Fokale Dystonie - Erfahrungen?

C

Chopinne

Guest
Wo ich schon mal beim Themenerstellen bin... :D Ich habe mir im Rahmen meines Studiums das Thema "Fokale Dystonie" bei Musikern herausgesucht. Es geht dabei um ein Wahlthema im Fach Psychologie.
2008 hat jemand mal danach gefragt...aber das ist schon so ewig her und inzwischen ist Clavio ja belebter. Vielleicht gibt es jemanden, der hier Erfahrungen damit hat oder sich auskennt?

Zur Erklärung: "Diese Form der Dystonie ist dadurch gekennzeichnet, dass zwar der Bewegungsapparat im Allgemeinen intakt ist, aber beim Ausführen einer erlernten Bewegung wie etwa die Zupfbewegung an der Gitarre oder die Anschlagsbewegung am Klavier, der Finger oder die Hand nicht in der Lage ist, diese Bewegung zu vollführen, während die gleiche Bewegung ohne Instrument oder in einem anderen Kontext oft völlig störungsfrei verläuft." (Wikipedia)

Fand ich ungeheuer interessant. Vielleicht bekomme ich hier ja ein paar spannende Zusatzinfos. :) Mein Kurs beginnt erst nächstes Semester.
 
Falls du dich intensiver mit dem Thema beschaffen willst, wäre ein Kontakt mit Hildegard Wind sicher sehr spannend. http://www.musikerfeldenkrais.de/hildegardwind.htm
Sie war zweite Konzertmeisterin bei den Bambergern und bekam dann Fokale Dystonie. Inzwischen kann sie wieder spielen und hat sich intensiv mit dem Thema, Musikermedizin, Prävention usw. beschäftigt. Sehr interessante Frau, ich hab sie mal kennengelernt und Vorträge gehört.
 
Zwei weitere Fälle von fokaler Dystonie: der Geiger Reinhard Goebel und der Pianist Maria José Martins.

Das Thema "geistert" ja immer wieder durch die Musikgazetten, aber man erfährt wenig Konkretes: z.B. über Krankheits- und Therapieverläufe. Ist eigentlich schon mal untersucht worden, ob bestimmte Übe-Prozeduren das Auftreten der FD begünstigen? Ich hege den Verdacht, daß die einseitige Fixierung auf Tempo und ein exzessives Arbeiten in extrem schnellem Tempo eine Ursache sein könnte. Gibt es evtl. psychische Dispositionen, die die FD begünstigen? Tritt die FD nur im Bereich des "Extremsports" (also bei hochambitinierten Hochleistungs-Berufsmusiker) auf? Oder gibt es Derartiges auch im Amateurbereich?
 
Ist eigentlich schon mal untersucht worden, ob bestimmte Übe-Prozeduren das Auftreten der FD begünstigen? Ich hege den Verdacht, daß die einseitige Fixierung auf Tempo und ein exzessives Arbeiten in extrem schnellem Tempo eine Ursache sein könnte.
@koelnklavier
- was das untersuchen des Übens betrifft, so müsste der untersuchende Arzt selber trainierter Pianist sein, um das machen zu können; ich glaube nicht, dass es da tiefgreifenderes als eher recht allgemeine Tipps gibt (a la "nichts übertreiben")
- dieser Verdacht ist mir verdächtig ;-) denn extreme Tempi sowie extreme instrumentale/virtuose Anforderungen gehören zur Musik dazu (salopp gesagt, gibt es halt nicht nur Mozartkonzerte, sondern auch welche von Bartok und je ein fieses von Reger und Ginastera) und man wird davon nicht notwendigerweise krank, auch wenn solche Literatur viel Arbeit erfordert. Dann kommt aber hinzu, dass man bei Aufnahmen von Leon Fleisher oder Joao Carlos Martins (den meintest du sicher (und der konnte das Ginasterakonzert fantastisch spielen)) eigentlich nichts "krankhaftes" sehen oder hören kann (ich meine Mitschnitte von diesen, als sie noch nicht beeinträchtigt waren)

@Chopinne die Dokumentation über J. M. Martins ist für dich sicher interessant http://www.imdb.com/title/tt0417951/
 
Zuletzt bearbeitet:
Interessant zu wissen wäre auch, ob Fokale Dystonie auch bei anderen Betätigungen vorkommt, z.B. beim Sport. Mir scheint das aber ein Problem der Feinmotorik zu sein. Gibt es eine F.D. beim Stricken oder Malen oder Fliesenlegen?
Schreibkrampf gibt es zumindest, ich kenne sogar eine Person, die das hat. Die hält jetzt den Stift immer etwas anders als gewöhnlich und kann dann wieder ganz normal schreiben.
 
Bei Darts, Dartitis genannt.
 

Ich habe so meine Erfahrungen mit der Dystonie. So hat das vor 4 Jahren ausgeschaut:
View: https://www.youtube.com/watch?v=Y6kG1B93EL4&t=104s

Als es schlimm war, war es so:
View: https://www.youtube.com/watch?v=LMWfzv0qkX8

Es war eine Geigerin die meinte, dass das bei mir so eigenartig ausschaut und ich durch diese Bewegungen immer rhythmisch unsauber bin. Und so spiele ich heute:
View: https://www.youtube.com/watch?v=YxH6S9beSIs

Ich glaube, dass die Dystonie schleichend auftritt und eher früher gestoppt werden kann.
Was mir oft auffält bei meinen früheren Aufnahmen ist zum Beispiel die völlig andere Handhaltung links:
View: https://www.youtube.com/watch?v=SFjDGwVtRHw&t=141s

Hohes Handgelenk und kaum eine Knöchelbrücke. Das war so nach gut 2 Jahren Klavierspiels.
Man sieht das auch zum Beispiel hier bei Keith Emerson:
View: https://www.youtube.com/watch?v=yg2KjxNtAiM

Die Knöchelbrücke ist da sehr instabil.
Auch hier bei Martins: https://www.youtube.com/watch?v=lCTt0bINLBE
 
Ich kenn' mich ja nicht so aus, aber ist die ausgeprägte Hochziehmuskulatur typisch für eine solche Dystonie?
 

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