Eigentlich will ich keinen Flügel von privat kaufen, aber…

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Fisis79

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Guten Abend zusammen!

Ich schaue mich jetzt schon seit geraumer Zeit nach einem gebrauchten Flügel um und finde es wirklich schwierig, insbesondere in der Größe um die 1,70 m etwas Schönes zu finden, das auch preislich angemessen ist (soweit ich das überhaupt beurteilen kann). Da ich ziemlichen Bammel davor habe, mit einem Kauf von privat auf die Schnauze zu fallen, habe ich bisher eigentlich nur nach Angeboten von Händlern geschaut. Neulich war wieder der Klavierstimmer hier, und er hat mir von einem kleinen Grotrian (160 cm) aus den 50er Jahren erzählt, den er gerade aufbereitet. Der käme grds. in Frage, ist aber noch nicht fertig. Und 1,60 m ist schon ziemlich klein... Deshalb schaue ich mich parallel dazu weiter um. Jetzt bin ich gerade auf diese frische Anzeige gestoßen:


Ich finde dieses Modell total schön, hatte es schon bei dem großen Händler im Münsterland bei eBay KA gesehen, allerdings will der knapp 25.000 € dafür haben…

Was meint ihr? Lohnt es sich, sich den von privat mal näher anzuschauen? Auf einem Bild kann ich wohl erkennen, dass ein paar Risse im Resonanzboden repariert worden sind. Und ich finde, dass die Klaviatur für so ein altes Instrument ganz ordentlich aussieht. Was sagt ihr zu der Preisvorstellung? Mein Limit liegt in etwa bei 15.000 €! Könnte also auch noch ein bisschen was in Reparaturen bzw.. Aufbereitung investieren.

Liebe Grüße!

Fisis
 
Und zum Preisdrücken mit den Beinen argumentieren: Die dürften die meisten zwar als authentischen Jugendstil und als interessante Rarität fürs Kunstgeschichtemuseum, aber faktisch im Wohnzimmer als geradezu fürchterlich empfinden ... Kann man ja nicht hinschauen ... Da müsste man ein dezentes, ästhetisch besser bewährtes Balustermodell zurecht- und dranmachen (gibt's CNC-gefräst, aber etwas kompliziert zu lackieren) oder eckige, aber die passen dann wieder nicht so wirklich zum Notenpult ... Diese Hocker-/Melkschemelbeinchen dürften jedenfalls durchaus ein Verkaufshindernis sein ...
 
Und zum Preisdrücken mit den Beinen argumentieren: Die dürften die meisten zwar als authentischen Jugendstil und als interessante Rarität fürs Kunstgeschichtemuseum, aber faktisch im Wohnzimmer als geradezu fürchterlich empfinden ... Kann man ja nicht hinschauen ... Da müsste man ein dezentes, ästhetisch besser bewährtes Balustermodell zurecht- und dranmachen (gibt's CNC-gefräst, aber etwas kompliziert zu lackieren) oder eckige, aber die passen dann wieder nicht so wirklich zum Notenpult ... Diese Hocker-/Melkschemelbeinchen dürften jedenfalls durchaus ein Verkaufshindernis sein ...
Jau, die Beine sind mir auch aufgefallen, die sind jetzt nicht der Burner, aber auch kein Weltuntergang. Das Modell wurde damals anscheinend mit zwei unterschiedlichen Beinversionen gebaut. Jedenfalls habe ich es sowohl mit eckigen als auch mit dieser Art im Netz gefunden. Eckig hätte mir persönlich besser gefallen… Diese Balusterform wäre mir zu wuchtig, gerade bei so einem kleinen Flügel…Dafür ist das Notenpult aber wirklich sehr hübsch, finde ich.
 
Ich sag ja nur: Argument zum Runterhandeln ... Und klar ist das original so und die berüchtigten Hydrant-Posts an manchem alten Steinway sind auch original, aber halt nicht wirklich angenehm fürs Auge, und auch bei Blüthner gibt's so Verirrungen (umso mehr Hut ab übrigens vor den Bechstein-Beinen, die 60, 70 Jahre über mehrere Stilepochen hinweg immer gleich elegant-dezent-neutral verbaut wurden ...).
 
aber die passen dann wieder nicht so wirklich zum Notenpult ...
...von dem ich den Eindruck habe, es soll nicht nur popelige Klaviernoten halten, sondern ist für vielstimmige Partituren gebaut. Das ist positiv gemeint. Und vor den Menschen, die sich aus solchen Partituren die passenden Stimmen raussuchen und spielen (durchaus verschieden möglich) habe ich größten Respekt.

Zurück zum Instrument: der Besitzer sollte durchaus die bescheidene Summe Geld in die Hand nehmen und den Flügel stimmen lassen. Bei einem ungestimmten Instrument können Fehler maskiert sein.
 
Dass er nicht gestimmt ist, finde ich auch suboptimal und kann das auch nicht unbedingt nachvollziehen, warum man die paar Euro nicht investiert. Würde aber hoffen, dass der Klavierbauer meines Vertrauens auch beim ungestimmten Instrument gravierende Mängel erkennt. Den Zustand von Resonanzboden oder Stimmstock wird er jedenfalls auch bei einem verstimmten Instrument beurteilen können, nehme ich an.
 
Habe jetzt sowohl den Verkäufer als auch den Klavierbauer angeschrieben und bin gespannt, ob ein Besichtigungstermin zustande kommt. Wenn der Grotrian sich dann noch gut anhört und anfühlt… Drückt mir die Daumen! Und lieben Dank für eure Nachrichten!
 

Diese in meinen Augen sehr schönen Beine entsprechen dem zeitgenössischen Stilempfinden der späten Art Nouveau Zeit, als markante geometrische Formen zu dominieren beginnen. Eine Bildersuche nach "Art Nouveau Flügel" oder "Jugendstil Flügel" lässt schnell erahnen, wie vielseitig man vor dem 1. Weltkrieg den Flügel auch als Möbelstück entwickelt hat, das zum damaligen Stil passen sollte. "Form follows function" gab es noch nicht. Vor allem Carl Mand und Ibach haben sehr viel mit der äußeren Form experimentiert und dafür sogar mit berühmten Architekten zusammen gearbeitet:


Wer besonders staunen will, sucht Richard Strauss' Ibach oder den von Peter Behrens entworfenen Flügel.

Natürlich kann man Beine, Notenpult, Lyra, Pedale und Jugendstilschrift auf der Tastenklappe des Grotrian-Steinweg gegen langweilige Standardformen austauschen, wenn man sowas nicht in seinem Wohnzimmer haben mag. Oder man akzeptiert das als Ensemble, das den Stil vergangener Zeiten dokumentiert. Einer Jugendstilvilla schlägt man ja auch nicht den Stuck von der Fassade, wenn er nach über 100 Jahren noch erhalten ist.

Den Flügel finde ich sehr interessant und würde ihn auf jeden Fall mit einem Klavierbauer in Augenschein nehmen. Es kommt ja sehr darauf an, wie die Restauration vor 20 Jahren durchgeführt wurde und ob schon wieder etwas gemacht werden muss.
 
Zu dem Inserat noch eine andere Frage in die Runde: Man sieht gelegentlich, dass Menschen ihre Flügel öffnen und dabei die vordere Klappe nicht hochschlagen, sondern den gesamten Deckel in voller Länge belassen. Für mich sieht dies ausgesprochen schräg aus (weil faktisch kein Licht auf das Notenpult fällt) und es scheint mir auch keine gute Situation für das Scharnier der beiden Deckelhälften zu sein. Warum macht man sowas?
 
Ich finde dieses Modell total schön, hatte es schon bei dem großen Händler im Münsterland bei eBay KA gesehen, allerdings will der knapp 25.000 € dafür haben…

Der Preis des verlinkten Flügels wird mit VB 7.500,00 angegeben. Habe ich mal wieder Tomaten auf den Augen oder einen Denkfehler (oder irgendwas nicht kapiert)?
:konfus:
 

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