In der Tat - das Auftakt-Viertel ist in allen ernstzunehmenden Urtext-Ausgaben ohne staccato-Punkt notiert. Interessant ist in solchen Fällen ein Blick in das Original - das ist in diesem Falle die Erstausgabe, erschienen bei Artaria, Wien 1796. (Ein Manuskript von Beethovens Hand ist leider nicht überliefert.) Die beiden Notensysteme liegen in der Erstausgabe sehr eng beieinander, so daß der Notenstecher gerne staccato-Punkte weggelassen hat, wenn sie mit Lautstärkeangaben kollidierten. Zu Beginn der Exposition und der Durchführung ist es die Spielanweisung p[iano], die leider keinen Platz mehr für einen staccato-Punkt läßt. So fehlen in der Erstausgabe auch die staccato-Punkte in der linken Hand am Ende des ersten Satzes (T 150-152). Will man daraus wirklich eine interpretatorische Handlungsanweisung konstruieren?
Wir wissen, daß Beethoven mitunter sehr kleinlich sein konnte, was Fehler beim Notensatz anging. Bei anderen Werken hingegen scheint es ihm offensichtlich ganz egal gewesen zu sein, was die Verlage aus seiner Komposition veranstalteten ...
Ein schönes Thema, über das man sich bei Beethoven lang und breit auslassen kann: Staccato-Punkt, (Vertikal-)Strich oder Keil - und welche Bedeutung es für die Ausführung hat ...
Und hier noch zum Schluß eine Anregung für alle, die auch den dritten Satz (Menuetto) spielen: im Trio gibt es diese herrlich "pianistische" Passage in Sextakkorden (T 59-64), die Beethoven boshafterweise so notiert hat, daß die rechte Quartgänge im legato spielen soll. Viel Vergnügen beim Üben! Ich empfinde das allerdings als vergeudete Lebenszeit und empfehle, die Mittelstimme mit der linken Hand zu übernehmen, d.h. die linke Hand spielt Terzgänge und die rechte Hand bleibt einstimmig.
Ich weiß, so etwas tut man nicht - "Beethoven hat das nicht notiert". Wer die Regel "oberes System = rechte Hand, unteres System = linke Hand" so akademisch auffaßt, der möge bitte schön auch im ersten Satz die Takte 39-40 nur mit der linken Hand spielen.