Bildungs- und Entwicklungsmisere - eindrücklicher Artikel

Notengebung hin oder her; alles letztlich ganz anders:

- das Kind muss ans Üben zum Verhindern von Fehlern gewöhnt werden

- viele Berufe (Leben überhaupt) dulden nur minimale Fehler, wenn man im Rennen bleiben will

- das Richtigmachen aus Willen zur Sache und Freude an den Aufgaben ist Ziel
 
Aus dem von Chiarina verlinkten Artikel geht hervor, dass vor allem zwei Faktoren für den Erfolg einer Bildungsbiographie wichtig sind:

  1. Der familiäre Hintergrund (in zivilisatorischer, genetischer und "organisatorischer" Hinsicht [leben Mutter und Vater zusammen in einer harmonischen Partnerschaft, leben sie innerfamiliär einen fairen Interessenausgleich vor, ist die Atmosphäre spannungsfrei], nicht mit Hinblick auf die Liquidität und die Fähigkeit, alle noch so überflüssigen Spontanwünsche des Kindes zu befriedigen)
  2. Leistungsanreize

Die institutionellen Einflüsse auf die Schülerleistungen lassen sich verstehen, wenn man bedenkt, dass Menschen auf Anreize reagieren. Nur wenn die Anreize für die am Bildungsprozess beteiligten Personengruppen - Schüler, Lehrer, Schulleiter, Schulverwaltung, Eltern - so gestaltet sind, dass sich der Einsatz für höhere Schülerleistungen auch wirklich lohnt, werden sie sich auch in diesem Sinne verhalten. Daher müssen die institutionellen Rahmenbedingungen im Schulsystem, welche die gegebenen Handlungsfreiräume und Anreize bestimmen, so gesetzt werden, dass sich leistungsförderndes Verhalten für alle Beteiligten lohnt. Dies gilt gerade auch in Bezug auf die Leistungen von Schülern mit einem schwächeren familiären Hintergrund.


In der Bildung etwas zu verändern, dauert leider schrecklich lange, weil Bildung vor allem Ländersache ist und der Föderalismus (hihi, ich hatte schon Förderalismus geschrieben :D) dem Fortschritt ziemlich entgegensteht.

Aus den von Dir verlinkten Artikeln (und den eigenen Beobachtungen) geht hervor, dass die föderalistisch "organisierte" Bildungslandschaft in Deutschland eine wichtige Ursache für die Bildungsmisere ist (nicht aber für die Verlotterung von Pünktlichkeit, Verlässlichkeit etc.)

Es gibt keinen vernünftigen Grund anzunehmen, dass die Bremer Bevölkerung seit Jahrzehnten blöder ist als die bayerische. Trotzdem ist Bayern seit Jahrzehnten Spitze im Ländervergleich und Bremen das Schlusslicht. Was blieb in diesen Ländern gleich in einer sich rasant ändernden Welt? Die Landesregierungen.

Gerade die seit Jahrzehnten fest etablierten Rangordnungen im Leistungsranking (die konservativ regierten Länder an der Spitze und die SPD/grün regierten Länder hintendran) legen den Schluss nahe, dass es politische Entscheidungen sind, die den Unterschied ausmachen.

"Zu meiner Zeit" (Alt-BRD) war der Süden fest in der Hand von CDU/CSU-Regierungen: Bayern, BaWü und Rheinland-Pfalz. Im bundesweiten Ranking lagen diese Bundesländer immer vorn, Bremen immer am Schluss. RLP verschwand nach dem Regierungswechsel verstörend schnell aus der Spitzengruppe. In BaWü ist Ähnliches zu beobachten. In die Spitzengruppe aufgerückt sind Sachsen und Thüringen (konservativ regiert, in letzterem Fall werden die Auswirkungen bald messbar sein wie in RLP anno dunnemals). Schulpolitik ist traditionell DAS Reizthema bei Landtagswahlen, permanent gibt es neue Experimente.

Ich stelle die These auf, dass dieser "politische" Zusammenhang etwas mit der Stellung des Leistungsgedankens zu tun hat. Aus dem (berechtigten) Postulat, leistungsschwache Schüler nicht als Individuen abzuwerten, wurde eine Gleichgültigkeit, wenn nicht gar ideologische Feindseligkeit gegenüber dem Leistungsprinzip an sich.

Diese Haltung können sich nur Gesellschaften leisten, die auf Verschleiß fahren.
 
Dieser Artikel liefert auch noch interessante Zusatzinformationen (seht mal einfach vom süffisanten und antifeministischen Zungenschlag ggf. ein wenig ab und betrachtet einfach die genannten Zahlen und Fakten):

https://sciencefiles.org/2018/08/23...-sozialarbeiter-juristen-und-kaum-ingenieure/

Es ist also Tendenz, dass wir immer weniger Leute in Berufen haben, die wirklich zur Wertschöpfung beitragen, und immer mehr in unproduktiven "Laberberufen" . Dass dies mittelfristig fatal ist für eine Volkswirtschaft, sollte unmittelbar einsichtig sein.

Ganz vorsichtig, lieber Hasenbein mit solchen Aussagen. Einteilungen in produktiv und unproduktiv sind für eine breit aufgestellte Gesellschaft nicht zielführend und undifferenziert. Ich weiß nicht, ob Du nebenbei einen tollen MINT-Beruf ausübst und selbstfahrende Autos konstruierst, was derzeit die aktuelle Sau im Dorf ist. Auf Grund deiner eigenen Schilderungen weiß ich als bisher passiv lesender Forumsteilnehmer von dir leider lediglich, dass Du ein exzellenter Musiker mit extrem guten Jazzkenntnissen sein musst - außerdem ein nahezu perfekter Mensch, der von unvollkommenen Menschen umgeben ist, für die Du aber stets Empfehlungen zur Optimierung ihrer Lage bereit stellst.

Was ich dir aber empfehle: Unterstütze nicht auch noch andere mit diesen wertvoll/nicht wertvoll-Einteilungen, die dir schon morgen vorhalten könnten, dass Musik, Theater oder andere Künste unnötiger Kram seien. Wie soll das dann weitergehen? Klassik ist Musik, Jazz ist Geräusch?

Deine Ansichten sind m.E. daher nicht zielführend. Die vermeintlichen Laberberufe sind in einer gut funktionierenden Gesellschaft ebenso wichtig, wie Berufe, die uns mit Gadgets wie Smartphones, Alexas oder Digitalpianos (;->) versorgen.
 
Diese Entwicklung hat was mit Identitätspolitik und Political Correctness und solchen Schwachsinnstrends wie "Gewaltfreier Kommunikation" zu tun. All diesen Dingen ist nämlich gemeinsam, dass Frustrationstoleranz kein erstrebenswerter Soft Skill mehr ist. Vielmehr soll jeder immer und überall das Recht haben, sich diskriminiert, benachteiligt und sonst was zu fühlen, und "die anderen" sowohl für Beleidigtsein verantwortlich machen zu dürfen wie auch für persönliche Misserfolge. Wer mit jemandem kommuniziert, der muss demnach jede Befindlichkeit des Gesprächspartners vorausahnen und berücksichtigen. Tut er das nicht, begeht er "Microaggressions". Die Fähigkeit, auch mal eine unangenehme Bemerkung runterzuschlucken, egal ob unberechtigt oder vielleicht sogar berechtigt, ist nicht gefragt, stattdessen darf man sofort den "Beleidiger" anprangern.

Du sprichst mir aus der Seele.
 
Nein, Shimpay. Es gibt Berufe (dazu gehören zum Beispiel außer Ingenieuren auch solche wie Bauarbeiter, LKW-Fahrer etc.!), die es uns, die wir in unproduktiven Berufen arbeiten, überhaupt ermöglichen, in so einem unglaublichen Luxus und Komfort zu leben wie es in einem Land wie Deutschland der Fall ist, und hier gemütlich an tollen Geräten rumzusitzen und Schlaumeiereien zu schreiben!

Und diese Berufe werden immer weniger ergriffen. Das muss zwangsläufig Krisen zur Folge haben.

Deshalb ist ja auch das von Kampffeministinnen gerne gebrachte "Pah, Männer sind überflüssig! Wir kommen glänzend auch ohne euch aus!" so völlig lächerlich, dumm und absurd. Denn all die tollen Dinge, aufgrund dessen eine Frau die Zeit hat, sich mit Feminismusquatsch zu beschäftigen: Nahezu alle von Männern erfunden, gebaut / produziert, geliefert! Nämlich denen in den von mir angesprochenen Berufen, die den Laden "am Laufen halten".
 
Aus den von Dir verlinkten Artikeln (und den eigenen Beobachtungen) geht hervor, dass die föderalistisch "organisierte" Bildungslandschaft in Deutschland eine wichtige Ursache für die Bildungsmisere ist (nicht aber für die Verlotterung von Pünktlichkeit, Verlässlichkeit etc.)

Liebe Barratt,

volle Zustimmung! Ich habe schon früher größtenteils mit Entsetzen schon Entscheidungen und deren Zustandekommen der KMK (Kultusministerkonferenz) verfolgt. Hier ein Interview zu dem Thema: https://www.zeit.de/2018/03/kultusm...s-burkhard-jungkamp-josef-lange-michael-voges .

Ein großes Problem ist, dass Abiturnoten in den einzelnen Bundesländern nicht vergleichbar sind. Jedes Bundesland hat sein eigenes Schulsystem. Auch in den Artikeln von der Bundeszentrale für politische Bildung wird sehr deutlich, wie wichtig gemeinsame Standards in Leistungsanforderungen und Aufgabenstellungen sind. Ein erster Schritt in die richtige Richtung ist das Zentralabitur, das sich aber leider nur so nennt. Die drei von einer zentralen Behörde gestellten Abiklausuren sind nur zu einem (kleineren) Teil verantwortlich für den endgültigen Schnitt und die Schulen dürfen aus einem Aufgabenpool auswählen und auch Aufgaben verändern.

Ich weiß wirklich nicht, wie ohne eine Veränderung der föderalistischen Strukturen bei der Bildung etwas Positives herauskommen soll. Aber wer schafft sich schon gern selbst ab? :-(

Es gibt keinen vernünftigen Grund anzunehmen, dass die Bremer Bevölkerung seit Jahrzehnten blöder ist als die bayerische. Trotzdem ist Bayern seit Jahrzehnten Spitze im Ländervergleich und Bremen das Schlusslicht. Was blieb in diesen Ländern gleich in einer sich rasant ändernden Welt? Die Landesregierungen.

Gerade die seit Jahrzehnten fest etablierten Rangordnungen im Leistungsranking (die konservativ regierten Länder an der Spitze und die SPD/grün regierten Länder hintendran) legen den Schluss nahe, dass es politische Entscheidungen sind, die den Unterschied ausmachen.

Das mag sein, das kann ich nicht beurteilen. Ein wesentlicher Grund für die Unterschiede von Bremen und Bayern liegt aber auch in der Klientel. In Städten sind die Lebensumstände deutlich anders und der Ausländeranteil wesentlich höher. In einer Klasse mit 20 Kinder aus ländlichem Gebiet und traditionellem Elternhaus wird ein ganz anderer Unterricht stattfinden als in einer Schulklasse mit knapp 30 Kindern aus sehr unterschiedlichen Verhältnissen. Mir leuchtet das Argument der Kultusminister schon ein, dass unterschiedliche Regionen mit unterschiedlichen Verhältnissen auch unterschiedliche Unterrichtsansätze brauchen. Trotzdem muss es doch Vereinbarungen über gemeinsame Standards geben.

Ich stelle die These auf, dass dieser "politische" Zusammenhang etwas mit der Stellung des Leistungsgedankens zu tun hat. Aus dem (berechtigten) Postulat, leistungsschwache Schüler nicht als Individuen abzuwerten, wurde eine Gleichgültigkeit, wenn nicht gar ideologische Feindseligkeit gegenüber dem Leistungsprinzip an sich.

Das kann sein. In den letzten Jahren kam auch der Gedanke auf, dass man sich auch um die Förderung der leistungsstarken Schüler kümmern müsse. Grundsätzlich geben linke Parteien mehr für Bildung aus und setzen auch den Schwerpunkt ihrer Arbeit mehr auf Bildung. Allerdings eher in dem Sinne "Bildung für alle", was z.B. die Bildung von Gesamtschulen beförderte.

Das Wichtigste, um Schule und ihre Qualität zu verbessern, sind tatsächlich die institutionellen Anreizfaktoren, die im Schulsystem deutlich verbessert werden müssten. Diese Erkenntnis scheint sich allmählich auch durchzusetzen, nur steht die Umsetzung erst in den Anfängen.

Institutionelle Anreizfaktoren meint vor allem drei Dinge:

1. der Grad der Selbständigkeit bzw. Autonomie der einzelnen Schulen

2. ein attraktives und anreizgerechtes Arbeitsumfeld für Lehrerinnen und Lehrer

3. ein verstärkter Wettbewerb im Schulsystem durch eine größere Wahlfreiheit der Eltern/Schüler und damit verbunden eine größere Angebotsvielfalt der Schulen

Zu 3.: in der Regel dürfen sich Eltern nicht die Schule ihrer Wahl aussuchen, sondern müssen die nächstgelegene nehmen. Das bedeutet, dass auch "schlechte" Schulen immer genug Schüler haben.

Hier ein guter Bericht, der die Zusammenhänge deutlich macht, leider von 2008: https://iwp.afm-stage.de/fileadmin/...e/publikationen/DP/owiwo/OWIWO_DP_03_2008.pdf

Liebe Grüße

chiarina
 
Ach solange genug arme Bevölkerungsschichten produziert werden und nach Schland kommen oder gleich vor Ort mit dubiosen Verträgen substeps in der Produktion ausführen, geht doch alles seinen Gang...
 
Wie ihr deutlich bemerkt, liegt mir das Thema Bildung sehr am Herzen, besonders was das Schulsystem anbelangt. :-) Ich mag Kinder sehr, sehr gern und wünsche mir, dass sie ein schulisches Umfeld haben, das ihnen ermöglicht, ihre Fähigkeiten so weit wie möglich auszuschöpfen, um für ihr Leben das nötige Rüstzeug zu haben.

Wie das nun geschieht, dazu gibt es unterschiedliche Ansichten, aber auch viel Einigkeit in den Problemfeldern. Zum Thema Notengebung gibt es z.B. Einigkeit darüber, dass Noten wenig aussagen über das, WAS genau ein Kind kann bzw. was genau es verbessern kann, dass Noten oft ungerecht sind und vom Niveau der Klasse, dem Lehrer, dessen Tagesform, ob er den Schüler mag oder nicht mag etc. abhängen, dass Noten für die guten Schüler motivierend sind, aber für die schlechteren Schüler oft demotivierend, dass Schüler nur noch auf die Noten schauen und der Lernwille, das Fragen und die Neugier deutlich abnehmen.... . Seit es Noten gibt, streiten Fachleute über Sinn und Unsinn von Noten. Der Schulabschluss hat ohne Noten kaum Aussagekraft, insofern brauchen wir vermutlich Noten, aber über den Weg dorthin wird gestritten und immer wieder diskutiert.

Drei Möglichkeiten haben sich aufgetan: nur Noten, Noten mit Kommentaren, nur Kommentare.

Bei den "nur Kommentaren" gibt es manchmal solch verklausulierte Beschreibungen, dass niemand außer dem Lehrer weiß, was denn nun damit gemeint ist. Da gibt es deutlichen Verbesserungsbedarf. Es gibt aber auch Schulen, die mit sehr detaillierten Kommentaren arbeiten (was viel Arbeit für den Lehrer ist), so dass der Schüler und dessen Eltern genau wissen, woran sie sind. Ich präferiere das! Wenn ich in meinem Unterricht Noten geben müsste, hätte ich ein echtes Problem. Ich hätte so viel zu sagen, dass ich meine Beurteilung nicht auf eine einzige Note reduzieren kann.

Hier zwei links, in denen die Problematik diskutiert wird:

https://www.spektrum.de/news/sind-schulnoten-noch-zeitgemaess/1312119

http://www.bpb.de/gesellschaft/bildung/zukunft-bildung/213307/schulnoten?p=all

Eine Alternative wäre auch, dass es wesentlich häufiger Gespräche zwischen Lehrer und Schüler gibt, evtl. auch mit Beteiligung der Eltern. Aber woher die Zeit nehmen? Ein Lehrer, der nur Nebenfächer unterrichtet, hat teilweise bis zu 400 verschiedene Schüler pro Woche. Die Elternsprechtage kann man sich m.E. oft schenken, Gespräche außerhalb dieser Tage werden nur bei Problemen geführt.

Liebe Grüße

chiarina
 
@chiarina
Häufigere Treffen zwischen Schüler und Lehrer im Beisein der Eltern..ich bin da sehr skeptisch.

Das würde voraussetzen, daß die Eltern überhaupt Interesse zeigen, zusätzlich auch für Nebenfächer.
Und wer wird erscheinen? Doch wieder nur die Eltern, die sowieso auf dem Laufenden sind, zu allen Elterngesprächen kommen.
Deren Kinder eh gute Noten haben und die durch (schlechte) Noten nicht ins Hintertreffen geraten.

Und die jeweils weiterführenden Schulen bis hin zu den Unis brauchen die Eignung kurz und bündig.
 

@chiarina
Häufigere Treffen zwischen Schüler und Lehrer im Beisein der Eltern..ich bin da sehr skeptisch.

Das würde voraussetzen, daß die Eltern überhaupt Interesse zeigen, zusätzlich auch für Nebenfächer.
Und wer wird erscheinen? Doch wieder nur die Eltern, die sowieso auf dem Laufenden sind, zu allen Elterngesprächen kommen.
Deren Kinder eh gute Noten haben und die durch (schlechte) Noten nicht ins Hintertreffen geraten.

Und die jeweils weiterführenden Schulen bis hin zu den Unis brauchen die Eignung kurz und bündig.

Liebe mechant village,

ich glaube auch, dass solche Treffen unrealistisch sind, was ich auch schon angedeutet hatte. Trotzdem kann man über die Idee ja nachdenken. In Montessori-Schulen sind solche Gespräche verpflichtend, u.a. auch mit Beteiligung der Eltern.

In Grundschulen, um die es mir besonders geht, hat die Klassenlehrerin einen hohen Stellenwert und unterrichtet mehrere Fächer, so dass Gespräche von Lehrer und Schüler sehr produktiv sein können. Ich kenne auch Grundschullehrer, die so etwas regelmäßig machen, wenn sie Bedarf sehen.

Was die Noten angeht: gerade wenn festgestellt wird, dass Noten eine immer geringere Aussagekraft haben (von hasenbein verlinkter Artikel im 1. Beitrag des Fadens), dass die Noten zwar immer besser werden, aber die Fähigkeiten der Schüler oder Abiturienten immer schwächer, ist doch umso wichtiger, dass es Klarheit darüber gibt, was die Schüler können und wo noch Verbesserungsbedarf besteht. Nicht umsonst wird der Abischnitt nicht mehr ausschließlich gewertet, sondern es gibt vermehrt Aufnahmeprüfungen, Tests, Prüfungen durch Assessment-Center etc. bei der Bewerbung an Hochschulen, bei Einstellungen etc.. Auch die Hochschule und ein Unternehmen will genauer wissen, was der angehende Student oder Angestellte für Fähigkeiten und Interessen hat.

Im Übrigen machen auch weiterführende Schulen in privater Hand solche Tests oder ein eingehendes Gespräch mit dem interessierten Schüler.

Liebe Grüße

chiarina
 
Was sollen die armen Lehrer denn noch alles machen. :cry2: Eigentlich wollten sie (prinzipiell interessierten) Kindern Wissen vermitteln. Heutzutage sind sie Heringsbändiger und Therapeut psychosozialer Probleme aller Art. In Berlin haben manche Schulen einen Wachschutz engagiert.

Schon vor Jahren hat mir ein Berufsschullehrer erzählt, dass er seinen Job hingeschmissen hat, weil er von Schülern (männlich, da ging es um einen Metallberuf) mehrfach körperlich angegangen und bedroht wurde.

Ehemalige Lehrer, die vor einigen Jahren pensioniert wurden, berichten, es sei in den 90ern peu-à-peu immer schlimmer geworden. Was die Mädchen mit bestimmten ;-) männlichen Mitschülern auf staatlichen Schulen erleben, geht auf keine Kuhhaut.

Das ist doch alles nicht mehr normal.
 
Was sollen die armen Lehrer denn noch alles machen. :cry2: Eigentlich wollten sie (prinzipiell interessierten) Kindern Wissen vermitteln. Heutzutage sind sie Heringsbändiger und Therapeut psychosozialer Probleme aller Art. In Berlin haben manche Schulen einen Wachschutz engagiert.

Schon vor Jahren hat mir ein Berufsschullehrer erzählt, dass er seinen Job hingeschmissen hat, weil er von Schülern (männlich, da ging es um einen Metallberuf) mehrfach körperlich angegangen und bedroht wurde.

Ehemalige Lehrer, die vor einigen Jahren pensioniert wurden, berichten, es sei in den 90ern peu-à-peu immer schlimmer geworden. Was die Mädchen mit bestimmten ;-) männlichen Mitschülern auf staatlichen Schulen erleben, geht auf keine Kuhhaut.

Das ist doch alles nicht mehr normal.


Ja...aber es fing nicht erst in dem 90ern an sondern schon in den 70/80ern, für die vorhergehende Lehrergeneration. Würden die mit heutigen Zuständen konfrontiert, sie würden die Welt nicht mehr verstehen.
 
Ganz sicher ist die Feuerzangenbowle schuld an der Misere!!! :-DUnd die Filme mit Theo Lingen! :lol:

Aber im Ernst: Lehrer heute zu sein, ist ein sehr anspruchsvoller Beruf. Die Lehrer fühlen sich oft allein gelassen, denn ihnen werden immer neue Dinge aufgehalst. Gerade auch die Inklusion stellt Lehrer vor kaum lösbare Aufgaben aufgrund zu wenig Personal. Auf der anderen Seite macht das Unterrichten trotzdem Spaß, wenn man nicht gerade an Brennpunkten unterrichtet. Auch Ladenthin sagt ja, dass die Studierenden nett, kommunikativ, fleißig und konstruktiv sind. Und viele Schüler sind es auch. :)

Liebe Grüße

chiarina
 

Dürfen
Selbstverwirklichung
und
Wissensdurst
und
Wissenslust
noch
eine tragende Rolle spielen?

Wie kann LUST am LERNEN,
die zu
LUST am KÖNNEN führt,
entwickelt werden ?

Nehmen wir mal den Möbeltischler, der aus Leidenschaft zauberhafte Kleinodien schafft; dem ist doch die Entlohnung und der Gedanke des Gelderwerbs zweitrangig, er will auch nicht in erster Linie ökonomische Leistung erbringen, nein,

er lebt lustvoll wirkend in seinem Werk.....upload_2018-8-26_21-39-4.png
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich liste nachfolgend einfach einmal ein paar Punkte auf, die ich gerne bestätigen bzw. in Frage stellen möchte.

(Zu meinem Hintergrund: 34 Jahre Erfahrung (bin schon länger in der 2.Generation, d.h. ich unterrichte immer mal wieder Kinder von Eltern, die ich schon als Schüler hatte) im staatl. Schulsystem, aber nur in einem Bundesland, nämlich BaWü. Insofern beziehen sich meine Bemerkungen öfters auch darauf. Schulart: allg. bild. Gymnasium, ländlich.)

Zum Artikel von Ladenthin:
Er hat in mancherlei Hinsicht absolut recht. Die Fähigkeit zur Verarbeitung der eigenen Muttersprache, also die Fähigkeit zum Lesen und Verfassen eigener (guter!) Texte nimmt deutlich ab.

(Ähnliches hat auch @Gernot geschildert.)

Ich betreue unsere Kinder- und Jugendbücherei seit 27 Jahren. In den letzten Jahren sind die Ausleihzahlen (ich führe Statistik) um ungefähr 50-65% zurückgegangen.

Ich habe vor einigen Wochen angefangen, mir Wörter zu notieren, die mich meine SuS (=Schülerinnen und Schüler) fragen. (Gottseidank fragen sie und werden dafür auch von mir gelobt. Ich bin froh, dass sie sich trauen.)

Beispiele: Cellophan, Cellist (beim Hinweis auf "Cello" kam ein "Achso"), sich rühmen, Winzer (hier war die Vermutung richtig), Zypresse.

Gründe?
Nun, natürlich spielen die vielgescholtenen Medien eine Rolle! Aber fairerweise muss man auch sagen, dass Lesen seit längerem keinen Wert in unserer Gesellschaft darstellt. Lesen ist "uncool", besonders bei Jungen. Cool ist: sportlich sein, Karaoke singen zu können usw.

Ladenthin beklagt die mangelnde Motivation. Ja, das kann ich nachvollziehen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Dürfen
Selbstverwirklichung
und
Wissensdurst
und
Wissenslust
noch
eine tragende Rolle spielen?

Wie kann LUST am LERNEN,
die zu
LUST am KÖNNEN führt,
entwickelt werden ?

Nehmen wir mal den Möbeltischler, der aus Leidenschaft zauberhafte Kleinodien schafft; dem ist doch die Entlohnung und der Gedanke des Gelderwerbs zweitrangig, er will auch nicht in erster Linie ökonomische Leistung erbringen, nein,

er lebt lustvoll wirkend in seinem Werk.....Den Anhang 20838 betrachten

Das ist tatsächlich die entscheidende Frage. Der Gegensatz dazu ist das, was vermutlich am häufigsten bei Schüler*innen beobachtet werden kann - sie lernen nur weil sie einen bestimmten Abschluss erreichen möchten. Das Lernen ist formalisiert und ohne wirkliche Leidenschaft. Verstehen ist nicht so wichtig, Auswendiglernen reicht auch, wenn man sein Ziel damit erreichen kann. Verstehen wird in diesem Fall sogar als zu aufwendig empfunden. Einfach schnell ein paar Zusammenhänge auswendig lernen ohne sie durchdrungen zu haben. Das Wissen wird danach sofort wieder vergessen.

Hast Du denn dieses Ziel bei Deinen Kindern erreicht, die Du so intensiv unterstützt hast? Haben Deine Kinder Lust am Lernen, daran das Wissen in den einzelnen Fächern immer weiter zu entwickeln? Oder lernen auch sie nur um die Eltern zufriedenzustellen oder den formalen Abschluss zu erreichen?
 
Teil 2:
Keine Motivation? Ja, es fehlt sicher Neugierde, das "Brennen" für etwas!

Möglicher Grund:
Gilt Bildung eigentlich noch etwas bei uns? "Bildungsbürger" - das ist ja schon fast ein Schimpfwort. Ich selbst bin ganz dankbar dafür, dass ich durch meine Eltern einen Zugang zu Literatur und Musik bekam.
Unsere Gesellschaft kennt auch das Schimpfwort "Streber", auch in anderen Sprachen bekannt, aber nicht in allen!
Streber darf man im Sport sein, vielleicht noch im Computerbereich, aber sonst?

Andererseits sind die Ansprüche, die Ladenthin stellt, teilweise sehr hoch; @chiarina hat dies auch schon angemerkt, und ich frage mich nachdenklich, ob meine Studiengeneration (2.Hälfte 70er) seinen Ansprüchen gerecht wurde bzw. wie viele von uns das konnten.

Brückenkurse in den Naturwissenschaften gab es übrigens schon in den 70er Jahren; relativ neu (seit 10 Jahren) sind tatsächlich Kurse zum wissenschaftlichen Schreiben, und da gibt es mittlerweile ein riesiges Angebot - es scheint nötig zu sein.

Laut Ladenthin äußern Student/innen selten Kritik. Ich behaupte, das war bei uns nicht anders. Ein möglicher Grund ist etwas, das sehr deutsch ist: die "herrschende Lehre". (Das, was gerade gelehrt/gesagt/behauptet wird, ist richtig, alles andere ist falsch.) Die "herrschende Lehre" schlägt übrigens auch ganz fatal im ganzen Bereich der Schulbildung zu.

Kinder (SuS, Studenten …) können Kritik nicht annehmen.
Das können viele Erwachsene auch nicht. Die Frage ist freilich auch, wie sie vorgebracht wird, von wem … Die beste Kritik ist nach wie vor ein Verbesserungsvorschlag. Aber es ist sicher richtig, dass manche gegenüber Verbesserungsvorschlägen taub sind.

Kinder sind das Lebensprojekt ihrer Eltern und dienen dazu, ihren Selbstwert zu definieren.
Das trifft gewiss auf manche Eltern zu.
Dass Eltern sich zufriedene, glückliche Kinder wünschen, ist allerdings normal und natürlich.

Alleinerziehende Mütter haben eine symbiotische Beziehung zu ihren Kindern.
Ja, das ist bisweilen so. Aber - Vorsicht: bei alleinerziehenden Vätern genauso, manchmal schlimmer.

Lehrer als "Coach"
ist als Ansatz in der Tat Schwachsinn. LehrerInnen sollen auch Vorbilder sein, Denkanstöße liefern … Es gibt Kinder, die sind (sehr) selbständig, andere muss man erst einmal auf etwas "draufnauflupfen".

In den Grundschulen
wird in der Tat zu wenig geübt. In den letzten Jahren sind Aufgabenbereiche dazu gekommen wie: Ernährung, Fahrradfahren …. Dinge, die früher die Eltern übernommen haben.
Die Inklusion macht vieles nicht einfacher.
Braucht man in der GS wirklich Whiteboards? (also nicht weiße Tafeln, sondern echte Whiteboards)? Kommentar einer Grundschulkollegin: "Und dabei haben sie so gerne mit den Kreiden auf der Tafel gemalt." Geht jetzt halt nicht mehr.
PowerPoint in der GS? Ich sehe den Gewinn so lange nicht, solange nicht Lesen, Schreiben und Rechnen verlässlich beherrscht werden.

Schreiben durch Hören
ist insofern ein Irrweg, als sich Fehler ganz fatal einschleifen, wenn die Methode länger als ein paar Wochen/Monate angewandt wird. Eigentlich eine banale Erkenntnis aus der Lernpsychologie, aber - s.o. - "herrschende Lehre"!
@chiarina hat diesen Punkt allerdings zu Recht relativiert - viele GS haben diese Methode nur im Ansatz (sogenannte "Anlauttabelle") praktiziert.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hast Du denn dieses Ziel bei Deinen Kindern erreicht, die Du so intensiv unterstützt hast? Haben Deine Kinder Lust am Lernen, daran das Wissen in den einzelnen Fächern immer weiter entwickeln?
Ja, was die Große betrifft,
abwarten, was das nachzüglerische kleinere Kind betrifft; aber es läuft auch da bekömmlich, wenn man das so sagen kann.....:-)
 

Zurück
Top Bottom