Bei der Gemeindebegleitung verzögern?

Mit Pedal war nix - hab auf einem Harmonium gespielt, vielleicht war da der Bass zu wenig markant um die Menge aufzuhalten.
Das Harmonium ist inzwischen kaum mehr in Gotteshäusern anzutreffen. Eine der letzten Gelegenheiten, auf einem solchen zu spielen, hatte ich vor über zwanzig Jahren: Schönbergs Lied der Waldtaube aus den Gurreliedern gibt es auch in einer Kammerfassung für Salonorchester mit einem Part für Harmonium. Auf die Schnelle hätte ich für die Begleitung einer besonders schwerfällig daherkommenden Gemeinde so kräftig registriert wie irgend möglich und die Baßlinie als Oktavgang ausgeführt. Aber wenn alles vorbei ist, hat man ja immer gut reden - selbst ein kleines Orgelpositiv klingt akustisch durchsetzungsfreudiger als ein Harmonium...!

LG von Rheinkultur
 
Das ist auch das einzige, das in den hiesigen Einsegnungshallen steht, sonst gibt es überall E-Kirchenorgeln. Aber in dieser kleinen Kapelle für etwa 30 Leute ist es ideal - und ich liiiiebe es. Für das weich(lich)e Friedhofsrepertoire ist der Klang echt gut geeignet. Ok, das B/G "Ave Maria" kommt nicht ganz so gut, muss ich zugeben.

Auf die Schnelle hätte ich für die Begleitung einer besonders schwerfällig daherkommenden Gemeinde so kräftig registriert wie irgend möglich und die Baßlinie als Oktavgang ausgeführt.

Ne, flott warn se schon...aber bei den Pausen halt zuuuu flott.
 
Für das weich(lich)e Friedhofsrepertoire ist der Klang echt gut geeignet. Ok, das B/G "Ave Maria" kommt nicht ganz so gut, muss ich zugeben.
Wenn man nicht auf das total abgedroschene Bach/Gounod'sche Ave Maria festgelegt wird, bieten sich das 1. und das 3. von Verdis späten Quattro pezzi sacri als Beitrag zum Verdi-Jahr an, vor allem als Musik zum Auszug aus der Kapelle, wenn diese gut gefüllt ist und der Aufbruch zur Grabstätte etwas länger dauert als sonst. Diese Stücke dürften auf dem Harmonium gut klingen. Das 3. Stück musste ich zum Jahresbeginn gemeinsam mit einem Trompeter orgeln - für einen musikliebenden Ingenieur der Umwelt- und Klimatechnik, der schon zu Lebzeiten das Repertoire für seine Beerdigung festgelegt hatte... .

LG von Rheinkultur
 
Vielen Dank euch allen für eure Tipps!

Ich war eine Zeit lang nicht online, weil ich mich erst von der Erstkommunion meiner Tochter erholen musste; es war eine schöne Feier, aber sehr stressig. Seit heute habe ich den Alltag wieder.

Also, hilfreich für mich ist fürs Erste:
- Atempausen bewusst einplanen( das hatte ich bereits mitgeübt)
- bei zügiger gewünschtem Lied eher nonlegato spielen; das hat mir mein Orgellehrer ganz allgemein für die Gemeindebegleitung ans Herz gelegt.
- Weniger ist mehr ( in bezug auf Harmoniewechsel, Durchgangstöne etc.
Dann das Spielen auf zwei Manualen, um die Melodie hervorzuheben; das werde ich mal weiter üben. Ich sollte mal als Hausuafgabe irgendein Stück aus dem Orgelbuch in drei Systemen aufschreiben, Alt und Tenor im zweiten System, um die Nähe der beiden Stimmen besser wahrzunehmen und um das Problem Bass-/Violinschlüssel etwas zu umgehen. Letzteres fällt mir aber nicht wirklich schwer.
- verschieden registrieren zwischen den Strophen: oh je! Registrieren ist für mich sowieso noch so ein Thema ...

Meine Gedanken dazu sind noch, zum Einen das Vorspiel unbedingt im Liedtempo zu halten und nicht zu sehr zu verknäueln. Ich meine, das Lied sollte klar erkennbar bleiben für die Leute. Und ich glaube, letztendlich wird es wohl immer jemanden geben, dem mein Spiel nicht passt, egal, ob ich es nun hundertprozentig im Rhythmus halte oder schleppe oder wie auch immer.
Singt ihr eigentlich immer mit? Zur Zeit habe ich spätestens ab der zweiten Strophe damit ein problem und singe mir irgendeinen Müll zusammen, weil ich den Text nicht schnell genug finde und sehr an den Noten klebe.
Na ja, das wird schon mit der Zeit.
LG, flageolett
 
Singt ihr eigentlich immer mit? Zur Zeit habe ich spätestens ab der zweiten Strophe damit ein problem und singe mir irgendeinen Müll zusammen, weil ich den Text nicht schnell genug finde und sehr an den Noten klebe.
Na ja, das wird schon mit der Zeit.
LG, flageolett

Ich singe leise mit, das hilft ungemein, den richtigen Rhythmus zu finden, aber nicht auf den richtigen Text, sondern "1-1-1-.. " oder "2- 2-2 ..." usw. Damit weiß ich immer, die wievielte Strophe ich gerade spiele.
 
- Weniger ist mehr ( in bezug auf Harmoniewechsel, Durchgangstöne etc.
Das bitte dreimal dick unterstreichen. Dazu gehört z. B. auch, dass man nicht jede Strophe anders registriert und harmonisiert und am besten noch dann für jeden Akkord eine theologische Begründung liefert, warum man jetzt den und nicht einen anderen gewählt hat. Klingt übertrieben, aber was man in manchen Orgelforen manchmal lesen kann, was ein Organist angeblich alles "muss" damit er der Würde des Gottesdienstes halbwegs gerecht wird, klingt oft wirklich so.

Fakt ist: Gemeindebegleitung bedeutet, die Leute durch ein halbwegs munteres Vorspiel zum Singen zu animieren und dann während des Liedes durch solides und atmendes Orgelspiel bei der Stange zu halten. Die Meinung, dass die Leute einschlafen würden, wenn man ihnen nicht ständig neue klangliche Anreize um die Ohren haut, teile ich jedenfalls nicht.


Meine Gedanken dazu sind noch, zum Einen das Vorspiel unbedingt im Liedtempo zu halten und nicht zu sehr zu verknäueln. Ich meine, das Lied sollte klar erkennbar bleiben für die Leute.
Ja den c.f. im Vorspiel anklingen zu lassen ist immer ratsam. Im Gegensatz zur Begleitung ist beim Vorspiel Abwechslung immer motivierend, da sind die Leute ja noch unbeschäftigt und hören bewusst hin. Ein einfacher Trick ist, irgendwas zu nudeln, was bezüglich der "drei goldenen T" (Takt, Tonart, Tempo) mit dem Lied übereinstimmt und irgendwann in den c. f. überzuleiten. Hat oft erstaunliche Wirkung und ist leicht zu bewerkstelligen.


Und ich glaube, letztendlich wird es wohl immer jemanden geben, dem mein Spiel nicht passt, egal, ob ich es nun hundertprozentig im Rhythmus halte oder schleppe oder wie auch immer.
So ist es:p

Singt ihr eigentlich immer mit? Zur Zeit habe ich spätestens ab der zweiten Strophe damit ein problem und singe mir irgendeinen Müll zusammen, weil ich den Text nicht schnell genug finde und sehr an den Noten klebe.
Na ja, das wird schon mit der Zeit.
LG, flageolett

Also laut mitsingen niemals, da hört man die Gemeinde nicht und ist schnell auseinander. Aber "innerlich" immer, also so wie wenn man singt, aber ohne dass ein Ton rauskommt. Mir wird auch manchmal beim Spielen plötzlich bewusst, dass ich ständig den Mund offen habe und wie beim Singen bewege, bin dann ganz froh, auf der Empore und im Rücken der Gemeinde zu sitzen.:D
Außerdem muss man beim tonlosen Singen den Text nicht beherrschen. Ich gebe zu, von den meisten Liedern lediglich die erste Strophe zu kennen, weil die halt unter den Noten steht. Und die sing ich dann halt so oft wie Strophen zu spielen sind mehrmals hintereinander. Wenn dann die letzte auf "Amen" endet sollte man das aber wissen und entsprechend absetzen.
 
Tja, da gehe ich nicht so ganz d'accord. Ich bin auch tendenziell eher der Verfechter einer farbigen Harmonik und Registrierung. Zwei genau gleiche Strofen finde ich quälend einfallslos, mache ich auch ganz selten. Was ist gegen fantasievoll, farbig ud abwechslungsreich einzuwenden?
 
Nun, zumindest in zwei Kirchen hier sitze ich praktisch mitten in der Gemeinde, da sollte ich besser nicht mit offenem Mund an der Orgel sitzen, als hätte man vergessen, mir als Kind die arg vergrößerten Gaumenmandeln zu entfernen...es sieht doch ein wenig debil aus. (Oder wie mal eine Frau in einem Fahrstuhl zu mir über meine damals einjährige Tochter sagte:" Das hätte man doch verhindern können!":mad:)
Also, ich singe sehr gerne und möchte auch mitsingen. Ich denke, das das nur eine Sache der Übung ist. Ich würde es nur gerne jetzt schon können....
Im Moment habe ich noch keinen Plan, wo mir denn der zusätzliche Arm (und die Gehirnmasse) zum Umregistrieren ( lt. meinem Orgellehrer mehr als erwünscht bei mehreren Strophen) oder zum Bedienen des Liedanzeigers wachsen soll.:p
Ich find es sehr faszinierend, unserem Organisten in der Messe zuzuschauen. Er tippt mitten im Spiel neue Nummern im Liedanzeiger ein, und ich weiß, es fehlt dann etwas an den Mittelstimmen, aber ich höre keine Lücke.
Gestern Abend war ich schon sehr stolz auf mich, weil ich einen Choral vom Blatt direkt vierstimmig spielen konnte. Nicht in annähernd richtigem Tempo, aber immerhin. Dabei musste ich daran denken, dass du, Axel hier mal schriebst, dass das Spielen an sich nach einem halbem Jahr deutlich leichter wird. Bei mir ist es nun ein Jahr, aber ich kann auch nur sehr begrenzt üben. Deswegen werte ich das mal als erfolg für mich.
LG
 
Tja, da gehe ich nicht so ganz d'accord. Ich bin auch tendenziell eher der Verfechter einer farbigen Harmonik und Registrierung. Zwei genau gleiche Strofen finde ich quälend einfallslos, mache ich auch ganz selten. Was ist gegen fantasievoll, farbig ud abwechslungsreich einzuwenden?
An sich nichts, außer dass man an kleinen Orgeln dann vlt. mangels Auswahl auf Register zurückgreifen muss, die nicht zum Lied oder nicht zur Größe der Sängerschar passen. Den größten Spass an der Abwechslung hat ohnehin der Organist selbst. Wenn ich alle Schaltjahre mal der Messe nicht an der Orgel, sondern als Mitsänger beiwohne, muss ich mich spätestens ab der 2. Strophe (die ich ja nicht kenne, s. o.) so darauf konzentrieren, was ich da eigentlich inhaltlich singe, dass ich kaum mitbekomme, was der Organist macht. Und das, obwohl ich vom Fach bin. Und Otto Normalkirchensänger geht es in der Regel auch nicht anders, wie ich immer wieder mitkriege.

Was den TE betrifft denke ich außerdem, dass er sich nicht jetzt schon wegen des Umregistrierens Sorgen machen soll, da erst mal wichtigere Sachen anstehen. Es wird sich sicher kein Gemeindemitglied über mangelnde Abwechslung bei den Strophen beschweren, was Töne, Tempo und Rhythmus betrifft siehts aber schon ganz anders aus, wie sich wahrscheinlich jeder aus seiner Anfangszeit erinnern kann.
 
Nun, zumindest in zwei Kirchen hier sitze ich praktisch mitten in der Gemeinde, da sollte ich besser nicht mit offenem Mund an der Orgel sitzen, als hätte man vergessen, mir als Kind die arg vergrößerten Gaumenmandeln zu entfernen...es sieht doch ein wenig debil aus. (Oder wie mal eine Frau in einem Fahrstuhl zu mir über meine damals einjährige Tochter sagte:" Das hätte man doch verhindern können!":mad:)
Also, ich singe sehr gerne und möchte auch mitsingen. Ich denke, das das nur eine Sache der Übung ist. Ich würde es nur gerne jetzt schon können....

Das stille Mitsingen geht auch mit geschlossenem Mund. Auch wenn du lautes Mitsingen und Orgelspielen irgendwann mal kombinieren kannst, ich rate trotzdem davon ab (und die Einleitung zum Gotteslob-Orgelbuch übrigens auch).
 
Hallo Dussek,
du hast schon Recht, wenn du sagst, ich solle mir wegen des Umregistrierens erstmal noch keinen Kopf machen. Ich habe definitiv noch andere Probleme, die ich zuerst angehen muss. Die richtigen Tasten zur richtigen Zeit finden. Weiterspielen nach Fehlern. Letzteres macht mich grad wahnsinnig. Ich kann bei den anderen Instrumenten zur Not vor mich hinpfuschen, ohne mit der Wimper zu zucken. Das gibt mir natürlich Sicherheit. Aber am Klavier oder an der Orgel-niente! Obwohl: am Klavier kann ich mittlerweile bei Stücken weit unter dem Niveau meines derzeitigen Übungsprogrammes auch über Fehler hinwegspielen. also gibt es Anlass zur Hoffnung.
Zum Mitsingen: ja, ich habe die Einleitung zum Orgelbuch auch gelesen, und ich habe mit mehreren Organisten gesprochen, es scheint jeder seine eigene begründete Meinung zu haben. Das bereitet mir aber auch nicht wirklich Kopfzerbrechen, da werde ich meinen Weg schon finden.
Vielen Dank nochmal für eure Hilfe!
LG, flageolett
 

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