Aufgeregt ohne Grund, Hände zittern....:-P

Sicher, aber ohne enorme Musikalität geht's eben auch nicht (bzw. ohne echtes Gespür und Gefühl für gute musikalische Gestaltung). Dem Chopin fehlt immer noch die dreifache Menge Gefühl, um wirklich schön zu werden, und der Brahms ist gut und sauber gespielt, aber gut und sauber spielen können und konnten ja viele... Wie gesagt, Horowitz'sche Glanzlichter fehlen (mir) bei Rubinstein, besonders in musikalischer Hinsicht. Der Kopf allein reicht nicht, zum wirklich guten Musizieren gehören auch viel Herz und Bauch.

(und hast Du Dir Brigitte Engerer mal zu Gemüte geführt?)

Die Aufnahme von Brigitte Engerer kenne ich nicht, werde ich mir bei Gelegenheit mal anhören.

Wir kommen da nicht auf einen gemeinsamen Nenner. Du sprichst hier Rubinstein quasi Musikalität ab, da weiß man gar nicht, was man dazu sagen soll. Du verwechselst da glaube ich auch Gefühl mit Gefühlsduseligkeit und die hat Chopin nicht verdient. Einer der großen Verdienste von Rubinstein war, dass er Chopin aus dieser Ecke raus geholt hat. Ich kann mir die Bemerkung nicht verkneifen, dass der von Dir so geschätzte Lang Lang z.B. den gleichen Fehler macht. Das soll keine Spitze gegen Dich sein aber vergleiche nur mal Aufnahmen der Etüde op. 25.1 von Rubinstein und Lang Lang. Nur hören, nicht anschauen. Wenn Du gleichzeitig noch die Bilder dazu siehst wird es natürlich ganz extrem: Auf der einen Seite ein Rubinstein, der kerzengerade ohne irgendwelches Beiwerk fantastisch spielt, auf der anderen Seite der Techniker Lang Lang, der meint, mit übertriebenem Rubato, überbordender Gestik und Mimik auch dem letzten Zuhörer noch zeigen zu müssen, wie gefühlvoll doch diese Musik ist. Wer ein Leben wie Rubinstein hatte, der hatte wahrlich genug "Gefühl" in sich, wusste aber auch, dies im Sinne des jeweiligen Werkes zu dosieren. Und das ist nur einer von vielen Aspekten, die eine gelungene Interpretation für mich ausmachen.

Aber eigentlich geht es hier im Thema ja um was ganz anderes.
 
Um wieder auf das Thema "Lampenfieber" zu kommen: Lampenfieber kann seine Ursache in nicht hinreichender Sicherheit beim Vortrag stammen, weil a) der Künstler zu wenig Zeit oder Lust zum Einstudieren besaß, oder b) er der Aufgabe (noch) nicht gewachsen ist. Das würde ich das " begründete" Lampenfieber nennen. Dann gibt es aber auch das "unbegründete", rein emotionale Lampenfieber, das auch größte Virtuosen besaßen und besitzen. Bei ihm helfen all die hier angedeuteten Methoden: Routine im Vorspiel, Aufnahme, etc.
Aber, aus meiner Erfahrung, sind dies (nur, aber immerhin) dämpfende Methoden, das Lampenfieber bleibt als "Unwohlgefühl" dennoch meist bestehen. Die Frage ist nur, inwieweit es die künstlerische Leistung gleich reduziert: hörbar oder unhörbar...
Was tun? In der Psychotherapie würde man zunächst einmal das Gefühl des Lampenfiebers sehr genau durchfühlen und durchdenken, und es annehmen. Es darf kein fremder Feind sein, dem man ausgeliefert ist wie ein Opfer. Nach der Akzeptation spielt man dann mit dem Handicap deutlich versöhnter, als unter dem ewigen Druck das Unbesiegbare doch besiegen zu müssen, wird freier für die schon hier betonte Konzentration.
Bei einer künstlerischen Karriere (in Sachen Konzertieren) muss jeder wissen, dass dieser Faktor ebenso wichtig ist, wie das künstlerische Können. Es gibt hervorragende Musiker, die dem ewigen Vorspiel-Stress eben aus nervlichen Gründen nicht gewachsen sind. Warum sollten sie sich ein Leben lang quälen, statt die Musik zu genießen, und ihr Talent z.B. als Lehrer sinnvoll einzusetzen?
Selig die, die die besseren neurologischen Voraussetzungen mitbringen, die "Nerven wie Stahlseile" haben, gemischt mit einer sehr selbstsicheren Persönlichkeit und einem hohen Maß an Extraversion.
 
Lieber Christian,
Du sprichst hier Rubinstein quasi Musikalität ab, da weiß man gar nicht, was man dazu sagen soll.
das hab' ich nicht gesagt, ich hab von "enormer Musikalität" gesprochen, und dieses Attribut vergebe ich eben nur selten. Rubinstein ist hier nicht das erste mal hoch gelobt worden, und jedesmal hab' ich mir eine Antwort darauf verkniffen, nur diesmal halt nicht.
Du verwechselst da glaube ich auch Gefühl mit Gefühlsduseligkeit
Zwischen "Gefühlsduselei" und Gefühl will gut unterschieden sein. Vielleicht ist das nicht immer und für jeden einfach, die Grenze da korrekt zu ziehen, aber die Suche nach dieser Grenze lohnt sich (das ist jetzt nicht speziell auf Dich gemünzt).
und die hat Chopin nicht verdient. Einer der großen Verdienste von Rubinstein war, dass er Chopin aus dieser Ecke raus geholt hat.
Wieviel Gefühl von nöten und passend ist, bestimmt ein Musikstück selbst, und nur anhand einer ganz konkreten Interpretation kann man entscheiden, ob es bei ihr nun paßt, oder nicht.
Ich kann mir die Bemerkung nicht verkneifen, dass der von Dir so geschätzte Lang Lang z.B. den gleichen Fehler macht.
Fehler machen nur die, die Musik nicht ihr selbst gegenüber angemessen darstellen... und was letzteres heißt, dazu kann (und sollte) man sich lebenslang auf die Suche begeben.

Das soll keine Spitze gegen Dich sein aber vergleiche nur mal Aufnahmen der Etüde op. 25.1 von Rubinstein und Lang Lang.
Die Etüde von Lang Lang ist auch für mich an der Grenze - aber noch nicht drüber, auf jeden Fall ist sie sehr viel kurzweiliger und interessanter als das, was Rubinstein macht. Ich bin ganz froh, daß Lang Lang die Welt nicht mit noch einer austauschbar-geradeaus gespielten Etüde gelangweilt hat... interessanter ist da schon der Vergleich von Chopin Ballade Nr. 2 Op. 38 von Lang Lang und Rubinstein.
Übrigens heißer Tipp für die Op. 25 Etüden: Sokolov :super:
Nur hören, nicht anschauen. Wenn Du gleichzeitig noch die Bilder dazu siehst wird es natürlich ganz extrem
Zur Beurteilung von Schauspielkunst sind wir eh im falschen Forum... Musik nimmt man mit den Ohren auf, alles andere lenkt nur ab.

Übrigens nochmal zur Klarstellung: ich bin kein "Fan" von Lang Lang. Ich höre mir die Arbeiten von Musikern objektiv und vorurteilsfrei an. Manches kann meine Gunst erringen, und manches eben nicht. Und sowieso ist alles meine persönliche Meinung.

LG Dreiklang
 
Manches kann meine Gunst erringen, und manches eben nicht.

Deine Gunst - klingt aber auch lustig in dem Zusammenhang, erinnern mich an den Spruch mit der Deutschen Eiche und der Wildsau, wobei ich hier in Dreiklang nicht die Eiche erkenne ;)
Sag besser, es gefällt Dir halt nicht. Das ist ja legitim, auch wenn ich es persönlich sogar als Laie seltsam finde, wenn Du Rubinstein mit Gefühlsduselei verbindest und Schauspielpopstar Lang Lang das alles ja viel besser macht. Das kommt schon bissel schräg.
 
Selig die, die die besseren neurologischen Voraussetzungen mitbringen, die "Nerven wie Stahlseile" haben, gemischt mit einer sehr selbstsicheren Persönlichkeit und einem hohen Maß an Extraversion.

Oder jene die ein hohes Maß an Selbsverliebtheit gepaart mit einer mächtigen Portion Größenwahn haben und an nanmenhaften Pianisten herumkritteln welche mit all diesen Eigenschaften ned ausgestattet waren.....:rauchen:


Viele Grüße

Styx
 
auch wenn ich es persönlich sogar als Laie seltsam finde, wenn Du Rubinstein mit Gefühlsduselei verbindest
Und ich finde es seltsam, wenn Leute meine Posts nicht richtig lesen können ;-)
und Schauspielpopstar Lang Lang das alles ja viel besser macht. Das kommt schon bissel schräg.
Nicht immer drüber reden - einfach tun ;-)Nimm' Dir einfach mal ein paar Einspielungen von beiden, oder anderen Pianisten, vor, und versuche herauszufinden, wer musikalischer bzw. technisch besser spielt.

Eigentlich ist das gar nicht so schwierig, finde ich. Daß ein Pianist mal einem anderen unterliegt bei einem bestimmten Stück, ist keine Schande, sondern gang und gäbe.

Den perfekten Über-Pianisten gibt es nicht.
 
Ja, sehr seltsam daß hier keiner (meinereiner eingeschlossen) Deine Beiträge nicht richtig lesen kann ....woran daß wohl liegen mag ? :denken:

Wahrscheinlich alles hier Hohlköpfe, lausige Amateure, schwachsinnige Piesepampel......:rauchen:
Jetzt ists auch mal wieder gut ab jetzt ich geb Dir keine Likes mehr -
sonst startet noch ne Grundsatzdiskussion über sinnvolle Beiträge :lol::lol::lol:
 

Sag besser, es gefällt Dir halt nicht. Das ist ja legitim, auch wenn ich es persönlich sogar als Laie seltsam finde, wenn Du Rubinstein mit Gefühlsduselei verbindest und Schauspielpopstar Lang Lang das alles ja viel besser macht. Das kommt schon bissel schräg.

Bei allem Unverständnis bzgl. einiger Äußerungen von Dreiklang möchte ich doch darauf hinweisen, dass er nirgendwo Rubinstein Gefühlsduselei unterstellt hat. Ich habe das Lang Lang im Vergleich zu Rubinstein unterstellt. Ich bin mir durchaus bewusst, dass es eigentlich eine Unverschämtheit von mir als Amateur ist, einen Pianisten wie Lang Lang zu kritisieren, ich empfinde es halt so. Ich sehe das aber auf der Ebene eines Hobbykochs, dem ein Essen eines Sternekoches nicht schmeckt, ohne selbst so kochen zu können;-).

Aber vielleicht hat noch jemand was zu den zitternden Händen zu sagen. Das ist ja das eigentliche Thema.
 
Ich bin mir durchaus bewusst, dass es eigentlich eine Unverschämtheit von mir als Amateur ist, einen Pianisten wie Lang Lang zu kritisieren, ich empfinde es halt so. Ich sehe das aber auf der Ebene eines Hobbykochs, dem ein Essen eines Sternekoches nicht schmeckt, ohne selbst so kochen zu können;-).

Man muß ned selber kochen können um einen guten Geschmack zu haben - mein Kloaner hat gerad mal ein halbes Jahr Klavierunterricht, der findet LL einfach nur greisslich. Das sagt mir einfach nur, daß er Musik empfindet und nicht einfach nur hört, was schon mal eine gute Vorraussetzung für gute Interpretation ist.
Und da leite ich jetzt mal über; mein Kloaner war arg unruhig bei seinem ersten Vorspiel, er wollt fast garned an den Flügel, als ich dann fragte warum er solche Angst da vor hätte, entgegnete er, vielleicht spiele er genau so langweilig wie LL.....beim Aaron Band 1 :lol::lol::lol:


Viele Grüße

Styx
 
Ich bin mir durchaus bewusst, dass es eigentlich eine Unverschämtheit von mir als Amateur ist, einen Pianisten (...) zu kritisieren, ich empfinde es halt so. Ich sehe das aber auf der Ebene eines Hobbykochs, dem ein Essen eines Sternekoches nicht schmeckt, ohne selbst so kochen zu können;-).
Diese Einstellung ist doch völlig o.k. ;-)Für wen spielen und spielten denn die berühmten Pianisten? In der Hauptsache für die Amateure, eben für das Publikum. Da kann man sich doch auch als Amateur eine Meinung bilden? (selbstredend schadet es aber nicht, wenn man sich bei seiner Meinungsbildung ein bisschen Mühe gibt)
 
Diese Einstellung ist doch völlig o.k. ;-)Für wen spielen und spielten denn die berühmten Pianisten? In der Hauptsache für die Amateure, eben für das Publikum.

Klar doch, und LL spielt für die Profis :blöd:Werd ich nächste mal den Musikprofessoren mal nahelegen, welche ihr Musikzimmer mit so einen Schund wie Rubinstein aber keiner LL Platte vollstehen haben ....:rauchen:


Viele Grüße

Styx
 
Das ist ja sehr "beruhigend", dass auch andere beim Vorspielen nervös werden (oder vor dem Vorspielen Lampenfieber haben).
Ich bin wirklich kein Experte, aber was in diesen Situationen wirklich nicht hilft, ist die Nervosität zu verdrängen. Im Gegenteil sollte man in sich hineinhorchen und sich fragen, warum bin ich nervös, was fürchte ich denn tatsächlich? Was passiert, wenn ich falsch spiele? Verliere ich das Gesicht? Lacht man mich aus? Muss ich Strafe zahlen? Nein! Die Antwort muss jeder selber finden.
Der Grundfehler ist wohl, dass man bei Nervosität leicht zu schnell spielen will, man will sich auf das Fingergedächtnis verlassen. Statt dessen hilft es meistens, wenn man betont langsam und konzentriert anfängt.
 

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