Beethoven - Sonate Op. 81a Les Adieux

Joh

Joh

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Hallo liebe Musiker,

nach dem Baustellenvideo vor 3 Wochen stelle ich nun eine etwas bessere Aufnahme ein:



Danke nochmals für die Tips und Stellungnamen. Werde dieses Stück erstmal beiseite legen und später wieder weiter arbeiten.

LG, Joh
 
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GEMA verweigert leider das Anhoeren. Du bist also schon weit nach oben gestiegen, so schlecht kann die Interpretation nicht sein :lol:.
Jannis
 
Typisches @Joh-Understatement. Danke für die tolle Aufnahme!
 
GEMA verweigert leider das Anhoeren. Du bist also schon weit nach oben gestiegen, so schlecht kann die Interpretation nicht sein :lol:.
Jannis

Youtube erkennt angeblich Ähnlichkeiten mit Murray Perrahia und Emil Gilels.
Immer das gleiche... das nervt echt... mit dem Verein... mal schauen, wie schnell ich das wieder hinbekomme...

EDIT: geht wieder

...was heißt schon "schlecht". Ich sagte ja nicht, dass es schlecht ist, aber mir fehlt noch das gewisse etwas, dass einen sehr guten Beethoven-Vortrag ausmacht. Vieles höre ich zwar selbst, trotzdem würde ich gerne noch Meinungen hören.

LG, Joh
 
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Unglaublich! Dein Spiel fasziniert mich immer wieder.

Was soll man da noch als Anregung geben?
Mir kommt die rechte Hand teilweise etwas zu dominant vor. Aber evtl. ist das ja auch von Dir so gewollt oder es liegt gar an der Aufnahme.
 
Die anderen haben genug gelobt, ich will dann eine Ausnahme machen und kritisieren, da ich die Sonate sehr liebe und selbst vor nicht ewiger Zeit gelernt und auch im Konzert gespielt habe. Ich werde allerdings einfach sagen was mir wichtig ist, wenn etwas erwaehnt ist, heiszt es nicht, dasz es nicht gut war. Auszerdem ist es schwierig, bei den Computerlautsprechern viel zu sagen.
Adagio: Rhythmische Praezision, sowohl bei Punktierungen als auch bei der Laenge der Viertel versus Sechszehntel etc. vor dem Allegro mache ich weder rit. noch acc., hoechstens eine kleine Atempause.
Allegro: ab Takt 5: kein Nachvornefallen bei den Vierteln der rechten Hand, trotz cresc., bei den Begleitfiguren hebe ich die Basztoene leicht hervor. Takt 6/7 gehe ich wieder ins piano zurueck. Takt 13/14/15: Ich versuche die Terzen leggero zu spielen, die gebundenen Doppelgriffe in Takt 16 aber wirklich gebunden als Gegensatz zu dem leggero vorher. Takt 19 ff.: Bindungen bei Wechselnoten versus teilweise Staccato in der r.H.. Durchfuehrung (ich habe leider jetzt die Noten mit Taktzahlen nicht zur Hand): Absteigende Akkordlinie aus ganzen Noten kurz vor Reprise: Wohin geht die Reise, ich habe genaue Zielpunkte und Boegen.
Coda: Blosz keine Hektik in den komplizierten Laeufen, ich spiele sie so gut im Tempo wie moeglich und versuche Boegen und leggero Anschlag je nach eingezeichneten Boegen.
Andante: Fuer mich ist die Tempofrage sehr schwierig zu loesen. Einerseits glaube ich, dasz Andante nicht Adagio heiszt, also nicht so langsam wie die Einleitung. Andererseits liegt eine gewisse Schwere und vor allem harmonische Zweideutigkeit ueber dem Satz, also waehle ich ein recht langsames Tempo (jedenfalls langsamer als Du). Aeuszerste rhythmische Praezision ist mir wichtig, v.a. bei den Punktierungen. Das "cantabile" versuche ich sehr ernst zu nehmen.
Letzter Satz: Beethoven hat viele Pedalvorschriften in der Sonate eingetragen, bes. im letzten Satz. Daraus schliesze ich, dasz der anfaengliche Wirbelwind nicht mit Pedal gespielt werden soll. Ich weisz, dasz fast jeder Pianist viel Pedal nimmt, ich nehme aber bei dem aufsteigenden B7-Arpeggio absichtlich kein Pedal. Das ist viel schwieriger zu spielen als mit Pedal, aber Beethoven wollte offensichtlich keine "nach oben rauschende Figur" sondern durchsichtiges Passagenwerk. Thema erinnert mich ein wenig seines Violinkonzertes (letzter Satz): Ich beruecksichtige die Bogeneinteilungen so gut es irgendwie geht, d.h. jeder Takt ist anders betont/phrasiert. Die hohen Abschlusznoten nehme ich leicht (8. Takt nach Themenbeginn). Sechzehntel danach (Takt 19 ab Thema): Alles im Tempo ohne acc., sonst werden die Sechzehnteltriolen hinterher "Kuddelmuddel". Pedal von Beethoven ist eine Ueberlegung wert! Die Unisono-sf nach den ff-Sechzehntel versuche ich klanglich nicht abfallen zu lassen gegenueber den Sechzehnteln. Ich spiele sie sehr wuchtig. Schluszgruppe: ich nehme wenig Pedal und versuche die sf genau zu beachten.
Durchfuehrung: Beginn: die Staccato-Viertel sind fuer mich eine andere Ebene als die Staccato-Achtel. Sonst aehnlich wie Exposition. Interessant, dasz der letzte Satz hier ein Sonatenhauptsatz ist, kein Rondo o.ae.. Ich finde es besonders schwierig, den Ueberschwang nicht in Atemlosigkeit zu ersticken. Dein Tempo finde ich gut, ich spiele etwa aehnlich schnell, aber man darf keine Hektik aufkommen lassen, alles musz noch poetisch sein. Ueberhaupt ist es mir wichtig, unterschiedliche Klangfarben und grosze Kontraste wirken zu lassen. Ich bemuehe mich um viel Durchsichtigkeit im letzten
Satz und viel Gesanglichkeit.
Viel Freude und Erfolg noch mit diesem Wunderwerk Beethovenscher Sonatenkunst.
Jannis
Als Nachtrag faellt mir noch ein: Im Adagio am Anfang aber auch im Andante und in den ganzen Noten im ersten Satz versuche ich die retardierenden Momente voll auszukosten. Diese Spielen mit "Musz es sein?", "Ja, es musz sein." finde ich genial an dieser Sonate. Ich finde, dasz das Adagio und Andante leicht eine Spur zu harmlos, zu wenig "klebrig" klingen kann. Ich versuche es so bedeutungsvoll wie moeglich zu spielen.
 
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Danke für diese wirklich sehr fundierte und professionelle Stellungname zu meinem ersten Probevideo! Habe jedoch inzwischen ein aktuelleres hochgeladen.
 
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Ich denke es ist wie mit jedem Stück, es muss einfach reifen, man muss die Routine bekommen. Wie lange vor dem ersten Konzert warst Du soweit, dass Du sagen kannst, Du kannst damit auf die Bühne? Ich versuche mittlerweile mein Programm so zu planen, dass ich ab dem Zeitpunkt nochmal einige Wochen habe, in denen ich das Stück dann ruhen lassen kann. Gerade in Puncto Hektik, wie @jannis das beschreibt, kann dies sehr gut tun. Spielst Du die Sonate in Deinem aktuellen Programm am Anfang, in der Mitte oder am Ende?
 
Ich denke es ist wie mit jedem Stück, es muss einfach reifen, man muss die Routine bekommen. Wie lange vor dem ersten Konzert warst Du soweit, dass Du sagen kannst, Du kannst damit auf die Bühne? Ich versuche mittlerweile mein Programm so zu planen, dass ich ab dem Zeitpunkt nochmal einige Wochen habe, in denen ich das Stück dann ruhen lassen kann. Gerade in Puncto Hektik, wie @jannis das beschreibt, kann dies sehr gut tun. Spielst Du die Sonate in Deinem aktuellen Programm am Anfang, in der Mitte oder am Ende?

Ehrlich gesagt, würde ich erst in ein paar Monaten wirklich sagen, ich kann damit auf die Bühne :-)
So ein Stück muss einfach reifen und braucht Routine und Erfahrung.

Ich spiele diese Sonate in meinem Programm ganz am Ende. Mit dem schwersten Stück zu beginnen, halte ich eh nicht für sinnvoll und außerdem passt ein "Lebewohl" am Schluss ganz gut
 
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Hallo Joh,
Ich habe gerade nicht so viel Zeit, mir alles anzuhören. Zu deinem letzten Kommentar möchte ich nur kurz was schreiben: Überleg doch, ob du die Sonate nicht in die Mitte stellst oder z.B. als Stück vor der Pause. Wenn es das letzte im Klavierabend ist und es nicht dein bestes Stück ist, wird dieser Geschmack und Gedanke der Qualität mit den Leuten nach Hause gehen. Es stimmt, dass nicht das erste Stück schlecht sein sollte, aber ich denke, das letzte sollte es noch weniger.
Wie gesagt, ich habe noch nichts angehört und "schlecht" ist ja immer relativ - ich reagiere sozusagen nur auf deine geäußerten Zweifel. Ansonsten - schwere Sonate....... !
 

Ich verstehe genau, @Joh , was Du meinst. Mach Dir ueber falsche Toene keine Gedanken, Du bist genuegend sicher, daran sollte man erst gar nicht denken. Die Tiefe im Adagio oder Andante kommt mit der Selbstversenkung und dem Bewusztsein, dasz man alle Zeit der Welt hat. Im letzten Satz musz man trotz Ueberschwang noch atmen koennen, auch im Konzert. Ich meine jetzt als Pianist, also keine Hektik aufkommen lassen.
Und, was ich noch sagen wollte, die Sonate heiszt zwar "Les Adieux", aber sie ist eine Wiedersehenssonate und eine sehr freudige und postive dazu. Sie endet mit der ueberschwenglichen Freude des Wiedersehens. Insofern, vielleicht wirklich nicht ans Ende des Programmes setzen, aber es kommt natuerlich darauf an, was Du sonst noch spielst. Die Gefahr am Ende ist, dasz man schon etwas muede ist und die Konzentrationskraft dann vielleicht nicht mehr aufbringt.
Mein Lehrer hat mir empfohlen, das Stueck und besonders den letzten Satz oefter im Untertempo und mit "innerem Abstand" und dem Gefuehl "locker noch 20% mehr Ausdruck und Konzentrationskraft bieten zu koennen" durchzuspielen. Dies eventuell mehrmals hintereinander. Dieses "laessige" Durchspielen trainiert bis zu einem gewissen Grade die Souveraenitaet beim Spielen, zumindest bei mir.
Das Stueck wird Dich sicher noch laenger beschaeftigen und sich die Interpretation mit der Zeit auch aendern. Du hast ja viele Konzertgelegenheiten und kannst es in ein paar Jahren sicher auch wieder spielen.
Viele Gruesze und weiter viel Erfolg mit dieser schoenen Sonate,
Jannis
 
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Die Reihenfolge des Konzertes und damit auch dieses Stücks am Ende ist schon OK. Ich habe mir da vorher viele Gedanken gemacht und es ist so ein schönes und passendes Programm. Und die Barcarolle von Chopin gibt es danach auch noch als Zugabe, also definitv ein Ohrenschmaus für die Zuhörer am Ende, so dass alle glücklich sein sollten.

Also wünscht mir alle viel Glück für morgen in München, da wird das wieder aufgeführt...
 
Oh ja, dann viel Spasz bei dem Konzert in Muenchen. Bin auch gerade in Muenchen, aber anderweitig beschaeftigt, bzw. in einem Symphoniekonzert.
Viele Gruesze,
Jannis
 
Die Reihenfolge des Konzertes und damit auch dieses Stücks am Ende ist schon OK. Ich habe mir da vorher viele Gedanken gemacht und es ist so ein schönes und passendes Programm. Und die Barcarolle von Chopin gibt es danach auch noch als Zugabe, also definitv ein Ohrenschmaus für die Zuhörer am Ende, so dass alle glücklich sein sollten.

Also wünscht mir alle viel Glück für morgen in München, da wird das wieder aufgeführt...
Viel Glück heute.
 
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Leider hatte ich noch keine Zeit, das Video anzusehen. Aber ich könnte Dir da eh keine Tipps geben, ich kenne die Sonate nicht gut genug.

Aber auch von mir natürlich gedrückte Daumen für heute abend!!
Wird bestimmt ein sehr gelungener Auftritt! :kuscheln:
 
Danke. Die Sonate lief schon etwas besser. Ich werde nächstes Wochenende noch 2 Konzerte (in Bad Wildbad / Schwarzwald und in Asperg bei Stuttgart) haben und evtl. nochmal eine Aufnahme machen.
Dann werde ich auch die Baustelle hier löschen und eine bessere Version reinstellen.

EDIT: habe die Münchner Version reingestellt, da diese einfach die beste Klangqualität hatte
 
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