Autodidaktisch das Klavierspielen lernen....

Dreiklang

Dreiklang

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Hallo zusammen,

ich muss gestehen, mir geht seit Tagen ein bestimmter Gedanke nicht mehr aus dem Kopf.

Ich habe seinerzeit ja auch mit Klavierunterricht das Klavierspielen gelernt. In meiner Jugend ging das halt nicht anders, und man machte das eben so.

Aber heute: gibt's Internet, Youtube, google, Internetforen...

Was mache ich heute, wenn ich irgendwas über rechtliche Dinge, medizinische Dinge uswusf. wissen will? Richtig, ich filze erstmal das Internet, bevor ich jetzt sofort zum Rechtsanwalt oder zum Arzt dackele und Zeit und Geld investiere... (wer sich seine Antworten allerdings von gutefrage.net anstatt z.B. von den Internetseiten von Fachanwälten holt, der hat halt selbst schuld...)

Genauso würde ich das mit Klavierspiel heute erstmal auch machen. Und schauen, wie weit ich komme.

Auf Youtube gibt's Tutorials, und ausserdem gute Pianisten, die einem zeigen, wie das ungefähr geht mit der Körper- und Fingerhaltung...

Die paar notwendigen Grundlagen zur Musiktheorie gibt's im Internet auch an jeder Ecke, wenn man das sowieso nicht schon vom Musikunterricht in der Schule her kennt und weiss.

Und in einem Forum wie diesem findet man Infos zu geeigneten Anfängerstückchen, Anfängerfehlern etcpp. und sogar Fragen ließen sich stellen.

Das war's eigentlich soweit, oder? Jetzt noch ein kleines nettes Anfänger-Stückchen rausgesucht, und schauen, dass man das übt, und dass es sich einigermassen gut anhört.

Und wenn man das Glück hat, über das Internetpost eines fähigen Klavierspielers gestolpert zu sein, der die Info gibt, dass man immer mit möglichst entspanntem Spielapparat (besonders: Unterarm) spielen und üben sollte, dann kann doch eigentlich gar nichts mehr mehr groß schiefgehen... (?)

Die musikalische Seite der Sache kann man sich von guten Musikern resp. Pianisten abkucken (Phrasierung usw.). Die Wirkung des Pedals dürfte irgendwann auch kein Buch mit sieben Siegeln mehr sein...

Wie gesagt: so würde ich das HEUTE machen. In meiner Jugend haben mir die Eltern wie gesagt den Unterricht bezahlt. Das war auch nicht das Verkehrteste, weil ich halt ein fauler Hund war (und immer noch bin) und das hat den nötigen Druck aufgebaut.

Viele Grüße
Dreiklang
 
Das Problem was ich sehe: Es ist verdammt schwer sich selbst zu kontrollieren.

Selbst wenn man alle Informationen hat, worauf man achten muss, dann hat man sie noch lange nicht präsent. Dazu kommt, dass man alle Informationen genau so verstanden haben muss, wie sie gemeint waren. Was ich für utopisch halte. Und wenn man das alles hat, dann muss man sich selbst auch noch beobachten, ob man auch wirklich alles Berücksichtigt.

Die typische Situation im Unterricht ist doch, Lehrer sagt was und im Kopf ist erst mal ein riesiges Fragezeichen: "Wovon redet der?" Niemand kann sich selbst Informationen geben, die er nicht versteht, und davon gibt es einfach verdammt viele, wenn man mit dem Klavier beginnt.
 
Da wird nichts „durchgekaut“ sondern etwas persönlich „festgestellt“. Finde ich gut, wenn mal nicht gegen Autodidaktik gewettert wird. Und wenn man nicht ein erstklassiger Konzertpianist werden will oder muss, dann funktioniert sowas auch mit jeder Menge Spass. Wie alles, was man weitestgehend „selber macht“...
 
@frosch Also ich hab' jetzt nicht unbedingt das Gefühl, dass die Sache mal von der Seite angegangen wurde bisher...
dann muss man sich selbst auch noch beobachten
Richtig, das muss man beim Musizieren immer ein wenig.

Ansonsten, würde ich alles nicht ganz so negativ jetzt sehen wie Du. Es gibt wohl sicher auch ein paar Leute, die keine besonderen Probleme damit haben, irgendwas irgendwo Gesehenes einfach selbst umzusetzen, sich selbst dabei zu beobachten, usf.
 
Mir ist noch klargeworden: wenn man so etwas wie Klavierspiel autodidaktisch lernen will, dann muss bzw. sollte man auch wissen, wie sich gutes Klavierspiel denn so anhört.

Und vielleicht genauso wichtig: wie sich schlechtes Klavierspiel so anhört.

Und dann sollte man ein wenig dafür sorgen, nicht völlig "auf der falschen Seite" zu landen mit dem, was man tut.

Wie gesagt: Anfängerstückchen... nicht gleich die "für Elise" oder ähnliches. Die ist nichts für absolute Anfänger...

Es ist sinnvoller, was leichtes, das aber gut, zu spielen, als was schwereres, das sich dann nicht so anhört wie es sollte, oder im besten Fall könnte.
 
Richtig, das [Selbstbeobachten] muss man beim Musizieren immer ein wenig.
Sich selbst beim Klavierspiel gut zu beobachten, was ja eine Voraussetzung für gute Autodidaktik ist, setzt aber auch voraus, dass man genau das gelernt hat. Und das funktioniert wirklich gut nur, wenn man guten Unterricht hatte.

Ich spreche nicht von genialen Naturtalenten, deren Körpergefühl und Bewusstsein sie ganz von selbst auf den richtigen Weg bringt, sondern von durchschnittlich Begabten.
 
Klavierlehrer zum Teufel gejagt, Abo im Notenversand gekündigt, superschnellen Breitbandzugang zum Netz eingerichtet, Digi gekauft (erstmal mit 61 Tasten, will ja nur kleine Stücke spielen....)

Und jetzt geht es erst so richtig los!

Ich will ja schließlich kein Konzertpianist mehr werden.......

Brauche noch einen schicken Usernamen für die diversen Klavierforen.

CW
 
Ich denke einfach, dass man mit einem vernünftigen KL deutlich schneller vorankommt. Er gibt mir für kniffelige Stellen gleich die entsprechenden Übetips mit, auf die ich selber nie kommen würde.
Merke ich, dass es mir irgendwo in der Hand oder im Arm ziept, dann sieht er was ich falsch mache und korrigiert mich gleich.

Um dafür im Netz Lösungen zu finden muss man das Problem erst einmal gezielt benennen können. Mir ging und geht einfach zu viel Zeit für die Suche drauf, die kann ich mit KL gleich ins Üben investieren.

Wer verdammt viel Selbstdisziplin hat, für den mag es möglich sein, ich hatte nach einem Monat verdammt die Schnauze voll und bin mit meinem Unterricht jetzt mega glücklich.
 
Ich bin gerade als Autodidakt unterwegs (noch, ich bin auf der Warteliste für einen KL). Habe aber auch Vorerfahrung mit Lehrern: 5 Jahre Akkordeon als Kind und mehrere Jahre Klavier als Erwachsene.
Mittlerweile gibt es tatsächlich - wie ich finde - tolle Bücher (auch mit CD), die gut helfen auch autodidaktisch voranzukommen.
Aber jeder hat auch "blinde" Flecken, da sollte ein KL drauf aufmerksam machen und unterstützen. Ein KL kann Anregung für die weitere Entwicklung geben, die man für sich vielleicht nicht so auf dem Schirm hatte oder regt an, etwas auszuprobieren. Was ich jetzt auch vermisse ist, dass ich mich mit jemanden über die aktuellen Stücke austauschen kann und ich habe über den Klavierunterricht, z. B. über das Erwachsenenvorspiel, interessante Menschen kennengelernt.
 

Ohne Klavierunterricht fehlt ganz einfach auch eine fundierte Rückmeldung. Ich halte das für „am falschen Ende gespart.“

Geld sollte auch kein Argument sein. Ich habe einmal einer Klavierschülerin, die studienbedingt nicht viel zahlen konnten, zeitweilig vergünstigten Klavierunterricht gegeben. Aber auch nur, weil sie wirklich fürs Klavierspiel brannte, viel geübt hat und ihre Geldnot glaubhaft gemacht hat.

(Bevor der Vorwurf kommt, damit wären Preise kaputt gemacht worden: Ich habe ihr 30 Minuten berechnet bei 60 Minuten Unterricht, also regelmäßig „überzogen“, bei gebotener Diskretion.)
 
Man kann auch Chinesisch autodidaktisch lernen. Mit Glück und Talent kann man sich auch irgendwann unterhalten. Vielleicht aber auch nicht. Und klingen tut's halt scheisse dann...
 
zjttet.JPG

... ich hab' zum Beispiel all diese Percussion Instrumente vollkommen autodidaktisch gelernt... ich hab' nicht nur niemals einen Lehrer gesehen, nein, auch nie irgendein Tutorial, oder jemanden, der die spielt oder so.

Wozu auch...? Findet man doch selbst raus: welche denkbaren (An-)Schlagtechniken sinnvoll sind, welche Klangfarben und Dynamik damit erzeugt werden können usw.

Klavierspiel ist allerdings um einiges komplexer.
 
Zuletzt bearbeitet:
@frosch Also ich hab' jetzt nicht unbedingt das Gefühl, dass die Sache mal von der Seite angegangen wurde bisher...

Richtig, das muss man beim Musizieren immer ein wenig.

Ansonsten, würde ich alles nicht ganz so negativ jetzt sehen wie Du. Es gibt wohl sicher auch ein paar Leute, die keine besonderen Probleme damit haben, irgendwas irgendwo Gesehenes einfach selbst umzusetzen, sich selbst dabei zu beobachten, usf.

Nicht nur „beobachten“. Ein gutes Aufnahmegerät ist sehr sinnvoll. So bekommt man einen guten Vergleich und kann sich selber ganz gut kontrollieren...
 
Ich spreche nicht von genialen Naturtalenten
Meinst Du echt, das muss man sein, um Klavierspiel autodidaktisch zu erlernen...? Die größten Probleme scheinen mir zu sein:

Viele Autodidakten versuchen a) "zu schweres" gleich am Anfang, und b) merken nicht, dass sie ziemlich schlecht spielen (deswegen wie auch gesagt wurde: sich mal aufnehmen und versuchen objektiv zu beurteilen).
Und dann noch c) die Instrumentenbedienung (zum Beispiel Pedalspiel - auch das will ja einigermassen "gekonnt" sein).
Merke ich, dass es mir irgendwo in der Hand oder im Arm ziept
Das sind wohl auch große Probleme am Anfang: ziepen in den Muskeln, hakeln bei den Bewegungen, generell Ungleichmäßigkeiten, und (teils unbewusste) Verkrampfungen.

Dann die Finger anders halten bzw. bewegen versuchen, kontrolliert langsamer spielen, den Fingersatz checken, die Handhaltung... damit krieg' ich solche Sachen dann immer weg.

Die kommen zwar dann immer wieder auf neue Arten und Weisen, je schneller es wird, zum Beispiel bei Läufen/Skalen. Aber dann wieder die gleiche Vorgehensweise... hat bisher immer gut geklappt bei mir...
 
Ich bin Autodidakt. Youtube hilft, weil es von fast jedem Stück Einspielungen gibt. Davon abgesehen habe ich auf Youtube noch kein Tutorial gefunden, dass mir irgendwie weiter geholfen hätte. Wer so etwas braucht, sollte über einen richtigen Lehrer nachdenken. Autodidaktisch lernen bedeutet try and error und dabei immer beobachten und analysieren, vor allem sich selbst.
 

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