Frage zu Harmonieanalyse Beethoven 8. Sinfonie

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weber18

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Hallo!

Ich habe mal eine Frage, und zwar sitze ich gerade an einer Harmonieanalyse vom 1. Satz von Beethovens 8. Sinfonie und stolpere dabei über eine Harmonie, die ich nicht deuten kann. Und zwar geht es um den Zusammenhang von einem B-Dur-Septakkord im Kontext von F-Dur, kurz vor Vorstellung des 2. Themas. Handelt es sich dabei um eine Subdominante mit Septime?

Konkret geht es im 1. Satz um die Takte 24 bis einschließlich 32. Über mehrere Takte hinweg klingen die Töne b - d - f - as. Dann ist in Takt 33 eine Generalpause und es beginnt das 2. Thema.

Mir geht es lediglich um die funktionsharmonische Deutung des Klangs im Kontext von F-Dur. Vielleicht liege ich mit meiner Subdominante ja richtig. Zur besseren Übersicht findet man hier auch einen Klavierauszug der Sinfonie von E. Pauer:

http://hz.imslp.info/files/imglnks/...ethoven_-_093_-_Symphony_n.8_F__2H_Pauer_.pdf

Freue mich über eine kurze Hilfestellung!

Liebe Grüße
weber18
 
Eine (Dur-) Subdominante mit kleiner Septime gibt es nicht - die charakteristische Dissonanz der Subdominante wäre die große Sexte. Ein Dur-Akkord mit kleiner Septime hat immer Dominantfunktion - hier handelt es sich also um eine Zwischendominante zur Doppelsubdominante (Es-Dur), die aber gar nicht erscheint - stattdessen rückt Beethoven den Septakkord chromatisch um einen Halbton nach unten und macht daraus eine Zwischendominante zur Varianttonart der Tonikaparallele (D-Dur). In dieser Tonart wird das Seitenthema eingeführt, bevor es über eine kleine Modulation mittels mixolydischer Septimen in der "richtigen" Tonart C-Dur, also der Dominante von F-Dur erscheint.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ein Dur-Akkord mit kleiner Septime hat immer Dominantfunktion - hier handelt es sich also um eine Zwischendominante zur Doppelsubdominante (Es-Dur), die aber gar nicht erscheint - stattdessen rückt Beethoven den Septakkord chromatisch um einen Halbton nach unten und macht daraus eine Zwischendominante zur Varianttonart der Tonikaparallele (D-Dur).
Da die eigentlich zu erwartende Doppelsubdominante Es-Dur gar nicht erscheint und an dieser Stelle eine Generalpause steht, ergibt sich eine eigenartig instabile Konstellation. Einerseits kann man die Folge B7-Akkord - Generalpause - A7-Akkord als einfache Rückung deuten. Andererseits könnte man durch enharmonische Umdeutung des As zu einem Gis den B7-Akkord zwischendominantisch zu A7 und D-Dur hören. Dann steht dieser Akkord nämlich an der Stelle eines E7-Akkords: Der Grundton fehlt, die None (F) liegt im Bass und die Quinte (H) ist tiefalteriert zu B. Das Notenbild widerspricht dieser Erklärung, der Höreindruck allerdings nicht.

In jedem Fall handelt es sich um eine Zwischendominante, die je nach Deutung entweder nicht zwingend oder eben gar nicht aufgelöst wird. Bei einer schriftlichen Analyse ist natürlich der Notentext relevant - und dieser schließt einen E7-Akkord aus, da das notierte As ja in selbigem nicht unterzubringen ist. Da gelangt man mit schulmäßiger Analysetechnik bereits an gewisse Grenzen... .

In dieser Tonart wird das Seitenthema eingeführt, bevor es über eine kleine Modulation mittels mixolydischer Septimen in der "richtigen" Tonart C-Dur, also der Dominante von F-Dur erscheint.
Modale Elemente ("mixolydisch") passen in den dur-moll-tonalen Kontext von Spätklassik und Frühromantik noch nicht so recht hinein. In dieser Zeit dürfte man solche Intervallfolgen eher als "subdominantisch" empfinden. Ein knappes Jahrhundert später (also in der Generation nach Brahms und Bruckner) änderte sich das natürlich.

LG von Rheinkultur
 
Andererseits könnte man durch enharmonische Umdeutung des As zu einem Gis den B7-Akkord zwischendominantisch zu A7 und D-Dur hören. Dann steht dieser Akkord nämlich an der Stelle eines E7-Akkords: Der Grundton fehlt, die None (F) liegt im Bass und die Quinte (H) ist tiefalteriert zu B.

Ja, das ist definitiv möglich. Allerdings fällt mir bei Beethoven spontan keine Stelle ein, an der er eine Modulation in dieser Form tatsächlich durchführt. Wenn, dann verwendet er den übermäßigen Quintsextakkord (mit der Sexte im Diskant, was durch die halbtonschrittweise Gegenbewegung zwischen Diskant und Bass eine sehr schlüssige Auflösung ergibt). Funktionsharmonisch ist das natürlich ein- und dasselbe in einer anderen Umkehrung. Das bekannteste Beispiel dafür findet man im 2. Satz der c-Moll-Sinfonie.

Modale Elemente ("mixolydisch") passen in den dur-moll-tonalen Kontext von Spätklassik und Frühromantik noch nicht so recht hinein.

Im modalen Kontext sehe ich das auch gar nicht. "Mixolydische Septime" ist einfach als Synonym für die tiefalterierte Septime gemeint, die in der Tat meist eine Zwischendominante zur Subdominante charakterisiert. Bach hat die oft am Ende von Sätzen verwendet, um der Subdominante in der Kadenz mehr Gewicht zu verleihen. Ich glaube, aus diesem Zusammenhang stammt der Begriff ursprünglich.
 
ist es denn nicht seltsam, daß Herr Beethoven hier ausgerechnet und ohne Not die Akkordquinten in den Baß setzt? "Normalerweise" hätte man beim B7 als ü65 doch das B oder das G# (As) in den Baß gesetzt, wie Hr. oder Frl. mick schon erwähnte. Dann käme man auch schön auf dem A als Grundton der Dominante in D-Dur heraus. Warum geht Hr. Beethoven hier erst auf das E und schlägt das A dann erst nach? Sowas kenne ich nur vom Wechselbaß beim Country etc. wo man auf der Dominante mit der Quinte anfängt.

Da ich bei Beethoven kein Anfängerglück vermute, stellt sich also die Frage: warum die Baßführung ausgerechnet so?
 
@willauchanlaysieren!

Okay, Auftritt ist bemerkt worden.

CW
 

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