Fehlerfrei üben/spielen/vorspielen

Ja wenn spielen wir alle!! Und Jeremias kommt nächstes mal auch mit hoffe ich @Pianojayjay.

Wenn wir das rechtzeitig planen können wir einen Tag anschließen wo wir gemütlich zusammen was unternehmen. Dann wenn niemand mehr aufgeregt ist.

Wohin komme ich mit? Paris oder München? Paris dürfte Anfang Juni sein, das wird schwierig, denn ich spiele Mitte Juni 24 in Paris und zweimal binnen weniger Tage würde zuviel. München muss ich ebenfalls schauen, wobei ich mir da etwas schwer tue… die damalige Gründerin des Wettbewerbs ist am Sommer die neue Lehrerin meines Sohnes und einer der Juroren hat bei einem meiner Projekte mitgemacht. Ich schaue mal… jetzt kommt erstmal Köln, ich habe meinen Sohn bei den Jüngsten und mich für Solo und Duo mit Geige heute angemeldet. Ich laboriere derzeit an einer Verletzung / Entzündung oder was auch immer der Schulter / Ellenbogen, daher werde ich ein Programm spielen welches Kräfte schont. Aber ich freue mich darauf!
 

Ich möchte auf das Ausgangsthema kurz antworten:

Als ich damals Aufnahmeprüfungen am Klavier und Orgel gemacht habe, bin ich zunächst kläglich gescheitert, obwohl ich mir viel Mühe gab.
Der Schlüssel war hingegen sehr einfach.
Eine Klavier-Professorin sagte auf die Frage, was ich zur Aufnahmeprüfung spielen soll: "Es ist nicht wichtig was man spielt, sondern wie musikalisch es vorgetragen wird."
Ich verstand sofort was sie meinte (das ist leider hierzu nicht selbstverständlich) und übte von da an völlig anders. Ich übte die Phrasen mit Leben zu füllen und die musikalische Aussage eines Stückes gefühlsmäßig zu erfassen und nach außen zu tragen.
Weg von dem ewig mechanischen Willen, richtig und perfekt zu spielen.

Das merkwürdige, durch die andere Fokussierung ergab sich vieles plötzlich von selbst. Und ich hatte von da an Erfolg.

Man möchte meinen, das sei eine Selbstverständlichkeit, ist es aber nicht. Viele Berufsmusiker verstehen oft nicht einmal, was es heißt, musikalisch zu spielen. Viele lassen nicht die Musik klingen und den Himmel öffnen, sondern sie spielen sich in den Vordergrund, nach dem Motto, "seht her was ich kann" und "interpretieren" (vom Kopf und Willen gelenkt).
Musik sollte so vorgetragen werden, dass es die Menschen berührt und zum Weinen bringt, weil es oft in der Klassik ein geradezu religiöser Akt ist. Wir haben die Gnade, dass diese großartigen Komponisten, denen es immer um etwas Erhebendes ging, vor uns gelebt haben.
 
Man möchte meinen, das sei eine Selbstverständlichkeit, ist es aber nicht. Viele Berufsmusiker verstehen oft nicht einmal, was es heißt, musikalisch zu spielen. Viele lassen nicht die Musik klingen und den Himmel öffnen, sondern sie spielen sich in den Vordergrund, nach dem Motto, "seht her was ich kann" und "interpretieren" (vom Kopf und Willen gelenkt).
Das würde ich so nicht stehen lassen. Die Ausbildung dient ja dazu dass man nicht nur intuitiv ins blaue spielt. Das trennt doch den Profi vom Amateur oder nicht? Die intensive Beschäftigung mit den formalen Dingen birgt dann halt das Risiko dass es „verkopft“ wird. Dafür reduziert sich der Anteil der „hoppalas“ und die Darbietung wird „verlässlicher gelungen“.

Ich übte die Phrasen mit Leben zu füllen und die musikalische Aussage eines Stückes gefühlsmäßig zu erfassen und nach außen zu tragen.
Weg von dem ewig mechanischen Willen, richtig und perfekt zu spielen.
Das würde ich wieder unterschreiben. Das wird mir auch exakt so eingetrichtert. Jede Note hat ihre Berechtigung, ihren Sinn, muss empfunden werden. Natürlich muss es technisch auch sitzen, aber das geht Hand in Hand.
 
Die intensive Beschäftigung mit den formalen Dingen birgt dann halt das Risiko dass es „verkopft“ wird.
Das glaube ich nicht. Die Musik der großen Komponisten entstand ja nicht aus irgendwelchen diffusen Gefühlen, sondern ist bis ins kleinste Detail durchkonstruiert - ähnlich wie ein großes Bauwerk. Wenn ich das lediglich gefühlsmäßig erfasse und nicht intellektuell durchdringe und dekonstruiere, dann werde ich einem Werk niemals gerecht. Zumal mein Gefühl ja völlig falsch sein kann, wenn ich es nicht im Werk begründet finde.

Insofern genügt es eben nicht,
die musikalische Aussage eines Stückes gefühlsmäßig zu erfassen
Die musikalische Aussage kann nur intellektuell erfasst werden. Das heißt ja nicht, dass dabei keine Gefühle im Spiel sind - aber sie müssen verstandesmäßig mit dem in Einklang gebracht werden, was eine genaue Analyse des Notentextes ergibt. Alles andere wäre reine Willkür und absolut unprofessionell.

Ich habe mit vielen tollen Musikern zusammengearbeitet. Jeder von ihnen weiß sehr genau, wie und warum jede einzelne Note klingen soll. Welche Gefühle man dann in seiner Interpretation wie transportiert, ist auf hohem Niveau präzise kalkuliert. Was nicht heißt, dass es im Konzert keine Spielräume gibt - aber auch da entstehen musikalische Momente nicht irgendwie zufällig, sondern sind das Ergebnis von mehr oder weniger bewussten Entscheidungen, die an einem Abend durchaus anders ausfallen können als an einem anderen Abend. Ein guter Interpret lässt sich niemals von seinen Gefühlen treiben.

Christian Thielemann hat es mir gegenüber mal so formuliert: Du darfst niemals ergriffen sein von deiner eigenen Ergriffenheit!
 

Wird das jetzt eine von den Diskussionen wo man sich extra blöd stellt? Für sowas hab ich keinen Nerv.

Ich habe gesagt „birgt das Risiko“ dass es verkopft wird. Wer würde ernsthaft behaupten dass er noch nie an etwa gefeilt hat wo er den Wald vor Lauter Bäumen nicht mehr sieht? Wem das noch nie passiert ist, bitte melden. Ich weis nicht wie es in der Musik ist, aber in meinem Job fängt man an irgendwann keine einfachen Lösungen mehr zu sehen. Deshalb würde ich aber auch nicht sagen alle wären „unfähig Lösungen zu finden“. Die kenne halt viel zu viele „Abers“ dass das simple machen hinten überfällt.

Du kannst aber gern pauschal hier zustimmen:
Berufsmusiker verstehen oft nicht einmal, was es heißt, musikalisch zu spielen
würd ich halt nicht tun. Ich würde eher nach einer Begründung suchen, die diesen Eindruck erklärt. Und die wäre in meinem Fall „Professionalität killt naive Emotionalität“. Du kannst auch gern eine andere Erklärung nennen, die wäre aber dann weniger vorteilhaft für den Berufsstand.


Das glaube ich nicht. Die Musik der großen Komponisten entstand ja nicht aus irgendwelchen diffusen Gefühlen, sondern ist bis ins kleinste Detail durchkonstruiert - ähnlich wie ein großes Bauwerk.
Hab ich auch nicht gesagt. Ich finde nur dass es eine ziemliche Leistung ist formal jedes Detail zu berücksichtigen und TROTZDEM emotional berührend zu spielen. Für mich macht das den Unterschied ob ich Geld für Konzertkarten ausgebe oder nicht. Meiner Bescheidnene Auffassung nach ist’s das was die großen Künstler von der breiten Masse unterscheidet.
 
Christian Thielemann hat es mir gegenüber mal so formuliert: Du darfst niemals ergriffen sein von deiner eigenen Ergriffenheit!
Bei der Schauspielerei würde man sagen: Du darfst nie privat sein auf der Bühne.
Damit ist nicht laienhafte Unsicherheit gemeint, sondern, dass man z.B. seinen eigenen Frust und nicht den der Figur, die man spielt herauslässt.
Die Musik der großen Komponisten entstand ja nicht aus irgendwelchen diffusen Gefühlen, sondern ist bis ins kleinste Detail durchkonstruiert - ähnlich wie ein großes Bauwerk. Wenn ich das lediglich gefühlsmäßig erfasse und nicht intellektuell durchdringe und dekonstruiere, dann werde ich einem Werk niemals gerecht. Zumal mein Gefühl ja völlig falsch sein kann, wenn ich es nicht im Werk begründet finde.
Ich persönlich glaube, dass die intellektuelle Durchdringung bei der Komposition ein Problem sein kann.
Man muss sein Handwerk absolut intellektuell durchdringen, aber beim Komponieren entstehen vielleicht Dinge, die sich nicht darum scheren. Ich analysiere nie beim Komponieren, das würde dem den Zauber nehmen.
Manchmal, wenn ich hinterher analysiere, bin ich selbst erstaunt, was da so drin steckt.
Der Punkt ist eher der, dass das Gelernte, das, was man durchdrungen hat, als stiller Begleiter bei einem ist und Gutes von Schlechtem trennen hilft während des Entstehungsprozesses.
 
erscheint griffig in der Polemik, trifft aber überwiegend nicht zu - gut gemeint kann jeder, gut gemeint und gut gemacht/ausgeführt ist dann bissel anspruchsvoller ;-)
Und was ist an der aussage jetzt anders? Das ist das was ich geschrieben habe nur mit andern Worten.

„Birgt das Risiko“ dass es verkopft (verkopft = zuviel gewollt/ nachgedacht/ überlegt/ gut gemeint)
 
Wird das jetzt eine von den Diskussionen wo man sich extra blöd stellt?
Was bringt dich so in Wallung, dass dir großflächig die Rechtschreibung abhanden kommt?
Die Beschäftigung mit formalen, harmonischen, aufführungshistorischen und praktischen Angelegenheiten birgt nicht die Gefahr, "dass es verkopft wird", nix anderes sagte das kurze "nö".

Möchtest du gerne wissen, wo tatsächlich die Gefahr der "Verkopfung" gelagert ist? Ich verrate es dir gerne: in den entsprechend dafür "talentierten" Köpfen, die dogmatisch rumspintisieren, aber ganz gewiss weder in der Musik, noch in ihrer Form, ihrer Harmonik, ihrer Ausgestaltung.
 

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