Auswendiglernen von Präludium und Fuge c-moll BWV 847

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Beaufort

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Hallo

mein KL sagte mir heute, dass der letzte Schliff und die größtmögliche Sicherheit nur durch Auswendiglernen zu erreichen ist, nicht auf Richter Niveau versteht sich und auch nicht mit dessen Geschwindigkeit, aber immerhin.

Hätte jemand ein paar Tipps, wie ich das gezielt erreichen kann?
Vielen Dank für Eure Hilfe
 
Naja, wie schon im anderen Thread geschildert, ist es besonders wichtig, die Harmonien im Praeludium zu verstehen. Dazu habe ich den Vorschlag gemacht, nicht alle Noten, sondern nur z.B. jedes zweite Sechzehntel zu spielen etc.. Wenn Du das aus dem Gedaechtnis kannst, hast Du das Stueck wirklich verstanden.
Bei der Fuge ist es anders: Man mueszte jede der drei Stimmen erst einzeln auswendig lernen, dann jeweils zusammensetzen. Auch da: Man kann es, wenn man eine der Stimmen weglassen kann z.B..
Im Grunde ist es wie bei einem Radio: Wenn man es zerlegen und wieder zusammenbauen kann, ohne auf den Plan schauen zu muessen, hat man es verstanden und "kann es".
Auf jeden Fall das Ganze in kleine Abschnitte zerteilen: Z.B. nur den ersten Takt des Praeludiums auswendig lernen, dann den zweiten, dann beide zusammensetzen usw..
Bei der Fuge zunaechst nur den dux, dann den comes, dann dux, comes zusammen etc..
Bei den Fugen hilft es, das Thema immer wieder aufzuspueren, die Tonart zu bestimmen, Augmentationen, Spiegelungen, Krebsgaenge aufzuspueren. Kommt soetwas vor, dann auch die Spiegelung des dux lernen usw..
Viel Vergnuegen bei der Entdeckungsreise durch die wunderbare Welt Bachs,
Jannis
 
Bach-Fugen schreibe ich zum Lernen grundsätzlich ab, und zwar in Partitur-Notation (jede Stimme in ein eigenes System) und möglichst in alten Schlüsseln. Das allein ist schon die halbe Miete; danach spiele ich die Stimmen einzeln, dann in jeder 2er-Kombination, in jeder 3er-Kombination (bei vierstimmigen Fugen) etc.
Sehr hilfreich ist es anschließend, jeweils eine fehlende Stimme hineinzusingen. Auf diese Weise lerne ich jede Bach-Fuge in wenigen Tagen sicher auswendig. Es setzt natürlich voraus, dass man die Stimmkombinationen mehr oder weniger vom Blatt spielen kann. Das Hineinsingen ist anfangs auch schwierig, aber man gewöhnt sich daran und mit jeder neuen Fuge wird es einfacher.
Transponieren in verschiedene Tonarten ist eine weitere, sehr nützliche Methode!

LG, Mick
 
Zuletzt bearbeitet:
Beim vom Notenblattspielen könnte man das jeweils neu einsetzende Thema einer Stimme innerlich mitsingen und sich dadurch ein Gerüst aufbauen, denn um diese neueinsetzende Stimme gruppieren sich die anderen herum.

Aber ehrlich gesagt, warum sollte der letzte Schliff mit dem Auswendigspielen kommen - dass soll dein KL mal begründen, sachlich.

Wenn man die Fuge sehr gut vom Blatt kann, dann ist sie doch eh verinnerlicht, die Noten sind nur noch zur Sicherheit und als Impulsgeber sozusagen vonnöten.



Man kann ja auch beim vom Blattspiel gelegentlich mit dem Blick abschweifen, dies immer vermehrter tun, bis man gar nicht mehr hinguckt :idee:. :super:
 
@mick Danke für deine Tipps - ich werde sie hoffentlich bald anwenden können :-)
 
Da ich inzwischen ein paar Nachfragen nach einem Beispiel bekommen habe, stelle ich meine aktuelle Bach-Fuge (BWV 904) einfach mal hier ein. Es handelt sich um eine äußerst kunstvolle Doppelfuge, das chromatische 2. Thema (ab T. 37) kommt ausschließlich in Engführungen vor; die kontrapunktische Verdichtung mit der Kombination beider Themen zum Ende hin ist absolut staunenswert. Ich verstehe gar nicht, warum diese Fuge (und die dazugehörige Fantasie) so selten gespielt wird. Sicher ist sie länger und schwieriger als die meisten Fugen aus dem WTK, aber das sollte für Profis nun wirklich kein Hindernis sein. Alfred Brendel hat sie immerhin gespielt:



(Die Fuge beginnt bei 4'28'')

Und hier ist meine private Lern-Partitur: http://www.pdf-archive.com/2016/04/08/fuga-bwv-904/
 
Zuletzt bearbeitet:
Oh, @mick Du schreibst mit Notensetzprogramm, ich male noch mit Bleistift, tja, ich bin eine andere Generation, ich merke es jetzt richtig!
 
@mick
Die einzelnen Stimen getrennt aufschreiben klingt interessant !
Das würde ich auch mal ausprobieren.
Welches Notensatzprogramm verwendest Du denn ?
Ist es ein großer Aufwand, sich da einzuarbeiten ?
LG Doc88
 
Mit Notensetzprogramm geht es viel schneller!

Da hast Du wohl recht, aber ich bin noch aus der Lochkartenzeit und kann praktisch nur Unix, Fortran und LaTeX zur Textverarbeitung, typisch math. Physiker. Und was Computer betrifft, so sind wir entsetzlich konservativ. Das sollte ich wohl mal ueberdenken. In LaTeX geht natuerlich auch Notensatz, aber bestimmt nicht "schneller" als per Hand: Jede Note musz mit einem eigenen Befehlt platziert werden :cry2:.
Jannis
 
@mick
Die einzelnen Stimen getrennt aufschreiben klingt interessant !
Das würde ich auch mal ausprobieren.
Welches Notensatzprogramm verwendest Du denn ?
Ist es ein großer Aufwand, sich da einzuarbeiten ?
LG Doc88

Ich verwende Finale. Etwas Einarbeitungszeit braucht man da schon - ich hatte am Anfang etwas Hilfe von einem Notensetzer, der viel für den Henle-Verlag arbeitet.

Bach-Fugen in Partitur zu schreiben, ist allerdings so ziemlich das Einfachste, was man sich vorstellen kann. Es gibt ja keine Dynamik, keine Artikulation und auch nicht mehrere Stimmen in einem System, die schon mal vertrackt sein können. Ich spiele die Tonhöhen auf einem kleinen USB-Keyboard mit 2 Oktaven und die Notenlängen gebe ich auf dem Zehnerblock der Tastatur ein. Eine Stimme einzugeben dauert so kaum länger, als sie einmal am Instrument durchzuspielen. Für die a-Moll-Fuge habe ich mit Seitenlayout ungefähr eine Stunde gebraucht. Das würde ich mit Bleistift nicht schaffen.

LG, Mick
 

Da hast Du wohl recht, aber ich bin noch aus der Lochkartenzeit und kann praktisch nur Unix, Fortran und LaTeX zur Textverarbeitung, typisch math. Physiker. Und was Computer betrifft, so sind wir entsetzlich konservativ. Das sollte ich wohl mal ueberdenken. In LaTeX geht natuerlich auch Notensatz, aber bestimmt nicht "schneller" als per Hand: Jede Note musz mit einem eigenen Befehlt platziert werden :cry2:.
Jannis
Fortran und Lochkartenstöße einschließlich stundenlangem Warten vor den alphabetisch geordneten Klappen für papiernen Fehlerreporte gehörten auch noch in meine Studienzeit......

Auch Notenprogramme gibt es unterschiedliche, das notepad von Finale ist umsonst und reicht völlig und ist kinderleicht, da hat meine jüngere Tochter sogar mit "komponiert".....
http://finale-notepad.de.softonic.com/
 
@mick : Meinst Du, dasz das Schreiben mit Bleistift gegenueber einem Notensetzprogramm das Stimmenlernen beschleunigen koennte? Bei mathmatischen Formeln ist es jedenfalls so, dasz ich viel besser lerne, wenn ich sie selbst schreibe als mit einem Setzprogramm setze. Hast Du beides ausprobiert?

Viele Gruesze,
Jannis
 
@mick : Meinst Du, dasz das Schreiben mit Bleistift gegenueber einem Notensetzprogramm das Stimmenlernen beschleunigen koennte? Bei mathmatischen Formeln ist es jedenfalls so, dasz ich viel besser lerne, wenn ich sie selbst schreibe als mit einem Setzprogramm setze. Hast Du beides ausprobiert?

Viele Gruesze,
Jannis

Zum Lernen wäre es in der Tat besser, die Stimmen mit Bleistift herauszuschreiben. Habe ich teilweise auch gemacht. Aber inzwischen nehme ich die Partituren auch zum Üben von verschiedenen Schlüsselkombinationen und transponierenden Instrumenten in allen möglichen Varianten. Eine Fuge beispielsweise in der Besetzung B-Klarinette, Altsaxophon, F-Horn und Tenorposaune ist mit dem Notensatzprogramm im Handumdrehen gemacht, mit Bleistift müsste ich alles mehrmal schreiben. Indem ich Partiturausgaben in verschiedenen Stimmungen und Schlüsseln übe, lerne ich mit gleichzeitig die Fuge und das Lesen transponierender Stimmen. Für jemanden, der nur Klavier spielen möchte, ist das natürlich überflüssig.
 
Zum Lernen wäre es in der Tat besser, die Stimmen mit Bleistift herauszuschreiben. Habe ich teilweise auch gemacht. Aber inzwischen nehme ich die Partituren auch zum Üben von verschiedenen Schlüsselkombinationen und transponierenden Instrumenten in allen möglichen Varianten. Eine Fuge beispielsweise in der Besetzung B-Klarinette, Altsaxophon, F-Horn und Tenorposaune ist mit dem Notensatzprogramm im Handumdrehen gemacht, mit Bleistift müsste ich alles mehrmal schreiben. Indem ich Partiturausgaben in verschiedenen Stimmungen und Schlüsseln übe, lerne ich mit gleichzeitig die Fuge und das Lesen transponierender Stimmen. Für jemanden, der nur Klavier spielen möchte, ist das natürlich überflüssig.

Eben, denn mick möchte Dirigent werden, da sind auch 4 Stimmen natürlich nichts - ganz zu schweigen von den Notationen für transponierende Instrumente .

Ich käme auch nicht auf die Idee eine Fuge getrennt nach Stimmen abzuschreiben - mir reichen da völlig Textmarker .......:-D
 
@mick : Meinst Du, dasz das Schreiben mit Bleistift gegenueber einem Notensetzprogramm das Stimmenlernen beschleunigen koennte? Bei mathmatischen Formeln ist es jedenfalls so, dasz ich viel besser lerne, wenn ich sie selbst schreibe als mit einem Setzprogramm setze. Hast Du beides ausprobiert?
Durch die Hand in den Kopf gilt unverändert.
 
Nicht, wenn man es mit Lilypond kombiniert :-)
(mein nächstes Projekt: Lilypond und LaTeX zu verheiraten)
Ich hatte mich mal für Lilypond interessiert, Vorteil war man kann alle erdenklichen Feinheiten ausdrücken, aber leider nur mit Befehlen, nicht direkt als Notenbild. Jemand, der viel schreibt womöglich noch beruflich wird ein ausgefuchstes professionelles: entsprechend teures aber lohnendes Programm erwerben, Hobbybastler bleiben bei freeware, aber direkten einfachen.
 
aber leider nur mit Befehlen, nicht direkt als Notenbild. Jemand, der viel schreibt womöglich noch beruflich wird ein ausgefuchstes professionelles: entsprechend teures aber lohnendes Programm erwerben, Hobbybastler bleiben bei freeware, aber direkten einfachen.

Genau das ist der Vorteil in meinen Augen, der Input ist auch mit dem freien Auge lesbar.;-)
Die erforderliche Einarbeitungszeit mag einige abschrecken, das ist wahr. Es gibt aber sehr gute Einführungsunterlagen und Vorlagen sowie Editoren, die speziell auf Lilypond-Eingabe zugeschnitten sind. Ich habe mich davor mit Musescore beschäftigt, bin aber nicht mit diesem Programm zurechtgekommen, weil es einige Eigenheiten hatte, die ich nicht in den Griff bekam.

Ich habe mir ein paar Vorlagen für Lilypond erstellt, wo ich nur mehr die Noten eintippen brauche, das geht dann recht schnell. Bei auftauchenden Fragen gibt es Spezialisten, die im deutschsprachigen Forum rasch und kompetent Auskunft geben.
 

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