Fingertechnikumstellung - lieber neues Stück anfangen?

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froschquiz

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13. Okt. 2011
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Ich über seit etwa einem halben Jahr die "einfache" Sonate Nr. 20 von Beethoven, habe aber erst seit zwei Wochen wiklich geübt, vorher eher halbherzig vor mich hingespielt. Dabei ist mir aufgefallen, dass meine Finger zu einen verspannt, zu anderen voneinander abhängig sind und dass auch meine Finger- und Handhaltung falsch ist, das alles versuche ich durch langsames Spielen und einzelne Fingerübungen zu korrigieren.
Mir fällt aber immer auf, dass ich bei Stücken, die ich im Tempo spiele, in die falsche Fingertechnik zurückfalle.
Daraus ergibt sich die Frage: Sollte ich lieber die alten Stücke weglegen und ein neues Stück beginnen, um quasi noch mal von vorn zu beginnen, oder ist es wichtig, die falschen Vorstellungen in den alten Stüken zu korrigieren?
 
Meiner Meinung nach musst Du kein neues Stück anfangen, solange Du beim Spiel auf deine Fingertechnik achtest. Ich denke, es ist sogar von Vorteil, wenn Du Dich nicht mehr auf die Noten konzentrieren musst und Du Deine Aufmerksamkeit mehr Deiner Technik zuwenden kannst.

Ich hatte damals durch eine "schlechte" Klavierlehrerin eine total verkrampfte, schlechte Technik "antrainiert". Erst durch Klavierlehrerwechsel wurde mir das erst bewusst. Die neue Klavierlehrerin liess mich erstmal ein Jahr fast nur Fingerübungen und Etüden spielen, um meine Technik zu korrigieren. Tonleitern rauf und runter, alle Tonlagen durch, Arpeggien, Czerni, Kramer, Alexandertechnik, Lockerungsübungen, Rückenschule usw. Es hat über ein Jahr gedauert, bis ich mich "umtrainiert" hatte.
Am schwierigsten war es meine hochgezogene Schulter zu lockern. Das hat wirklich ewig gedauert!
Das Umgewöhnen wird bei jedem anders sein, aber was man braucht ist vor allem Geduld, Ausdauer, Motivation und Selbstkontrolle - und jemand, der das Ganze kontrolliert ;)
 
Die neue Klavierlehrerin liess mich erstmal ein Jahr fast nur Fingerübungen und Etüden spielen, um meine Technik zu korrigieren. Tonleitern rauf und runter, alle Tonlagen durch, Arpeggien, Czerni, Kramer, Alexandertechnik, Lockerungsübungen, Rückenschule usw.

Mmmh, ja... und dabei, während Du das alles stundenlang gemacht hast, stand sie wahrscheinlich daneben und hat immer wieder gerufen: "Ich hab doch gesagt, LOCKER! LOOOOCKER, verdammte Kiste!" ...
 
Mir fällt aber immer auf, dass ich bei Stücken, die ich im Tempo spiele, in die falsche Fingertechnik zurückfalle.
Da dürfte die Ursache darin liegen, daß Du mit Deiner alten Technik ein höheres Tempo spielen kannst (weil über einen langen Zeitraum eingeübt) als mit der neuen (da quasi wieder Anfänger). Da hilft tempomäßig etwas zurückzugehen und langsam wieder steigern.

Daraus ergibt sich die Frage: Sollte ich lieber die alten Stücke weglegen und ein neues Stück beginnen, um quasi noch mal von vorn zu beginnen, oder ist es wichtig, die falschen Vorstellungen in den alten Stüken zu korrigieren?
Wenn Du die alten Stücke irgendwann wieder spielen willst, wirst Du um diese Arbeit auf Dauer ohnehin nicht herumkommen. Aber auch sonst hat die Arbeit an Dir schon bekannter Literatur den Vorzug, daß Notentext und musikalischer Inhalt bereits vertraut sind und die Umsetzung am Instrument das einzig neue ist. Das braucht dann natürlich etwas Disziplin, um nicht vorzeitig in das gewohnte Tempo zurückzufallen (s.o.). Die Beschäftigung mit neuen Stücken hat den motivatorischen Vorteil, daß Du nicht auf ein (vermeintlich) niedrigeres Niveau zurückgeworfen wirst.

Insgesamt also vielleicht am besten eine Mischung aus altem und neuen (je nachdem wieviel Stücke Du parallel einzustudieren gewohnt bist).
 
Daraus ergibt sich die Frage: Sollte ich lieber die alten Stücke weglegen und ein neues Stück beginnen, um quasi noch mal von vorn zu beginnen, oder ist es wichtig, die falschen Vorstellungen in den alten Stüken zu korrigieren?

Ich denke, es ist leichter Bewegungsmuster neu zu lernen, als alte, bereits eingeübte und eingebrannte zu korrigieren. Wenn du ein grundsätzliches Problem hast, wäre es vielleicht besser an einfachen Stücken zu üben, damit du dich wirklich nur auf den Bewegungsfluß konzentrieren kannst. Die Stücke, die du jetzt falsch eingelernt hast, kannst du dir ja später noch einmal vornehmen, wenn du dein Problem im Griff hast.

Als Literatur kann ich Kratzert, Technik des Klavierspiels - Ein Handbuch für Pianisten empfehlen. Feuchtwanger Übungen wären in deiner Situation sicher auch sehr hilfreich.

Nimmst du keinen Unterricht?

LG, PP
 
würde mal die korrigierte Technik an einer Reihe neuer Werke lange Zeit "automatisieren" und festigen,bevor alte ,falsch ein gelernte Stücke wieder hervorgeholt werden.Das Gehirn braucht lange Zeit um neue (hoffentlich bessere/ökonomischere) Bewegungsabläufe zu internalisieren.
Bei früheren Stücken ist die Gefahr zu groß,wieder in alte schlechte Gewohnheiten zu schlittern,da würde ich also LANGE Zeit die Hände davon lassen.
 
Danke für eure vielen Tipps, die Feuchtwangerübungen hab ich jetzt seit einigen Tagen, das ist genau das was ich gesucht habe, ich finde sie echt gut.
Unterricht hab ich aus Zeitmangel leider nicht mehr, habe aber auch vor, welchen zu nehmen, sobald es geht.

Laut Amazonrezensionen ist "Technik des Klavierspiels" von Kratzert nicht für Anfänger geeignt. Bis wann ist man denn bei diesem Buch Anfänger?
 
Laut Amazonrezensionen ist "Technik des Klavierspiels" von Kratzert nicht für Anfänger geeignt. Bis wann ist man denn bei diesem Buch Anfänger?

Hallo Froschquiz,

Laß dich davon nicht abschrecken, das Buch ist auf jedem Spielniveau ein Gewinn! Ich selbst habe es ca. 5 Monate nachdem ich zum Klavierspielen angefangen habe gekauft und fand (finde) es sehr bereichernd. Die ersten Kapiteln sind den Grundlagen gewidmet und das Buch ist meines Erachtens nach sehr gut und verständlich geschrieben.

Hier ein Link zu einem Beitrag, in dem ich mal das Inhaltsverzeichnis reingestellt habe.

LG, PP
 
Laut Amazonrezensionen ist "Technik des Klavierspiels" von Kratzert nicht für Anfänger geeignt.
...bestimmt gibt es auch Amazonrenzensionen, welche Rosamunde Pilcher & Co lobpreisen, wovon noch lange kein Kaufentscheidung abhängig gemacht werden muss... ;)

das Kratzertbuch ist informativ, ausführlich beschreibend/erklärend besonders bgl. Grundlagen, und es richtet sich ausdrücklich an alle vom Anfänger bis zum Profi
 
Das Buch ist wirklich super, durch das 1. Stück aus dem 1. Band von Bela Bartoks Mikrokosmos, der dort als Übematerial abgedruckt ist, habe ich herausgefunden, dass ich meine Hand nicht mit dem Unterarm, sondern mit der Schulter halte und die dabei ein Stückchen hochziehe... das ist mit der Zeit nicht nur anstrengend, sondern behindert mich extrem beim entspannten spielen, auch beim Singen im Chor hab ich heute gemerkt, dass ich ohne diese blöde Anspannung in der Schulter viel besser singen kann.

Einfach toll, solche Lernerlebnisse.
 

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