Begrifflichkeiten bei kleinen Schülern

  • Ersteller des Themas Simon_Pianist
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Ich habe als Kind jahrelang zu einem wahren KKL gemusst, er hat mich zum Heulen gebracht und ich habe mich oft vor lauter Angst verspielt.
Für ihn war ich auch eine strunzdumme, untalentierte, weinerliche Nuss.
:-|
Ein echter KKL. Das ist übel. Man mag es ja kaum glauben, aber ich finde einen respektvollen Umgang miteinander essentiell, unabhängig davon, wie ich einen Schüler einschätze.
 
Um auf @chiarina zu antworten: Dem Eingangspost entnahm ich, dass bei einem 6jährigen Kindergartenkind die Begriffe links-rechts, oben-unten und hoch-tief nicht bekannt sind. Ebenso, dass in den 4 Wochen Unterricht keine Transferleistungen erkennbar waren. Daraus schlussfolgerte ich, dass eine erhebliche kognitive Minderleistung vorliegt.
Da aber das Erlernen des Klavierspiels hohe Anforderungen an die Kognition des Schülers stellt, steht das Mädchen im Unterricht unter Dauerstress. Das macht auf längere Sicht weder Freude noch Sinn.
 
Das macht auf längere Sicht weder Freude noch Sinn.
Da hast du definitiv Recht ... aber
Da aber das Erlernen des Klavierspiels hohe Anforderungen an die Kognition des Schülers stellt, steht das Mädchen im Unterricht unter Dauerstress.
Diese These steht unter der Voraussetzung, dass die Annahme, dass bei einem 6jährigen Kindergartenkind die Begriffe links-rechts, oben-unten und hoch-tief nicht bekannt sind, wirklich zutrifft.
Dass in den 4 Wochen Unterricht keine Transferleistungen erkennbar waren, weißt du von nur einem Beobachter, der wahrschenlich nur 2 Stunden beobachten konnte.
Kann man mit den hier gebotenen Informationen wirklich sicher darauf schließen, dass eine erhebliche kognitive Minderleistung vorliegt?

Ich halte das aus genannten Gründen für schwierig.
Und meine pädagogische Professionalität war noch nie etwas, das ich im Alltag komplett ablegen konnte.
Das läuft immer mit ... genau wie die Höranalyse, wenn irgendwo Musik läuft.

Meine schlechte Meinung zu Gymnasien kommt nicht daher, dass ich selbst im Gymnasiun schlechte Erfahrungen gemacht habe ... ich war nämlich nie auf einem.
Meine Meinung speist sich aus Gesprächen mit ehemaligen Gymnasiasten in Schule, Abitur und Studium sowie von Erfahrungen aus der Nachhilfe (Mathe, Englisch ... da lernt man viele Gymnasiasten kennen).
Vor allem im Studium konnte ich beobachten, wie einigen Gymnasiasten ziemllich schnell die Muffe ging, weil sie mal 20 Minuten Referat halten mussten ... zu viert.
Ich hatte vorm Abi schon viele Referate über 90 Minuten gehalten (auch allein - das war obligatorischer Leistungsnachweis ... in fast jedem Kurs) und war allenfalls geschockt von der Reaktion vieler aus dem "normalen Schulsystem", die davor echt Bammel hatten.
Ich war hier (von der Grundschule bis zum Abitur). Allerdings war das in den 1980ern und 90ern auch noch etwas anders.
 
Zuletzt bearbeitet:
habe aber dennoch den Verdacht, dass Klavier nicht das Richtige ist.
Den Verdacht kann man ja auch haben, man sollte ihn nur gründlich prüfen, bevor man eine Empfehlung ausspricht ... selbst wenn das relativ anonym in einem Forum geschieht.

Manche Leute lesen es, glauben es und wenden es auf ein anderes Kind an. Das ist sicherlich nicht besonders häufig, aber dadurch wird es eben auch nicht schöner, wenn es passiert.
 
Vor allem im Studium konnte ich beobachten, wie einigen Gymnasiasten ziemllich schnell die Muffe ging, weil sie mal 20 Minuten Referat halten mussten ... zu viert.
Ich hatte vorm Abi schon viele Referate über 90 Minuten gehalten (auch allein - das war obligatorischer Leistungsnachweis ... in fast jedem Kurs) und war allenfalls geschockt von der Reaktion vieler aus dem "normalen Schulsystem", die davor echt Bammel hatten.
Ich war hier (von der Grundschule bis zum Abitur). Allerdings war das in den 1980ern und 90ern auch noch etwas anders.
Auweia, und davon leitest Du Deine Meinung über Gymnasien ab?
Lass Dir mal gesagt sein, dass es bereits in den 70er Jahren (!!) normal war, Referate in Gymnasien zu halten! (Zumindest in BaWü).
Heute ist das ab Klasse 7 vorgeschrieben (seit ungefähr Mitte der Nuller-Jahre)
Abgesehen davon halte ich ein wenig Nervosität für völlig normal, wenn man als Erstsemester ein Referat hält, womöglich noch in einer Veranstaltung von einer Koryphäe, die X Bücher veröffentlicht hat.
Ich jedenfalls hatte viele Referate in der Schule gehalten und war durchaus anfangs an der Uni ein wenig nervös.
 
Da aber das Erlernen des Klavierspiels hohe Anforderungen an die Kognition des Schülers stellt, steht das Mädchen im Unterricht unter Dauerstress. Das macht auf längere Sicht weder Freude noch Sinn.
Sollte man sich da nicht auf das Mädchen und seine eigenen Meinungsäußerungen verlassen? Ich stehe im Klavierunterricht auch unter Dauerstress und komme mit den kognitiven Anforderungen dort ständig an meine Grenzen. :blöd:
Macht mir trotzdem Spass, weil ich merke, dass mich das, was mich vor einem Jahr an die Grenze gebracht hat, jetzt nicht mehr so stresst.

Das Mädel darf doch einfach ohne Druck mit Freude an das Spiel, das für sie erreichbar ist, herangeführt werden. Der große Vorteil des Klaviers ist doch, dass man sich da auch ganz allein ohne Messung an anderen oder ohne Gruppendruck wie im Orchester (oder der Fussballmannschaft) in seinem Rahmen ausleben kann, wenn man will. Doch ein ideales Instrument auch für Menschen mit Einschränkungen (wobei ich damit nicht sagen will, dass solche bei dem Kind hier vorliegen).
 
Auweia, und davon leitest Du Deine Meinung über Gymnasien ab?
Nicht nur ... es war nebenbei ziemlich viel mehr, als nur Nervosität und das mit den Referaten war lange nicht das einzige.

Abgelesene Powerpont-Präsentationen, völlige Überforderung mit der Selbstorganisation des Curriculums (das war allerdings nicht nur bei Gymnasiasten so) ... dank Bildung Bolognese ist das aber mittlerweile ein etwas kleineres Problem.
Dazu kam eine ziemlich "komische" (aus meiner Warte) Einstellung zu Förderung und Selektion.

Viel wichtiger waren aber die Erfahrungen mit Gymnasiasten im Nachhilfeunterricht. Gerade die, die auf angesehenen Gymnasien waren, wurden (nicht nur seitens der Schule) einem echten Lernterror unterworfen.
Bei einem habe ich die Fortsetzung des Unterrichts sogar verweigert, als ich bemerkte, dass der Junge neben meinen 2 Fächern (Mathe, Englisch) noch Nachhilfe in 3 anderen Fächern bekam ... je im Umfang von 90 Minuten pro Woche.
Ich dachte, ich höre nicht recht ... kein Wunder, dass der Junge zuverlässig in jeder Prüfung versagt hat, obwohl er den Stoff drauf hatte. Der hatte starke Versagensängste ... und die haben ihn mMn in Prüfungssituationen gelähmt.
Leider hatte das sowohl bei seinen Eltern als auch bei seinen Lehrkräften nur zur Folge, dass der Druck weiter erhöht wurde.
Und das war leider kein Einzelfall (nur der einzge, bei dem ich es zum Anlass nahm, den Unterricht zu beenden).
Der Druck, der scheinbar an vielen Gymnasien aufgebaut wird (auch aus Selektionsgründen), ist mMn unnötig und in nicht ganz wenigen Fällen sogar schädlich.

Viele Gymnasiasten, die ich kennengelernt habe (meist im Studium), hatten die Karriere eines Schulversagers hinter sich. Erst ging am Gymnasium nocht alles ganz gut, aber irgendwann stieg der Druck.
Eine Versetzung hat nicht geklappt und nachdem Nachhilfe auch nicht geholfen hat, begann ein langsamer Weg bis hinab zur Haupt- oder Realschule. Danach dann eine Lehre und auf dem zweiten Bildungsweg bis zum Abitur. Ausserhalb des Gymnasiums ging das ohne Probleme und einige dieser Menschen haben ihr Studium mit Bestnoten abgeschlossen.
Bei vielen dieser Menschen hat das Gymnasium für einen eigentlich vollkommen unnötigen Schlenker in der Bildungslaufbahn gesorgt ... und es hat den meisten viel Mut abverlangt, sich ein weiteres Mal das Ziel "Abitur und Studium" zu setzen.
An einer Gesamtschule hätten die die Chance gehabt, direkt bis zum Abitur zu gehen. Am Gymi hatten sie diese Chance scheibar nicht.

Es mag sein, dass ich nur wenige Gymnasiasten kennengelernt habem, für die das System Gymnasium funktioniert hat ... oder für die es auch im 4 Semester des Pädagogikstudiums noch funktionierte.
Meine Erfahrungen und auch die Lektüre vieler Studien zu Schulversagen und Abschulung, haben mich aber zu dem Urteil geführt, dass es an den meisten Gymnasien nicht so sehr um individuelle Entwicklungsförderung geht, wie um einen guten Notenschnitt in der Klasse. Mit Förderung wäre der auch zu erreichen ... aber aussieben ist leider viel einfacher und verlangt auch den Lehrkräften nicht so viel ab.

Aber es wäre falsch, einzig dem System Gymnasium die Schuld zuzuweisen ... viel des mMn nicht besonders hilfreichen Drucks geht auch einfach von den Eltern aus ... und diesen "unpädagogischen Aspekt" habe ich eben nicht nur bei Eltern von Gymnasiasten erlebt ... bei denen war es nur viel häufiger.
 
Viele Gymnasiasten, die ich kennengelernt habe (meist im Studium), hatten die Karriere eines Schulversagers hinter sich. Erst ging am Gymnasium nocht alles ganz gut, aber irgendwann stieg der Druck.

Da habe ich vollkommen andere Erfahrungen gemacht. Das 'viele' würde ich defintiv nicht unterschreiben.

Aber es wäre falsch, einzig dem System Gymnasium die Schuld zuzuweisen ... viel des mMn nicht besonders hilfreichen Drucks geht auch einfach von den Eltern aus

Oh ja.

Grüße
Häretiker
 
Solche Erklärungen wie: "die Tasten weiter links" oder "die Pedale unten", "de Deckel oben" scheinen nicht zu funktionieren.

Ich kenne durchaus intelligente Menschen, die erst wirklich sicher wissen, wo links und rechts ist, seit sie es in der Fahrschule gelernt haben (rechts ist da, wo der Beifahrer sitzt)

Und für mich ist die Erklärung, dass ein Vorschulkind oben / unten nicht ohne weiteres auf Tonhöhen anwenden kann, durchaus nachvollziehbar.
 
Viel wichtiger waren aber die Erfahrungen mit Gymnasiasten im Nachhilfeunterricht. Gerade die, die auf angesehenen Gymnasien waren, wurden (nicht nur seitens der Schule) einem echten Lernterror unterworfen.
Bei einem habe ich die Fortsetzung des Unterrichts sogar verweigert, als ich bemerkte, dass der Junge neben meinen 2 Fächern (Mathe, Englisch) noch Nachhilfe in 3 anderen Fächern bekam ... je im Umfang von 90 Minuten pro Woche.
Ich dachte, ich höre nicht recht ... kein Wunder, dass der Junge zuverlässig in jeder Prüfung versagt hat, obwohl er den Stoff drauf hatte. Der hatte starke Versagensängste ... und die haben ihn mMn in Prüfungssituationen gelähmt.
Leider hatte das sowohl bei seinen Eltern als auch bei seinen Lehrkräften nur zur Folge, dass der Druck weiter erhöht wurde.
Und das war leider kein Einzelfall (nur der einzge, bei dem ich es zum Anlass nahm, den Unterricht zu beenden).
Der Druck, der scheinbar an vielen Gymnasien aufgebaut wird (auch aus Selektionsgründen), ist mMn unnötig und in nicht ganz wenigen Fällen sogar schädlich.

Viele Gymnasiasten, die ich kennengelernt habe (meist im Studium), hatten die Karriere eines Schulversagers hinter sich. Erst ging am Gymnasium nocht alles ganz gut, aber irgendwann stieg der Druck.
Eine Versetzung hat nicht geklappt und nachdem Nachhilfe auch nicht geholfen hat, begann ein langsamer Weg bis hinab zur Haupt- oder Realschule. Danach dann eine Lehre und auf dem zweiten Bildungsweg bis zum Abitur. Ausserhalb des Gymnasiums ging das ohne Probleme und einige dieser Menschen haben ihr Studium mit Bestnoten abgeschlossen.
Bei vielen dieser Menschen hat das Gymnasium für einen eigentlich vollkommen unnötigen Schlenker in der Bildungslaufbahn gesorgt ... und es hat den meisten viel Mut abverlangt, sich ein weiteres Mal das Ziel "Abitur und Studium" zu setzen.
An einer Gesamtschule hätten die die Chance gehabt, direkt bis zum Abitur zu gehen. Am Gymi hatten sie diese Chance scheibar nicht.

Es mag sein, dass ich nur wenige Gymnasiasten kennengelernt habem, für die das System Gymnasium funktioniert hat ... oder für die es auch im 4 Semester des Pädagogikstudiums noch funktionierte.
Meine Erfahrungen und auch die Lektüre vieler Studien zu Schulversagen und Abschulung, haben mich aber zu dem Urteil geführt, dass es an den meisten Gymnasien nicht so sehr um individuelle Entwicklungsförderung geht, wie um einen guten Notenschnitt in der Klasse. Mit Förderung wäre der auch zu erreichen ... aber aussieben ist leider viel einfacher und verlangt auch den Lehrkräften nicht so viel ab.

Aber es wäre falsch, einzig dem System Gymnasium die Schuld zuzuweisen ... viel des mMn nicht besonders hilfreichen Drucks geht auch einfach von den Eltern aus ... und diesen "unpädagogischen Aspekt" habe ich eben nicht nur bei Eltern von Gymnasiasten erlebt ... bei denen war es nur viel häufiger.
... viele Gymnasiasten im Nachhilfeunterricht gehabt? Das hört sich für mich nach extrem selektivem Erleben an. (Hätte ich in all den Jahren nur die unterrichtet, die extremen Förderbedarf hatten, würde ich es vielleicht auch so sehen.)
... 450 Minuten Nachhilfe pro Woche hört sich für mich nach falscher Schulwahl an. Was ist so schlecht an anderen Schularten? (Die Handwerksbetriebe hier in unserer Region suchen händeringend Nachwuchs.)
... Selektion? Hm. (Vermutlich weißt Du nicht, dass Schulen nach Schülerzahl bezuschusst werden. Je mehr SuS, desto mehr Geld. ) Ganz ehrlich: aktuell würde ich mir im einen oder anderen Fall wünschen, dass jemand das Gymnasium verlässt - und zwar wegen heilloser Überforderung. Ich schätze, bei uns geht pro Jahr etwa 1% vom Gymnasium auf die Realschule. Wenn das für Dich Selektion ist - nun denn.
... 2. Bildungsweg? Ja, gab es mit guten und wichtigen (!!) Gründen in den 70er Jahren. Jetzt ist es doch gar kein Problem, einen Realschulabschluss zu machen und dann auf ein berufl. Gymn. zu wechseln. Danach auf die Uni, wenn einem danach ist.
... Die Gymnasiasten, die ich in 36 Jahren kennen gelernt habe, sind in den allermeisten Fällen mit der Schulart klar gekommen, mal mehr, mal weniger. Viele sind in anspruchsvollen Positionen und dort erfolgreich. Manche haben sich für eine Lehre entschieden und gehören dort meist zu denen, die die Preise der Handwerkskammern absahnen, bis zu Bundespreisen. Und nicht wenige konnten da punkten, wo sie ihre Stärken hatten - z.B. im Theater und nicht in einem Mathestudium.

... alles mit dem Disclaimer: ich kann nur für BaWü sprechen, gewiss nicht für Bielefeld/Nord-Rhein-Westfalen.
 
Und für mich ist die Erklärung, dass ein Vorschulkind oben / unten nicht ohne weiteres auf Tonhöhen anwenden kann, durchaus nachvollziehbar.
!
Für das Kind (das vielleicht gerne singt, gerne Musik hört, neugierig auf ein Instrument ist und damit herum probieren will) ist auf dem Notenblatt "oben" wo das Klavierstück anfängt, und "unten" wo es aufhört; "oben" sind die Tasten, "unten" die Pedale usw - - und auch "hoch-tief" ist für Vorschulkinder bzgl Tonhöhen sprachlich nicht unmittelbar einleuchtend, weil sie hoch/tief (noch) anders verwenden (hoch ist das 3m-Brett im Freibad, tief ist das Sprungbecken usw)
Begriffe wie Tonhöhe, Tondauer sind sind für viele 4-5-6jährige Kinder Abstrakta, mit denen sie nicht einfach sofort was anfangen können.
@Charly70 ich nehme an, dass du "nachvollziehbar" in diesem Sinn gemeint hast.
 

@DerOlf Du hast deinen Eindruck vom Gymnasium also durch Gymnasiasten gewonnen, die Nachhilfe brauchten und hältst das für repräsentativ?

Wärst du doch bloß auf's Gymnasium gegangen! Dort hättest du etwas über Statistik lernen können.
 
Ich kenne durchaus intelligente Menschen, die erst wirklich sicher wissen, wo links und rechts ist, seit sie es in der Fahrschule gelernt haben (rechts ist da, wo der Beifahrer sitzt)

Wahrscheinlich alles Rechtshänder.

Als Linkshänder lernt man sehr schnell, wo links ist, und wie verkehrt man selbst ist, weil man z.B. lieber mit der Hand auf dieser Seite schreibt.

Wahrscheinlich wissen Rechtshänder genauso wenig, dass sie Rechtshänder sind, wie Weiße wissen, dass sie weiß sind.
 
Ein wenig Wissen über die Lernentwicklung eines Kindes sollte Pflicht für jeden Lehrer sein.
Das abstrakte Denken entwickelt sich durchschnittlich bis zum zwölften Lebensjahr. Bis dahin kann man das bei Kindern nicht voraussetzen. Bis ca. 7 Jahre konzentriert sich ein Kind weitestgehend auf einzelne Parameter. Unerklärte (oder zu kompliziert erklärte) Anweisungen wie "spiel doch mal höher" funktionieren da nicht und führen zu Unsicherheiten beim Kind. Selbst "heller und dunkler" ist anfangs nicht mit einem Höreindruck verbunden. Also muss man viel vormachen, zeigen, erklären, zusammen spielen - damit sich im Kopf bestimmte Begriffe verbinden:
Hell=hoch=rechts=schnell=leicht (und so weiter). Je mehr Verknüpfungen da sind, desto besser die Lerngrundlage für komplexe Dinge.
 
Links und rechts können viele Kinder in dem Alter noch nicht unterscheiden.

Ist also zunächst mal normal.

Und hoch und tief muss man halt vernünftig einführen im Unterricht: Zunächst das Phänomen hoher und tiefer Töne erfahrbar machen (Mäusepiepen, Hundeknurren, männliche oder kindliche Stimme, Flöte, Tuba usw.), so dass das Kind überhaupt erstmal mit gewisser Sicherheit sagen kann, ob es einen Klang als hoch oder tief empfindet. Erst dann geht man ans Instrument, spielt ein paar Töne (erst in den Extrembereichen) und fragt das Kind, ob das hohe oder tiefe sind. Und erst dann, wenn das auch ganz gut geht, schaut man sich an, wo denn tendenziell die tiefen und hohen Töne auf dem Klavier zu finden sind.

Klar, wirklich intelligente Kinder brauchen auch mit 6-7 Jahren nicht so eine ausführliche Anleitung dazu, aber die meisten Kinder (Menschen) sind nun mal mittelintelligent und mittelwissbegierig.
 
@DerOlf Du hast deinen Eindruck vom Gymnasium also durch Gymnasiasten gewonnen, die Nachhilfe brauchten und hältst das für repräsentativ?
Wo habe ich geschrieben, dass ich meine Erfahrungen dazu für repräsentativ halte?
ich schrieb sogar extra
Es mag sein, dass ich nur wenige Gymnasiasten kennengelernt habem, für die das System Gymnasium funktioniert hat
Ich bin mir also durchaus dessen bewusst, dass meine Erfahrungen nicht repräsentativ sind.
Wärst du doch bloß auf's Gymnasium gegangen! Dort hättest du etwas über Statistik lernen können.
(Äußerung moderiert. Bitte keine Beleidigungen!)

Ich habe mich im Studium auf Forschungsmethoden spezialisiert (Quantitativ, Qualitativ, Triangulativ).

Das, was ich beobachtet habe, ist natürlich NICHT repräsentativ. Das ist eine Klümpchen-Stichprobe, die nur eine "Übertragung" auf die Elemente dieser Stichprobe und mit dieser Stichprobe vergleichbare Gruppen zulässt.
Das gleiche trifft allerdings auch zu, wenn man nur Menschen befragt, die das Gymnasium erfolgreich abgeschlossen haben ... das ist genauso wenig repräsentativ.

Nebenbei hatte ich auch Komolitonen, die am Gymnasium erfolgreich waren ... und auch die hatten nicht selten nach einigen Semestern Pädagogik langsam Zweifel am Gymnasium. Andere haben den Studienort gewechselt.
Ich kann mir vorstellen, dass Pädagogik an der Uni Bielefeld für ehemalige Gymnasiasten ziemlich hart sein kann. Einfach weil man dort seit mittlerweile 50 Jahren eine Versuchsschule betreibt, die vollkommen anders als ein Gymnasium funktioniert, teilweise aber sogar bessere Ergebnisse liefert (Laborschule und Oberstufenkolleg haben im ersten Durchlauf eine gesonderte Begutachtung im Rahmen der PISA-Studie erfahren ... die Leistungen haben dabei viele der südeutschen Gymnasien übertroffen).

Beim Thema Referate habe ich ebenfalls darauf hingewiesen, dass ich da durch die besondere Schulform gewisse Vorteile hatte ... das schließt auch übertriebenen Respekt vor Korifäen mit ein. Mir war immer ziemlich egal, wer der Dozent ist, wie lange ich vortragen musste und ob es ein kleiner Seminarraum oder das AudiMax war.

Ich glaube viel eher, dass das Problem so gelagert war, dass man am Gymi (genau wie an Haupt-, Real- und Gesamtschule) Referate in festen Klassenverbänden vorträgt. Und das ist eben weder am Oberstufenkolleg, noch an der Uni so. Da sitzen größtenteils "Fremde". Natürlich ist das am Anfang eine stressige Situation und ich bin dankbar, dass ich das ab der 11. Klasse regelmäßig machen musste.
Genauso musste ich einen guten Teil des Curriculums selbst organisieren ... eben genau, wie das im Studium dann auch war ... "hier ist das, was du zur Prüfungsanmeldung mitbringen musst - sieh selbst zu, wie du das in der Zeit zusammenkriegst".
Vor allem von diesen beiden speziellen Aspekten habe ich im Studium sehr stark profitiert, und es war genau das, was mMn vielen Gymnasiasten (eigentlich "Regelschülern" allgemein) gefehlt hat.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Nebenbei hatte ich auch Komolitonen, die am Gymnasium erfolgreich waren ... und auch die hatten nicht selten nach einigen Semestern Pädagogik langsam Zweifel am Gymnasium.

Komolitonen :-)

Ich glaube viel eher, dass das Problem so gelagert war, dass man am Gymi (genau wie an Haupt-, Real- und Gesamtschule) Referate in festen Klassenverbänden vorträgt. Und das ist eben weder am Oberstufenkolleg, noch an der Uni so. Da sitzen größtenteils "Fremde".

Ich glaube hingegen, dass eher darauf ankommt, wann und wie Deine Amygdala feuert. Ich bin eine Rampensau, ab Werk, mündliche Prüfungen haben mir noch nie etwas ausgemacht. (OK, als ich bei einem Eröffnungsgottesdienst einen Chor mit dem Keyboard begleitet habe, war ich dann doch etwas aufgeregt. War halt vor ca. 1000 Zuhörern.) Andere haben damit immer schon Probleme gehabt und können lediglich lernen, wie man mit dem Problem umgeht. (Das mit 'Fight or Flight' hatten wir ja schon hier. Hat tatsächlich einer mir bekannten Person geholfen zu kämpfen: Liegestütze. Dann hat der Körperwas gemacht und die Amygdala hast sie was beruhigt.)

Es gibt auch Leute, die haben grundsätzliche Probleme mit Gruppenunterricht (/z.B. Chorleitung), das kann man nicht fixen. Kleingruppen gehen, aber dann hört es irgendwann auf.

Alles nicht so einfach!

Grüße
Häretiker
 
Wie jemand mit einer Auftrittssituation (das kann ein Referat sein, ein musikalischer Vortrag, eine Unternehmenspräsentation, eine Jubiläumsrede, ganz egal) umgeht, hat meiner Erfahrung nach weder etwas mit der besuchten Schulform noch mit der danach erfolgten Ausbildung zu tun. Die Diskussion darüber führt glaube ich auch ein bisserl von der Eingangsfrage weg. Man könnte das Thema als solches natürlich im Hinblick auf die Vorspielsituation separat diskutieren. ;-)

Nach nur vier Wochen kann man über ein Kind, das man vielleicht eine halbe Stunde oder Dreiviertelstunde pro Woche sieht, zwar schon ein wenig sagen, aber ob der Unterricht dauerhaft sinnvoll ist und ob das Kind dabei bleiben sollte (oder wird), darüber kann man nur Mutmaßungen anstellen. Durch so grobe Siebe, wie sie manche hier zu benutzen scheinen, würden wohl viele Menschen durchrutschen.

Letztendlich kann @Simon_Pianist aus der Fülle an Tipps, die es von erfahrenen Klavierunterrichtenden hier gab, das ein oder andere ausprobieren und schauen, wie das Kind darauf reagiert. Alles weitere findet sich dann. Und wenn das Kind wirklich starke Vermeidungstendenzen zeigt und überhaupt nicht ans Instrument will, kann man immer noch gemeinsam (also, mit den Eltern und die auch zusammen mit dem Kind) überlegen, ob man den Unterricht abbricht.
 
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Es sind keine weiteren Antworten möglich.

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