kramsach.html
 
In der vergangenen Woche gab es erstmals wieder einen Gottesdienst mit begrenzter Besucherzahl in einem der katholischen Krankenhäuser hier in der Region. Alle Besucherstühle waren an die Kapellenwände geschoben und den mobileren Besuchern vorbehalten. Dafür gab es jede Menge Platz für Rollstühle und Rollatoren für die mobilitätseingeschränkten Patienten, was in einer Klinik mit einer großen geriatrischen Abteilung durchaus sinnvoll ist. Gesangbücher wurden nicht ausgegeben und es wurde nicht gesungen. Meine Aufgabe an der Orgel war es, eine kurze Intonation und eine Strophe der Lieder zu spielen, deren Text auszugsweise in den gesprochenen Teil des Gottesdienstes integriert war. Vor der Spendung der Handkommunion desinfizierte sich der Pfarrer seine Hände und ging mit aufgesetztem Mund-Nasen-Schutz zu den Besuchern.

Bis auf weiteres sollen alle Gottesdienste im Haus in dieser veränderten Form stattfinden. Ob andere Kliniken nachziehen oder in den Friedhofskapellen wieder Trauerfeiern stattfinden dürfen, wird sich zeigen.

LG von Rheinkultur
 

Tatsächlich gehörte Orgelspiel mal zur Lehrerausbildung (Mitte 19. Jahrhundert glaube ich).

In Bayern war das sogar noch solange üblich, als die Volksschullehrerausbildung an den Lehrerbildungsanstalten stattfand (bis 1958). Da die Volksschulen oft sog. "Bekenntnisschulen" waren, brachte man den Lehramtsanwärtern auch Grundkenntisse im Orgespiel bei, die sich aber oft auf die Begleitung des Gemeindegesangs manualiter beschränkten. Mein Vorgänger als Dorforganist hatte eine Fibel mit solchen Sätzen (seltenere Lieder konnte er einfach nicht und daher wurden sie nicht gesungen) und ein schmales Heft mit ein paar "Präludien" die eigentlich nur aus ein bis zwei Zeilen lange auszuhaltender (und damit die "Suche" nach dem nächsten erlaubender) Akkorde bestanden. Das amtliche Choralbuch lag unangetastet in der Ablage. Die Leute mochten es so. Denn als ich anfing, "längere" Präludien (ich konnte damals auch nichts anderes als die berühtem Acht kleinen und ähnliches) zu spielen, kam prompt die Anfrage des Kirchenvorstands, ob diese Art von Zeitverschwendung denn wirklich nötig sei.
 
Also wenn man die Acht kleinen Präludien als zu groß für den Einzug bezeichnet

"Einzug" gab es in einer evangelischen Kirche nicht. Prädulieren, singen und während der letzten Strophe marschierte der Pfarrer zum Altar (kenn ich heute auch noch nicht anders, es sei denn man hat es mit einer radikalempathischen Pfarrerin zu tun). In einer vom Rationalismus geprägten Tradition werden ein paar Minuten "sinnloses Gedudel" (Zitat) schnell das Zeitverschwendung empfunden. Orgelkonzert? Das war was für den Kreiskantor. Aber der hat ja auch gesponnen ;).
 
Die habe ich ausgelassen. Stattdessen habe ich die Lieder etwas ausgeschmückt und die Melodie an angebrachter Stelle auf einem separaten Manual gespielt.
Leider nicht machbar: in der Krankenhauskapelle gibt es nur eine kleine einmanualige Truhenorgel mit angehängtem Pedal und mit jeweils einem 8'- und 4'-Register, wobei letzteres manchem Patienten mit schlecht eingestelltem Hörgerät bereits zu laut ist.
 
Leider nicht machbar: in der Krankenhauskapelle gibt es nur eine kleine einmanualige Truhenorgel mit angehängtem Pedal und mit jeweils einem 8'- und 4'-Register, wobei letzteres manchem Patienten mit schlecht eingestelltem Hörgerät bereits zu laut ist.
Da wäre wohl eine Sakralorgel fast besser platziert. Ist sie denn wenigstens technisch gut? Die Notwendigkeit einer Intonation sehe ich dennoch noch nicht (was nicht heißt, dass ich das schlecht finde). Wenn man die Strophe etwas verziert, geht das auch aber auch und man kommt direkt zur Sache.
 
dahingehend, daß Du nicht Theologe geworden bist? :konfus:;-)

Der Wirt meiner weiland Schülerkneipe antwortete mir kürzlich auf die Frage nach einer Nachfolgeregelung "wenn mei Kinder a Wirtschaft sehn, dann rennen's davon". Für mich galt mutatis mutandis dasselbe. πάθει μάθος (páthei máthos), wie die Schriftgelehrten sagten. Frag die deinen. ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Da wäre wohl eine Sakralorgel fast besser platziert. Ist sie denn wenigstens technisch gut? Die Notwendigkeit einer Intonation sehe ich dennoch noch nicht (was nicht heißt, dass ich das schlecht finde). Wenn man die Strophe etwas verziert, geht das auch aber auch und man kommt direkt zur Sache.
Die Seelsorge führt an vielen Krankenhäusern ein eher stiefkindliches Dasein und die Bereitschaft, sich für eine gute Orgel in Unkosten zu stürzen, hält sich dementsprechend ziemlich in Grenzen. Motto: unsere Patienten werden durch gute Behandlung und gute Pflege gesund und nicht durch das, was denen am Sonntag irgend so ein komischer Prediger erzählt. Die instrumentale Ausstattung der Häuser im Klinikverbund: Eine besitzt ein einmanualiges Orgelpositiv mit vier Registern und angehängtem Pedal, ein E-Piano und ein akustisches Klavier und ist das einzige Haus mit funktionierender Videoübertragungsanlage. Eine andere Klinik besitzt nur ein E-Piano und gar keine Orgel, eine weitere eine stark in die Jahre gekommene und durch wiederholten Vandalismus beschädigte zweimanualige Pfeifenorgel, dazu aber einen Flügel, der auch schon mal für Konzerte genutzt wird. Ein weiteres Krankenhaus bietet dem Spieler eine öfter mal fehlerbehaftete elektronische zweimanualige Sakralorgel, dazu kommt das Haus mit der kleinen Truhenorgel, die immerhin nicht schlecht klingt. Gottesdienste finden nur im erst- und im letztgenannten Krankenhaus statt, ansonsten konzentriert man sich als Seelsorger auf persönliche Krankenbesuche nach Anfrage und schriftliche Grußbotschaften, mehr ist zur Zeit nicht machbar bzw. wird nicht genehmigt.

LG von Rheinkultur
 
Die Orgel in meiner Hauptgemeinde hat auch "nur" ein Manual und angehängtes Pedal. Und ich würde sie für kein Geld der Welt für eine Lautsprecherorgel eintauschen, selbst wenn diese drei Manuale und ein halbes Dutzend Intonationsvarianten hätte.

Wir werden am kommenden Sonntag das erste Mal wieder Gottesdienst feiern und die Pfarrerin schrieb mir heute, sie sei schon ganz gespannt, welche Musik ich aussuchen werde.
 

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