Dämpferpedal, Auslösekraft

Dromeus

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Während der Findungsphase des Flügelkaufs fiel mir auf, wie (subjektiv) schwergängig das Dämpferpedal bei S&S Flügeln ist. Mein Dealer bestätigte das, und sagte, dass dies so gewollt sei, und sie bei der Restaurierung diesbezüglich den Vorgaben folgen, die von S&S spezifiziert sind.

Da vieles Gewohnheit ist, habe ich bei meinem S&S Bj. 1912 zwei Monate versucht, mit dem Pedal zurecht zu kommen, mich aber dann entschieden, die Auslösekraft bei der Erststimmung verringern zu lassen. Dazu baute der Klavierstimmer die Dämpferpedalfeder aus. Mein erster Eindruck war, dass die nötige Kraft zur Bedienung nun für mich passte, aber mittlerweile habe ich festgestellt, dass das Pedal einfach zu früh anspricht. Wenn der Fuß in Ruhestellung Kontakt mit dem Pedal hat, genügt eine minimale Kraft, um das Pedal ansprechen zu lassen.

Der Klavierstimmer meinte, falls das Pedal zu leichtgängig wäre, könnte man die Feder auch kürzen und wieder einbauen. Dazu nun meine Frage.

Ist das Kürzen der Feder der richtige Weg? Gibt es nicht unterschiedlich harte Federn, um die nötige Bedienungskraft zu regulieren? Ist die Feder überhaupt das entscheidende Problem, oder kann man den Ansprech-/Druckpunkt nicht auch anders regulieren?
 
Erst einmal vorab: Es klingt, als würdest du zwei Dinge vermischen.
1) Die Kraft, die nötig ist, damit sich die Dämpfer heben.
2) Der Ansprechpunkt: Das Pedal ist in Ruhelage, dann bewegt es sich ein Stück mit wenig Widerstand, und erst dann beginnen die Dämpfer, sich zu heben. Das spürt man, weil ab diesem Moment der Widerstand größer wird. Dieser größere Widerstand ist, worum es in 1) geht.

Den Punkt 2) kann man mit Piloten regulieren (zumindest bei mir; ich weiß nicht, wie es bei Steinway aus 1912 ausschaut).

Zu 1) gibt es mehrere Möglichkeiten, vor allem Feder und Gewicht.

Die Feder hat das grundsätzliche Problem, dass die Kraft nicht konstant ist. Je stärker man die Feder komprimiert, desto größer wird ihr Widerstand. Mein Pedal war mir auch zu leichtgängig, aber der Einbau einer Feder war keine zufriedenstellende Lösung.
Ich habe also beschlossen, mit Gewicht zu arbeiten und habe mir daraufhin ein flaches (!) Stück Blei gegossen. Es ist nur 1 cm hoch und findet unter der Tastatur Platz:
1711706824297.png

Es kann gut sein, dass bei dir diese Mechanik unterhalb des Flüges ist, also außerhalb, und dass du da mehr Platz hast. Dann kannst du im Bereich, wo die vom Pedal kommende Stange den Hebel berührt, etwas Schweres an eben diesem Hebel montieren und sehen, ob dir das zusagt. Zum Testen genügt es, zB einen 500 g schweren Hammer mit Klebeband zu befestigen.
 
@Flieger : Danke für deinen Beitrag. Dem Problem möchte ich nicht handwerklich selbst beikommen, sondern das der Fachkraft überlassen. Meine Frage zielte eher darauf, ein Verständnis zu bekommen, was hier die Optionen sind.

Es klingt, als würdest du zwei Dinge vermischen.

Der Ausbau der Feder hatte halt zwei Folgen gleichzeitig, geringere Kraft beim Heruntertreten und frühere Auslösung. Alleine wenn ich den Fuß passiv auf das Pedal setze, bewegt sich das Pedal schon leicht nach unten, und die Dämpfer beginnen sich offenbar, wenn auch minimal, zu heben, denn das hört man. Es könnte ja sein (und sowas würde doch durchaus Sinn machen), dass man Pedalkraft und Druckpunkt völlig unabhängig einstellen kann, ersteres mit der Härte der Feder, letzteres am Gestänge oder wo auch immer. Da ich aber ahnungslos bin, frage ich mal ungeniert. Mir ist auch bewusst, dass sich da in den letzten 110 Jahren die Technik durchaus geändert haben kann.
 
Der Ausbau der Feder hatte halt zwei Folgen gleichzeitig, geringere Kraft beim Heruntertreten und frühere Auslösung.
Das könnte schon sein. Eventuell hat die Feder geholfen (bzw. war nötig), das Pedal in die Ruhelage zu bringen. Ohne die Feder geht das Pedal bei dir wohl nur so weit zurück, wie es durch das Gewicht der Dämpfer bewegt wird. Fällt dir eine niedrigere Ruhelage auf? Ist das rechte Pedal etwas niedriger als das linke?

Sowohl eine (schwächere) Feder als auch ein Gewicht würden das korrigieren.
Das Problem bei der Feder ist, dass sie schon am Anfang spürbare Kraft ausüben muss. Und von diesem Punkt an wird die Kraft stärker - was man bestenfalls nicht braucht und was schlechtestenfalls stört.

Du musst halt selber ausprobieren und entscheiden, was dir zusagt.
 
Sowohl Zug- als auch Druckfedern haben die Eigenschaft, mit der Zeit "härter" zu werden. Sie ändern sich auch in der Gleichmäßigkeit. Laienhaft, aber hoffentlich für alle verständlich ausgedrückt.

Wenn Deine Feder also wie der Flügel noch von 1912 ist, mußt Du heute stärker aufs Pedal drücken, als derjenige, der den Flügel 1912 gekauft und gespielt hat, da die Feder heute nicht mehr die Spezifikationen hat, die sie 1912 hatte.

Ich denke daher auch, daß ein Austausch der Feder die Lösung Deines Problems darstellen könnte und würde zuerst andere Federn ausprobieren.
 
Das könnte schon sein. Eventuell hat die Feder geholfen (bzw. war nötig), das Pedal in die Ruhelage zu bringen. Ohne die Feder geht das Pedal bei dir wohl nur so weit zurück, wie es durch das Gewicht der Dämpfer bewegt wird. Fällt dir eine niedrigere Ruhelage auf? Ist das rechte Pedal etwas niedriger als das linke?
Wenn ich das Pedal loslasse geht es ohne Verzögerung in die korrekte Ruhelage. Ich weiß nicht, ob das alleine durch das Gewicht der Dämpfer bewirkt wird, oder ob in der Hebemechanik oben auch eine Feder eingebaut ist?

Eine schwächere Feder wäre mein Lösungsvorschlag.
Ja, ich denke auch, das ist der naheliegende Weg. Ich gehe davon aus, dass die Feder im eingebauten Zustand schon eine gewisse Vorspannung erfährt. Wenn man sie dann kürzt, verringert das durchaus die nötige Anfangskraft, um das Pedal zu bewegen.

Du musst halt selber ausprobieren und entscheiden, was dir zusagt.
Das sowieso, man kann lange herumtheoretisieren, am Ende des Tages muss es aber mir passen.

Wenn Deine Feder also wie der Flügel noch von 1912 ist
Das wird wohl niemand beantworten können, es sei denn, mein Klavierhaus hätte da eine neue eingebaut. Der Flügel wurde ja generalüberholt (neue Besaitung, neue Dämpfer etc). Ich als Laie würde sagen, die Feder sieht neuwertig, aber nicht neu aus.
 
Da von den hervorragenden professionellen Pianisten sich niemand darüber beschwert, das Steinway-Pedal sei zu schwergängig, und diese alle bestens damit zurechtkommen und viele die Marke sogar bevorzugen, sollte man vielleiiiicht mal in Erwägung ziehen, dass das Problem nicht beim Pedal, sondern bei einem selbst liegt :coolguy:
 

Da von den hervorragenden professionellen Pianisten sich niemand darüber beschwert, das Steinway-Pedal sei zu schwergängig, und diese alle bestens damit zurechtkommen und viele die Marke sogar bevorzugen, sollte man vielleiiiicht mal in Erwägung ziehen, dass das Problem nicht beim Pedal, sondern bei einem selbst liegt :coolguy:
Das habe ich doch zwei Monate lang ausführlich getan. Danach musste ich mir eingestehen, dass ich leider weder hervorragend noch professionell bin. :016: .
 
Während der Findungsphase des Flügelkaufs fiel mir auf, wie (subjektiv) schwergängig das Dämpferpedal bei S&S Flügeln ist. Mein Dealer bestätigte das, und sagte, dass dies so gewollt sei, und sie bei der Restaurierung diesbezüglich den Vorgaben folgen, die von S&S spezifiziert sind.
Hast du neue Steinways im Geschäft ausprobiert? Sind die Pedale dort leichtgängiger? Oder stimmt das, was dein Händler sagt?

Es kann ja zB sein, dass er eine neue Feder eingesetzt hat, die für aktuelle Pedale gedacht ist, und die Geometrie der Pedale hat sich inzwischen geändert, so dass die Feder nicht zu den Hebelverhältnissen passt.
 
Hast du neue Steinways im Geschäft ausprobiert? Sind die Pedale dort leichtgängiger? Oder stimmt das, was dein Händler sagt?
Nein, hab keinen neuen Steinway ausprobiert, aber mehrere gebrauchte, auch jüngere, und die Pedale sprachen alle gleichermaßen schwer an im Vergleich zu den rund 20 anderen Flügel, die ich angespielt habe. Ich sehe keinen Grund, an der Aussage des Händlers zu zweifeln.

Es kann ja zB sein, dass er eine neue Feder eingesetzt hat
Definitiv nein, man sieht, dass die Feder außen glänzend poliert wurde, und im Inneren der altersbedingte Zustand belassen wurde.
 
Nein, hab keinen neuen Steinway ausprobiert, aber mehrere gebrauchte, auch jüngere, und die Pedale sprachen alle gleichermaßen schwer an im Vergleich zu den rund 20 anderen Flügel, die ich angespielt habe. Ich sehe keinen Grund, an der Aussage des Händlers zu zweifeln.
Auch ich konnte die Erfahrung machen, dass die Pedalerie von Steinway-Flügeln deutlich schwergängiger war als etwa von Yamaha oder Bösendorfer.
 
Um mal kurz eine Rückmeldung zu dem Problem zu geben. Ich habe ja in zwei Wochen einen Termin mit dem Klaviertechniker, um das Pedalproblem zu lösen. Gestern habe ich mit dem Geschäftsführer des Pianohauses telefoniert. Eigentlich ist die dreimonatige Mietphase abgelaufen, und ich müsste mich jetzt für oder gegen den Kauf entscheiden. Der GF teilte mir mit, dass erst das Pedal nach meinen Wünschen funktionieren muss. Erst dann sollte ich mich für oder gegen den Kauf entscheiden.

Da muss ich schon sagen, ich bin froh, dass nicht @hasenbein der Geschäftsführer ist:
sollte man vielleiiiicht mal in Erwägung ziehen, dass das Problem nicht beim Pedal, sondern bei einem selbst liegt
aber vielleicht würde er als GF eines Pianohauses auch nicht solche Sprüche klopfen, nicht wahr? :coolguy:
 
Der Typ will ja in erster Linie verkaufen, also redet er im Zweifelsfall dem Kunden nach dem Mund, selbst wenn er in Wirklichkeit denkt, dass das Blödsinn ist, was der Kunde da will. Gerade heutzutage, wo das Klaviergeschäft sehr schwierig geworden ist.
 
Klar ist das Klaviergeschäft schwierig, vermutlich weil er 90% Schrottklaviere (von Bechstein, Schimmel, Feurich, Grotrian-S., Yamaha, Kawai usw.) rumstehen hat, deren Pedale alle viel zu leichtgängig sind, und die deswegen keiner kaufen will.
 
…, dass erst das Pedal nach meinen Wünschen funktionieren muss. Erst dann sollte ich mich für oder gegen den Kauf entscheiden.
Das ist der einzig richtige Zugang zum Kunden, zu dessen Bedürfnissen. Was andere denken und möchten ist sekundär. Wenn es fachlich gute Gründe gibt kann man die ja durchaus anmerken, aber wer zahlt, der schafft an.
 

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