E-Piano schadet Anschlag?

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Firenze

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Ich möchte mir demnächst ein e-piano zulegen. Doch ich habe häufig gehört, dass das Instrument einen negativen Einfluss auf den Anschlag haben kann. Was meint ihr dazu? Stimmt das? Auch die Graded Hammermechanik, die laut vielen Herstellern ein Piano Feeling garantiert?
 
nun was heißt schadet. du bekommst mit sicherheit einen anderen "anschlag" als wenn du auf nem steinway übst, der wiederum anders ist als wenn du auf bechstein spielst usw....
also, klaviere sind einfach unterschiedlich vom anschlag und je nachdem auf welchem du viel übst, wird sich dein anschlag dem instrument anpassen.
der große nachteil von e-pianos ist allerdings, dass sie akustisch sehr begrenzt sind (der ton wird nicht wirklich erzeugt, sondern ein sound-file wird durch einen prozessoer geschickt, der das modifiziert und zum lautsprecher sendet) und dadurch hat man nicht das gefühl, den klang wirklich manipulieren zu können. ok, man kann mit sicherheit dynamisch spielen, artikulation ist auch drin. aber das ist ja noch nicht alles, und eben diese restmenge ist es, was ein echtes klavier auszeichnet. die frage, was nun für dich richtig ist, hängt aber natürlich davon ab, was du vorhast. wer abends nach der arbeit gerne noch ein paar töne zur entspannung spielen mag, vlt. auch mit kopfhörer, der ist mit einem e-piano bestens bedient. wer mehr vorhat, also werke, die viel klang brauchen (brahms-konzert, beethoven-sonaten, romantiker generell, aber auch schon mozart und haydn), der sollte sich zweimal überlegen, ob er nicht doch eher zu einem echten klavier tendieren sollte.
ich habe es selbst gemerkt, dass mein spielen auf einem e-piano einfach beschränkt war. und das fing schon bei schubert und chopin-etüden an...
wenn du hoch hinaus willst, ist ein akustisches instrument erste wahl für dich, wenn du gelegenheitsspieler bist, ist auch ein e-piano drin.
 
Hallo Konstantin
Zunächst einmal danke ich dir für deinen ausführlichen Beitrag. Meine meisten Fragen sind nun beantwortet. Allerdings wäre da noch eine Frage. Ich besitze bereits ein akustisches Klavier und wollte das Digitalpiano kaufen, damit ich in Bands flexibler bin und mal Zwischendurch leise spielen kann. Denkst du, dass ich, nachdem ich längere Zeit beide Instrumente gespielt habe, einen besseren Anschlag oder einen schlechteren Anschlag bekomme? Oder hat das keinen großen Einfluss auf meine Spielart. Natürlich werde ich auf dem akustischen Klavier üben und nicht auf dem E-Piano. danke schonmal
 
Sagen wirs mal so, umso mehr du auf dem e-piano übst umso mehr schadet das deiner technik. Wenn du jedoch nur ab und zu auf dem e-piano für konzerte etc. spielst dann dürfts nix ausmachen. Naja, ich selbst spiele zu 80% der spielzeit auf nem e-piano, aber auch nur weil ich keine andere wahl hab (Mietwohnung mit bösen nachbarn).
 
hallo,
konstantin hats angesprochen, aber ich will es nochmal deutlicher formulieren.
es ist nicht nur klanglich ein unterschied, ob du wirklich eine seite anschlägst oder nur ein soundfile aktivierst. das ist leicht frustrierend, wenn man vom klavier kommt und einfach keine "musik" aus dem stück machen kann, aber schlimmer ist es, wenn man lange zeit nur e-piano gespielt hat und danach an ein richtiges klavier kommt, wo man den klang beeinflussen MUSS. weil man das bis dahin nämlich wieder verlernt hat. du kannst auf dem e-piano technik üben und stücke lernen, aber MUSIK draus zu machen, das geht nach meiner erfahrung nur auf einem richtigen klavier. oder, windir?

wenn du dir das e-piano nur als ergänzung kaufst, sehe ich da nicht so das problem, solange du regelmäßig auf beiden spielst, um bei beiden das "tastenfeeling" zu erhalten (sonst gibts beim auftritt ne böse überraschung). aber probier vorher mehrere bei irgend einem händler aus. es kann auch sein, dass dir ein e-piano viel zu unbefriedigend ist, wenn du vom "richtigen" kommst. manchmal merkt man klanglich erst was man hat(te), wenns plötzlich fehlt... :-D
 
Dass ein Digitalpiano den Klang eines akustischen Pianos nicht ganz reproduzieren kann, eben weil nur ein Soundfile aktiviert und nicht „echte“ Saiten angeschlagen werden – stimmt.

Aber, Frage an Konstantin und babajaga:

Wieso kann ich mit meinem Anschlag den Klang auf dem akustischen Piano besser gestalten oder beeinflussen als auf dem E-Piano? Das verstehe ich nicht. Auf beiden Instrumenten beeinflusst mein Anschlag nur die Lautstärke und die Dauer der Töne – sonst gar nichts! Anders als beim Streich- oder Blasinstrument kann ich auf dem akustischen Piano die Klangqualität ansonsten nicht beeinflussen – alles andere ist Illusion. Oder?

Ich selbst spiele hauptsächlich auf einem akustischen Klavier, gelegentlich aber auch auf dem Clavinova meiner Schwester. Komme damit eigentlich ganz gut klar (natürlich finde auch ich den akustischen Klang befriedigender) und merke auch nicht, dass mein Anschlag irgendwie „verdorben“ würde. Das liegt vielleicht auch daran, dass ich zur Zeit Sachen spiele, die wenig oder gar kein Pedal brauchen (Bach, Mozart und Haydn). Das nämlich, die unbefriedigende Pedalwirkung, scheint mir die viel größere Schwachstelle der E-Pianos zu sein als der Anschlag.

Gruß, Thomas
 
Auf beiden Instrumenten beeinflusst mein Anschlag nur die Lautstärke und die Dauer der Töne
Das ist zwar grundsätzlich richtig, allerdings sind dem Digitalpiano dabei Grenzen gesetzt. Je nach Qualität ist so ein Sound mehrmals gesamplet, aber mehr als 10 Sampels pro Ton wird wohl kein Digi-Piano haben (die meisten eher weniger). Der Rest wird einfach über die Lautstärke gemacht. Außerdem ist die Anschlagstärke nicht stufenlos, sondern in der Regel über max. 127 Stufen geregelt (bei sehr guten Digi-Pianos, bei meinem ist es garnatiert weniger). Nun sind die Klänge ein und des selben Tones bei einem akustischen Klavier aber wesentlich zahlreicher und vielseitiger, je nach Anschlag. Auch gibt es bedeutend mehr als 127 Stufen der Anschlagstärke. Das Alles gilt für einen Ton, bei Polyphonie dürfte das ganze noch progressiv nach oben gehen. Zudem sind die Tasten bei einem akustischen Klavier unterschiedlich schwer anzuschlagen (Tiefen und Höhen), das wird aber bei den wenigsten Digi-Pianos simulert.
Du beeinflusst mit Deinem Anschlag eben nicht nur die Lautstärke, sondern auch den Klang einer Saite. Die gesamte Dynamik eines akustischen Klaviers ist damit völlig anders. Ist man das nicht gewohnt wegen zu viel Spielens auf dem Digi-Piano, kann man Probleme bekommen, wenn man auf akustisch wechselt. Natürlich werden diese Probleme kleiner mit Qualitätszunahe des Digi-Pianos. Aber wenn man sieht, was ein sehr gutes Digi-Piano kostet, bleiben fast nur noch Nachteile, denn selbst diese kommen an die Klangeigenschaften eines akustischen Klaviers nicht ran.
 
ohhh doch, da kannst du viel beeinflussen!!! das ist ja gerade die große kunst.... :)
es ist natürlich nicht so extrem, wie bei einem seiteninstrument, aber trotzdem greifst du über die hämmerchen auf die seiten zu und je nachdem, wie stark, wie hart, wie schnell du runterdrückst - und das gleiche beim wiederloslassen der taste - beeinflusst du den klang. das ist doch alles nicht linear! (dazu noch die pedale... )
probiers mal aus. es klingt anders, wenn du ganz kräftig und schnell runterdrückst, als wenn du kräftig aber am ende leicht abgebremst runterdrückst....
habe davon auch zu wenig ahnung, aber tatsache ist - beim e-piano wir immer dasselbe sound file pro ton aktiviert und dann je nachdem, ob du laut oder leise spielst, verstärkt oder gedimmt. viele e-pianos haben wohl bei den laustärken auch nur ein paar stufen, statt einer kontinuierlichen steigerung. und dann kommt unten aus den lautsprechern immer dasselbe klangergebnis. mir kam es immer weichgespült vor, aber eben auch leblos, steril. es gab viel weniger abstufungen zwischen ppp und fff.
wenn du dich an ein richtiges klavier setzt, brummt erstens der ganze holzkorpus vor dir und zweitens klingt es je nach wetterlage und deiner stimmung immer wieder anders.

das problem des "anschlag verderbens" passiert aber meines erachtens nur, wenn man aussschließlich auf einem e-piano spielt und dann plötzlich an ein richtiges kommt. dann merkt mans plötzlich, dass eben nicht mehr alles so glatt daher kommt und nicht so schön regelmäßig... abgesehen davon, dass zumindest bei meinem e-piano der tastenweg viel kürzer war, aber das kann man vielleicht nicht verallgemeinern.
 
jetzt ist peter mir zuvorgekommen und hat wies scheint vom technischen auch mehr ahnung... :)

die sache ist eben die, ich kann als laie natürlich die ganze klangvielfalt eines akustischen klavier nicht ausschöpfen. dazu gibts die profis und für alle anderen nur den ansporn zum nachahmen.
aber wenn man nur e-piano spielt, lernt man es überhaupt nicht, den ton zu beeinflussen oder zumindest alle töne relativ gleichmäßig zu spielen. sie kommen ja sowieso "glatt" daher.
sitzt man dann vor dem akustischen klavier, polterts und donnerts und man fragt sich, wieso nix mehr klingt. das lernt man sonst beim üben irgendwie intuitiv mit, weil man ja "schön" spielen und die tasten "in griff kriegen" will..

das nur so als nachgedanken von einer hobbyspielerin. ihr dürft gern zerpflücken oder ergänzen... :-D
 
Peter und babajaga,
okay, ich glaube euch das. Zumal habe ich inzwischen bei dem bekannten Online-Chang nachgelesen, der sich u.a. genau mit der Frage auseinandersetzt: Kann man den Klang einer einzelnen Note durch die Steuerung des Abschlags variieren?, und sie letztlich bejaht. Seine Argumentation ist ziemlich technisch, aber sie hat mir doch eingeleuchtet, wenn ich auch nicht alles bis ins letzte Detail verstanden habe.
Selbst nachvollziehen konnte ich das allerdings noch nicht mit eigenen Ohren und Fingern. Man braucht dafür wohl auch ein wirklich sehr gutes und sehr gut intoniertes Klavier dafür, am besten einen Flügel.
Bei billigeren akustischen Klavieren dürften die Möglichkeiten der Klanggestaltung sehr sehr begrenzt sein. Auf meinem eigenen jedenfalls kann ich da beim besten Willen nix feststellen.
Übrigens, Peter: Dass die tiefen Tasten schwerer anzuschlagen sind als die hohen – dieses Feature haben heutzutage schon E-Pianos in der Preisklasse deutlich unter 1000 Euro.
Gruß, Thomas
 

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