Erbstück L.Mörs & Co. -> Stimmen lassen?, wegwerfen?, sanieren?, Schatz??

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daytrader

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10. Okt. 2016
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Hallo liebes Forum,

habe im Keller ein Erbstück stehen, das bis jetzt eher eine Ablage als ein Musikinstrument war.
Jetzt wollte meine Tochter Keyboard spielen lernen, aber mit einem Klavier im Keller ist dann doch Klavierspielen die bessere/schönere Alternative.

Das Klavier ist meines Wissens mindestens 20 Jahre nicht gespielt worden. Steht seit dem in der Einliegerwohnung im Keller an einer Innenwand und langweit sich.

Details zum Instrument:
Auf dem Klavierdeckel steht "L.Mörs & Co Berlin", wenn man den Deckel öffnet ist " AD LEXOW Berlin" in das Holz eingeprägt. Seriennummer des Klaviers ist 2540. Bilder kann ich gerne nachliefern, andere Details auch.
Optisch sind deutliche Gebrauchsspuren an der Lackierung zu sehen, der Klang ist zumindest bei einer Oktave gar nicht schlecht, alle anderen sind doch sehr "schief".
Ich bin, wie ihr aus meiner Beschreibung sehen könnt beim Klavier absoluter Anfänger, daher bitte ich um Nachsicht :konfus:...

Nun meine Frage:
Rentiert sich bei dem Modell das Stimmen lassen, kann man hier von einem Qualitätsmodell reden oder sind die 200-400 EUR, die der Klavierstimmer im Rahmen der telefonischen Ferndiagnose veranschlagt hat verbranntes Geld und besser als Teil einer Neuanschaffung angelegt??

Vielen Dank für eure HIlfe!!!!
 
Bilder würden helfen, vor allem von innen (vordere Gehäuseabdeckung abmontieren und alles knipsen).
 
Guten Morgen Peter,

danke für die Antwort.

Das sind die Bilder, die ich zur Hand habe. Auf dem driten Bild sieht man die Seriennummer, auf dem vierten die Prägung "AD LEXOW BERLIN".
Wie die vordere Abdeckung runter geht, weiß ich leider nicht, habe den Deckel mal aufgemacht und fotografiert.Wenn das nicht ausreichend ist, muss ich heute Abend (nach der Arbeit) noch mal ran und mich mit dem Mechanismus auseinandersetzen....Wenn bestimmte Details wichtig sind, lege ich gerne noch ein paar Bilder nach.

DSC03529.jpg DSC03531.jpg DSC03532.jpg DSC03533.jpg DSC03534.jpg
 
Wie die vordere Abdeckung runter geht, weiß ich leider nicht,
Das ist ganz einfach. Links und rechts hast Du so "Holzriegel" (der rechte ist auf dem zweiten Bild zu erkennen). Die drehst Du einfach um 90 Grad, klappst die Abdeckung ein kleines Stück nach vorne und ziehst sie nach oben ab. Die untere Abdeckung (da wo die Beine/Füße sind) ist ähnlich einfach zu demontieren, meist nur mit einer Feder fixiert (einfach drunter schauen, dann siehst Du das schon).

Bilder machen vom Stimmstock (da wo die Wirbel drin sitzen, an denen die Saiten aufgewickelt sind), vom Resonanzboden (der große Boden hinter den Saiten), den Hammerköpfen...
 
Was sollen da weitere Bilder bringen?
Steck ja kein Geld in diese Klimperkiste... das ist zum Lernen für ein Kind eine Zumutung.
 
@joeach Ich denke schon, daß dem Fadenersteller klar ist, daß er seine Ansprüche runterschrauben muß, wenn er ein 120jähriges Kellerklavier ausgräbt. Daß ein Klavierbaumeister sowas nicht mehr aufarbeiten will, versteht sich von selbst. Und wenn man sowas alle paar Jahre mal nachstimmt, reicht das auch, alles andere wäre albern.
 
Jetzt wollte meine Tochter Keyboard spielen lernen, aber mit einem Klavier im Keller ist dann doch Klavierspielen die bessere/schönere Alternative.

Nun meine Frage:
Rentiert sich bei dem Modell das Stimmen lassen, kann man hier von einem Qualitätsmodell reden oder sind die 200-400 EUR, die der Klavierstimmer im Rahmen der telefonischen Ferndiagnose veranschlagt hat verbranntes Geld und besser als Teil einer Neuanschaffung angelegt??
Ich tippe eher auf letzteres. Ein Uralt-Oberdämpfer: Der Hersteller wird als Vorgänger-Unternehmen der Firma May in Berlin-Lankwitz (1869 gegründet, später Ableger von Schimmel) öfters im Netz benannt. May-Klaviere waren zum Einstieg in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts recht verbreitet und werden heute noch für relativ kleines Geld zum Kauf angeboten. Sofern man Auslandsangeboten mit genannter Seriennummer Glauben schenkt, dürfte das Instrument auch vor 1880 gebaut worden sein, ohne deshalb einen "antiken" Wert zu haben. In Berlin gab es in Blütezeiten zeitweilig über zweihundert Hersteller von Klavieren und Flügeln, die allerdings längst nicht die Reputation von Marktführern wie Bechstein hatten. Einen ideellen Wert mag so ein geerbtes Instrument vielleicht noch haben, solange es am Standort niemandem im Weg steht. Aber klanglich zufriedenstellendes Musizieren dürfte damit wohl nicht mehr möglich sein. Ein Sodaklavier also - weil es einfach nur so da rumsteht.

Wer Keyboard spielt, hat es ohnehin mit einem gänzlich anderen Instrument zu tun, das man sowohl "spielt" als auch "programmiert". Ein rein akustisch-mechanisches Klavier aus dem neunzehnten Jahrhundert hat damit allenfalls gemeinsam, dass Tasten vorhanden sind. Das ist so wie mit einem PC einerseits und Schiefertafel plus Kreide andererseits: Schreiben kann man auf beidem, programmieren nur mit ersterem... .

LG von Rheinkultur
 
Hallo liebes Forum,

habe im Keller ein Erbstück stehen, das bis jetzt eher eine Ablage als ein Musikinstrument war.
Jetzt wollte meine Tochter Keyboard spielen lernen, aber mit einem Klavier im Keller ist dann doch Klavierspielen die bessere/schönere Alternative.

Will die Tochter Keyboard lernen oder Klavier?
Das sind 2 unterschiedliche Instrumente.

Ich würde zuerst mal mit der Tochter genau abklären, ob sie Keyboard- oder Klavierspielen lernen möchte. Wenn du sie zum Klavier überredest, weil zufälligerweise noch ein alter Kasten im Keller steht, wird sie vielleicht langfristig nicht glücklich und endet als: "Ich musste als Kind Klavier lernen, obwohl ich eigentlich viel lieber Keyboard spielen wollte.....und irgendwie hat mir das keinen richtigen Spass gemacht und ich habe nach drei Jahren damit aufgehört. Keyboard wär halt viel cooler gewesen.......".
Wichtig ist, was die Tochter will.
 
Ich würde zuerst mal mit der Tochter genau abklären, ob sie Keyboard- oder Klavierspielen lernen möchte. Wenn du sie zum Klavier überredest, weil zufälligerweise noch ein alter Kasten im Keller steht, wird sie vielleicht langfristig nicht glücklich und endet als: "Ich musste als Kind Klavier lernen, obwohl ich eigentlich viel lieber Keyboard spielen wollte.....und irgendwie hat mir das keinen richtigen Spass gemacht und ich habe nach drei Jahren damit aufgehört. Keyboard wär halt viel cooler gewesen.......".
Wichtig ist, was die Tochter will.

Auch wenn die Tochter Klavier lernen will ist diese Klimperkiste dafür unbrauchbar... in diesem Fall sorgt sogar jedes halbwegs klingende Digi für mehr Spaß...
 

Guten Abend an alle,

vielen Dank für die vielen Anregungen. Sorry, dass ich mich erst jetzt wieder einklinke, bin aber gerade erst von der Arbeit zurück. Daher gibt es auch keine weiteren Bilder, mache mich nachher nochmal auf in den Keller ;-).

Ein paar Gedanken zu den vielen Beiträgen, um ein wenig Licht in Dunkel und auch meine Ansicht in die Diskussion zu bringen, möglichts der Reihe nach:
  • Nach Gesprächen mit meiner Tochter und auch dem Klavierlehrer (der auch Keyboard-Unterricht gibt....) haben wir uns gemeinsam für das Klavier und gegen das Keyboard entschieden. Letzteres gibt es auch in unserem Haushalt in mehreren Größen und Ausfertigungen, Danke an meinen Bruder :-D.
    Ein Aspekt war, wie beschrieben, der Gedanke, "wenn es schon ein Klavier gibt...."
  • FünfTon trifft es schon recht gut, mir ist bewusst, dass man aus dem Klavier kein modernes, perfekt klingendes Instrument machen kann, den finanziellen Aufwand aber, den joeach skizziert gehen dann doch über meine Schmerzgrenze hinaus. Wie wichtig das ständige Nachstimmen und Einstellen ist, hat sich mir nicht erschlossen, ich habe aber auch absolut keine Ahnung.
  • Nach den ersten 3 Stunden hat meine Tochter immer noch einen Riesenspaß und ist mit Feuereifer dabei, auch wenn sie nur in einer Oktave spielen kann und sich der Rest des Klaviers echt schlimm anhört.
  • Mein Gedanke war ein- bis zweimal Stimmen und dann ist wieder gut für ein paar Jahre. Habe heute mit einem Klavierbauer gesprochen, der möchte pro Stimmen ungefähr 160 EUR inkl. Anfahrt.... Vor allem da noch nicht klar ist, wie lange meine Große überhaupt das Interesse behalten wird. Bis jetzt sieht es gut aus....
  • Abschließende Frage und gleich #WEGDUCK#: Macht es beim Spielen / Lernen einen so enormen Untersschied, ob das Instrument 100% perfekt klingt oder nur 75%?? Ist es keine Option, jetzt mit dem anzufangen, was man da hat (200-350 EUR investiert) und bei anhaltender Freunde in wenigen Jahren nochmal nachlegt?? Ich bitte ausdrücklich um Nachsicht, meine einzige Begegnung mit einem Instrument beschränkt sich auf die Blockflöte....
Zusammenfassend nehme ich folgendes aus der bisherigen Diskussion mit und hoffe, dass ich es richtig verstanden habe: Das Teil, das ich habe ist nur beschränkt einsatzfähig und wird trotz mehr oder weniger hohen Kosten nur bedingt Spielspaß bringen. Wenn meine Tochter dabei bleibt, ist eine mittelfristige Anschaffung eines modernen Klaviers die beste Option. Um Auszuloten, ob sie weiterhin spielen möchte kann man erst mal mit einer Stimmung und dem Einholen der Meinung des Klavierbauers beginnnen....

Vielen Dank an alle und selbstverständlich bin ich für alle weiteren Anregungen dankbar, vor allem, wenn ich etwas falsch verstanden habe. Und nun bestelle ich den Lamborghini wieder ab, da das Klavier dann doch knapp unter 1 Mio EURO wert ist :-D:-D
 
Mein Gedanke war ein- bis zweimal Stimmen und dann ist wieder gut für ein paar Jahre.
Man stimmt üblicherweise mindestens einmal, besser zweimal im Jahr. Aber man kann sich ja an alles gewöhnen ;-)
Macht es beim Spielen / Lernen einen so enormen Untersschied, ob das Instrument 100% perfekt klingt oder nur 75%??
Also 75% wären schon verdammt schräg - aber ich ahne, was Du meinst.
Ist es keine Option, jetzt mit dem anzufangen, was man da hat (200-350 EUR investiert) und bei anhaltender Freunde in wenigen Jahren nochmal nachlegt??
DAS ist absolut eine Option. Erst mal stimmen lassen - der Preis ist für einen ortsansässigen Klavierstimmer nicht von Pappe, aber vll. ist das der OD-Zuschlag drauf? - dann spielen und weitersehen. Da ist dann noch kein großes Geld versenkt. Einfach auf die Signale der Tochter hören.

(Und die Keyboards wegräumen! - das verträgt sich nämlich wirklich nicht)
 
Hallo fisherman,

Keyboards sind bereits in den Haushalt meiner Mutter augelagert worden, sicher ist sicher :super:.

Der Klavierstimmer (Klavierbaumeister!) ist leider nicht ortsansässig, will 98,00 EUR für das Stimmen und 55 EUR für die Anfahrt. Hat mich aber am Telefon überzeugt, hat erst Details zum Klavier erfragt, dann um Bilder gebeten und mich gleich auf mehrere Stimm-Vorgänge eingestimmt, auch OD hat er erwähnt. Ich hoffe mal das Beste und sorge dafür, dass meine Große weitgehend anständiges Material zum Starten hat. Bleibt sie dabei, hoffe ich wieder auf die Hilfe des Forums, denn dann muss ich ohne jede Ahnung ein Klavier kaufen :blöd:. Aber ich denke, bis dahin habe ich mich eingelesen und weitere Infos gesammelt.

Nochmal vielen Dank an alle!
 
Der Klavierstimmer (Klavierbaumeister!) ist leider nicht ortsansässig, will 98,00 EUR für das Stimmen und 55 EUR für die Anfahrt. Hat mich aber am Telefon überzeugt, hat erst Details zum Klavier erfragt, dann um Bilder gebeten und mich gleich auf mehrere Stimm-Vorgänge eingestimmt, auch OD hat er erwähnt.
Das klingt recht seriös. Ich kenne Deine Finanzen nicht, aber wenn Du zwei oder drei Stimmungen verschmerzen kannst, würde ich einfach mal drauf los machen. Für ein altes, aber gut funktionierendes (hässliches) Klavier musst Du mit mind. 2.000,- rechnen. Fürs gleiche Geld kriegst auch nen fast neuen Chinahobel, der aber weniger Spaß macht.
 
Der Klavierstimmer (Klavierbaumeister!) ist leider nicht ortsansässig, will 98,00 EUR für das Stimmen und 55 EUR für die Anfahrt. Hat mich aber am Telefon überzeugt, hat erst Details zum Klavier erfragt, dann um Bilder gebeten und mich gleich auf mehrere Stimm-Vorgänge eingestimmt, auch OD hat er erwähnt.
Vom Preis her gesehen klingt das akzeptabel, gerade auch bei einem Oberdämpfer.

dann muss ich ohne jede Ahnung ein Klavier kaufen :blöd:. Aber ich denke, bis dahin habe ich mich eingelesen und weitere Infos gesammelt.
Darüber hinaus wird wahrscheinlich auch der Klavierlehrergeeignete Instrumente anspielen und ein wenig Entscheidungshilfe geben können.

LG von Rheinkultur
 
Jetzt wurde schon 3 mal gesagt, dass Klavierstimmer mehr Geld nehmen, wenn es sich um einen Oberdämpfer handelt. Ist das so? Ich jedenfalls mache da keinen Unterschied und empfinde es auch nicht als aufwändiger im Sinne von mehr Zeit investieren. Allerdings stimme ich auch mit Stimmgerät und muss kein Temperaturband einflechten.
 
Kostet bei uns auch nicht mehr als ein modernes Klavier. Andererseits würde mich interessieren wie die Kollegen dem Kunden gegenüber argumentieren wenn sie eine Klavier wie dieses hier antreffen.
Wen man das Klavier stimmt ist der Ärger vorprogrammiert:
1 Tag nach der Stimmung: " Unser Klavierlehrer hat gesagt die Stimmung ist nicht in Ordnung"
1 Woche nach der Stimmung: " Unser Klavier dämpft seit der Stimmung nicht mehr richtig"
2 Wochen nach der Stimmung: " Das Pedal macht seit der Stimmung Geräusche"
4 Wochen nach der Stimmung: " Unser Klavier spielt ganz anders als das in der Musikschule"
6 Wochen nach der Stimmung: " Die oberen Töne klingen seit der Stimmung nach"
3 Monate nach der Stimmung: " Unser Klavierlehrer hat gesagt das Klavier ist schon wieder verstimmt, wir erwarten eine kostenlose Nachstimmung"
6 Monate nach der Stimmung:" Sie hätten uns gleich sagen müssen das sich das nicht lohnt"
 

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