Gilt das nicht für alle menschliche Tätigkeit? Warum hat Lionardo jahrzehntelang an seiner Mona Lisa herumgepinselt? Mit dem Können wachsen die Ansprüche.
Ich habe mal gelesen, dass Leonardo bei vielen seiner Werke das Gefühl hatte, etwas nicht zu Ende bringen zu können. Ihm wurde posthum sogar ADHS als Ursache dafür attestiert. Vielleicht liegt die Ursache aber darin, dass er eben so sehr weit in seinem Schaffen gekommen war, dass er erkannte, welche Vollendung noch fehlt, um wie Gott zu sein (wenn man Gott als die Idee von höchster Perfektion betrachtet), Zufrieden ist man als Künstler ja oft deshalb nicht, weil man eben nicht nur sein Können beherrscht, sondern auch eine gesteigerte Erkenntnisfähigkeit hat.
Übrigens auch so eine gut gemeinte, aber schlecht gemachte Pädagogik: Es gibt in der Welt der Schulmusik-Lehrer bei manchen die Auffassung, dass man Schüler ein sehr leichtes Arrangement des Hauptmotivs von Beethovens fünfter Sinfonie spielen lassen soll. So weit ist das ja auch ok. Was mich aber stört, ist die didaktische Begründung: ... damit die Kinder sagen können: „Ich spiele schon Beethovens fünfte Sinfonie.“
Zugang zur Musik für alle finde ich sehr gut, aber bitte nicht durch Vortäuschung falscher Tatsachen, wodurch die Illusion geschaffen wird,
alles sei ganz leicht zu erreichen, und Großes zu leisten sei ja in Wirklichkeit pipileicht. Das Gleiche gilt für Methoden, bei denen „komponiert“ wird, was aber eigentlich Malen nach Zahlen ist, wo dann aber auf dem Arbeitsblatt steht: „Du bist ein Komponist!“ Das ist eigentlich sogar Verarschung der Schüler.