Gab(gibt es da nicht auch irgendwie Technik/Software die Klavierklänge in einer Aufnahme zu unterdrücken/herauszufiltern ?
Wenn ein Mehrspurband mit Aufnahme der Klavierstimme auf eigener Spur existiert, wäre es kein Problem, diese stumm zu schalten. Aber es gibt gute Gründe dafür, eine klassische Kammermusikformation bei einer Studioproduktion anders als eine Rockband abzunehmen... .
Ja ist eher einen netter Zusatz zur regulären Metronomarbeit. Kann aber gerade bei Kammermusik als Vorbereitung nützlich sein, oder?
Genau das Gegenteil ist der Fall: Kammermusikalische Literatur lebt von ihrem kommunikativen Charakter, der spätestens dann nicht mehr existent ist, wenn Ensemblespieler nicht mehr interagieren können, da die Parts der Mitspieler unveränderlich vorgegeben sind. Vielmehr ist eine gewisse rhythmisch-metrische Stabilität und musikalisch-technische Beherrschung des eigenen Parts Grundvoraussetzung für das Ensemblespiel. Wer über diese Fertigkeiten verfügt, braucht keine solche "Übungskonserve", sondern tritt individuell gut vorbereitet mit seinen Mitspielern zur Ensembleprobe zusammen.
Mich würde ja u.a. das Forellenquintett interessieren...
Das "Forellenquintett" setzt erhebliche solistische Fertigkeiten und erhebliche kammermusikalische Praxis voraus - diese erwirbt man sich in der Regel nicht mal eben so nebenbei: Je mehr Ensemblemitglieder (hier fünf), desto komplexer mitunter die Interaktion untereinander. Des weiteren kann eine Übungsaufnahme unter Auslassung der vom Pianisten ad hoc zu spielenden Klavierstimme nur einen ersten Eindruck von dem vermitteln, was da sonst noch alles an Tönen zu hören ist, und dazu einem die Erkenntnis zuteil werden lassen, dass es schon gar nicht so einfach ist, mit den anderen "zusammen zu sein". Mit ernsthaftem kammermusikalischem Musizieren hat dies leider so gut wie nichts gemeinsam.
Musikalische Gestaltung ist schlechterdings nicht möglich, da die Hardware halt nicht auf den Spieler reagieren kann.
Vor einigen Monaten habe ich ein solches Fiasko mit der Produktion einer Mozart-Oper selbst miterlebt. Da meinte man seitens der Organisatoren den Einsatz eines Korrepetitors bei den szenischen Proben minimieren zu können, weil es im Netz ja ein für kleines Geld erhältliches MIDI-File vom Stück gibt. Dieses erwies sich als eine miserabel klingende Wiedergabe des Klavierauszugs und die engagierten Solisten waren stocksauer über den angebotenen Billig-Ersatz. Das Ende vom Lied war eine hektische Suche nach Zusatzterminen mit meiner Wenigkeit an E-Piano, Klavier und Flügel, um überhaupt die Proben vernünftig durchführen zu können - spätestens jetzt hält sich meine Begeisterung über derartige "Studienhilfen" in überschaubaren Grenzen. Als Play-Along-File für Amateure in einem A-Cappella-Popchor sind solche Konserven begrenzt hilfreich, um zunächst die Töne und Harmonien ins Ohr und ins Gedächtnis zu befördern - allerdings geht ohne den Ensembleleiter oder neudeutsch "Vocal Coach" in musikalischer Hinsicht wenig bis gar nichts. Was das für ein organisches kammermusikalisches Musizieren bedeutet, kann man aus meiner Einschätzung unschwer zu Ende denken.
LG von Rheinkultur