Ich habe gerade mal in die Noten geschaut. Ich finde die Aussetzungen nicht gut, vor allem aus zwei Gründen:
1. Der Continuo liegt öfter über der Solostimme. In zeitgenössischen Schriften kann man an mehreren Stellen nachlesen, dass so etwas zu vermeiden ist.
2. Die Aussetzung in den Beispielen ist viel zu dünn, die rechte Hand spielt eigentlich durchgehend nur zweistimmig. Dadurch gibt es jede Menge Akkorde ohne Terz, was sehr bescheiden klingt. Und stilistisch falsch ist es ganz sicher.
Lerne lieber, nach der Bezifferung zu spielen. Das ist eine wirklich lohnende Sache, denn man lernt nebenher jede Menge über Harmonielehre, Stimmführung und Stilistik. Ich habe mich zu diesem Zweck mal eine Weile mit den Singe-, Spiel- und Generalbaß-Übungen von Telemann beschäftigt. Da kann man den GB einfach selbst aussetzen oder spielen und hinterher mit der ausnotierten Aussetzung von Telemann vergleichen. Man bekommt dann schnell ein Gespür dafür, was gut und richtig ist, zumindest im deutschen Spätbarock. Bei den Franzosen und Italienern gelten wieder andere Regeln - aber das ist dann schon eine Sache für Spezialisten.
LG, Mick