Anschlagpunkt

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17. Okt. 2021
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Wie findet man eigentlich zB bei der Restauration den korrekten Anschlagpunkt und kann man den individuell einstellen, ohne die Verleimung der Hammerköpfe zu lösen?

Ich war der Meinung, dass es üblicherweise genau 1/7 oder 1/9 der Saite ist, um einen guten Klang zu erzielen, aber in einem der Bücher von Carl-Johan Forss (ich glaube das rote) bin ich über eine Tabelle gestolpert, in der die Anschlagpunkte von mehreren Tönen und mehreren Klavieren aufgelistet waren. Es gab nicht nur Variation zwischen den Herstellern, sondern auch innerhalb eines Instruments Schwankungen von zB 1/7 bis 1/8,62. Muss das also gar nicht so genau sein?

Hintergrund meiner Frage ist, dass bei mir die obersten Töne relativ viel Geräusch und wenig Klang erzeugen. Klar, ist bei jedem Instrument so, aber bei mir gefühlt überdurchschnittlich stark. Und da habe ich mir überlegt, ob das am Anschlagpunkt liegen könnte.
 
Hängt auch von der Form des Scheitels der Hammerköpfe ab. Man kann übrigens die gesamte Mechanik auf dem Stuhlboden verschieben und sich so einer guten Anschlaglinie annähern. Messinstrument sind die Ohren.
 
Hängt auch von der Form des Scheitels der Hammerköpfe ab.
Jein, normalerweise sollte die Form so sein, dass der Anschlagpunkt in der Verlängerung des Holzkerns liegt.

Man kann übrigens die gesamte Mechanik auf dem Stuhlboden verschieben und sich so einer guten Anschlaglinie annähern.
Ja, aber nur in eine Richtung. Wenn der ideale Punkt hinter dem aktuellen ist, erreicht man ihn nicht.
 
Wie findet man eigentlich zB bei der Restauration den korrekten Anschlagpunkt und kann man den individuell einstellen, ohne die Verleimung der Hammerköpfe zu lösen?

Alte Klaviere haben seltenst noch die optimale Anschlagslinie - und wenn man es gescheit machen will, dann kommt man nicht umhin, die optimale Anschlaglinie mit den Ohren pro einzelnem Ton herauszuhören und anhand dessen eine neue Anschlagslinie im Diskant zu definieren, die Hammerköpfe von Stiel zu lösen und neu zu verleimen. Das ist aber kein Hexenwerk und bringt im Idealfall eine substantielle Verbesserung des Klangs im gesamten Diskant.

Bei meinem Steinway waren es am Ende 42 Hämmer, die neu verleimt wurden.

 
Zuletzt bearbeitet:
Hintergrund meiner Frage ist, dass bei mir die obersten Töne relativ viel Geräusch und wenig Klang erzeugen. Klar, ist bei jedem Instrument so, aber bei mir gefühlt überdurchschnittlich stark. Und da habe ich mir überlegt, ob das am Anschlagpunkt liegen könnte.
Hast du ein Klavier oder einen Flügel? Beim Klavier steht die Mechanik meist in einer Kesselschraube links und rechts. Du kannst die Kesselschraube rechts, also im Diskant, herunter drehen und somit die Anschlagslinie weiter weg von der Silie bekommen. Das Maß sind deine Ohren.
 
Flügel. Stimmt, diese Information habe ich komplett unterschlagen.
 
Du kannst die Mechanik etwas hin und her bewegen, dann schaust wo es am optimalsten klingt.
Nur nach vorne (in Richtung Pianist). Die weitest-möglich nach hinten geschobene Position ist die, in der die Mechanik gebracht wird, wenn man das Instrument wieder zusammenbaut.
Wobei ohnehin nicht viel Platz ist. Der Hammer des höchsten c verfehlt hinten den Resonanzboden um ca 1 mm und schlägt die Saite fast am Kapodaster an.

Sowohl beim Klavier als auch beim Flügel, lässt sich die Mechanik entsprechend verstellen.
Wie? Die Hämmer sind fix an einer Leiste verschraubt. Da gibt es keine individuelle Anpassung. Das einzige, was mir einfällt, wäre, etwas bei der Schraube unterzulegen (so wie bei der Korrektur eines schiefen Hammers), aber wenn man da ausreichend viel unterlegen würde, dass es einen Effekt hat, ist das Röllchen nicht mehr richtig und ich nehme an, dass die ganze Auslösung dann nicht mehr passt. Keine Ahnung, ob man das noch brauchbar regulieren könnte. Meiner Einschätzung nach wäre das Pfusch.

Es ist eine Renner-Mechanik aus 1929, falls das relevant ist. Sieht für mich nach Standard aus, ohne auffällige Besonderheiten.
 

Der Hammer des höchsten c verfehlt hinten den Resonanzboden um ca 1 mm und schlägt die Saite fast am Kapodaster an.

So mit hast Du oben eh ned sehr viel Auswahl des Anschlagpunktes.

Die Flügelmechanik weiter nach hinten zu verschieben, geht schon - man muß nur hinten die Begrenzungsbacken entfernen.

Wenn man auf diese Art und weise den idealen Anschlagspunkt gefunden hat (welcher natürlich sehr subjektiv und individuell gewertet wird), kann man sich diesen auf den Saiten markieren und mit dem Umleimen - oder sagen wir besser, die Erneuerung der Hammerstiele und Hammerköpfe auf genau diesen Punkt vornehmen.
 
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Einem Österreicher solltest Du diese Frage nichts stellen. Hier ist alles Klavier; ein Flügel ist ein Klavier, genauso wie eine aufrechte Kiste, nur dass die hier Pianino heißt.

Ich hab' inzwischen ziemlich viele Klaviere, aber kein einziges Pianino...

Ich denke mal die meisten Österreicher wissen schon den Unterschied - aber gut, im Wiener Stadtbezirk Favoriten muß man so etwas ja nicht wissen...
:rauchen:
 

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