Busoni Klavierwerke zu selten gespielt!?

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Alter Tastendrücker

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Bach-Busoni wird ja überall und immer gerne gespielt, aber ich finde die eigenständigen Werke im Vergleich zu Debussy Ravel, Scriabin, Schönberg etwas unterrepräsentiert.
Dabei sind sie ungemein vielfältig und überaus spielenswert.
Ich nenne mal einige Beispiele!
Selbst gespielt und/oder unterrichtet habe ich:
All'Italia, schweres Stück mit unwiderstehlicher virtuoser Ausstrahlung
Fantasie um J. S. Bach, sehr wertvolles Stück durch den Tod des Vaters inspiriert
Toccata, exzellentes Stück aus dem Umfeld der ziemlich vernachlässigten Faust Oper.
Turandots Frauengemach, köstliche Paraphrase über Greensleeves
Indianische Tagebuch, klanglich reizvoll nicht sehr schwer
Carmen-Fantasie, sehr einfallsreich, pianistisch reizvoll, aber leiser Schluss
Sonatina seconda experimentel, schwer zu lesen wegen der neuartigen Notation.
Es gibt noch viel weiteres, wobei ich persönlich kein Fan der Fantasia contrappuntistica bin. Zu lang zu wirr!

Von der Toccata gibt es übrigens eine sensationelle (musikalisch wie technisch!) Aufnahme von Alfred Brendel
 
Wagner/Busoni Siegfrieds Tod und Trauermarsch (Götterdämmerung) ist eine Transkription, die sich neben Liszts Liebestod nicht verstecken muss - sehr schwierig weil weitgriffig, aber Busoni hat halt mehr mit Liszt als mit Heumann gemein...;-)

Gegen die Toccata sei Islamey ein Spaziergang, hat Brendel mal verlautbart.
 
Zuletzt bearbeitet:
Gegen die Toccata sei Islamey ein Soaziergsng, hat Brendel mal verlautbart.

Das ist maßlos übertrieben! Und hängt auch vom Tempo ab. Die Toccata kann von wenigen Stellen (letzte Seite mit Oktaven) auf die accelerando Orgien die in Islamey üblicherweise zu rasenden Tempi führen, verzichten. Ist aber in der Tat nicht geschenkt!
 
Igor Levit wird am 11.01.2020 in Berlin im Pierre-Boulez-Saal die Fantasia contrappuntistica
spielen.
Mein KL/OL hat mehrmals die Bearbeitung für Orgel von Wilhelm Middelschulte gespielt.
 
Hi all,

hier sollte m.E. Petri nicht fehlen,





( Toccata gibts glaub ich nicht als Aufnahme von Petri, hatte Rheinkultur mal erörtert, wie ich mich erinnere ), aber mir fällt noch ein, dass ja..

diese Natalie Curtis,

https://en.wikipedia.org/wiki/Natalie_Curtis

die ja u.a. hier erwähnt wird in den Infos:

https://imslp.org/wiki/Indianisches_Tagebuch_I,_BV_267_(Busoni,_Ferruccio)

auch noch was anderes geschrieben hatte zu diesen Indianern + Musikaspekten, ich versuch mal, anzuhängen als pdf, war mir vor mehreren Jahren mal aufgefallen, der Text..:-)

LG, Olli
 

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  • Curtis_Forschungen.pdf
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Auf die Gefahr hin, mich unbeliebt zu machen, ich konnte irgendwie Busoni gar nichts abgewinnen, egal ob eigene Sachen oder Transkriptionen/Paraphrasen.

Fehlt mir völlig der Zugang für.
 
Schade, dass dieser Faden hier so endet. Ich belebe ihn mal wieder, nachdem
ich nun einiges von Busoni gehört habe.

Meiner Meinung nach ist sein Hauptproblem das Missverhältnis zwischen Form und Inhalt. Vieles von Busoni wirkt inhaltlich überladen. Die Ideen reihen sich bei Busoni oftmals aneinander, ohne dass ein roter Faden erkennbar wird. Manchmal habe ich das Gefühl, dass das alles grobe Entwürfe sind und es zur Feinarbeit, gerade in formaler Hinsicht nicht mehr gekommen ist. Vielleicht war Busoni jemand mit viel musikalischer Fantasie aber gewissen Defiziten in Hinsicht auf Formgefühl und Formverständnis?
 
Hallo liebe Klavierspieler,
nach gelegentlichem stillem Mitlesen habe ich mich hier angemeldet, um mal meinen Senf dazuzugeben. :) (die Smileys muss ich hier noch üben). Bin guter klassischer Amateurpianist mit reichlich Podiumserfahrung in Kammermusik und Stummfilmbegleitung und noch mehr, kurz: "alles außer Jazz". Der letzte öffentliche Soloauftritt mit einem klassischen Werk ist in mythischer Urzeit versunken (müsste die h-Moll-Rhapsodie von Brahms gewesen sein).

Arnold Schönberg hat in seiner "Harmoniehre" mal gesagt, es gebe Komponisten, die immer nur Einleitungen schreiben. Da dachte ich natürlich auch an mich. Ich habe das Buch vor Jahrzehnten gelesen.

Neulich, als ich mich mit Busonis Dr. Faustus beschäftigt hatte und als Beifang (endlich) diesen akustischen Schinken von Klavierkonzert auf YT mal gehört und mitgelesen hatte, flashte es mich, wen Schönberg "natürlich" gemeint hat, nämlich Busoni.

Das Klavierkonzert ist wie die Fantasia contrappuntistica eine längliche Aneinanderreihung von Episoden. Beim Klavierkonzert ist es etwas verständlicher, wenn man irgendwann erfährt, dass der musikalische Stoff eigentlich für eine Oper gedacht war (deshalb auch der Männerchor).

Vereinzelt habe ich in den Sonatinen und Stückchen von Busoni prima vista herumgewildert, aber keins hat mich so angeregt, dass ich es unbedingt üben möchte.

Die Bearbeitung der Chaconne ist aber natürlich sowas von endgeil, die habe ich ohne Ende geübt und gespielt und kann sie auch nach 30 Jahren immer noch ganz gut. :-)

Substanz von Bach und Technik von Busoni ist eine sehr gute und dankbare "Mischung", das sehe ich auch bei den Choralbearbeitungen so.

Senf Ende. :-D

Stefan
 
Interessantes Thema! Die Toccata hatte ich mir besorgt, die liegt schon neben dem Klavierals als Alternative zu Balakirevs Toccata in der nächsten Runde. Bachs 'Ich ruf Dir zu'', Turandots Frauengemach und die Chaconne habe ich bereits gespielt. Die ist einfach gut gemacht. Das Original ist auch ein Hit. Ein Glücksfall. Am interessantesten finde ich die spektakuläre und schwere Transkription von Bachs Toccata und Fuge d-moll. Im Netz ist eine Aufnahme von Katsaris. Die ist bereits fest eingeplant. Ich habe mehrere CD's der Einspielungen von Wolf Harden für Naxos. Da ist vieles dabei, was uninteressant ist, eigentlich das meiste. Wie beispielsweise die 24 Preludes, meilenweit von Chopin entfernt. Zwei dieser Stücke klingen ganz gut. Der ganze Zyklus ist nicht kohärent. Entlastend muss man zufügen, dass ist ein Jugendwerk ist.

Aber wenn ich mir die Foren hier so ansehe , so ist die italienische Klaviermusik außer Busoni kaum dabei, allenfalls Bearbeitungen der Opern. Man könnte die Diskussion dahin ausdehnen. Casella und Co. wären auch einen gründlichen Exploit wert. Die entsprechende umfangreiche Brilliant Box steht schon griffbereit.
 
Die 24 Préludes Op. 37 habe ich in einer anderen Aufnahme gehört (Trevor Barnard von 1999, auch auf der CD ist eine Sonate von Arthur Bliss). Die hat mir besser gefallen, so dass ich drei der 24 Préludes mir einmal genauer anschauen werde. Die Toccata und Fuge d-moll habe ich jetzt praktisch im Repertoire. Wirklich knifflig ist eine Oktavensprungstelle im Bass (gibt zwei davon), die man auswendig spielen muss, weil Sprungdistanzen über eine Quarte blind gespielt nicht sicher funktionieren. Busoni war sehr daran gelegen, den voluminösen Klang der Orgel auch auf dem Klavier darzustellen. Daher klingt sie ganz anders als wie z.B. die Transkription der Chaconne. Sie machen beide gleich viel Spaß. In Konzerten habe ich die Transkription der Toccata noch nie gehört oder auf Programmen gesehen.
 
Arnold Schönberg hat in seiner "Harmoniehre" mal gesagt, es gebe Komponisten, die immer nur Einleitungen schreiben. Da dachte ich natürlich auch an mich. Ich habe das Buch vor Jahrzehnten gelesen.

Neulich, als ich mich mit Busonis Dr. Faustus beschäftigt hatte und als Beifang (endlich) diesen akustischen Schinken von Klavierkonzert auf YT mal gehört und mitgelesen hatte, flashte es mich, wen Schönberg "natürlich" gemeint hat, nämlich Busoni.
Die Komponisten haben sich wohl dennoch gegenseitig geachtet. Busoni hat Schönbergs Op11/2 bearbeitet und einige Worte der Ausgabe vorangestellt, die das eigentlich nahelegen. Busoni hat sonst keine Bearbeitungen moderner Werke gemacht. Op 11/2 ist nicht zu schwer, wird durch die Bearbeitung etwas aufwendiger (richtig schwer zu spielen ist nur 11/3).
 

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