Aufwand für Ausarbeitung/Regulierung eines Chinaflügels

Ich würde davon ausgehen, dass so eine Ausarbeitung bis zu ein paar Tagen ausmachen kann. Mein erster W&L Flügel, das ist ein paar Jährchen her - da habe ich locker 2 Tage daran verbracht. Die schrägen Fänger gerade gerichtet und die Hammerschwänze gerade gefeilt, die Unterdämpfung ausgebaut und alle Achsen erneuert. Danach wieder Dämpfung aufsetzen. Die komplette Regulation der Klaviatur und der Mechanik sozusagen neu gemacht, selbstverständlich eingepaukt und die Rahmenschrauben fest gezogen und mehrmals gestimmt. Hämmer auf Scheitel gefeilt und intoniert. Ich wollte wirklich wissen, was man aus einem so billig hergestellten Flügel, bei dem die Handelsspanne doch einiges an Eigenarbeit zulässt, herausholen kann. Dann habe ich den Flügel zu einer Präsentation geschliffen, einen in meiner Gegend anerkannten Pianisten ein Konzertchen darauf spielen lassen und war zufrieden. Schlussendlich gab es einen Bericht in der Tagespresse an prominenter Stelle.

Selbstverständlich kann man aus einem billigen Asia Instrument was machen (haben momentan gerade einen Royale in den Fingern), nur sind diese Instrumente dann bei diesem Arbeits - und Materialaufwand keineswegs mehr günstiger als unsere einheimischen Marken.

Viele Grüße

Styx
 
Selbstverständlich kann man aus einem billigen Asia Instrument was machen (haben momentan gerade einen Royale in den Fingern), nur sind diese Instrumente dann bei diesem Arbeits - und Materialaufwand keineswegs mehr günstiger als unsere einheimischen Marken.

Viele Grüße

Styx
Naja etwas billiger vielleicht, aber was ich bei dem ganzen Aufwand auch nicht weiß bzw. nur erahnen kann... Wie sieht die Arbeit nach ein paar Jahren aus? War das Holz wirklich gut genug? Klingt es noch halbwegs? Verhärten die Filze rasch und klappert alles, weil das Holz nachtrocknet bzw. stark arbeitet? Werden die Basssaiten schnell dumpf und ist der Bodendruck noch da?

Ich habe bei manchen dieser Instrumente bemerkt, dass der Lack schon nach 2, 3 Jahren wellig wird. Das liegt nicht am Lack, sondern am trocknendem Holz darunter. An eine wirklich langjährige Stabilität wie man es gewohnt ist von deutscher Ware braucht man grundsätzlich nicht zu denken. Reicht es über die Garantiezeit hinaus und ein paar Jahre mehr, wie eine Waschmaschine oder ein anders Haushaltsprodukt, darf man nicht meckern. Eine größere Überholung werden diese Instrument wohl kaum einmal erfahren.

LG
Michael
 
Sicher Micha, das wäre auch in 2 Tagen gar nicht zu schaffen, selbst wenn man noch so flink arbeitet. Das fängt ja an vom kompletten Neubezug bis zur auswechslung der kompletten Mechanikteile - die optischen Dinge lasse ich mal außen vor - und es wird trotzdem kein Steinway, dafür aber genau so teuer :D

Viele Grüße

Styx
 
Naja etwas billiger vielleicht, aber was ich bei dem ganzen Aufwand auch nicht weiß bzw. nur erahnen kann... Wie sieht die Arbeit nach ein paar Jahren aus? War das Holz wirklich gut genug? Klingt es noch halbwegs? Verhärten die Filze rasch und klappert alles, weil das Holz nachtrocknet bzw. stark arbeitet? Werden die Basssaiten schnell dumpf und ist der Bodendruck noch da?

Ich habe bei manchen dieser Instrumente bemerkt, dass der Lack schon nach 2, 3 Jahren wellig wird. Das liegt nicht am Lack, sondern am trocknendem Holz darunter. An eine wirklich langjährige Stabilität wie man es gewohnt ist von deutscher Ware braucht man grundsätzlich nicht zu denken. Reicht es über die Garantiezeit hinaus und ein paar Jahre mehr, wie eine Waschmaschine oder ein anders Haushaltsprodukt, darf man nicht meckern. Eine größere Überholung werden diese Instrument wohl kaum einmal erfahren.

LG
Michael

Danke, das ist natürlich schon eine Aussage.
Wenn dem wirklich so ist, dann sind die Instrumente eigentlich doch zu teuer. Was nützt mir dann selbst eine (kurzzeitige) perfekte Regulierung, wenn nach ein paar Jahren nur noch Wellpappe übrig ist.:(
 
Wenn dem wirklich so ist, dann sind die Instrumente eigentlich doch zu teuer. Was nützt mir dann selbst eine (kurzzeitige) perfekte Regulierung, wenn nach ein paar Jahren nur noch Wellpappe übrig ist.:(

Nun, es ist ja auch immer eine Frage des Anspruches - ein Omilein welches gern mal ihre Clementi Sonatinen runterklimpert, ist mit ihrem 130 Jahre alten kaum noch stimmbaren geradsaitigen Oberdämpfer sicherlich zufrieden, und sie freut sich jedes mal wenn der Klavierstimmer - Techniker da war und wieder mal den Klang etwas schöner hinbekam. Das ist ja auch in Ordnung so, nur wenn jemand einen Steynway o.ä. für seine Musik braucht, jedoch nichts ausgeben möchte ist es eine unrealistische Vorstellung dieses billig erreichen zu können. Wie ich schon andeutete, natürlich kann man ein billiges Asia Instrument entsprechend "tunen", nur das bezahlt kein Kunde so man doch für das selbe Geld ein neues Markeninstrument bekäme.

Viele Grüße

Styx
 
Hallo

Wenn ich die Geschichte von fishermans Feurich Flügel richtig verfolgt habe, wäre das vom Preis, Alter und Aufwand ein ziemlich genau passendes Beispiel, sogar mit dem gleichen Namen.

Und den würde ich unbesehen jedem neuen Chinaflügel vorziehen.

Aber das ist wohl schon eine Frage der eigenen Philosophie, und jeder hat da so seine eigenen Präferenzen.

Ich bin eben einer, der lieber einen gebrauchten, handgemachten Porsche fährt, als ein neues getuntes Hyundai Coupe.
( um mal wieder einen der beliebten Autovergleiche zu bemühen)

Grüße

Jörg

Ich gebe Dir Recht und würde einen guten gebrauchten auch vorziehen. Es ist allerdings aufwendiger, von privat so was zu finden. Man braucht i.d.R. mehr Zeit und etwas Glück. Gut aufbereitete Modelle beim Händler sind meistens wesentlich teurer als 10.000 (zumindest die, die ich bei den Händlern in meiner Nähe gesehen habe), weil zusätzlich Aufwand für die Optik betrieben wurde. Wenn sich jemand allerdings für ein sofort verfügbares neues Instrument in dieser Preisklasse entscheiden sollte, wäre China-Feurich-Flügel, dessen Klang und Spielart aufbereitet ja durchaus zu gefallen vermag, in meinen Augen aber immerhin eine Alternative. Hängt vielleicht auch von der Beanspruchung ab: wenn ich als Hobby-Spieler im Durchschnitt nur 1 Std. pro Tag spiele, spielt der Wartungsaufwand in dem Fall vielleicht eine wesentlich geringere Rolle als für den angehenden Musik-Studenten oder die Musikschule.
 
Ich habe inzwischen noch mehrere Instrumente von Feurich gespielt und der Eindruck war gleich. Alle irgendwie sehr inhomogen. Das Risiko mag ich dann doch nicht eingehen, ob man das durch "Tunen" hinbekommt.

Wer billig kauft, kauft zweimal...
 

Ich habe inzwischen noch mehrere Instrumente von Feurich gespielt und der Eindruck war gleich. Alle irgendwie sehr inhomogen. Das Risiko mag ich dann doch nicht eingehen, ob man das durch "Tunen" hinbekommt.

Wer billig kauft, kauft zweimal...
Und da geht er hin - der Ruf der Marke Feurich. Weil eben keiner sagt, dass er China-Feurichs angespielt hat. Das war doch abzusehen - ich kapier diese "Marken-Marketing-Entscheidungen" nicht. "Ins Hirn geschissen" ist wohl treffend ...
 
Fragt sich allerdings wie viele deutsche Feurich Flügel die letzten Jahre noch verkauft wurden. Ich hab noch keinen einzigen neuen deutschen Flügel irgendwo gesehen. Nur gebrauchte...
 
Ich hab noch keinen einzigen neuen deutschen Flügel irgendwo gesehen.


Ich schon. "Viele" davon gab es seit 1994 allerdings nie. Doch wer sich ernsthaft für die Marke interessiert, wird auch den intellektuellen Klimmzug schaffen, zwischen dem China-Feurich und dem echten zu unterscheiden; auf letzterem steht ja deutlich lesbar, daß er handgefertigt in Gunzenhausen sei. Und wer nicht lesen mag, kann ja immer noch die Ohren aufsperren. Wenn das nicht hilft, braucht er eh keinen Flügel aus Gunzenhausen.
 
Ich schon. "Viele" davon gab es seit 1994 allerdings nie. Doch wer sich ernsthaft für die Marke interessiert, wird auch den intellektuellen Klimmzug schaffen, zwischen dem China-Feurich und dem echten zu unterscheiden; auf letzterem steht ja deutlich lesbar, daß er handgefertigt in Gunzenhausen sei. Und wer nicht lesen mag, kann ja immer noch die Ohren aufsperren. Wenn das nicht hilft, braucht er eh keinen Flügel aus Gunzenhausen.

Ein Kunde von mir hat vor 2 Jahren mal bei Feurich nach der Möglichkeit angefragt einen neuen Flügel anzuspielen - die Antwort war daß das nicht möglich ist weil die Flügel nur auf fixe Bestelllung gebaut werden.
Anscheinend ist die Geschäftsbeziehung zwischen Feurich und ehemals Wend & Lung wieder beendet - den Namen Feurich haben die sich aber behalten.
 
(1) Ein Kunde von mir hat vor 2 Jahren mal bei Feurich nach der Möglichkeit angefragt einen neuen Flügel anzuspielen - die Antwort war daß das nicht möglich ist weil die Flügel nur auf fixe Bestelllung gebaut werden.
(2) Anscheinend ist die Geschäftsbeziehung zwischen Feurich und ehemals Wend & Lung wieder beendet - den Namen Feurich haben die sich aber behalten.

(1) In Gunzenhausen kann man das auf jeden Fall. Auf der letzten Musikmesse waren sie mit einem 227er, der wirklich ein wunderschönes Instrument war. (2) Hieß es nicht hier im Forum, daß Feurich mehrheitlich Bittner (W&L) gehört?
 
Damals konnte der Interessent auch in Gunzenhausen keinen Flügel anspielen, hat sich halt dann einen anderen guten Flügel gekauft.
 
Ich würde mich lieber dort operieren lassen, wo die Operationen in Routine gemacht werden als in einem Krankenhaus bei dem die OP einmal im Jahr durchgeführt wird. :)
 

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