Hallo Martin,
Danke für die detaillierte Antwort. Mich interessierte es einfach, von dir etwas mehr zum Thema zu lesen, nachdem du letzthin zweimal kurze Bemerkungen zu S.A.-Klavieren geschrieben hattest. Verzeih, wenn ich das unglücklich formuliert hatte. Meine Absicht, ein Gerücht in die Welt zu setzen, war es eigentlich nicht, zumal auch ich Ungenauigkeiten am hiesigen Klavierbau sehe (zumindest bei meinem eigenen).
Mein Klavier ist ein Misch-Masch der Attribute, die du nanntest. Bilder findest du hier:
http://picasaweb.google.com/111881765589938730993/Ibach18501#
Ich denke, die Fertigung hierzulande war teilweise ziemlich schlampig, aber die Qualität der Bauteile rettet das Gesamtbild noch halbwegs. Beispiele für diese Aussage:
Das Gehäuse ist relativ fein verarbeitet, aber der Lack hat mittlerweile überall Haarrisse. (Ob das nach 40 Jahren normal ist, oder am hiesigen Lack der damaligen Zeit liegt, weiß ich nicht.)
Der Name "Ibach" wurde auf der Gussplatte recht schlampig schwarz angepinselt.
Die Rennermechanik ist noch relativ gut in Schuss. Einige Achsen waren trotz trockenem Winter etwas schwergängig, aber nach einer Behandlung mit Alkohol/Wasser in Ordnung. Die Dämpferfedern waren sehr stark (siehe Faden neulich), aber das habe ich ein Stück weit gerichtet.
Die Hämmer wurden teilweise nicht ordentlich auf die Chöre eingerichtet - ein paar treffen kaum auf alle drei Saiten. Nun sitzen die asymmetrischen Abdrücke nach 40 Jahren drin...
Der Resonanzboden hat, nach 40 Jahren von Luftfeuchteschwankungen (subtropisches Klima, sommers ohne weiteres 70%, winters manchmal nur 30%, kein Dampp-Chaser oder sonstige Befeuchter beim Vorbesitzer) einen kleinen Riss ganz links oben unter den Bassstimmwirbeln, aber in den Stegbereichen ist er einwandfrei - klingt auch gut, und die Töne klingen nach meinem Empfinden schön lange aus. Saitendruck habe ich nicht gemessen, aber habe klanglich auch keinen Anlass dazu.
Die Stegstifte sind wild, wirklich wild gesetzt. Teilweise ist zu sehen, dass sie nach dem Setzen noch gebogen wurden (Langlöcher parallel zur Saite). Auch das "notching" (Meißeln?) der Stege ist ziemlich grob. Trotzdem höre ich kaum "false beats" (zu Deutsch?)
Auch die Umlenkstifte unter den Basswirbeln sitzen nicht in einer Geraden.
Die Silie ist sichtbar rauh geschliffen.
Die Wirbel sitzen teilweise etwas näher am Rahmen, aber es kann sein, dass sie schon mal leicht hineingeschlagen wurden.
Jedoch sind Stifte, Saiten und überhaupt alles Metall gänzlich rostfrei.
Den Stimmstock konnte ich bis gestern nicht beurteilen, weil ich keinen Stimmschlüssel hatte. Nun wird klar, warum das Klavier 70 Cent zu tief ist: die Wirbel im Bass und Mittelbereich sitzen alle ziemlich locker. (Dazu öffne ich einen anderen Faden.)
Daher mein Fazit, dass es zumindest in diesem Fall wohl mit der Verarbeitung nicht so genau genommen wurde, aber die Materialien sehr gut waren. Ob das allgemein für das Dietmannwerk galt, weiß ich nicht (daher meine Frage an dich).
Nochmal: pardon, wenn mein Beitrag gestern etwas falsch daherkam.
Ciao,
Mark