Bin Gitarrist.
Wenn alle 6 Saiten laut Stimmgerät passen, klingt meine Gitarre schräg (ist halt nicht ganz bundrein und bei einer Klassischen Gitarre gibts da auch wenig Einstellmöglichkeiten ... eigentlich bleibt nur der individuelle Zug der Saiten als Hebel).
Ich hole mir vom Stimmgerät am Anfang einen Referenzton ... den ganzen Rest muss das Ohr übernehmen, wenn es am ende in allen Lagen annehmbar klingen soll.
Am Ende vergewissere ich mich nur, ob der Referenzton denn auch noch passt.
Bei Cavaquinho ist es noch krasser. Da muss ich die leeren Saiten alle 3-5c zu tief stimmen, damit der Ton im 2. Bund passt (Das erste Bundstäbchen ist eine Winzigkeit zu hoch).
Es ist ein Drahtseilakt, dieses Instrument so zu stimmen, dass es sich harmonisch ins Gesamtbild einfügt.
Auch dem Cavaquinho fehlen sämtliche Einstellmöglichkeiten im Bezug auf die Bundreinheit. Da kann ich beim Stimmen nur dafür sorgen, dass die Abweichungen im Rahmen bleiben.
Es sind nichtmal bauliche Fehler (OK ... beim Cava isses einer), sondern so "Kleinigkeiten" wie die Abnutzung der Bundstäbchen, die je nach Spielart und präferierter Lage von Gitarrist zu Gitarrist unterschiedlich ausfallen oder die Tatsache, dass die meisten Hersteller nur eine begrenzte Anzahl an "Tensions" anbieten (nur wenige bieten da mehr als 3 Abstufungen).
Aber was macht man, wenn "hard" zu viel ist und "medium" zu wenig? Man geht zum Gitarrenbauer und lässt sich einen individuellen Satz anfertigen, oder hofft, dass einige Premium-Hersteller feinere Abstufungen nutzen, und man da für die entsprechende Extra-Kohle was passendes findet.
Ich verlasse mich nicht gerne auf Stimmgeräte, weil ich Instrumente spiele, die fürs Ohr noch gerade so akzeptable Ungenauigkeiten brauchen, um inakzeptable "Fischigkeit" in einzelnen Lagen zu vermeiden.
Ich nutze sogar an einigen Stellen andere Griffmuster oder "micro-Bendings", weil ich genau weiß "im 6. Bund auf der g-Saite sitzt ein mächtig großer Fisch".
Am Klavier gibts zwar irrsinnig viele Saiten .... aber es sind nur Leersaiten, bei deren Stimmung man nicht noch die individuelle Geografie eines Griffbrettes berücksichtigen muss.
Dennoch bin ich der Meinung, dass es am Ende das Ohr ist, welches zu bestimmen hat, ob jetzt alles richtig klingt.