Clavierspielen bei offenem Fenster... altes Ärgerniß ...

[Bernhard Hiller]

Werthe lesende Clavier spieler!

Zur Erweiterung obigen Catalogues möchte ich folgenden Vorschlag zu seinem Eintrage unterbreiten:

Jenseits der nützlichen Maßnahmen technischer Arth möge auch die auf sociale Verträglichkeit ausgerichtete Auswahl des geschätzten musikalischen Repertoires geachtet werden.

In Besonderheit darf der berüchthigte Gassen=hauer, welcher von auf der Chitarra schrumpenden Gaucklern stammet, und von einem Clavier virtuoso nieder=rheinischer Herkunft zur Gunst erweisung an seine schmachtend geliebte Clavier schülerin Elise für das Clavier arrangieret wurde, in einem geziemend wohl geordneten Hause nicht mehr als ein einziges Mal in der Woche zu vernehmbaren Erklingen gebracht werden.

 

[Wiedereinaussteiger]

Es geziemet sich jedoch hienieden, die Jungfer Elise in doppelther Anzahl, oder dreifacher Verferthigung zu gehörigem Gehöre zu bringen, sofern der Täther an den Tasten es zuwege bringet, den Rhythmus, bei dem man mit muss, zu synkopieren, zu bluesen oder zu ragtimen. Man postiere jedoch sorgend einen achtsamen Jüngling an der Straßenecke, nicht dass der örthliche Policeiposten Anstoss nehme an der ungleichmässigen Rhythmisierung - und sie als den Principien der jeweiligen Kirche oder des Kaisers von Gottes Gnaden zuwider befände.

 

[Triangulum]

Daß Ihr thuet freundlich woll' Euch gebieten Gott. Wollet darbieten edle Musiken die sollen ergetzen hierinnen kühne Recken. und unterthanes Gesinde. Vorzüglich Getose von Flöten und Posaunen hub sich des Morgens fruh weitum. Euch entbietet holde Grüße das starke Gezwerg. Ernstlich sey mein geimen Rathe, daß seyn alles Grillen.

Nur wenn Langeweile Du hast, dummschwätzen Du musst.