Daniel Barenboim und sein neuer Flügel

  • Ersteller des Themas manfredkremer
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Mich würde es schon interessieren wie der Flügel klingt. Aber karten gab es nur noch ab 80 Euro aufwärts und angesichts der Tatsache, dass seine letzten Aufnahmen am Klavier teilweise mehr als grauselig waren, war es mir das nicht wert. Kennt jemand für chopin Aufnahme aus Warschau? Eine Frechheit! So unglaublich viele falsche Töne... Und jetzt 80 Euro für einen alternden Pianisten, der seine beste Zeit schon hinter sich hat? Nein danke...

Ich hätte nicht gedacht, daß gerade Du, wiel Du ja wirklich gut Klavier spielst, Dich so über ein paar falsche Töne aufregst. Das wichtige ist doch die Gesamtinterpretation, und ich denke, da liegen immer noch Welten zwische Herrn Barenboim und den meisten jüngeren Pianisten, auch wenn die technisch mehr brillieren. Und "für einen alternden Pianisten, der seine beste Zeit schon hinter sich hat", das halte ICH für eine Frechheit, Entschuldung, aber so etwas gehört sich nicht.

Was die 80 Euro betrifft, ich hätte gedacht, daß Du mit Deinem Beruf Dir das leisten könntest. Ich habe über den Preis meiner Entrittskarte jedenfalls nicht nachgedacht, sondern mir gesagt, es ist vielleicht die einzige Chance in meinem Leben, ihn live zu hören, zumindest habe ich mir die sonst nötige Reise nach Berlin mit Übernachtung gespart, da Düsseldorf gerade vor der Haustür liegt.

Verwundert
Manfred
 
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Wenn ich an gewisse Triller im Bass von Schuberts B-Dur-Sonate denke, ist ein Klang, der besser differenziert, natürlich sehr hilfreich. Sonst klingt es leicht wie Donnergrollen.

Barenboim Ich weiß, welche Stelle Sie meinen! Sie klingt jetzt tatsächlich wunderbar. Ich bin gutes Mutes, dass sie mir am Dienstag gelingt.

Also, das ist ja nur ein kleines Detail, die Stelle klang gestern bei Barenboim wirklich gut, aber das tut sie bei Wilhelm Kempf oder Christoph Eschenbach auch auf einem normalen Flügel. Nur in der Aufnahme von Alfred Brendel empfinde ich diese Stelle wirklich als Donnergrollen, und damit macht er den ganzen ersten Satz kaputt.
 
Jetzt möchte ich noch etwas zu dem gestrigen Klavierabend mit dem neuen Flügel berichten. Die c-moll-Sonate von Schubert kannte ich vorher leider nicht, und beim ersten Hören erschließt sie sich mir auch nicht so schnell. Daher rede ich lieber über die B-dur-Sonate. Diese habe ich in den letzten Wochen und Monaten viele Male von verschiedenen Pianisten (Brendel, Kempff, Eschenbach) angehört, so daß ich doch einen großen Teil der Sonate im Kopf habe.

Ich fand nun in der Tat, daß die Sonate gestern, als Barenboim sie auf dem neuen Flügel spielte, viel klarer und transparenter klang als die anderen Aufnahmen, die ich bisher gehört habe. Nun könnte man fragen, ob das an Barenboims Interpretation oder eben tatsächlich an dem neuen Flügel lag.

Ich habe Barenboim schon sehr oft spielen gehört, wenn auch in Youtube, und nicht im Konzert. Ich halte ihn für den besten lebenden Beethoven-Interpreten. Im Vergleich zu diesen Aufnahmen war das Klangbild der Schubert-Sonate am neuen Flügel in der Tat viel transparenter und klarer, so daß ich glaube, daß der Flügel doch sehr viel ausgemacht hat. Das hört man (oder jedenfalls ich) nicht an wenigen Takten aus der Appassionata, aber im Gesamtbild der B-dur-Sonate scheint mir das klar erkennbar zu sein.

Ich finde daher, daß sich Barenboims Experiment lohnt, und bin gespannt was er als nächstes darauf spielen wird.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Transparenz eines Geradesaiters ist uns beim Wientreffen im Hecher-Atelier deutlich nahe geführt worden. Besonders der Tenor und Bassbereich eines Flügels ist bei Geradesaitern klarer, definierter. Insgesamt ist das Klangvolumen ein wenig anders verteilt, und unsere Hörgewohnheiten haben sich auf die Kreuzbespannung eingestellt. Zu mächtig war, was Steinway vorgegeben hatte und alle anderen Hersteller richteten sich danach. Es ging faktisch für 100 Jahre Jahre lang viel verloren, was jetzt wieder ausgegraben wird. Ob der Vielfalt im Klavier- und Flügelbau nun Auftrieb bevor steht, oder doch alles nur Strohfeuer ist, wird sich weisen.

LG
Michael
 
Diese Kritik widerspricht sich selbst.
 
Bei Youtube gibt es einen Mitschnitt aus London in der letzten Woche:



Was mir auffällt beim 1. Eindruck: er spricht viele Töne nicht aus oder kaschiert einiges mit Pedal. Schon die Sechzehntelbewegungen nach einer Minute sind unregelmäßig, den mittleren Ton hört man oftmals nicht. Auch um vierten Satz sind viele Läufe unsauber.... Der Klang des Flügels erinnert mich an den ein oder anderen New York Steinway auf denen ich gespielt habe
 
Ich glaube, es sind schon seriösere Gründe ausschlaggebend dafür, daß er dieses Experiment wagt.

mit Sicherheit hat dieses Experiment einen Hintergrund, ansonsten würde sich Steinway nicht an einem solchen Projekt beteiligen. Das Barenboim dieses Projekt voll finanziert hat, kann man dem Mann im Mond erzählen.Warum spielt den Barenboim nicht auf einem Original Geradsaiter ????? den Flügel von Liszt aus Siena von dem er so begeistert war, hätte er für Konzerte bekommen, dies kann mit Sicherheit angenommen werden.
Die Chinesen sollen ja auch auch dabei sein einen Geradsaiter auf den Markt zu bringen.
Ich hatte hier schon mal erwähnt, dass diese in den letzten Jahren tausende von Geradsaiter in Frankreich aufgekauft haben welche in China zu enormen Preisen angeboten werden, zum Entsetzen der Franzosen.
Die Zeit kommt wo die Verfechter des Kreuzsaiters den Gerdasaiter mit alle seinen Vorteilen in den Himmel heben werden. Das ist Business! darüber wird Gerd Hecher bestimmt gesprochen haben.
 
Bei Youtube gibt es einen Mitschnitt aus London in der letzten Woche:



Was mir auffällt beim 1. Eindruck: er spricht viele Töne nicht aus oder kaschiert einiges mit Pedal. Schon die Sechzehntelbewegungen nach einer Minute sind unregelmäßig, den mittleren Ton hört man oftmals nicht. Auch um vierten Satz sind viele Läufe unsauber.... Der Klang des Flügels erinnert mich an den ein oder anderen New York Steinway auf denen ich gespielt habe


die Tiefe seines Spiels erkennst Du nicht! solltest Du dir mal zu Herzen nehmen, dies ist es was bei deinem Spiel fehlt, ein steifes kaltes herunterklimpern.
 

Hier ist noch eine Kritik des Konzertes:

Barenboim scheitert an Schubert

Da steht allerdings, dass sich der neue Flügel „von einem Klavier normaler Größe und Würde“ nicht sonderlich unterscheidet. Also viel Lärm um nichts?

Grüße, Jörg
 
Ich habe Barenboim schon sehr oft spielen gehört, wenn auch in Youtube, und nicht im Konzert. Ich halte ihn für den besten lebenden Beethoven-Interpreten.

Hallo Manfred,

ich habe auch viele Aufnahmen von Barenboim älteren Datums und bewundere ihn für seine Musikalität, sein Leben und seine politischen und sozialen Aktivitäten. Mit so Kategorien wie bester lebender Beethoven-Interpret bin ich immer vorsichtig aber da sind die Geschmäcker ja auch verschieden. Wenn man nach Pianisten schaut, die z.B. alle Klaviersonaten Beethovens "drauf haben", solltest Du Dir unbedingt mal Andras Schiff anhören. Ich finde z.B. auch, dass Rudolf Buchbinder ein sehr guter Interpret der Werke Beethovens ist.

Liebe Grüße
Christian (hoffe, dass man sich bald mal wieder sieht)
 
Hier ist noch eine Kritik des Konzertes:

Barenboim scheitert an Schubert

Da steht allerdings, dass sich der neue Flügel „von einem Klavier normaler Größe und Würde“ nicht sonderlich unterscheidet. Also viel Lärm um nichts?

Grüße, Jörg
Kritiken mit solch reisserischer Aufmachung vertraue ich wie der Ankündigung, dass uns ein Asteroid treffen wird.
Ich frage mich, was der Schreiberling erwartet hatte? Ein UFO?
Natürlich kommt man erst über die Feinheiten drauf, wenn man einen direkten Vergleich hat, wie bsw. im Atelier von Hecher.
Die eierlegende Wollmilchsau wurde bis heute nicht gefunden...

LG
Michael
 
Könnte es vielleicht sein, dass ein Geradsaiter deutlich anders klingt, wenn man direkt davor sitzt - dieser Unterschied zu einem Kreuzsaiter aber in einem großen Konzertsaal nahezu verschwindet?

Ich habe mir die Londoner Aufnahme der B-Dur-Sonate eben angehört und kann dort auch keinen wesentlichen Unterschied zu einem herkömmlichen Steinway feststellen. Für einen Konzertbesucher, der 20m vom Flügel entfernt sitzt, könnte das Ergebnis des Vergleichs ja ähnlich ausgehen. Viel wichtiger für die Transparenz scheint mir zu sein, wie der Pianist diese durch Tönung der Nebenstimmen hinbekommt. Und da muss ich mich der Kritik an Barenboim durchaus anschließen - diese Sokolov-Aufnahme finde ich nicht nur transparenter im Klang, sondern in jeder Hinsicht viel überzeugender als Barenboim:



Grüße, Jörg
 
Bei Sokolov ist es unglaublich, wie er jede einzelne Note auskostet, wie er jedem Ton eine Bedeutung gibt... Ich fürchte, Barenboim ist einfach dasselbe wie Pletnev wiederfahren. Auch dieser tritt als Pianist kaum mehr in Erscheinung, man schaue sich dann nur die Kritik des Ruhrfestivals an....
 
Ich gehe mal davon aus, daß die Saitenstärken und Zugkräfte in diesem modernen Gradsaiter dem serienmäßigen D-Flügel ähnlich sind.
In dieser Größe macht es wohl keinen wesentlichen Unterschied in der Saitenlänge, ob die Bass-Saiten jetzt kreuzen oder parallel laufen. Die Lage des Bass-Stegs dürfte hier mehr Einfluß haben, wobei eben diese modernen Mensuren das Klangbild eines 'richtigen' Gradsaiters mit geschmiedeten Eisenstreben und anderen Saitenmensuren nicht ermöglichen.
Es bleibt dann auch noch die Frage der Mechanik:
Es macht doch einen Unterschied, ob die Saite wie bei der Englischen Mechanik punktuell angeschlagen wird, oder wie bei der Wiener Mechanik, bei der die Saite vom Hammer auch mit einer 'Steichbewegung' getroffen wird.
Welche Mechanik passt denn wohl besser zum Gradsaiter?
Toni
 
Ich habe mir die Londoner Aufnahme der B-Dur-Sonate eben angehört und kann dort auch keinen wesentlichen Unterschied zu einem herkömmlichen Steinway feststellen.

Da ist schon ein Unterschied, die AUFNAHME ist einfach Schrott, dumpf und nicht zu gebrauchen, es handelt sich schließlich um einen Piratenmitschnitt.

Was Barenboim angeht: Ich war noch nie ein großer Fan. Obwohl ich seine Persönlichkeit sehr schätze liegt mir sein weichgespülter Ton nicht - ich denke da besonders an Bach. Und die Zeile "B. scheitert an Schubert" kann ich durchaus nachvollziehen, denn was er in London abliefert, liegt in technischer Hinsicht schon an der Grenze des Erträglichen, bei aller "Tiefe", die in seiner Interpretation steckt. Muss man nicht gehört haben. Leider.
 
Bei Sokolov ist es unglaublich, wie er jede einzelne Note auskostet, wie er jedem Ton eine Bedeutung gibt... Ich fürchte, Barenboim ist einfach dasselbe wie Pletnev wiederfahren. Auch dieser tritt als Pianist kaum mehr in Erscheinung, man schaue sich dann nur die Kritik des Ruhrfestivals an....

ja Pletnev, ein ganz Schlimmer! liess mal diese Kritik hier, katastrophal:cry2::lol:

http://www.badische-zeitung.de/klassik-2/voellig-losgeloest-x4x--96050938.html

Noch etwas! es gibt unter Musiker ein ungeschriebenes Gesetzt, dass man über Kollegen nicht lästern sollte,
dies müsstest Du doch als aktiver Pianist (Anwalt) und dazu zählst Du dich ja, wissen.:-(
 

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