Enttäuschung Schülervorspiel

... Werde ich einfach nie zu dem Punkt kommen, selbst einfachere Werke zur Vortragsreife zu bringen? ...

Keine Ahnung. Woher soll jemand hier aus dem Forum das wissen ohne Dich und Dein Spiel näher zu kennen?
Aber ist die "Vortragsreife" der einzige Grund und Motivation für Dich sich ans Klavier zu setzen?
Ich selbst weiß daß es für mich wohl nicht mehr zum Konzertpianisten reichen wird, aber das ist auch gar nciht mein Ziel. Ich habe einfach Freude an meinem eigenen Geklimper und meinen kleinen Erfolgen.


...Und wo sind die ganzen erwachsenen Anfänger, die angeblich so tolle Stücke spielen? ...

Ist das wirklich so wichtig? Und wenn sie da wären wäre dass dann weniger frustrierend für Dich?

LG
Manfred
 
Sie haben schlecht gespielt (ohne mich auszuschließen, ich hab mich aufnehmen lassen). Die Stücke waren jetzt nicht die Flaggschiffe der Klavierliteratur, hab ich aber natürlich auch nicht erwartet. Aber auch diese einfacheren Stücke wurden nicht musikalisch vorgetragen. Ein oder zwei hatten sich tatsächlich bei der Auswahl der Stücke übernommen, wohl auch gegen den Rat meiner Lehrerin. Da ging es völlig den Bach hinunter.

Da würde ich der KL raten, die Auswahl der Stücke mit den Schülern vorab besser zu treffen. An einem Vorspiel sollten nur Stücke gespielt werden, die zu 150% sitzen. Und auch dann kann man noch rausfliegen. Als Zuhörer merkt man aber schon, ob das Stück prinzipiell gut geübt wurde und sich die Patzer wegen der Flatternerven einschleichen, oder ob das Stück einfach nicht sitzt und sich der Schüler übernommen hat.


Die Jugendlichen, die regelmäßiger üben können, die keine zeitliche Einschränkungen haben, wie Arbeit, Familie usw., können u.U. bessere Fortschritte zeigen als die Späteinsteiger.

Das zeig ich jetzt besser nicht meiner 17-jährigen Tochter. Sonst kriegst du Ärger :-((mit ihr und sie wird dir vorrechnen, wie anstrengend so ein Schüler Leben sein kann :-D: 35 Schullektionen pro Woche plus durchschnittlich täglich mindestens 90 Minuten Hausaufgaben bzw. für Prüfungen lernen (und das auch am Samstag und Sonntag) ergibt dann eine 45,5 Stunden Woche. Hinzu kommen noch täglich etwa 90 Minuten Schulweg. Aber Gott sei Dank gibt's ja noch die 13 Wochen Ferien. :super:
 
Werde ich einfach nie zu dem Punkt kommen, selbst einfachere Werke zur Vortragsreife zu bringen?
Das weißt Du erst in frühstens 10 Jahren. ;-)
Tja, das sind so die Durchhalteparolen, die sich hier im Forum gern die Anfänger erzählen.

Hast Du das so aufgefasst? Es war nicht als "Durchhalteparole" intendiert.

Du wirfst eine Frage auf. Wohl mehr an Dich selbst als an das Forum, denn:
erstens weiß niemand, was die eigene Zukunft bringt,
zweitens noch weniger, was die Zukunft einer fremden Person bringt,
drittens kennt niemand Deinen Ist-Stand,
viertens nicht die Zeit, die Du in diesen Ist-Stand investiert hast,
fünftens ist eine Vorspiel-Situation für Nicht-Routiniers (mitunter auch für Routiniers) eine erhebliche Stress-Situation
sechstens kennen weder wir noch Du die Hintergründe der anderen erwachsenen Konzertanten - die waren vielleicht alle halbtot vor Lampenfieber.

Also antworten die Antwortenden nach der Maßgabe dessen, wie sie SICH SELBST diese Frage beantworten würden.

Man kennt die eigene Grenze nicht, ehe man es nicht "nicht geschafft hat", sie zu überwinden. Die von mir genannten "10 Jahre" sind als fiktiver Zeitraum irgendwo zwischen "ziemlich lang" und "lebenslang". Sprich: Wenn Du dasselbe Stück, dessen Vortrag Dir nicht gefallen hat, in 10 Jahren immer noch nicht gut kannst, könnte dies ein Indiz dafür sein, die Grenze womöglich erreicht zu haben.
 
Aber ist die "Vortragsreife" der einzige Grund und Motivation für Dich sich ans Klavier zu setzen?
Ich selbst weiß daß es für mich wohl nicht mehr zum Konzertpianisten reichen wird, aber das ist auch gar nciht mein Ziel. Ich habe einfach Freude an meinem eigenen Geklimper und meinen kleinen Erfolgen.




Ist das wirklich so wichtig? Und wenn sie da wären wäre dass dann weniger frustrierend für Dich?

LG
Manfred

Das ist es, was ich mich oft frage, wenn ich hier im Forum lese. Wollt ihr alle Konzertpianisten werden? Was wäre da so toll dran? Dann würde man das was man gerne macht (Klavierspielen) beruflich machen, wodurch sich das "gerne machen" relativiert. Wenn ich etwas tun muss macht es mir nicht mehr so viel Spaß, oder zumindest nicht immer.

Es muss ja auch nicht so sein, dass man nur im stillen Kämmerchen spielt. Aber wenn ich zB meiner Familie vorspiele kann ich so oft patzen wie ich will.
Vielleicht bin ich auch dieses Jahr noch nicht fähig Weihnachtslieder zu spielen und dabei mitzusingen, aber nächstes Jahr dann. Und für ein Happy Birthday reicht es schon, sowas ist doch schon gar nicht so schlecht?

Mein persönliches Ziel ist es, dass ich vielleicht irgendwann ein paar Stücke einfach so auf irgendeinem Klavier spielen kann. Und das muss dann kein wunderschöner Fingerbrecher von Chopin sein, sondern darf auch gerne viel leichter sein.
Lg
 
Mit dem Vorspielen (keine Schülervorspiele, sondern bei meinen Treffen) hatte ich lange Probleme und war hypernervös. Aber ich habe mich da "durchgebissen", weil ich gehofft habe, dass es bei jedem Mal besser wird. Und ich habe mich abseits der Treffen aufgenommen, mit Audio und Video - das hilft ebenfalls gegen Vorspielangst.

Irgendwann hat jemand bei einem meiner Treffen ein wenig unsicher (nervös?) am Flügel gesessen und einige Fehler gemacht. Er spielt seit fast einem halben Jahrhundert. Da habe ich mir gesagt: "Jeder macht Fehler - egal auf welchem Niveau!". Das ist klar, aber es ist mir erst da richtig bewusst geworden.

Mir ist es lieber, jemand spielt ein Stück mit Fehlern, aber dafür musikalisch ansprechend - egal auf welchem Niveau.

Am Samstag hatte ich pianistischen Besuch und ich wurde gebeten ein Stück zu spielen, das ich mir selber erarbeitet habe (mit einmal Hilfe des Klavierlehrers). Meine Besucher kannten das Stück nicht und haben mich ermuntert, es bei Clavio einzuspielen. Aber was mich gefreut hat: Ich war völlig ruhig, obwohl ein "pianistisches Schwergewicht" hinter mir gesessen hat.

Die Einspielung werde ich vermutlich machen, denn ich hatte das eh geplant, weil das Stück nur zweimal bei YT vertreten ist. Es ist schade, dass so wenige dieses wunderschöne Stück kennen. Einspielungen bei Clavio sind auch eine Vorspielsituation - man möchte das Stück ja möglichst schön spielen und ist gefasst auf die Reaktionen der anderen Clavionisten.

Zum Schluss noch eine Anmerkung: Nach einem Jahr habe ich - meiner Erinnerung nach - noch im Fünftonraum gespielt. Denn mein Klavierlehrer und ich mussten erst in harter Arbeit die Fehler ausmerzen, auf die mich mein erster KL nicht hingewiesen hat.

Hab Geduld, nach einem Jahr am Klavier ist man noch ganz am Anfang.
 
Da habe ich mir gesagt: "Jeder macht Fehler - egal auf welchem Niveau!".
Stimmt. Auch die Lisitsa macht Fehler.

View: https://youtu.be/ZY_eIIFqNxg


Die Einspielung werde ich vermutlich machen, denn ich hatte das eh geplant, weil das Stück nur zweimal bei YT vertreten ist. Es ist schade, dass so wenige dieses wunderschöne Stück kennen. Einspielungen bei Clavio sind auch eine Vorspielsituation - man möchte das Stück ja möglichst schön spielen und ist gefasst auf die Reaktionen der anderen Clavionisten.
Ich freue mich auf deine Einspielung. :super:
 
@saugferkel Franz Liszt konnte das sicher fehlerfrei spielen.
 


So ist es. Sie sollte auf KEINEN FALL Pink tragen.
nenene.gif
 
Da lobe ich mir doch die Jazzmusik.
Diese Panik vor Fehlern liegt darin begründet, dass man nicht in der Lage ist, diese gekonnt zu kaschieren.
Es gibt in der Biografie von Rubinstein die Geschichte, dass er bei seinem ersten größeren öffentlichen Auftritt komplett rausgeflogen ist, nicht mehr wusste wie es weiter geht und statt aufzuhören einfach improvisiert hat-den kompletten Schluss...und keiner hat es gemerkt-ausser sein Klavierlehrer, weil der das Stück kannte.
Das ist dann souverän! :-)
Wie ein Computer alles immer ohne Fehler spielen ist doch irgendwie unmenschlich.
Das lehrt auch Flatischler-ehemals Jungstudent in Wien und eine große Begabung.
Er hat den Druck nicht mehr ausgehalten und ist lange gereist-Klavier spielt er überhaupt nicht mehr (muss alles sehr traumatisch gewesen sein) stattdessen gibt er Workshops.
Seine Botschaft: Wer raus fliegt, muss wieder "rein" fliegen-und das lässt sich trainieren.

Man ist weniger nervös, wenn man weiss, wie das geht. Ist ja wie beim balancieren-nicht abstürzen, sondern wieder ins Gleichgewicht finden.


Schlimm finde ich oft nicht die Fehler, sondern die , die hämisch mit dem Finger drauf zeigen.
Das gibt es auch bei Konzerten-irgendwer vom Publikum meint hinterher herausarbeiten zu müssen, wer wann wo einen Fehler gemacht hat.
Manche haben eben nichts besseres zu tun.
 
Das ist es, was ich mich oft frage, wenn ich hier im Forum lese. Wollt ihr alle Konzertpianisten werden? Was wäre da so toll dran? Dann würde man das was man gerne macht (Klavierspielen) beruflich machen, wodurch sich das "gerne machen" relativiert. Wenn ich etwas tun muss macht es mir nicht mehr so viel Spaß, oder zumindest nicht immer.

Ich persönlich möchte kein Konzertpianist werden. Aber ich finde, zur Musik gehört nicht nur der Musiker sondern auch ein Publikum. Und wenn ein Publikum da ist, habe ich als Vortragender auch den Gedanken, es mit meiner Musik zu erfreuen. Sonst fehlt für mich ein wesentlicher Teil bei der Musik.

Klar, man kann ausschließlich für sich spielen, man kann auch für seine Liebsten spielen, die sich nicht wehren und im Zweifel noch lächeln, selbst wenn man das dritte Mal neu ansetzt. Mache ich auch und macht auch Spaß, trotzdem hatte ich es immer so als Ziel am Horizont vor jemandem zu spielen, dem das Stück dann gefällt. Dabei müsste es nicht das Fantasie Impromptu sein und es muss auch nicht fehlerfrei sein, auch einfachere Stücke können schön vorgetragen werden. Und zu diesem übergeordneten Ziel sind mir eben Zweifel gekommen. Einfach weil ich bei dem Vorspiel keinen Erwachsenen gesehen hatte, der das konnte, warum sollte es also bei mir plötzlich so sein?

Naja, ich wollte im Grunde auch keine Lösung eines Problems sondern nur mal meine Gedanken teilen, vielleicht geht es ja irgendwem ähnlich (offenbar nicht ;))
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich persönlich möchte kein Konzertpianist werden.
Wie oft haben wir das schon gehört? :-D

Klar, man kann ausschließlich für sich spielen, man kann auch für seine Liebsten spielen, die sich nicht wehren und im Zweifel noch lächeln, selbst wenn man das dritte Mal neu ansetzt. Mache ich auch und macht auch Spaß, trotzdem hatte ich es immer so als Ziel am Horizont vor jemandem zu spielen, dem das Stück dann gefällt.
Siehst du, viele haben gar nicht das Ziel, Fremden zu gefallen. Und natürlich können sich auch Freunde und Angehörige wehren und tun das auch. Siehe in dem anderen Faden mit der mitsingenden Dame. :lol:

Dabei müsste es nicht das Fantasie Impromptu sein und es muss auch nicht fehlerfrei sein, auch einfachere Stücke können schön vorgetragen werden. Und zum diesem übergeordneten Ziel sind mir eben Zweifel gekommen. Einfach weil ich bei dem Vorspiel keinen Erwachsenen gesehen hatte, der das konnte, warum sollte es also bei mir plötzlich so sein?
Du hast also so ein Ziel. Vielleicht haben diese Erwachsenen ganz andere Ziele? Und nur teilgenommen, um deiner KL einen Gefallen zu tun?
 
An einem Vorspiel sollten nur Stücke gespielt werden, die zu 150% sitzen.
Eigentlich ja - klar.

Problem ist, dass sich diese vernünftige Anforderung mit dem beißt, wie Klavierunterricht heutzutage typischerweise abläuft und auch typischerweise nur möglich ist.

Da die allermeisten Klavierschüler nur sehr wenig üben, bedeutet ein Vorspiel, dass man viele Wochen vor dem Vorspiel im Unterricht nur mit den Vorspielstücken und mit sonst nichts beschäftigt ist, weil es sonst einfach nicht gut genug wird. Die Schüler üben ja weder mehr, noch sehen sie zu, dass sie das Stück möglichst früh draufhaben. Alles bleibt daran hängen, dass der KL immer wieder Druck machen muss und immer wieder die Stücke mit Engelsgeduld im Unterricht durchnehmen muss.

Bei typischerweise 2 Schülervorspielen im Jahr bedeutet das unter Umständen, dass teilweise 4 Monate pro Jahr für diese Pre-Vorspiel-Phasen draufgehen und in der Zeit nichts anderes, Neues, Interessantes gelernt oder probiert werden kann. Das ist nicht gut und macht auch keinem Beteiligten Spaß.

Daher ist verständlich, wenn ein Lehrer sich sagt: "OK, dann ist halt beim Vorspiel nicht alles so perfekt."

Frag mal jemanden, der z.B. immer bei "Jugend musiziert" oder "Jugend jazzt" dabei ist. Er wird Dir bestätigen, dass die Zahl der Schüler, die dort teilnehmen und auf hohem Niveau sind, in den letzten Jahren deutlich abnimmt, obwohl nicht weniger Leute musizieren als früher.
Ganztagsschule, Durchterminierung der Freizeit und Smartphone- und Computersucht führen dazu, dass 15-30 Minuten Üben pro Tag an 6 Tagen der Woche bereits ein wirklich guter Wert sind und der Schüler schon als engagiert zu gelten hat. Was soll dabei auch rauskommen?
Bei einstimmigen Instrumenten wie Flöte oder Saxophon oder bei Schrammel-Gitarre geht das noch einigermaßen; bei einem komplexen Instrument wie Klavier sind da Grenzen erreicht.

LG,
Hasenbein
 
Meine KL hatte neulich ein Vorspiel organisiert, sowohl mit Kindern und Jugendlichen als auch mit erwachsenen Schülern.

Was mich zum Nachdenken brachte: Einige der fortgeschrittenen Jugendlichen waren echt gut, allerdings hat keiner der Erwachsenen auch nur ansatzweise etwas vorgetragen, das hörenswert war.

Daher meine Überlegung: Mache ich mir als erwachsener Anfänger etwas vor? Werde ich einfach nie zu dem Punkt kommen, selbst einfachere Werke zur Vortragsreife zu bringen? Und wo sind die ganzen erwachsenen Anfänger, die angeblich so tolle Stücke spielen?

Vielleicht etwas provokant, trotzdem würden mich eure Meinungen interessieren. Vielleicht kann ja auch mal ein Lehrer seine Erfahrungen mit erwachsenen Schülern beitragen.

Ich habe jetzt gerade ein Erwachsenen-Vorspiel (als Teilnehmerin und Zuhörerin) erlebt und ich denke, dass es da ganz verschiedene Erfahrungen gibt.
Einige haben ja schon ganz richtig geschrieben, dass es (in der Regel) schon einen Unterschied macht, wie lange manche Erwachsene spielen.
Bei unserem Vorspiel gab es verschiedene Instrumente und verschiedene Formationen (Duo, Trio, Sextett).
Einige der Teilnehmer kannte ich persönlich und wusste, wie lange sie spielen; teilweise schon länger, auch zusammen.
Nachdem ich in den vergangenen Jahren/Jahrzehnten beliebig viele Schülervorspiele erlebt habe, muss ich sagen, dass ich prinzipiell kaum Unterschiede sehe. In beiden Gruppen findet man ein Spektrum an Leistung und Musikalität. (Was hörenswert ist, ist ja eine sehr individuelle Einschätzung! Ich fand z.B. ein relativ einfaches Gitarren-Duo (Lehrer-Schüler) am besten - es war allerdings eher auf Anfänger-Niveau. Keine Ahnung, wie lang der Mann schon spielt.)
Es mag bei den "blutigen" Anfängern unter den Erwachsenen etwas anders sein. Mir persönlich hat aber z.B. der Humor imponiert, mit der eine nicht mehr ganz junge Dame (zwischen 65 und 70 Jahren) an ihr Klarinettenvorspiel ging. Da kam auch ein Stück Altersweisheit zum Tragen.
 

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