Die Angst vor dem f,ff.....

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ich habe immer noch Probleme mit dem Lautspielen. Hier im Forum habe ich ja schon geschrieben, dass ich in den Anfangsjahren immer mit DämpferPedal geübt habe und mir damit keinen Gefallen getan habe.

Beim Spiel, so bis mf hat sich das wesentlich verbessert, das reicht natürlich nicht, um Dynamik in mein Spiel zu bekommen, sagt mein KL zu Recht.

Insbesondere schwierigere Stücken, in denen ich holprige Takte immer wieder repetiere machen mir Probleme .
Das hat auf der einen Seite mit den Nachbarn zu tun, wenn diese mit Besuch im Garten sitzen geht gar nichts. Trotz geschlossener Fenster und Türen, mächtigen Mauern wird mir mulmig. Unsere Nachbarn sind sehr nett und auf Nachfrage sagen sie immer, dass sie froh sind etwas von uns zu hören ( wir leben ziemlich zurückgezogen).

Das größere Problem liegt natürlich in meinem Kopf. :puh:

Gestern habe ich honey pie, was ja nun wirklich nicht schwierig ist, mittags auf meinem kleinen digi mit Kopfhörern eingeübt und war völlig überrascht, wie leicht es mir von den Fingern ging, als ich es später auf dem Flügel spielte. Das heißt ich spiele nicht nur nicht laut genug, sondern auch verhalten, was mich total hemmt.

Bei den leichten Stücken gibt es bis auf das f,ff Sielen keine Probleme, weil ich sie vom Blatt spielen kann, schnell auswendig beherrsche und dann gut sauber gegriffene Mehrklänge und mittlerweile ein gutes Legatospiel hinkriege. Mit der Phrasierung komme ich auch gut zurecht und mein KL freut sich, ich natürlich auch.

Das Spielen auf dem Digi kann natürlich keine Dauerlösung sein!

Kennt jemand diese Probleme und wie seid ihr diesen begegnet. Ich würde mich über Tipps sehr freuen!

Viele Grüße
Marion
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich kenne das Problem, Tipps habe ich leider keine.
Das Problem sitzt halt wirklich im Kopf (mit dem ständigen Gefühl, jemanden stören zu können, kann man nicht vernünftig spielen oder gescheit üben).
 
Ich habs am Anfang gehabt. Als ich stetig mitbekam das sich hier niemand fürs Musizieren interessiert, weder negativ noch positiv, fing ich an nur noch auf dem Flügel in allen erdenklichen fffff zu üben und mich auszuprobieren. Bis jetzt hat noch nie einer geklopft.

Die Blockade sitzt im Vogelhaus, lass den Piepmatz einfach raus und du wirst sehen, es interessiert eigentlich keinen.

Lg lustknabe
 
Je lauter du spielen möchtest, desto bedeutsamer wird das Einbeziehen deines ganzen Körpers, die Durchlässigkeit von Handgelenk, Armen, Schultern und Nacken, bis in den unteren Teil des Rückens sich zu spüren.
Durchlässigkeit meint nicht völlig ohne Spannung zu sein, sondern ohne unnötige Anspannung.
Beispiel: Man spielt einen Walzer und ist sich nicht 100% sicher den Basston zu treffen. Anstatt das Vertrauen zu haben(!) in einer geschmeidigen Bewegung zum nächsten Basston zu gelangen, kontrolliert man sich und hält im letzten Moment an. Die ganze Spielbewegung und der ganze Schwung kommt nur noch aus dem letzten Moment, das macht den Ton klein und unorganisch. Auch ich merke, dass ich beim ersten Erlernen neuer Stücke in Schulter und Nacken häufig verspanne.

Möglicherweise hilfreich:
- Auf dem Klavierhocker wirklich im vorderen Bereich sitzen. Die Beine fest am Boden, der Oberkörper aufgerichtet, die Arme hängen angenehm frei wie bei einer Marionette.
- eine (evtl. abgewandelte) Cortot-Übung: jede Hand wählt z.B. die Tasten c bis g; links und rechts im Oktavabstand. Nun langsam und gleichmäßig, diese Tasten anschlagen und ein crescendo machen, zielgerichtet bin ins Fortissimo von dort an wieder zurück. Evtl. hilfreich festzulegen, nach wie vielen Anschlägen man das ff erreicht haben möchte. Dabei immer auf die Dürchlässigkeit, den Sitz und natürlich den Klang achten, der voll und obertonreich sein sollte.
Typischer Tipp von Kämmerling und Schülern, das Gefühl zu haben, man würde noch tiefer als bis zum tatsächlichen Tastengrund spielen, Fingerabdrücke auf den Tasten hinterlassen (bei dieser Übung ja nur die Kuppen) oder auf Moos spielen.

Jetzt könnte das Nachbar-Argument kommen, nicht stören zu wollen. Ich denke ein paar Minuten würden das aber alle aushalten ;-). Ich habe dafür einen über mir wohnen, der manchmal bei offenem Fenster ultralaut Aggro-Rap hört. Dann ist das halt so. Wahrscheinlich musst du dich von diesem Gedanken des Störens viel mehr frei machen. Auf dem Digi-Piano zu üben ist nur so lange ok, wie man das Spielgefühl und den Klang am Klavier in guter Erinnerung hat, das heißt, man sollte immer wieder am richtigen Instrument die Haupterfahrungen sammeln. Bezüglich Forte-Klang zu lernen, ist das Digi eher nicht hilfreich. Der Tastenwiederstand ist ein ganz anderer, der außerdem mit dem resultierenden Klang nicht im "echten" Verhältnis steht, so sehr sich die Hersteller drum bemühen.

Ich kenne dein Spielniveau nicht. Vielleicht wäre Debussys erstes Préludes ein gutes Stück oder als kleines, leichteres von Chopin aus den Préludes das c-moll (Nr.20!?)
 
Vielen Dank Unile!!
Die Haltung am Klavier habe ich durch die Lektüre r.Kratzerts Buch verinnerlicht,,
Die Marionette ist allgegenwärtig, was bei meinem Namen nicht schwerfällt.

Die Cortot und Kämmerling Tipps werde ich , natürlich erst um 15 Uhr , am Klavier
nachvollziehen, gedanklich wirkt das überzeugend!

Okay, ich mache jetzt zeitbegrenzte Lautübezeiten und übe das auszuhalten.

Ich kann übrigens Straßenlärm oder Fetenfeiern rundherum ausblenden. Das macht mir nix. Es ist so wie Peter es beschrieben hat.

Ich spiele nicht auf dem von dir genannten Niveau, Bachs Präludium in C kann ch komplett auswendig, den 2. Satz der Facile ebenso, hörtsich aber langweilig an bei mir und von Klangschönheit kann keine Rede sein. Das gilt auch noch für andere leichte Stücke . Darum fang ich ja wieder bei A an.

@ Lustknabe : in 2 Stunden ist der Piepmatz dran und fliegt raus. Ist ne Meise ! :-D
 
Es gibt von Bartok sehr hübsch aus den Bagatellen op.6 ein langsames Volkslied. Vielleicht wäre das was. Auf jeden Fall würdest du das schaffen, bei den genannten Stücken, die du spielen kannst. Es ist natürlich nur harmonisch fremder, aber sehr schön.

Nr. 4, ab 2:48
 
ppp bis fff sind relative Angaben! Im Augenblick nutzt Du den oberen Dynamikbereich aufgrund einer "mentalen Blockade" (kenne ich bestens!) nicht aus. Vielleicht wäre es ein Weg, in der "anderen Ecke" zu arbeiten, d.h. hier noch zarter zu spielen, damit dann die BandBREITE wieder stimmt?

Ist Dein Flügel denn gut intoniert? Vll. ist er tatsächich ab f nicht mehr ausgewogen und das irritiert Dich?

Oder spielst Du nur beim KL auf einem Flügel und sonst auf dem Digi? Dann wäre die Ursache ja schnell ausgemacht... ;-)
 
ppp bis fff sind relative Angaben! Im Augenblick nutzt Du den oberen Dynamikbereich aufgrund einer "mentalen Blockade" (kenne ich bestens!) nicht aus. Vielleicht wäre es ein Weg, in der "anderen Ecke" zu arbeiten, d.h. hier noch zarter zu spielen, damit dann die BandBREITE wieder stimmt?

fisherman, das mache ich ja und hab z.B. beim Decresdendo keine Luft mehr nach unten.

Ist Dein Flügel denn gut intoniert? Vll. ist er tatsächich ab f nicht mehr ausgewogen und das irritiert Dich?
Oder spielst Du nur beim KL auf einem Flügel und sonst auf dem Digi? Dann wäre die Ursache ja schnell ausgemacht... ;-)

Der Flügel ist für meine Ohren gut intoniert.

Nein, ich hab einen Stutzflügel Zuhause. Das Digi ( Yamaha NP 11) habe ich für unterwegs mit dem Campingbus?

@Unile : das gefällt mir, nach anfänglicher Beklemmung, sehr gut. Ich hatte zunächst ab 2:48 überlesen. Dieses Stück ist richtig gut geeignet und zu Bartok habe ich durch den Mikrokosmos einen guten Zugang bekommen. Vielen Dank!
 
Zuletzt bearbeitet:
Schaffen denn andere auf Deinem Stutzflügel eine größere Bandbreite an Dynamik? Erst wenn das gesichert ist, solltest Du das Problem "an Dir festmachen".
 
Schade, dass ich den Fehler (?) nicht anders festmachen konnte. Da ist jetzt Training gefragt ;-).

Ich hab aber noch einen kleinen Ausweg ;-). Für Zuhörer ist mein Flügel auch lauter wie für den Spieler...
 

Ich fürchte, dass ich das Problem mit der Angst vor großer Lautstärke auch habe.
Mein Instrument zu Hause ist eher leise (pppp bis maximal f, CP70, kein Resonanzkörper), und trotzdem halte ich mich bei Höhepunkten zurück. Ich bin dort meist in Vorspielsituation (vor meiner Frau) und versuche in meiner Übezeit ein ansprechendes Programm zu absolvieren, gleichzeitig graust mir vor den Anfeindung der Nachbarn, denen es schon mehr als reicht, überhaupt etwas von mir zu hören (das Haus ist schlecht gebaut). Das Instrument im Übungsraum ist eher erschreckend laut (p bis ff), da versuche ich, leise Stellen leise zu spielen. Nur beim fingertechnischen Üben von Stellen dort - die gestatte ich mir dort hemmungslos - ist mir die Lautstärke egal.
Was wäre es schön, auf einem Flügel ohne Nachbarterror, aber auch ohne Erwartungsdruck von Zuhörern spielen zu dürfen!

Grüße
Manfred
 
Was wäre es schön, auf einem Flügel ohne Nachbarterror, aber auch ohne Erwartungsdruck von Zuhörern spielen zu dürfen!
Ja!!! So denke ich auch seit Jahrzehnten, nicht nur wegen Flügel sondern selbst beim Digi, bei dem sich Nachbarn über das Geklopfe in der Nacht beschweren.
Ich wollte nie ein eigenes Haus haben...aber das wäre ein guter Grund (so mitten drin im Nichts).
 
Ich bin jetzt ganz still :girl: und schäme mich ein bisschen.

Das tut mir so leid, dass es euch so geht mit diesen Nachbarn!

Dagegen ist mein Problem hausgemacht. Ich habe Nachbarn, die noch nie gemeckert haben und einen Ehemann, der mich fragt, warum ich nicht Klavier übe. Manchmal, wenn ich ihn nerve ( besserwisserisch, gluckenhaft oder redeschwallig bin) sagt er " Setz dich aus Klavier und spiel!"

Ich wünsche euch von Herzen, dass sich diese Bedingungen, die euch das Leben schwer machen, verändern! :ballon:

Viele Grüße
Marion
 

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