Boston-Flügel?

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Liebe Experten,

nicht, dass ich gerade einen Flügel kaufen wollte. Aber aus Interesse hab ich trotzdem mal 'ne Frage:

Was ist von Boston Flügeln zu halten? Klang und Spielart sind natürlich stark subjektiv zu bewerten, deshalb interessieren mich Aussagen zur Qualität.

Ich habe den Eindruck, Boston hat keinen besonders guten Ruf. Mir ist bekannt, dass sie bei Kawai gebaut werden, was ja nicht unbedingt schlecht sein muss. Mehrere neue und gebrauchte Boston 156 habe ich mal angespielt, und gemessen an der Größe haben mir alle recht gut gefallen, sowohl klanglich wie auch in der Spielart. Daher mein Interesse an Erfahrungen/Meinungen zur Wertigkeit.

Ciao
- Karsten
 
Da die Boston von und bei Kawai gebaut werden ist mir nach wie vor schleierhaft wie man auf Verkaufspreise kommt die bei einem neuen Boston ca. 40% höher sind als vergleichbare Kawai.
 
VW Golf, Skoda Oktavia, Audi A3 und Seat Leon haben auch unterschiedliche Preise. Ist der A3 jetzt überteuert? :wink:
 
...vielleicht weil der unwissende Möchtegern-Luxusflügel-Besitzer feuchte Augen bekommt, wenn er "Designed by S&S" liest, und dafür dann gerne mehr bezahlt als für den selbverständlich indiskutablen Kawai-Flügel aus der gleichen Fabrik...? :D

Die Boston-Instrument sind sicher ordentliche Mittelklasse-Flügel, die die eine oder andere Steinway-Charakteristik zumindest andeuten. Was besonderes sind sie aber meiner Einschätzung nach nicht.
 
Gut das Shigeru sich zu Wort meldet...

Der ca. 180er Boston kostet neu ca. 28000, ein Shigeru sk2 ca. 32000, was in diesen Preisgefilden kein allzu großer Unterschied ist. Da wäre für mich der Shigeru eindeutig die bessere Wahl, wenn es schon um Preis-Leistung geht...
 
Gewinnoptimierung durch Produktdiversifizierung. Ich dachte, in so einem Diskussionsfaden wäre ein Automobilvergleich obligatorisch.
 
Ach Leute,

ich will ja nicht undankbar sein, aber was soll die Polemik?

@klavierbauermeister: Yamaha S-Flügel kommen vom gleichen Hersteller wie die GC-Flügel. Folglich sind sie völlig überteuert. Oder so.

@Tastenjunkie: Leider gibt es keinen Shigeru unter 160cm.

Es ist halt so, dass man einen 5-10 Jahre alten Boston 156 für ca. 10 KEuro bekommt, das heißt, der "designed by S&S"-Aufschlag relativiert sich. Und ich frage mich, ob er dann nicht eine gute Alternative zum neuen GE-10 oder einem Ritmüller oder Feulich ist. Oder - ja, haut mich nur - eine gute Alternative zu einem restaurierten Flügel aus den 30er Jahren, für Leute, die die Risiken nicht tragen wollen, die mit so alten Instrumenten und einer in der Regel nicht nachvollziehbaren Restaurierung verbunden sind, oder die dringend ein drittes Pedal haben wollen, oder die eine modernere, d.h. etwas schwerere Spielart bevorzugen, oder die Polyesterlack nur auf neuen, nicht aber auf alten Instrumenten tolerieren, oder, oder, oder.

Wie gesagt, mir gefallen die Dinger aus der Perspektive des Pianisten recht gut.

Meine Frage ging eher in die Richtung, ob diese Flügel hinsichtlich Konstruktion oder Materialqualität solide und halbwegs durabel sind, ob Probleme bei der Regulierung oder Stimmhaltung bekannt sind, so was halt.

Falls dazu jemand was sagen kann, würde mich das freuen. Dafür gäb's sogar ein Like :D

Ciao
- Karsten
 
Ach Leute,

ich will ja nicht undankbar sein, aber was soll die Polemik?

@klavierbauermeister: Yamaha S-Flügel kommen vom gleichen Hersteller wie die GC-Flügel. Folglich sind sie völlig überteuert. Oder so.

Es ist halt so, dass man einen 5-10 Jahre alten Boston 156 für ca. 10 KEuro bekommt, das heißt, der "designed by S&S"-Aufschlag relativiert sich.
Wie gesagt, mir gefallen die Dinger aus der Perspektive des Pianisten recht gut.

Ciao
- Karsten

Yamaha GC- und S-Flügel kommen zwar vom gleichen Hersteller, sind aber in allen Belangen 2 komplett unterschiedliche Flügel.

Boston GP-156 und Kawai GE-20 kommen auch vom gleichen Hersteller und sind in Sachen Material- Verarbeitung-Konstruktion usw. sehr wohl vergleichbar.
Zu dem von Dir angegebenen Preis von ca. € 10.000,-- für einen 5 bis 10 Jahre alten Boston gibt's zur Zeit auch nagelneue GE-20.
 
Boston GP-156 und Kawai GE-20 kommen auch vom gleichen Hersteller und sind in Sachen Material- Verarbeitung-Konstruktion usw. sehr wohl vergleichbar.
Danke, das ist eine nützliche Aussage. Dafür gibt's das versprochene Like :-)

Allerdings vermeinte ich gehört zu haben, dass die Bostons eine klassische Mechanik (im wesentlichen aus Holz) haben, die Kawais hingegen eine aus Carbon. Ohne, dass ich mich hier zu einem besser-schlechter-Urteil hinreißen lassen möchte, halte ich das dennoch für einen relevanten Unterschied!?
 
Danke, das ist eine nützliche Aussage. Dafür gibt's das versprochene Like :-)

Allerdings vermeinte ich gehört zu haben, dass die Bostons eine klassische Mechanik (im wesentlichen aus Holz) haben, die Kawais hingegen eine aus Carbon. Ohne, dass ich mich hier zu einem besser-schlechter-Urteil hinreißen lassen möchte, halte ich das dennoch für einen relevanten Unterschied!?

Das stimmt wohl - Kawai gibt die Karbon-Mechanik nicht für Boston frei sondern verbaut anscheinend in Boston eine Holzmechanik welche in den meisten Details wohl der alten Kawai-Mechanik entspricht.
 

Falls dazu jemand was sagen kann, würde mich das freuen. Dafür gäb's sogar ein Like :D

Ja, ich habe was dazu zu sagen - obwohl ich Threads mit Aussagen wie "ein X-Flügel ist nur ein überteuerter Y-Flügel" sonst nur zu meiner Belustigung lese.

Ich habe 2009 einen 4 Jahre alten Boston GP-178 gekauft - etwa um die Hälfte des heutigen Neupreises in Österreich.

Zuvor habe ich lange und mit wachsender Verzweiflung einen neuen oder wenige Jahre alten Flügel bis etwa 160 cm gesucht, Preisrahmen unter € 20k.

Das war rasch vom Tisch: es hat mich keiner überzeugt, und die Auswahl bei mir in Wien ist nicht gerade klein. Es waren vor allem die schwachen Bässe, die gegen die kleinen Flügel sprachen.

Daraufhin habe ich mich der nächsten Größe gewidmet, und da blieb eigentlich nur der Kawai RX2. Für meine Ohren hat er nicht nur gegen Flügel gleicher Länge anderer Hersteller gewonnen, sondern auch gegen etwas längere wie z.B. den Yamaha C3.

Obwohl ich schon fast zum Kauf eines neuen RX2 entschlossen war (gebrauchte waren nicht aufzutreiben), bin ich die paar Minuten vom Kawai-Händler zu S&S gegangen und hab mir den Boston in gleicher Länge angeschaut. Den fand ich ziemlich ebenbürtig mit dem Kawai. Allerdings gab es einen gebrauchten (s.o.), und den habe ich dann gekauft.

Das hier oft beschriebene Gefühl "dieser und kein anderer" hat sich weder beim Kawai noch beim Boston eingestellt.

Aber schon nach kurzer Zeit sind alle Unsicherheiten gewichen, und es macht große Freude, wenn man seine Klangvorstellungen verwirklichen kann.

Zu Mechanik: ich würde eine aus Carbon bevorzugen, die im Boston aus Holz hat schon schon Ärger gemacht, der allerdings ohne Murren vom Händler nicht ohne einen gewissen Aufwand, aber auf Garantie, beseitigt wurde.

Wer sich frei macht vom Prestigedenken kann sich auch einen Boston kaufen..:D:D

MfG

Wolfgang
 
Ja, ich habe was dazu zu sagen - obwohl ich Threads mit Aussagen wie "ein X-Flügel ist nur ein überteuerter Y-Flügel" sonst nur zu meiner Belustigung lese.

[...]

Wer sich frei macht vom Prestigedenken kann sich auch einen Boston kaufen.

Nun, grundsätzlich fand ich es für mich schon wichtig und es dürfte es auch für andere Interessenten wichtig sein, zu lesen:

Da die Boston von und bei Kawai gebaut werden ist mir nach wie vor schleierhaft wie man auf Verkaufspreise kommt die bei einem neuen Boston ca. 40% höher sind als vergleichbare Kawai.

Und auch das:

Der ca. 180er Boston kostet neu ca. 28000, ein Shigeru sk2 ca. 32000, was in diesen Preisgefilden kein allzu großer Unterschied ist. Da wäre für mich der Shigeru eindeutig die bessere Wahl, wenn es schon um Preis-Leistung geht...

Man könnte dadurch auf einen anderen Gedanken kommen als den eingangs zitierten, nämlich "... kann sich gleich Kawai kaufen."
 
Der Thread ist schon etwas her, aber als Boston-Flügel-Besitzer möchte ich auch noch etwas dazu sagen.

Ich bin seit etwa 10 Jahren im Besitz eines Boston GP 193, aber auch u.a. eines Yamaha G5.

Ich habe beide Instrumente intonieren und tunen lassen. Der Yamaha verbesserte sich auch, aber dagegen blüht der Boston geradezu auf. Auch habe ich die Steighöhe der Hämmer bei beiden Instrumenten verkürzt, da ich nicht Fortissimo spielen muss und bei Liedbegleitung differenzierte Töne bevorzuge. Das klappt im Gegensatz zum Yamaha so prächtig beim Boston, dass es riesig Spaß macht ihn zu spielen.

Auch sind die Tiefen beim Boston um Welten besser. Der Yamaha poltert, während der Boston sehr differenziert aber ausdruckstark bis in die tiefsten Tiefen klingt. Muss allerdings fairnesshalber sagen, im Steinway-Haus habe ich das bei den dort angebotenen so nie gehört. Deshalb, ich habe vielleicht ein Einzelstück, denn auch der Steinway-Klavierbauer sagte, "dieser ist eines der sehr guten Boston-Flügel".

Dieser ist nun insgesamt 14 Jahre alt und nach wie vor in einem "Top-Zustand", so das Fazit der Steinway Begutachtung.
Da wackelt nichts. (Denn leider muss ich ihn jetzt verkaufen, vielleicht weine ich ihm ja noch nach).
Aber sobald ich wieder vor der Entscheidung stehe, einen Flügel zu kaufen, werde ich Boston wieder sehr in die engere Wahl und ins Visier nehmen, denn mir scheint, hier lässt sich noch sehr viel tunen und klanglich optimieren.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich bin seit etwa 10 Jahren im Besitz eines Boston GP 193, aber auch u.a. eines Yamaha G5.

Ich habe beide Instrumente intonieren und tunen lassen.
 
Ich habe vor Kurzem einen GP 193 gemietet mit dem Hintergedanken, ihn erstmal zu testen und wenn er mir zusagt, ihn zu kaufen.
Klanglich finde ich ihn super, nur den Anschlag etwas schwergängig. Wie war das bei dir vor dem "Tunen"?

Oder generell wie findet ihr den Anschlag von eurem Boston Flügel?
 
Ich habe zu Steinwayzeiten viele Bostons gepreppt, also versucht zu tunen in einer viel zu kurzen Vorgabezeit.
Mit Geschick und Glück kann man das Spielgefühl, welches immer etwas zäher wirkt, durch sinnvolles Auswiegen verbessern. Voraussetzung ist natürlich eine sehr gute Regulation. Ja, es geht besser als bei Werksauslieferung, aber der Mechanik sind Grenzen gesetzt.
Im Gegensatz zum Renner Hebeglied besitzt das Boston Hebeglied keine Kupferrepetierfeder. Diese andere Feder ( Legierung )lässt sich nur sehr schwer, nur kurzfristig, spannen. Ist die Feder zu schwach, ist das Spielgefühl zäher. Daher ist der Grundcharakter nur schwer zu verändern, vielleicht ein wenig zu verbessern.
Ein wenig Besserung kam mit der Performance Edition.

Fazit: Mit viel Aufwand ist eine Verbesserung zu erzielen. Ob das dem hohen Preis gerecht wird, muss jeder für sich selber beantworten.







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