die Platten Story,oder wer sammelt heute noch CDs?

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Da Youtube ja omnipräsent ist und man fast alles auch runter laden kann,um es dann bequem auf einen CD Rohling,USB Stick oder dergleichen zu brennen (die klassische Musikindustrie beklagt das ja schon seit langem und dümpelt seit geraumer Zeit nur mehr vor sich hin) ,kam mir heute der Gedanke,wer gibt heute eigentlich noch tausende von Euros für eine umfassende Tonträger Sammlung aus?

Und da kamen mir Erinnerungen an meine Studentenzeit,die ich mal so zum Nachdenken in den Raum stelle,in den Sinn:

Damals gab es in dem 250 000 Einwohner-Ort ,in dem ich studierte, drei große Musik-Geschäfte,alle mit hochqualifizierten Verkäufern.Nein,was sage ich, das waren keine "Verkäufer",das waren wahre Musiksachverständige,wandelnde Musik-Lexika!
Es existierte keine Schallplatte (CD war noch nicht erfunden) eines Interpreten,die sie nicht unter tausenden von Platten in den Regalen auf Anhieb fanden oder-falls ausnahmsweise nicht lagernd- die Lieferzeit wußten.Ich konnte stundenlang mit ihnen über Horowitz,Richter, Rubinstein diskutieren,alles war ihnen vertraut.

Ein Geschäft hatte alle Neuerscheinungen,"digital recording" und "direct metal mastering" kam gerade brandneu auf den Markt,und verprachen ungleich besseren Klang der LPs,die waren aber leider einstweilen so weich geworden,dass das Vinyl nach wenigen Runden mit einer suboptimalen Diamant-Nadel hinüber war.Jessye Normans Aufnahme der Brahms Lieder mit Barenboim am Flügel kam frisch im Laden an, und der Klang ,mit dem sie den "Schmied" schmetterte, dann aber butterweich "wie Melodien zieht es" anstimmte,jagte einem Schauer über den Rücken.

Das andere Geschäft hatte sich (wahrscheinlich wegen der Vorliebe des "Verkäufers") auf Horowitz und andere große Pianisten spezialisiert und führte sämtliche seiner Einspielungen,selbstverständlich konnte man alles umsonst anhören,unzählige Stunden verbrachte ich da mit den Kopfhörern am Plattenspieler während eine LP mehr als die andere vom Verkäufer gepriesen wurde,"nein DAS müssen sie sich unbedingt noch anhören,wie er das 1935 gespielt hat,da können sie alle späteren Aufnahmen vergessen,vorher dürfen sie nicht raus gehen," hörte ich nach zwei Stunden oft.... (und er wußte ganz genau,dass ich nichts kaufen würde,da mein Montasbudget bereits verbraucht war).

Das dritte Geschäft war der Sänger und Opern-Spezialist,der hatte absolut alles,was je auf den Bühnen der Welt aufgenommen worden war,ob Tristan-Gesamt-Einspielung mit Lauritz Melchior und Kirsten Flagstad,ein Mitschnitt der Traviata mit der Callas aus Mexiko, als ihr die Koloraturen im "sempre libera" seiner Meinung nach besser als jemals vor oder nachher gelangen inkl.dem für sie oft nur schwer erreichbaren hohen Es(dass der Souffleur lauter zu hören war als so mancher Sänger, war da nebensächlich),die Gesamtaufnahme des Onegin mit Wunderlich und Prey live aus München, die ferne Geliebte mit der elegisch schönen Stimme Heinrich Schlusnus,die "ritterlichste" Winterreise mit Gerhard Hüsch,die Zauberflöte unter Beechham mit Wilhelm Strienz als wundervollster warmer Sarastro Stimme,Bruno Walter am Flügel begleitete Kathleen Ferrier in Frauenliebe und Leben und wenn die beiden dann "von ewiger Liebe" und "die junge Nonne" musizierten,verschwand das Raum-und Zeitgefühl für mich,berührender kann diese Musik nicht mehr erklingen.

Wo ist das alles heute hin?

In Wien gibt's das noch,Gramola am Graben und Caruso in der Operngasse ,aber in den kleineren Orten sind sie alle verschwunden,diese Läden meiner Jugend,die ich so liebte.Ein Musik-Geschäft nach dem andern verschwand in den letzten zwei Jahrzehnten:in dem einen Lokal ist heute ein Reisebüro,im anderen ein Jeans-shop,im dritten eine Drogeriemarkt-Kette.
Was passierte mit den phantastisch belesenen Verkäufern,mit denen ich so viele Stunden über Musik und alte und neue Aufnahmen diskutiert hatte?
Ich weiß es nicht.Vielleicht verkaufen sie jetzt statt Horowitz' Chopin und Liszt Serie der RCA aus den 40er Jahren eben Jeans oder Toilettenpapier.

Wenn man heute CDs kaufen möchte,muss man aus der Stadt raus fahren,zu den riesigen shopping malls,die da aus dem Boden gestampft wurden,da gibt es ja überall einen Media-markt,dort kann man neben den Kühlschränken und Waschmaschinen auch CD samplers kaufen mit "die größten Klassik Hits" oder "die schönsten Klavier-Evergreens,in mir klingt ein Lied u.v.a",das alles für nur 9,99€ ....

Und falls man die junge Angestellte mit der roten Bluse in der Musikabteilung fragt,ob sie vielleicht eine Aufnahme von "Manon" lagernd hätten,man bräuchte schnell was als kleines Geschenk,sieht sie einen mit großen Augen an,frägt aber nicht entrüstet,"welche der beiden Manons meinen sie denn" ,sondern sagt nur völlig verwirrt:

"noch nie gehört,von welcher band soll denn dieser song sein?"-
"oK,lassen wir's, dann eben eine Aufnahme vom Ring"...-
" ja,von Sting,da hätten wir..." -
"Nein,nicht Sting,Ring!" -
"Was??"....

Und da befinde ich mich in Gedanken wieder in meinem geliebten Opern-Laden vor langer,langer Zeit und sehe eine längst vergessene Geschichte wieder vor Augen:

Es war kurz vor Weihnachten.Am Weg von der Uni ging ich meinen gewohnten Weg,der Schnee lag ,gerade wie für Weihnachten bestellt,wie Zuckerguss in den kleinen Gassen der Stadt und wie von einem Magnet gezogen ging ich in das Platten Geschäft,sah die vertrauten Aufnahmen in den Regalen,der Verkäufer winkt mir vertraulich zu,er weiß dass ich kein Geld mehr habe,aber irgend etwas war heute anders im Regal,der Pariser Tannhäuser ist weg,macht nichts,die Konwitschny Aufnahme, die ich zu Hause hab, ist eh besser, aber da ist noch was-- und plötzlich sehe ich einen dicken weißen Schuber,der noch nie da war.
Ich schau genauer hin und mich trifft der Schlag: "Wilhelm Furtwängler dirigiert,Kirsten Flagstad singt die Brünnhilde,Max Lorenz den alten Siegfried,Günter Treptow den Siegmund und Hilde Konetzni die Sieglinde und dann noch mein Lieblingsbariton (was für ein Sachs war der doch!!) Ferdinand Frantz den Wotan...".

"Heute gerade angekommen", ruft der Verkäufer mir zu," fonit cetra hat das neu heraus gebracht,wir kriegen nur dieses eine Stück,wird gleich weg sein".
Das musste ich haben!Ich sah zitternd auf das Preisschild,umgerechnet ca 70 Euro nach heutigem Geld,mir waren in diesem Monat nach Kauf der Geschenke für die Eltern noch genau 20 übrig geblieben 15 kostete der Bus am nächsten Tag für die Heimreise,5 hatte ich fürs Essen aufbewahrt und damals hatte ich nicht mal ein Studentenkonto,das ich hätte überziehen können.
Am Weg zur Wohnung hatte ich nur dieses Bild im Kopf,die vier prächtigen LP Boxen,wunderschön gestaltet mit gemalten Bühnenbildern zu jeder Oper,dazu die Angst,irgend jemand könnte da einfach in den Laden spazieren und dieser gemeine Mensch schnappt mir das weg.Da kam ich-sonderbar,was das Schicksal so für Späße mit uns treibt- in der Wohnung an und finde im Briefkasten einen Breif vom physiologischen Institut,sie suchen unter uns Studenten Probanden für einen Versuch,man muss sich nur Blut abnehmen lassen und bekommt ----umgerechnet 70 Euro !!--- Anmeldetermin nächster Morgen ab acht Uhr.

Alle meine Probleme schienen damit gelöst,um Punkt acht stand ich zusammen mit drei weiteren sich offenbar in Geldnöten befindlichen Kollegen vor der Glastür.Nach dem kleinen Aderlass nahm ich mit zittrigen Händen das kostbare Geld in Form von zwei 500 Schilling Banknoten in Empfang und lief jubilierend Richtung Innenstsadt.
So leicht wollte es mir das Schicksdal aber nicht machen,ein wenig Kampf war noch für mich vorgesehen,und der kam in Form einer harmlosen Wurstsemmel!

Nach der Blutabnahme ohne Früchstück,begann der Magen sich mit mächtigem Hungergefühl zu melden.
Da ich nunmehr ja steinreich war, schlenderte ich frohen Mutes mit dampfendem Atem aus der verschneiten kalten Straße in einen wohlig warmen kleinen Tante-Emma Laden (diese kleinen "Greißler" gab es damals überall in den kleinen Straßen) und bestellte mir eine Wurstsemmel und da ich so gut gelaunt war und übermütig geworden durch meinen plötzlichen Reichtum,orderte ich eine besondere Köstlichkeit,nicht billige Extrawurst,nein kostbare ungarische Salami sollte das Brötchen füllen!

Das kostete dann die ungeheure Summe von ca 1,5 Euros (soviel wie sonst mein ganzes Mittagessen in der Uni mensa),Kleingeld hatte ich keines mehr, also überreichte ich stolz mein "Blutpfand", den ganzen großen Schein mit dem Aufdruck 500 Schilling(ca 35 Euro).
Die Kassiererin nahm ihn,steckte ihn in die Geldlade,gab mir ein paar cent (Groschen hießen sie damals) heraus und sah mich an,"danke wiederschaun".

Langsam spürte ich, wie das Blut aus meinem Gesicht schwand,die Knie wurden sonderbar weich und leichter Schwindel überkam mich.
"Bitte,ich habe Ihnen für die Wurstsemmel doch einen 500 Schilling Schein gegeben!" stammelte ich verzweifelt und starrte auf die bereits fest geschlossene Geldlade.
"Naa Burli, an Zwanz'ger host ma gebn,und des kost die Semm'l"...
"Um Gottes willen!ich hab für dieses Geld gerade Blut gespendet,ich habe nichts mehr für den Bus nach Hause und morgen ist Weihnachten und und ..."

Ich weiß nicht mehr wie,aber irgendwie gelang es mir nach langer Diskussion,doch noch das korrekte Wechselgeld erstattet zu bekommen.

Nach ein paar sehr tiefen Atemzügen,ging ich durch die wirbelnden Schneeflöckchen zu meinem Laden,kaufte die Box mit dem Ring und nahm den Bus nach Hause,und die Weihnachtsferien vergingen zu den Klängen des berühmten "Mailänder Ringes".

Ein kleines Nachspiel gab es noch:im Jänner kam dann doch noch eine zweite Lieferung mit der selben Aufnahme, und die wurde als Weihnachtsabverkauf um 50% ermäßigt angeboten,ich kochte vor Wut,als ich das neue Preisschild sah.


...nie kehrst du wieder goldne Zeit...o ierum,ierum,ierum,o quae mutatio rerum...
 
Tja, nett erzählt.
Für die Jüngeren: So war ´s wirklich!

Erinnert mich etwas an Ludwig Thomas´ "Lausbubengeschichten"....

CW
 
Das kommt mir das alles sehr bekannt vor. Ich wollte Ingenieur werden und habe vorweg eine Lehre gemacht. Mein Lehrgeld war im ersten Jahr 35 DM (18 €) im Monat (Nach Auskunft der Handeslkammer damals Minusrekord in Hamburg). Damit ging ich zum Steinway Haus Hamburg, damals noch in Nähe der Binnenalster. Im Schaufenster standen einige der unerfüllbar scheinenden hochglänzenden Träume. Im Keller war die Klassik Schallplattenabteilung, und ich wollte ein Beethoven Klavierkonzert kaufen. Aber welches, c-moll, G-Dur oder Es-Dur? Nur mit Wilhelm Kempff mußte es sein, denn den hatte ich schon live erlebt. So durfte ich mich dann in eine Kabine verkriechen und alles hören. Man hatte Zeit genug. Die Verkäuferin wußte alles über Klassikaufnahmen. Gekostet hat damals eine LP mit einem Klavierkonzert 24 DM. Ich hatte also noch 11 DM/Monat für andere Dinge, denn ich hatte zu Hause sonst keine Kosten.
Der private Klavierunterricht kostete ja fast soviel wie eine LP, 20 DM/Monat bei wöchentlichen einstündigen Unterricht. 20 DM für 4 Stunden Arbeit, das fand ich traumhaft viel. Ich arbeitete als Lehrling voll mit, 8 Stunden/Tag und jeden zweiten Sonnabend 4 Stunden. Weil ich schon 18 war, nur 2 Wochen Jahres-Urlaub, oder waren es 3, ich weiß es nicht mehr sogenau. So waren die LPs kostbar für mich. Das hat sich alles sehr geändert, aber ich finde zum Guten. Nur heute weiß ich, daß Klavierlehrer finanziell doch nicht unbedingt ein Traumberuf ist.
Aber damals konnte mein KL auch keine großen Sprünge machen. Seine meisten Schüler unterrichtete er auf Akkordeon, damals groß und Mode und Geige. Er hatte kleine Kinder, die Frau unterrichtete auch Geige. Der Unterricht fand auf einem Stutzflügel im Wohnzimmer eines Wohnblocks statt. Quer durch das Zimmer war ein dicker Vorgang gespannt, hinter dem die 2 Kinder vielleicht gerade spielten oder das sonstige Familienleben stattfand.

Und nun bin ich bereit, meine Schätze von damals abzugeben, die Übergabe steht noch aus. Aber ich habe ewig keine LPs mehr angehört.

Gruß
Manfred
 
Da lese ich ne ganze Menge Npstalgie. ganz erlich:

In Zeiten wo
- Musik jederzeit überall in guter Qualität verfügbar ist
- Du in einem 2x2cm Kasten Millionen von Mp3s überall mithinnehmen kannst
- Du nicht mehr Tonnenweise CDs oder Gar Schallplatten rumschleppen musst
- DU nicht mehr in ein Geschäft gehen musst um Musik zu kaufen oder Probe zu hören
- Du ganz einfach in deiner Musik browsen klannst und eine playlst erstellen kannst, während diese gleichzeitig abgespielt wird

finde ich es absolut verständlich, dass es solche Geschäfte nicht mehr gibt. Natürlich gibt es noch Liebhaber oder Nostalgiker, aber der Markt für physikalische Tonträger wird ins unermessliche sinken.
 
Lieber kreisleriana,

was für eine schöne und wunderbar erzählte Geschichte! Danke!

Ich persönlich habe so etwas leider nie erlebt. Ich bin in einem kleinen Kaff groß geworden, wo der nächste Plattenladen 120 km entfernt war (nehme ich mal an, denn ich war nie in einem und die nächste Großstadt war so weit entfernt. Als ich dann in Köln studierte, sind wir alle immer zum nahe gelegenen Saturn gegangen, der wirklich alles hatte. Aber ich habe dort nie irgendwelche Verkäufer kennen gelernt, wie du sie beschrieben hast.

Liebe Grüße

chiarina
 
. Ich bin in einem kleinen Kaff groß geworden, wo der nächste Plattenladen 120 km entfernt war

Als ich dann in Köln studierte, sind wir alle immer zum nahe gelegenen Saturn gegangen, der wirklich alles hatte. Aber ich habe dort nie irgendwelche Verkäufer kennen gelernt, wie du sie beschrieben hast.

chiarina

also meine Kindheit verbrachte ich auch in einem kleinen Ort mit heute 5000 Einwohnern,aber sogar da hatten wir zwei Schallplatten Geschäfte,mit 10 kaufte ich mir meine erste Platte,die stand verwaist dort im Regal:Kempff mit Mondschein,Sturm und Les Adieu und beschloß daraufhin,die Mondscheinsonate stante pede einzulernen :-) -(hatte ja bereits 3 Jahre Klavierunterricht hinter mir und Burgmüller funktionierte schon :p )erinnert mich an manche ebenso naive posts hier.
Im anderen Laden kaufte ich mir meine erste Oper:Zauberflöte unter Karajan mit Dermota,Seefried,Lipp,Greindl...

Saturn existierte in meiner Studentenzeit noch nicht(zumindest nicht in meinem Studienort).

Da hast du ja wirklich was versäumt,leider schwer nachholbar,da hülfe nicht mal eine Feuerzangenbowle mit Rühmann.
 
Eine sehr große Auswahl an klassischen CDs kann man heute noch in den Dussmann-Häusern finden. Ich war zum ersten Mal vor einigen Monaten in Berlin in so einem "Kulturkaufhaus" und war schwer beeindruckt von der Klassikabteilung. In den meisten Geschäften, die ich kenne, ist die Klassik-Ecke eine kurze Abteilung, die in der ersten Reihe Vanessa Mae, Lang Lang und Il Divo liegen hat. Im Dussmann riesige Fläche mit allem, was das Herz begehrt. (Übrigens auch sehr umfangreiche Noten- und Musikbuchabteilung)
Wie gut die Verkäufer Bescheid wissen, habe ich dort nicht getestet.

Das muss man mal gesehen haben!!! :)

lg marcus
 
Eine sehr große Auswahl an klassischen CDs kann man heute noch in den Dussmann-Häusern finden. Ich war zum ersten Mal vor einigen Monaten in Berlin

ja Berlin,Wien (da gibt's übrigens außer Gramola und Caruso noch andere,auch den EMI Laden in der Kärtnerstrasse,der ganz passabel ist) etc.....,die wenigen,die es noch gibt,konzentrieren sich eben auf die Großstädte.Das flair der kleinen aber feinen Läden in der Provinz ist es,den ich vermisse.Mit Youtube kireg ich auf die Dauer nur Kopfweh (so toll dieses Medium natürlich ist!),in meinen alten Läden gab es das zwischen menschliche Gespräch,die angeregte Diskussion,das machte das Leben doch so viel reicher als die digitalisierte Welt,wo alles überall auf Knopfdruck abrufbar ist.
 
also meine Kindheit verbrachte ich auch in einem kleinen Ort mit heute 5000 Einwohnern,aber sogar da hatten wir zwei Schallplatten Geschäfte,

:shock: - boah!!!!!!!!!!!!!!!!! :)


Da hast du ja wirklich was versäumt,leider schwer nachholbar,da hülfe nicht mal eine Feuerzangenbowle mit Rühmann.

Trotzdem sind die ersten Platten, die man sich kauft, etwas ganz besonderes. Irgendwie ein sinnliches Erlebnis! :p Meine waren mit 17 (!) The Wall von Pink Floyd und auf der Abifahrt nach Berlin, bei der wir einen Tag die ehemalige DDR besuchten, eine (hurra!!!) Gesamtausgabe der Werke Chopins, gespielt von Nikita Magaloff! Mein ganzes Geld hatte ich dafür auf den Tisch gelegt und niemand von meinen Klassenkameraden verstand, wieso ich sowas Verrücktes machte. Meine Güte, war ich stolz und selig! :p

Liebe Grüße

chiarina
 
:Gesamtausgabe der Werke Chopins, gespielt von Nikita Magaloff! Mein ganzes Geld hatte ich dafür auf den Tisch gelegt und niemand von meinen Klassenkameraden verstand, wieso ich sowas Verrücktes machte. Meine Güte, war ich stolz und selig!

ja genau,und dieses Erlebnis hat man mit keinem USB Stick!

mit 17 erste Chopin Gesamtausgabe,das glaub ich dass das ein tolles gefühl war,aber:Ich war früher,ich war früher :p ich bestellte mir mit 14 meine erste Chopin Gesamtausgabe:jeden Monat gab's eine LP und das Cover auf jeder einzelnen LP war das Delacroix Gemälde,19xDelacoix's Chopin als ich die Sammlung fertig hatte :-) (nach dem Mondscheinsonaten-Erlebnis,die ich bis dahin aber wirklich durchgearbeitet hatte, gefiel mir danach Pollinis Etuden Interpretation so gut ,dass ich mir sofort die Noten kaufte und sie freudig aufgeregt zu meinem Klavierlehrer schleppte,um die 24 mal locker durchzuarbeiten,den hat fast der Schlag getroffen :rolleyes: hat dann aber doch die Hälfte davon mit mir im Lauf der folgenden Jahre durchgemacht)
 
Auch wenn ich noch nicht ganz zum alten Eisen gehöre war es bei mir ähnlich. Immer Geld gespart um 2-mal im Jahr mit dem Zug zum Kölner Hauptbahnhof zu fahren und dann zu Fuß rüber zu Saturn mit der unendlich großen Auswahl an Jazz- und Klassikplatten. Ich sehe die ca. 6 m langen Regale, wo man nur die schmalen Seiten der LPs sehen konnte und mühsam die kleine Schrift des Inhalts entziffern musste, noch heute vor meinem geistigen Auge:-).

Das war für mich auch die Zeit, wo man noch aus dem Radio aufgenommen hat. Da gab es z.B. eine sonntägliche Reihe wo Buchbinder sämtliche Klaviersonaten Beethovens spielte und man immer ins Grübeln geriet: Welche Kassettenlänge nehme ich jetzt am Besten? 60, 90 oder 120 Minuten? 120 Minuten nur im Notfall, die reissen schneller! Hoffentlich passt noch der Rest der Laufzeit bis zum Ende des Satzes! Ja rechtzeitig die Kassette umdrehen!:-)

Geschäfte mit echter Beratung, wo die Verkäufer noch Ahnung von dem Inhalt der jeweiligen Tonträger haben, gibt es heute wohl kaum noch. Ist schade aber der heutige Verkauf über online-Versandhäuser hat ja auch gewaltige Vorteile, der persönliche Kontakt ist halt leider nicht mehr da.
 

Das war für mich auch die Zeit, wo man noch aus dem Radio aufgenommen hat. Da gab es z.B. eine sonntägliche Reihe wo Buchbinder sämtliche Klaviersonaten Beethovens spielte und man immer ins Grübeln geriet: Welche Kassettenlänge nehme ich jetzt am Besten? 60, 90 oder 120 Minuten? 120 Minuten nur im Notfall, die reissen schneller! Hoffentlich passt noch der Rest der Laufzeit bis zum Ende des Satzes! Ja rechtzeitig die Kassette umdrehen!:-)

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ja,an das kann ich mich auch noch sooo gut erinnern,die blöden 120er waren immer hin und mußten dann geklebt werden,wenn der Bandsalat nicht zu arge Verwüstungen angerichtet hatte,der Empfang der Klassik Sender war sehr schlecht und ruinierte die Aufnahmen ....

Sonderbar,ich hatte trotzdem damals mit diesen miesen Kasetten auf einem noch viel mieseren Kasettenspieler/Radio genauso tolle oder sogar bewegendere Musikerlebnisse wie Jahrzehnte später mit einer 50000 € high end Anlage....
 
Hallo kreisleriana,

zunächst mal vielen Dank für deinen schönen und aufschlussreichen Bericht!

Ebenso wie chiarina habe ich mir im zarten Alter von 17 Jahren zunächst vom dürftigen Taschengeld nicht nur eine, sondern zwei LPs von Pink Floyd zugelegt. Allerdings musste ich dafür als Schülerin mehrere Wochenenden morgens früh um 4 Uhr beim Aufbau der Marktstände helfen!...

Die geliebten Chopin-LPs musste ich mir nicht zulegen! Mein Vater hatte eine umfangreiche und gute Sammlung, die er hütete wie seinen Augapfel. Allerdings war mein Vater auch Angler und ich fand immer wieder mal Wege und Gelegenheit, diese Schätze ganz in Ruhe zu genießen...

Zu den Musikalienhandlungen:
In einer kleinen katholischen Kleinstadt (damals max. 15.000 EW mit Umland) gab es nur ein solches Geschäft! In diesem habe ich zusammen mit meinem Vater vor rd. 38 Jahren meine erste Konzertgitarre gekauft. Die Verkäufer in diesem Geschäft waren - genauso wie kreisleriana berichtet - äußerst versiert und die Gitarre, die uns dann angeboten wurde war wirklich der Hammer: mein musikalisch äußerst versierter Vater schluckte zwar mehrmalsbei dem damaligen Preis: nämlich 600 DM - aber es gab einfach keine Alternative!!!... Auch wurden in dieser Musikalienhandlung sämtliche Noten gekauft - es gab keine Alternative, und eine solche wurde damals auch gar nicht gewünscht. Ich kann mich selbst noch an den speziellen Geruch in diesen Räumlichkeiten erinnern (als Kind bzw. Jugendlicher empfindet und assoziiert man spezielle Gerüche mit speziellen Räumlichkeiten, später geht das dann verloren!).

Ich habe dann viele Jahre auf dieser Gitarre gespielt und der Klang wurde immer schöner! Vor rd. zwei Jahren hat meine älteste Tochter sie mit in ihren Studienort genommen. Ich habe es ihr gegönnt, da sie wirklich gut spielt. Danach wollte ich mir eine "Neue" kaufen. Preisliche Restriktionen waren nun nicht mehr das Thema - viele habe ich angespielt - und so wirklich hat mich keine überzeugt. Dann habe ich eine gekauft, die eine solide Qualität haben müsste, sollte. Bisher hat es aber noch nicht gefunkt. Das Instrument wirkt auf mich irgendwie immer noch steril - der schöne warme Klang, den meine alte Gitarre hatte, und der immer wieder bewundert wurde ist einfach nicht da!!!...

Aber vielleicht bin ich jetzt abgeschweift! Es ging ja um den Kauf von LPs bzw. CDs. LPs gab es früher in unserer katholischen Kleinstadt (in der übrigens nur katholische Verkäuferinnen im Einzelhandel angestellt wurden) nur bei Montanus. Das war damals das hinsichtlich des Bücher- und Plattenverkaufs höchstangesehene Geschäft. Allerdings war dort der Kundenkontakt wesentlich weniger persönlich als in der Musikalienhandlung, in der ich meine Gitarre erwarb und meine Noten kaufte!!!...

Aber vielleicht ist dies einfach (historisch) und kleinstadtspezifisch!

LG

Debbie digitals
 
Also ich kaufe noch CDs und habe mir vor kurzem sogar wieder mal eine LP gekauft (neu wohlgemerkt, Bach-Motteten mit dem Bach-Chor Würzburg, sehr schön). Zur Zeit entdecke ich auch meine LPs wieder, was wahrscheinlich zu einem guten Teil an dem neuen Phono-Vorverstärker liegt, den ich neulich erstanden habe. Nix High-end, aber ein Quantensprung im Vergleich zu vorher. Dabei musste ich auch feststellen, dass der Plattenspieler, den ich in meiner Jugend hatte, den Platten nicht allzu gut bekommen hat. Beethovens letzte Klaviersonate habe ich damals rauf und runter gehört, was man heute leider auch deutlich hören kann ;-)

Die Plattenläden, von denen Kreisleriana sprach, kannte ich auch, allerdings habe ich meine ersten Platten über die Schule bestellt. Unter meinen ersten Platten war übrigens Rachmaninovs 4. Klavierkonzert. Das musste ich unbedingt haben, weil ich einen Thriller gelesen hatte, in dem ein Konzertpianist seine Konzertreisen häufig mit Auftragsmorden verband. Und das 4. von Rach war sein Paradestück. :D

Bei mir kommt im Zusammenhang mit LPs übrigens keine Nostalgie auf. Ich stehe einfach auf das ganze Drumherum. Mir kommt irgendwie vor, je mehr Aufwand damit verbunden ist, desto bewusster genieße ich es. Ich hoffe jedenfalls, dass die beiden letzten Mohikaner der CD und LP-Läden bei mir in Graz noch eine Weile durchhalten. Ins Einklang in der Mariahilferstraße gehe ich jedenfalls sehr gerne, wenn auch nicht oft, wegen hohem Kaufrauschpotenzial ;-)

Liebe Grüße
Gernot
 
Ich denke man muss 2 Dinge unterscheiden:

1. Den Musikkonsum als Kulturgut und Genussmittel:

In dem Kontext wird mir natürlich übel, wenn ich junge Leute sehe, die 5 Millionen Musikstücke auf ihrer Festplatte und/oder Smartphone gespeichert haben, zwischen Playlists hin- und herzappen, einzelne Stücke aus dem Kontext einer in sich geschlossenen Platte/CD herausreißen und runterladen, alles auf Youtube mal kurz reinhören, aber meistens nicht bis zum Ende durchhalten. Die Gefahr besteht dann, dass man in alles mal reingehört hat oder weiß wo es gespeichert ist, sich aber nie wirklich damit befasst.

Den bewußten Umgang mit Musik lernt man so nicht. Und das darin enthaltene Potenzial lernt man nicht auszuschöpfen. Jedenfalls habe ich da meine Zweifel.

Das ist dann Fastfood für die Ohren.



2. Musik hören um daraus zu lernen, sei es aus bloßem Interesse oder um davon für die eigene Entwicklung als Instrumentalist zu profitieren.

Diesbezüglich hat sich mein Leben verändert seit es Handys mit MP3-Player und großem Speicher gibt (ca. 2005). Seitdem kann ich ÜBERALL (unterwegs, während Pausen bei der Arbeit, auf dem Fahrrad, im Urlaub) ein Riesenspektrum an Musik in passabler Qualität aufmerksam anhören und daraus lernen. Außerdem kann ich CDs von Bekannten, aus Bibliotheken oder einfach nur Dateien, die ich von den mir zugänglichen Festplatten dieser Welt kopiert habe auf meinem Computer sammeln und mich wenn die Zeit dafür gekommen ist hineinvertiefen.

Wenn ich nur zuhause auf CD-Player/Plattenspieler Musik hören könnte, würde ich viel weniger hören (sowohl zeitlich als auch was die Auswahl und das Spektrum angeht). Ich sammle Alben auf meinem Computer und höre sie auf meinem Smartphone. Da kann ich auch unterwegs die Cover anschauen und bei Bedarf im Netz etwas über die Platte lesen (z.B. allmusic.com, allaboutjazz, wikipedia) . Eine CD-Sammlung habe ich auch, aber alle auch eingelesen auf dem Rechner, weils einfach praktisch ist.

Das gab es früher so nicht und ich finde es phantastisch!


Wenn ich mal Zeit und Muse habe, was nicht allzu oft vorkommt, genieße ich es sehr, zuhause eine CD oder ganz analog eine Vinyl-Platte (meine Sammlung ist klein aber erlesen) aufzulegen, das Cover aus allen WInkeln zu betrachten und zu lesen und das ganze bei analogem Licht (Kerzenschein) und einem Glas analogen Wein von vorne bis hinten aufmerksam anzuhören. Auch das ist phantastisch! Diese Momente sind aber selten und wenn es nur sie gäbe, wäre ich heute musikalisch weit weniger gebildet als ich es bin.

Ich bin froh, dass ich in einer Zeit lebe, in der es beides gibt!

PS: Dussmann ist in der Tat ein Wahnsinnsladen! Habe während meiner Berliner Zeit viele Stunden dort verbracht.

Gruß

TJ
 
1. Den Musikkonsum als Kulturgut und Genussmittel:

Das ist dann Fastfood für die Ohren.




Wenn ich mal Zeit und Muse habe, was nicht allzu oft vorkommt, genieße ich es sehr, zuhause eine CD oder ganz analog eine Vinyl-Platte (meine Sammlung ist klein aber erlesen) aufzulegen, das Cover aus allen WInkeln zu betrachten und zu lesen und das ganze bei analogem Licht (Kerzenschein) und einem Glas analogen Wein von vorne bis hinten aufmerksam anzuhören.

TJ

:):):) super

(ich mag den digi-Wein auch nicht)
 
.....Die Gefahr besteht dann, dass man in alles mal reingehört hat oder weiß wo es gespeichert ist, sich aber nie wirklich damit befasst....

Den bewußten Umgang mit Musik lernt man so nicht. Und das darin enthaltene Potenzial lernt man nicht auszuschöpfen. Jedenfalls habe ich da meine Zweifel.

Hallo Tastenjunkie,

da gebe ich dir völlig recht!!! Aus meiner Jugend kenne ich es auch anders! Es gab nur ganz wenige derartig ausgerichtete Radiosender, deren Emfpang auch äußerst schlecht war. Mein Vater favorisierte (als ich Kleinkind war) sowieso seine alten Schellack-PLatten!

Nun - was hätte man zu dieser Zeit tun sollen???

Die alten Schellack-Platten in der Hoffnung auf bessere Zeiten ausrangieren???
Damals hatte der technische Fortschritt noch nicht das heutige Tempo drauf!!! Materialgebundene (Speicher)medien vermittelten damals (bzw. ab dem Zeitpunkt, seitdem sie verfügbar waren) noch die Illusion von Beständigkeit. Niemand dachte damals an mp3 (oder mp4)files.

LG

Debbie digitalis
 
Danke Kreisleriana für den schönen Beitrag und an alle für das Weiterspinnen des Fadens.

Ich habe mir damals (als Teenager) die Anschaffung von Platten verkniffen, ich sparte auf einen CD-Spieler und die ersten CDs. Und das war ja dann auch eine Offenbarung (zumal meine Eltern eigentlich nur Gurken als Plattenspieler hatten). Meine erste CD hab ich natürlich noch, aber, was sage ich euch, lange wird sie nicht mehr spielbar sein, das Phänomen ist bekannt, die Reflexionsschicht oxidiert langsam weg. Auch deswegen habe ich angefangen zu "digitalisieren" (Unsinn, CDs sind ja schon digital :)), sprich auf mp3 zu überspielen. Na ja, der Lauf der Dinge.

Es mag nostalgisch sein, aber vielleicht auch ein quasi natürliches Bedürfnis, nicht nur Daten, sondern tatsächlich etwas in der Hand zu haben, und das schätze ich bei den schwarzen Scheiben, die man ja mittlerweile nachgeworfen bekommt, durchaus!

Eine Bemerkung zu Youtube: ein wunderbares Werkzeug, um mal schnell Sachen rauszusuchen, reinzuhören - aber, Leute, macht mal die Augen zu: Ist euch aufgefallen, dass die meiste Musik dort sowas von GROTTENSCHLECHT klingt, mit miserablen kb/s rüberkommt?

Man verdirbt sich damit auf die Dauer das Hörvermögen mit dem Schrott! Aber das nur so nebenbei.

Es grüßt
Die Drahtkommode
 
Ich! :D

Und damit ein herzliches "HALLO" in die Runde.

Ehrlich, ich muss zugeben, dass ich sehr oft schmunzeln musste, als ich den Beitrag gelesen habe. Kann euch in vielen Dingen nur zustimmen :)

Früher die Cassetten (möglichst Chrom-Dioxid; besserer Klang - warum?) u. immer das Kabelgedönse hin zum Radio. Und dann wurde aufgenommen, jeden Mittwoch "Mal Sondock's Hitparade" mit den angesagten Hits u. Neueinsteigern. Die Aufnahmemöglichkeit wurde später dann noch "erheblich" gesteigert, denn dann gab es doch diese kompakten Radiorekorder. Endlich konnte man auf diese Verkabelung verzichten. :)

Oh, und die LPs waren doch einfach göttlich, oder? Da gab es teilweise echt schon einiges zu bewundern (denke an diverse tolle Cover u. Beilagen). Tolles Gefühl war das. Später, als die CDs dann auf den Markt kamen habe ich das schon sehr vermisst.

Habe selber noch alle meine alten Alben und zeitweise lege ich die sogar noch auf den Teller :D Früher wurden die Platten bei uns sehr schonend behandelt, d.h. meistens auf Cassette aufgenommen und von dort aus abgespielt. Album kam schön ins Regal. Daher sind meine Platten eigentlich noch top in Ordnung.

Die sorgfältig geplanten Touren zum SATURN u. Stöbern ohne Ende - kenne ich auch. Wir hatten selbst vor Ort keinen vernünftigen Plattenladen.

So sehr ich die früheren Zeiten geliebt habe geniesse ich aber auch die Vorzüge der heutigen Zeit: z. B. einfach silberne Scheibe einlegen oder CD als MP3-Download kaufen und sofort loslegen - hat auch was, oder? *grins*

Und ohne Musik --- geht gar nicht.

Viele liebe Grüße
scotty
 

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