Der Folterkammerton

Man könnte das Instrument ja auch einfach auf seine Lieblingszahl stimmen lassen.

Meine ist 1789.

Micha, lass Dir was einfallen!
 
also ich würde mich über Styx generellen Vergleich jetzt nicht so lustig machen (obwohl mir völlig Wurst ist, wer jetzt ausgerechnet 440 festlegte,ob Göbbels oder Churchill ), die meisten Orchester stimmen ohnehin 442 oder höher, S&S liefert ihre Flügel auch mit "Werksstimmung" 442 aus, mir ist das subjektiv eigentlich auch alles zu hell, 432 habe ich mich noch nicht getraut, vielleicht bei der nächsten Stimmung einen Versuch wert.
Dass tieferer Kammerton aber andere akustische und psychische Reaktionen hervorruft, ist schon nachvollziehbar, pseudophysikalische Erklärungsversuche sind da natürlich wie immer problematisch und gleiten ins Esoterische ab.

In dem verlinkten Artikel von Andreas Weng werden übrigens Tonart-Charaktere beschrieben, die es eigentlich seit dem Ende der Wohltemperierten Stimmung von Werkmeister nicht mehr geben sollte, mit der heute üblichen gleichstufigen Stimmung müsste ja rein theoretisch jede Dur-Tonart und jede moll-Tonart gleich klingen nur eben entsprechend viele Halbtonschritte versetzt (warum es sich dann die Komponisten nicht ausreden ließen , Sachen in Fis Dur zu schreiben, die dann auf einem gleichstufig gestimmten Klavier gespielt werden sollten, ist eine andere Frage....)
Wurden die Hammerfilze eigentlich wirklich (wie im Artikel steht) im 20.Jahrhundert immer härter, war Horowitz S&S aus den 30er/40er Jahren also leiser als ein moderner ?
 
Ja, aber Vorsicht auch... wer weiß wie diese beiden Dateien erzeugt wurden. :idee:

Dass tieferer Kammerton aber andere akustische und psychische Reaktionen hervorruft, ist schon nachvollziehbar, pseudophysikalische Erklärungsversuche sind da natürlich wie immer problematisch und gleiten ins Esoterische ab.

In dem verlinkten Artikel von Andreas Weng werden übrigens Tonart-Charaktere beschrieben, die es eigentlich seit dem Ende der Wohltemperierten Stimmung von Werkmeister nicht mehr geben sollte, mit der heute üblichen gleichstufigen Stimmung müsste ja rein theoretisch jede Dur-Tonart und jede moll-Tonart gleich klingen nur eben entsprechend viele Halbtonschritte versetzt (warum es sich dann die Komponisten nicht ausreden ließen , Sachen in Fis Dur zu schreiben, die dann auf einem gleichstufig gestimmten Klavier gespielt werden sollten, ist eine andere Frage....)

Der "Artikel" von Herrn Weng enthält einige interessante Details, aber die angeblichen Untersuchungen zum Klangeindruck und der angeblich so krass unterschiedlichen psychologischen Wirkung von verschiedenen Kammertönen halte ich für kompletten Unfug.

Dass man im Orchester so hoch stimmt, hat einen einfachen Grund: Obertonspektrum und Brillanz insbesondere der Streicher. Die würden am liebsten auf 450 Hertz oder noch höher stimmen. Problem ist nur dieses dumme Detail, dass man mit Bläsern zusammen arbeiten muss, die nicht mal eben umstimmen können (und bei allzu deutlichen Differenzen zwischen den Instrumenten klingt es nicht mehr brillanter, sondern nur noch schief), und außerdem mit Sängern, für die bereits 440 Hertz eine Zumutung darstellen. Ein auf 442-443 Hertz gestimmtes Klavier ist lediglich der hiesigen Orchester-Praxis angeglichen.

Von daher ist jeder Kammerton immer ein Kompromiss, nicht mehr und nicht weniger. Esoterik und Küchenpsychologie sollte man aber besser da heraushalten.
 

Ich hab auch mal einen Vergleich gemacht. Konkret die Sonate Nr. 14 von Beethoven (nur den ersten Satz), damit es mal ein "historisches" Stück ist. Damit es wirklich ansonsten identisch wird, habe ich mir im Netz ein MIDI-File gesucht und das durch einen synthetischen 1829er Bösendorfer Flügel gejagt.

(Caveat: das MIDI-File ist nicht von mir und die Qualität der Einspielung ist hier auch nicht von Belang.)
Natürlich klingt das Stück mit 443 Hertz deutlich heller als mit 432 oder gar 430 Hertz. Ob man ihm damit aber einen Gefallen tut, sei dahin gestellt. Historische Klavierstimmungen aus der Zeit gingen meines Wissens jedenfalls teilweise sogar bis auf 415 Hertz herunter, also einen kompletten Halbton unter 440. :denken:
 
klingt aber leider sehr synthetisch, wie computer-generiert, höher-tiefer= etwas heller-dunkler, mehr könnte ich dazu nicht sagen.
Aber aus dem Kontext des Fadens geht ja hervor, dass 432 - auf einem derart gestimmten realen Instrument- besser klingt, da Obertöne besser und harmonischer zum Ausdruck kommen, um das beurteilen zu können, müsste also ein Flügel auf 440 (oder 442) gestimmt sein, das Stück aufgenommen werden, dann auf 432 runter und das Stück, mit identischer Positionierung von Instrument und Mikros natürlich, nochmals aufgenommen werden.
Würde mich schon interessieren, am eigenen Flügel ist das so ne Sache, auf 432 runter geht ja, aber wenn's dann nicht gefällt, wieder auf 442 rauf ziehen ginge wohl nicht mit einer einzigen Stimmung.
 
Mozart stimmte seine Instrumente auf 422 Hz (abgesehen da von daß er heuer gern zu schnell gespielt wird):



und hier die langsamere Variante mit Stimmung auf 422 Hz:



Viele Grüße

Styx
 
Mozart hatte seine Stimmgabel in etwa auf den synodischen Mond eingestellt (das ist die Zeitspanne, die der Mond relativ zur Sonne für eine Umlaufbahn benötigt).

Diese ist 420,84 Hz (Gis).

Es ist einfach auffällig, daß in der Historie die verschiedenen Stimmungen intuitiv auf oder nahe an Naturtöne gelegt wurden. Naturnahe Völker machen das sowiso. Wir sind halt lebende Wesen und somit Teil dieser Schwingungen.

Nur unsere 440 Hz sind aber definitv künstlich von einer Kommission festgelegt :-)

Das muss jetzt nicht unbedingt Nachteile haben. Was nützt mir eine Stimmung, die perfekt für Meditation geeignet ist, wenn ich mit der Musik eher aufwühlen und Gegenteiliges bewirken will. Das würde nicht passen. Insofern ist eine "neutrale" Stimmung, die irgendwo zwischen den Dingen liegt, eher für alle Stile zu gebrauchen, wenn nicht ständiges Umstimmen möglich ist. Aber es ist schon interessant zu wissen, daß man nur mit Hilfe einer passenden Stimmung die Aussage einer Musik unterstützen und an natürliche Schwingungen anpassen kann, die es seit Jahrmillionen gibt.
 
Historische Klavierstimmungen aus der Zeit gingen meines Wissens jedenfalls teilweise sogar bis auf 415 Hertz herunter, also einen kompletten Halbton unter 440. :denken:


Für Kammerton A = 415 Hz gibt es übrigens sogar eine wissenschaftliche Begründung. Der Wasserstoff schwingt in seinem Spektrum mit 4,566738 * 10^14 Hz. Das sind genau 40 Oktaven oberhalb von 415 Hz. Das ist sicher die allumfassenste Schwingung, in der wir leben.
 
Für Kammerton A = 415 Hz gibt es übrigens sogar eine wissenschaftliche Begründung.
Nö. ;-)

Mozart hatte seine Stimmgabel in etwa auf den synodischen Mond eingestellt (das ist die Zeitspanne, die der Mond relativ zur Sonne für eine Umlaufbahn benötigt).
Bis zum Beweis dieses Zusammenhangs qua verbriefter Äußerung Mozarts behaupte ich mal frech: nein.

Es ist einfach auffällig, daß in der Historie die verschiedenen Stimmungen intuitiv auf oder nahe an Naturtöne gelegt wurden. Naturnahe Völker machen das sowiso. Wir sind halt lebende Wesen und somit Teil dieser Schwingungen.
Was auffällig ist, ist allenfalls die Neigung der Menschheit, überall mystische Muster und Zahlenmagie zu sehen. :-D
 
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CW
 

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