Der Folterkammerton

Ich hatte einige Zeit zwei Instrumente in der Wohnung. Eines auf 440 Hz Kammerton, das andere auf 435 Hz gestimmt. 435 Hz finde ich angenehmer. Einfach so.

LG, Sesam
 
Hi kreisleriana,

In dem verlinkten Artikel von Andreas Weng werden übrigens Tonart-Charaktere beschrieben, die es eigentlich seit dem Ende der Wohltemperierten Stimmung von Werkmeister nicht mehr geben sollte, mit der heute üblichen gleichstufigen Stimmung müsste ja rein theoretisch jede Dur-Tonart und jede moll-Tonart gleich klingen nur eben entsprechend viele Halbtonschritte versetzt

Rein theoretisch müsste man nicht mal von A aus stimmen. Ich habe allerdings noch nie einen Klavierstimmer erlebt, der nach Gehör von C aus stimmt. (Allerdings schon einen, der mit dem Stimmgerät von unten nach oben stimmt.)

Aber aus dem Kontext des Fadens geht ja hervor, dass 432 - auf einem derart gestimmten realen Instrument- besser klingt, da Obertöne besser und harmonischer zum Ausdruck kommen, um das beurteilen zu können, müsste also ein Flügel auf 440 (oder 442) gestimmt sein, das Stück aufgenommen werden, dann auf 432 runter und das Stück, mit identischer Positionierung von Instrument und Mikros natürlich, nochmals aufgenommen werden.
Würde mich schon interessieren, am eigenen Flügel ist das so ne Sache, auf 432 runter geht ja, aber wenn's dann nicht gefällt, wieder auf 442 rauf ziehen ginge wohl nicht mit einer einzigen Stimmung.

Genau das habe ich mir auch gedacht. Eine tiefe Stimmung ist mir grundsätzlich sympathisch.

Wenn man einen Flügel auf 432 Hz runter stimmen will, müsste man aber - anders als wenn man den Flügel auf 443 Hz aufnimmt und dann digital auf 432 Hz runter rechnet - vermutlich auch die Konstruktion des Flügels berücksichtigen.

Beispiel: ein Flötist kann eine 440 Hz Querflöte tiefer stimmen, indem er das Mundstück rauszieht. Das geht aber nicht unbegrenzt gut, denn die Klappen (Löcher) sind für 440 Hz positioniert, und man kann die Intonation nur bis zu einer gewissen Grenze per Blas- und Spieltechnik angleichen.

Ein Flügel dürfte zwar nicht so sensibel sein wie eine Querflöte, aber ich vermute, dass die Saitenmensur und das Spannungsverhältnis ab einer gewissen Grenze doch nicht mehr stimmen werden. Nicht umsonst gab es z.B. Flügel in Pariser Stimmung.

Vielleicht weiß Styx, wie weit man einen neuen Flügel runter stimmen kann, ohne dass das Ergebnis nur verstimmt klingt?
 
Ich hatte einige Zeit zwei Instrumente in der Wohnung. Eines auf 440 Hz Kammerton, das andere auf 435 Hz gestimmt. 435 Hz finde ich angenehmer. Einfach so.

Was wahrscheinlich auch niczht so ganz unentscheident ist, wäre auch die Temperaturlegung bei 432 Hz, da kann man eine Menge mit machen. Ein Problem was ich bei der 08/15 gleichwebenden Temperatur bei 432 Hz hätte, das C´wäre dann nicht wie gewünscht auf 256 Hz, sondern fast auf 257 Hz, also zu hoch. Hir wird man die Quinten teils reiner teils unreiner stimmen müssen, aber so daß es noch paßt.

Viele Grüße

Styx
 
Vielleicht weiß Styx, wie weit man einen neuen Flügel runter stimmen kann, ohne dass das Ergebnis nur verstimmt klingt?

Die Konstruktion des Instrumentes ist in der Tat nicht so ganz unwesentlich, das ist auch von Instrument zu Instrument sehr unterschiedlich (auch bei neuen). Bei einem Förster geht es problemlos, der klingt auch richtig gut noch bei 432 Hz, Schwierig wird es bei Instrumenten wie Yamaha, die sind schon auf agressive Tonhöhen konstruiert, wenn die tiefer als 440 Hz sind, klingen die nach nix mehr. Hingegen einen neueren S&S B hatte ich mal (auf Kundenwunsch) runtergestimmt, der verlor etwas an seiner Drahtigkeit dominierte dafür aber in einem absolut voluminiösen Obertonreichtum.

Viele Grüße

Styx
 
war neugierig, wie S&S aus technischer Seite das offiziell sieht:
freundliche Antwort kam prompt von prominenter Stelle:

sie raten davon ab, bei Steinways so weit runter zu gehen, da wegen der Konstruktion ihrer Flügel, dann zu wenig Druck auf den Resonanzboden übertragen wird.

nur mal als Info
 
Zuletzt bearbeitet:
sie raten davon ab, bei Steinways so weit runter zu gehen, da wegen der Konstruktion ihrer Flügel, dann zu wenig Druck auf den Resonanzboden übertragen wird.

Das ist sicherlich richtig, der S&S scheint beim runterstimmen auch etwas an seinem eigentlichen Volumen zu verlieren, oder für Laien ausgedrückt "er ist ein wenig leiser". Hier scheinen dann tatsächlich die Obertöne an Dominanz zu gewinnen - ich kann jedenfalls nicht sagen daß der S&S fürchterlich klang nach dem runterstimmen, nur eben so völlig anders, garned mehr S&S typisch.

Allerdings bin ich schon ein wenig verwundert wenn Kunden mit einen fast neuen (so an die 35 Jahre alten) S&S B auf 432 Hz spielen wollen, sind die doch eher für ihre Brillianz bekannt.

Bei alten Instrumenten so Bj vor 1935 macht eine Stimmung von 432 Hz meineserachtens nach wesentlich mehr Sinn - ich habe heute mal spaßenshalber in der Werkstatt zwei Blüthner auf 432 Hz runtergestimmt, der eine ist von 1952, der andere von 1905 (OD) als die beide noch auf 440 Hz waren, fand ich den alten jetzt nicht so berauschend, der von 1952 hatte wesentlich mehr an Klang zu bieten....jetzt weiß ich allerdings nimmer welcher mir klanglich besser gefällt.

Viele Grüße

Styx
 

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