Der Vorkriegs-Blüthner Liebhaber Faden

@ Emmanuel: Vielen herzlichen Dank! :p

@jensen1: tja-ja, die blauen Filze.... Irgendwo hatte ich schon geschrieben, dass dies der einzige "Schönheitsfehler" war, den das Instrument hatte (Vergangenheit, weil ich es gar nicht mehr sooo schlimm finde, da davon auszugehen ist, dass sie tatsächlich original sind; aber wir werden sehen). Was die Saiten betrifft: ich muss mich in diesem Fall auf die Aussage der Vorbesitzerin und des zuletzt betreuenden Klavierbauers verlassen und danach sind es die Originalsaiten. Es dürfte sich dahinter auch kein fades Verkaufsargument verbergen. Wenn man die Fotos in einer höheren Auflösung gucken kann (geht halt hier nicht), dann erkennt man wohl das Alter der bunten Filze etwas besser. Dieses Rot weicht auch deutlich von dem heutigen Rot ab, es ist um einiges dunkler. Interessant wäre für mich an dieser Stelle wirklich, ob Blüthner zu dieser Zeit (80er Jahre 19.Jhdt.) noch rote statt blaue Filze verwendet hat. Im Umkehrschluss: sind restaurierte Flügel aus dieser Zeit, welche dann nachträglich einen blauen Pelz bekommen haben "korrekt" rekonstruiert? Auf der Suche nach Aufklärung bin ich gestern auf dieses Bild gestoßen, der Flügel ist originalbelassen und ist zwei oder drei Jahre älter als meiner. Also ich weiß auch nicht....
Jetzt warte ich bis der Flügel hier eintrifft und "Klaviermacher" Michael seinen geschulten Blick drauf wirft :cool:

LG, Sesam
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
@Sesam: Finde ich gut, dass Du sorgfältig abwägst, welche Änderungen an dem Instrument angemessen sind.

Finde ich auch gut. Ich kann deine Gedanken dazu gut nachvollziehen, Sesam.

Die Fotos sehen toll aus, anziehend... man bekommt Lust, sich hinzusetzen und zu spielen... ;)
Kriegst du den Klavierhocker mit den geschwungenen Beinen auch dazu?

Grüße von
Fips
 
Hast Recht, es gab doch dieses Rot als Original-Farbe. Ich habe mal ein bischen in meinem Foto-Archiv gewühlt und diesen alten Blüthner gefunden, auch mit roten (ins Braune gehenden) Filzen. Der Flügel ist um 1870, quasi der Vorläufer vom Modell 6. Durchgehende Agraffenführung (wie die erste Ausführung vom Mod. 6 auch, später dann im Diskant mit Capo Bar), 85 Tasten (ebenso wie die erste Ausführung vom Modell 6). Dieser Flügel hat aber noch keine volle Gussplatte. Leider kann ich mich an die genaue Ausführung nicht erinnern, und ich habe nur das eine Foto.

 
@Sesam:
Dein roter Filz ist mit größter Wahrscheinlichkeit original. Bin gerade auswärts und kann kein Bild liefern, aber ich habe gerade mal meine Digicam durchforstet und fand Bilder des von mir im vergangenen Herbst überarbeiteten Blüthner 190 von 1890. Einige wichtige Eckdaten, auch für andere "Geschichtsforscher": Der Flügel hat roten Unterfilz, 88 Tasten, Patentmechanik, kein Aliquot (gab damals längst beides), Agraffen bis in den oberen Diskant, sowie die auch nicht immer bestehende Diagonalstrebe zwischen den Bassstreben des Rahmens. Die später integrierten Querverstrebungen im vorderen Rahmenbereichhat er noch nicht.

@Mindenblues
Verschiedene Piano-Hersteller haben in ihren Produkten unterschiedliche klangliche Konzepte verwirklicht, und dies damals in deutlich vernehmlicherem Ausmaß als heutzutage. Die Flügel gerade von Bechstein und Blüthner sind in etlichen maßeblichen Details sehr unterschiedlich konstruiert, was bei entsprechender Ausarbeitung unüberhörbar ist. Natürlich gibt es auch Ausarbeitungen, in deren Gefolge die Unterschiede weg sind. Dazu fällt mir dieser blöde Witz ein: Jemand sagt zu seinem Freund "ich geh zum Friseur, der hat jetzt so'n Automat, brauchst nur Kopf reinstecken, sssssssst, fertig." - "Wie? Das geht doch gar nicht, ham doch nicht alle den gleichen Kopf!" - "Nee. Vorher nicht."

@dermb
Wunderbar, deine pittoresken Ergänzngen zur Klangcharakterisierung. Besonders die Zigarrenrauchwolke ist köstlich, sogar für mich als passionierten Nichtraucher (so lange ich nichts riechen muss:D)
Übrigens, die Unterschiedlichkeit der Klangtypen kann man auch durch Benennung ihres Katastrophen-Extrems begreiflich machen: Ein schlechter Blüthner singt immer noch, aber halt wie eine Säge. Und ein schlechter Bechstein macht immer noch Boing, aber leider kaum noch was anderes - wie eine Dose halt.
Schlimm? Alles ist relativ. Eine singende Säge kann entzückend sein, ist aber eben kein Piano. Und auch eine Dose kann, z. B. in Gestalt einer Steeldrum bei Sonnenuntergang am Strand von Key West, das härteste Herz erweichen. Aber zu Hause am Flügel ist ja weder Strand noch Sonnenuntergang...

Gruß
Martin
PianoCandle


... und aus Krach wird Klang
 
Hallo Martin,

Der Flügel von Sesam hat die Aliquot Saiten!
...und die Saiten an den Stimmnägel sehen auf den Fotos aus, als wären sie Original gesetzt - oder zumindest ein guter Bezieher hat daran gearbeitet.

Der Haarwitz ist gut :-D

LG
Michael
 
@jensen1: Besten Dank für die Infos! Muß also direkt mal einen Vergleich Bechstein B und V auf die To-Do-Liste nehmen.
 
Hallo Martin,
Der Flügel von Sesam hat die Aliquot Saiten!

Weiß ich doch, Michael;), aber der von mir zur Rotfilzoriginalitätsbezeugung herangezogene 190er von 1890, der hat keine.
Anbei ein Detailbild, auf dem sehr schön der rote Filz zu sehen ist, als auch die damalige Saitenführung im Diskant mit Agraffen bis zum letzten Ton, davon die letzten zehn als Überhang-Agraffen ausgeführt. Auch die Blüthner-typische filzunterfütterte Silie (der metallene Halbrundstab) direkt vor den Agraffen ist wunderbar zu sehen.

Gruß
Martin
PianoCandle

... aus Blüthner wird Blüthner
 

Anhänge

  • 190-1890-Diskant.jpg
    190-1890-Diskant.jpg
    87,3 KB · Aufrufe: 98
@Mindenblues: also was die sogenannte Sanierung betrifft, bin ich ehrlich gesagt sehr zurückhaltend. Keine Frage, wenn Komponenten der Mechanik oder gar der akustischen Anlage unrettbar sind, dann kann man wahrscheinlich nur mit einem Austausch Abhilfe schaffen. Allerdings zielt mein Interesse auf den möglichst originalen Erhalt. Beispielsweise war ich zunächst ein ganz klein bißchen enttäuscht, weil mein Blüthner keine blauen Filze hat. Ein Austausch der Filze würde aber einen Wechsel der Saiten bedeuten, was mit hoher Wahrscheinlichkeit gar nicht nötig ist. Und nee, das will ich dann auch nicht! Ohne jetzt viel Erfahrung zu haben -eigentlich gar keine- sagt mir mein gesunder Menschenverstand, dass eine Neuteilversorgung im Bereich der klangbeeinflussenden Komponenten den Klangcharakter unweigerlich verändert. Insgesamt habe ich 6 Neuteil-Restaurationen angespielt, da war eine so entsetzlich wie die andere (um es mal drastisch auszudrücken). ABER: auch hier gehen die Geschmäcker auseinander. Wer einen Flügel mit zeitgenössischer Klangcharakterisik sucht, der ist mit einem fast schon historischen Instrument schlecht beraten. Und nur der Optik halber, alte Schnörkel, neuer Klang....:confused:
Auch nur auf leiser Ahnung fußend, würde ich davon ausgehen, dass das Auswechseln einzelner Komponenten deshalb klangzerstörend wirken kann, weil die natürliche Abstimmung älteren Materials dabei verloren geht. Ein gereifter Resonanzboden von damals soll plötzlich moderene Hämmer und neue Saiten verkraften? Oder ein neuer Resonanzboden soll den Klangweg alter Hämmer und Saiten tragen? Kann ich mir alles nur schwer vorstellen, bzw. nur mit einem Gefühl der Disharmonie. Allerdings, ich kenne deinen Steinway nicht und würde mit ihm vielleicht eines Besseren belehrt.... :D ;)

Natürlich wirkt eine Neuteilversorgung klangbeeinflussender Komponenten klangveränderndernd - ob klanzerstörend, oder klangverbessernd, hängt davon ab, wie man den Ausgangsklang beurteilt! Wenn du sowohl mit dem Klang als auch mit dem Spielgefühl restlos zufrieden bist, so wie es ist, würde ich keinesfalls irgendwas ändern wollen. Wozu z.B. 10T€ in eine akustische Erneuerung stecken mit neuer Mechanik, neuen Saiten, Resonanzbodenaufarbeitung etc., wenn alles persönlich optimal zu sein scheint? Wäre ja irgendwie blöd...

Kann nur sagen, so wie der Appetit oftmals erst beim Essen kommt, war es in meinem Fall auch so, dass ich erst durch das Anspielen entsprechend klangsanierter Instrumente erkannt habe, was anders war gegenüber meinem nichtsanierten bzw. nichtrestauriertem Flügel. Was den Klang, die Klangkontrolle, das Spielgefühl angeht...

Man sollte nur nicht dem Trugschluß verfallen, dass ein 100 Jahre alter Flügel nach 100 Jahren so klingt wie am ersten Tag.
Ein paar Beispiele:
1) Genauso wie Gitarrensaiten nunmal Brillianz verlieren und stumpf klingen, wenn sie angegammelt sind, ist es beim Klavier ebenso (vor allem bei den Baßsaiten) - nicht ganz so drastisch allerdings. Nur wer den Unterschied kennt vom Klang neuer und uralter Saiten, kann das nachvollziehen, fürchte ich allerdings.

2) Hammerfilze haben nun mal die unangenehme Eigenschaft, sich sowohl durch Alterung, aber vor allem durch den Spielgebrauch, zu verhärten. Als Ergebnis klingt es mehr oder weniger immer in Richtung plauzig und harsch, was zu Beginn je nach Anschlag weich oder brilliant klang. Im Endstadium mag man gar nicht mehr den Flügel voll aufklappen, weil es zu harsch klingt. Irgendwann bewirken auch Abschleifen und Nachstechen keine Wunder mehr.

3) Der ursprünglich in konvexer Spannung gehaltene Resonanzboden hängt stattdessen durch (so war es zumindest bei meinem Schätzchen). Ein in Spannung gehaltener Resonanzboden schwingt aber besser - mein Klavierstimmer brachte das Bild einer Wäscheleine, die fest gespannt auch besser schwingt, als wenn durchhängt. Wenn neue Saiten genauso dimensioniert sind wie die ursprünglichen, und der Resonanzboden wieder genauso in Spannung gebracht wird, warum soll das der Flügel die Spannung neuer Saiten nicht verkraften, um auf deine Frage einzugehen? Die interessantere Frage ist, ob man auf 440Hz stimmen sollte oder z.B. 435Hz, weil das mglw. ursprünglich der Fall war. Das macht sicherlich einiges aus an zusätzlicher Saitenspannung. Ich würde es - und habe es- riskiert bei meinem Flügel.

Weiterhin, eine akustische Sanierung heißt mitnichten, dass man den originalen Zustand (wie er am ersten Tag war!) nicht nahekommen möchte. Was z.B. die Mechanik angeht, kann man sehr wohl eine neue Mechanik einbauen lassen, die von der Konstruktion, Material und Hammerkopfdimensionen dem Originalzustand sehr, sehr nahe kommt. Vielleicht wird heute kein Antilopenleder mehr eingesetzt und ähnliche Dinge, um ein Beispiel zu nennen.
In meinem Fall konnte ich mich entscheiden, ob ich mir von Fa. Renner Hammerköpfe einbauen lassen wollte, wie sie 1935 (Jahrgang meines Flügels) üblich waren, oder wie sie heute üblich sind beim gleichen Steinway-Modell (Renner ist der Zulieferer für Steinway, und ich glaube auch Bechstein oder Blüthner, natürlich streng getrennt in Material/Bauform). Die Hammerköpfe sind im Laufe der Zeit immer wuchtiger geworden, weil es die Leute offenbar immer mehr krachen lassen wollen, egal ob Konzertflügel oder zu Hause. Ich habe mich bewußt für die Hammerköpfe und Hammerfilze entschieden, wie sie vorher in meinem Flügel drin waren. Grund: der Flügel steht nicht im Konzertsaal, sondern in meinem Wohnzimmer. Man muß ihn nicht noch 3 Häuser weiter hören können.

Ob blaue oder rote Filze, wäre mir wahrscheinlich egal, aber das ist Geschmacksache. Worauf es mir ankam, war, wieder einen schönen singenden Ton erzeugen zu können, und sowohl warm und weich als auch mit brillianter Klangfarbe spielen zu können, und eine präzise und gleichmäßige Mechanik zu haben. Wie der Klang 1935 war, kann ich eh nicht beurteilen, kann aber angeben, welcher Klang mir vorschwebt. Weiterhin habe ich bewußt keine optische Sanierung machen lassen, weil ich Gebrauchsspuren an Instrumenten geradezu liebe. Das Holz vor den Tasten ist bei mir an vielen Stellen bis auf das blanke Holz abgeschabt, und die Deckelinnenseite total verschrammt, weil ich mit den Fingern gerne weit vor in die Tasten reinrutsche und dann an den Deckel komme. Man soll ruhig die tausende Stunden sehen können, die am Instrument verbracht wurden, finde ich. Und wenn Weinglasflecken auf den Notenpultablagen da sind - man hat eben gelebt am und mit dem Flügel, nunmehr etwa 40 Jahre in eigenem Gebrauch...
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Und weiterhin, wenn du sowohl mit dem Klang als auch mit dem Spielgefühl restlos zufrieden ist, würde ich keinesfalls irgendwas ändern wollen. Wozu z.B. 10T€ in eine akustische Erneuerung stecken mit neuer Mechanik, neuen Saiten, Resonanzbodenaufarbeitung etc., wenn alles persönlich optimal zu sein scheint? Wäre ja irgendwie blöd...

Nein, restlos zufrieden bin ich weder mit dem einen noch mit dem anderen. Aber ich höre sehr deutlich das "Potential" (wie man doch immer so sagt) und das Spielgefühl betreffend kommt es meiner Vorliebe auch jetzt bereits nahe. Angesichts dieser überzeugenden Ausgangslage ist es jetzt Sache des Klaviermachers, diese Basis zu beurteilen und ein sinnvolles Vorgehen zu bestimmen. Auch glaube ich, dass der Flügel und ich uns erst richtig kennenlernen müssen. Mein jetztiger Eindruck fußt auf dem ca. einstündigen Kontakt bei Besichtigung, das reicht bei weitem nicht, um ihn in seinen Eigenschaften hören und fühlen zu lernen. Im Verlauf dieses Lernprozesses wird es sicher so sein, dass hier dieses Schräubchen, dort jenes Filzchen noch bearbeitet werden müssen. Die Restauration wird sich also in Schritten vollziehen, und zwar in möglichst kleinen Schritten (sofern möglich).


Man sollte nur nicht dem Trugschluß verfallen, dass ein 100 Jahre alter Flügel nach 100 Jahren so klingt wie am ersten Tag.

Das wäre auch zu viel verlangt. Bescheiden wie ich bin, genügt es mir, wenn er nicht wie ein Flügel von heute klingt ;) Dass sich bei diesem stolzen Alter entlang aller Komponenten Verschleiss zeigt, ist natürlich so, nur halte ich die Tendenz für fragwürdig, deshalb gleich großzügig mit Neuteilen zu ersetzen. Und wenn, dann würde ich es wie gesagt erst zu einem Zeitpunkt machen wollen, wenn ich den Flügel besser kenne. Ich halte die Kommunikation über geplante Veränderungen für sehr wichtig und fast zentral bei Restaurationsvorhaben, wie können sich Klaviermacher und Kunde verständigen, wenn Kundin die gewünschte Richtung nicht plausibel machen kann, weil sie das Instrument gar nicht kennt und folglich auch die in Aussicht stehenden Veränderungen nicht abschätzen kann.


Weiterhin, eine akustische Sanierung heißt mitnichten, dass man den originalen Zustand (wie er am ersten Tag war!) nicht nahekommen möchte.

Glaub ich dir, aber ob der fromme Wunsch und das "Möchten" auch immer gute Ergebnisse liefert? Manchmal denk` ich mir kommt so eine akustische Sanierung `nem besseren Glücksspiel gleich.

Was z.B. die Mechanik angeht, kann man sehr wohl eine neue Mechanik einbauen lassen

Das dürfte mit der Patentmechanik schwierig werden....

In meinem Fall konnte ich mich entscheiden, ob ich mir von Fa. Renner Hammerköpfe einbauen lassen wollte, wie sie 1935 (Jahrgang meines Steinways) üblich waren, oder wie sie heute üblich sind. Die Hammerköpfe sind im Laufe der Zeit immer wuchtiger geworden, weil es die Leute offenbar immer mehr krachen lassen wollen, egal ob Konzertflügel oder zu Hause. Ich habe mich bewußt für die Hammerkopf und Hammerfilze entschieden, wie sie vorher in meinem Flügel drin waren.

Kann ich gut nachvollziehen, deine Entscheidung! Bravo!
Was mir noch nicht ganz klar ist, betrifft die Qualität der Filze. Aus irgendeiner Ecke habe ich gehört, dass sich die Herstellungsverfahren wohl geändert haben, bzw. maschinell modifiziert wurden, so dass der heute hergestellte Hammerkopffilz eine andere Konsistenz hat, die sich selbst bei angemessener Hammerkopfgröße klanglich sehr bemerkbar macht. Und das eher unangenehm. Aber das weiss ich nicht genau... Falls nun in meinem Fall die Hammerfilze doch irgendwann nur noch einen harschen, unbarmherzigen Klang von sich geben, dann kann ich mir deren adäquaten Tausch nur schwer vorstellen, ohne "the golden tone" einzubüßen *Panik!!*

Ob blaue oder rote Filze, wären mir wahrscheinlich egal, aber vielleicht sieht man das als Kerl auch anders und hat nicht das Farbempfinden wie eine Frau.

Immerhin kannst du rot und blau unterscheiden :D:D


Worauf es mir ankam, war, wieder einen schönen singenden Ton erzeugen zu können, und warm und weich spielen zu können, und eine präzise und gleichmäßige Mechanik zu haben. Weiterhin habe ich bewußt keine optische Sanierung machen lassen, weil ich Gebrauchsspuren an Instrumenten geradezu liebe. Das Holz vor den Tasten ist bei mir an vielen Stellen bis auf das blanke Holz abgeschabt, und die Deckelinnenseite total verschrammt, weil ich mit den Fingern gerne weit vor in die Tasten reinrutsche und dann an den Deckel komme. Man soll ruhig die tausende Stunden sehen können, die am Instrument verbracht wurden, finde ich. Und wenn Weinglasflecken auf den Notenpultablagen da sind - man hat eben gelebt am und mit dem Flügel, nunmehr etwa 40 Jahre in eigenem Gebrauch...

Sehr, sehr sympathisch :kuss:

LG, Sesam
 

Auch wenn ich leider noch keinen eigenen Flügel habe (:() und deshalb hier immer nur so kurze Einwürfe machen kann, möchte ich zu dem letzten Absatz von Mindenblues, den Sesam zitiert hat, ebenfalls sagen:

Sehr sympathisch! 8)
 
Sesam, ich glaube auch, dass es das beste ist, sich vertrauensvoll an Klaviermacher zu wenden. Und ich finde auch die Einstellung sehr gut, sich erstmal mit dem Flügel anzufreunden!

Stimmt auch schon, dass ein mulmiges Gefühl da ist, wenn man seinen Flügel aus der Hand gibt, und die Innereien ausgetauscht werden. In meinem Fall gab das Ergebnis eines 100 Jahre alten Steinway-B den Ausschlag, der in Hannover (über Musikhaus Döll, wenn man das sagen darf) restauriert wurde, und in dessen Klang ich mich sofort verliebt hatte, und der Unterschied zu meinem Flügel vor Restaurierung so auffiel. Hatte genauso ein wunderschön ausgeschnittenes Notenpult wie du es hast...Ich habe das Ergebnis dann auch nicht bereut. Der Preis dieses Steinways ließ sich sehr leicht merken: 15T€ Grundpreis, 10T€ akustische Sanierung, 10T€ optische Sanierung (auf dem Schellack rutschen Fliegen aus...)- war also für 35T€ zu haben. Mir gefiel der Klang besser als der eines Neuen S&S-B, den man direkt daneben anspielen konnte. Deshalb will es in meinen Kopf nicht rein, warum alle Leute verrückt nach Neuflügeln sind zu einem zigfachen des Preises, und offenbar dem Klang eines restaurierten Altflügels vorziehen...

Aber ich finde, es wäre eine Auskunft wert, ob nicht auch eine Wiener Patentmechanik neu hergestellt wird von Fa. Renner. Deren Mechaniken sind, glaube ich, die besten, die man bekommen kann. Es hängt sicher davon ab, wie stark die Mechanik ausgeleiert ist, bei den Lagern usw. War eben bei mir der Fall, nichtsdestotrotz habe ich zur Sicherheit die Originalmechanik auf dem Dachboden gesichert, muß man ja nicht wegwerfen...

Aber ich kann auch verstehen, behutsam, und in kleinen Schritten vorzugehen. Manche Sachen sind allerdings in Einheit effektiver: Wenn man den Resonanzboden aufarbeiten will, und die Saiten runter müssen, dann würde sich eine Neubesaitung ja gleich mit anbieten, nur als Beispiel.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Gebrauchsspuren können Geschichten erzählen...

Will nur noch was zu Gebrauchsspuren an Instrumenten loswerden. Ich finde, sie können spannende Geschichten erzählen über denjenigen, der sie verursacht hat.

Z.B. Hammerkopffilze der weißen Tasten im Mittelbereich runtergedroschen, die übrigen und die der schwarzen Tasten kaum benutzt --> Anfänger

Oder Hammerkopffilze im Mittelbereich gleichmäßig abgearbeitet, von C - c''': Bach-Spieler, wahrscheinlich WTK :p

Oder Hammerkopffilze vornehmlich der schwarzen Tasten runter: Chopin-Spieler. :D

Oder wenn man von der Seite auf die Tasten sieht, Kuhlen im Vorderbereich der weißen Tasten: da lag wahrscheinlich immer der Daumen des Spielers bei den weißen Tasten.

Oder wie es bei mir ist, direkt über den schwarzen Tasten an der Tastenklappe viel Lack abgeschabt, und die restliche Tastenklappe ebenfalls malträtiert: Spieler rutscht gerne mit den Fingern nach vorne in die Tasten rein.

Weinglasränder auf den Pultablagen, oder noch schlimmer, fader Biergeruch (der mir entgegenströmte, als ich den Deckel meines per ebay ersteigerten Klaviers fürs Ferienhaus öffnete) - da sag ich mal nix weiter...

Genauso solche Sachen kann man bei gebrauchten Gitarren sehen - wo und wie sind die Spuren am Griffbrett und im Schlagbereich...
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
...Es hängt sicher davon ab, wie stark die Mechanik ausgeleiert ist, bei den Lagern usw...

Oh, ich glaube, da sollten bei der Blüthner-Patentmechanik die sorgen nicht allzu groß sein. Die ist erstaunlich verschleißarm. Bei dem erwähnten Flügel, den ich vor etlichen Monaten bearbeitete, waren die Hammerfilze auf ganzer Klaviaturbreite (!) so extrem weit abgespielt, dass etliche Hämmer beim spielen die Saiten nicht mehr erreichten. Dem wurde natürlich abgeholfen - aber der Rest der Mechanik war auch nach dieser extrem starken Nutzung weitestgehend weiterverwendbar und prima regulierbar.


Gruß
Martin
PianoCandle


... Klang hält
 
Interessante Interpretation Mindenblues,

gut, daß ich das jetzt weiß.;) So werde ich hier besser hier keine Fotos meiner Hammerköpfe mehr zeigen, wer weiß, in welcher Kategorie ich dann lande?:D

Gruss
Manfred
 
Ist doch klar, von mir auch nicht. Außerdem sind die meisten Fotos von Hammerköpfen ja sozusagen anonym ;), ohne Bezug zu den Tasten.
 
:bongo: DIENSTAG KOMMT ER! :bongo:

Ich hoffe die Einflugschneise wird nicht zu eng sein!?
Und es wird eine Live-Übertragung des Spektakels per Webcam nach Griechenland geben, damit die urlaubenden Mitbewohner den Einzug miterleben können :D

LG, Sesam
 

Zurück
Top Bottom