Also was soll der Thread?
Wieder die offenbar unvermeidliche Metadiskussion. Wenn Du den Sinn nicht erkennen kannst, solltest Du hier nicht teilnehmen. Störende Destruktivität wäre sonst die wahrscheinliche Folge.
Ehrlich, ich sehe keinen besonderen Sinn darin, das einstimmig vorgestellte Fugenthema harmonisch zu betrachten - es ist vor allem eine lineare Angelegenheit
E.F. Richter zum Fugenthema:
... leichfasslich, verständlich, bezieht sich auf den Inhalt des Themas in melodischer und harmonischer Hinsicht.
Beides ergänzt sich. Diejenige Melodie, deren innerste natürliche Harmonie am leichtesten hervortritt, wird am fasslichsten sein: ebenso kann die Bedeutung der Harmonie erst durch die melodische Folge erkannt werden.
Lit.:Ernst Friedrich Richter: Lehrbuch der Fuge (1859) S. 46 ff.
Zu den unterlegten Harmonien: "Ich denke, das sollte man bei einer einstimmigen Melodie nicht zu eng sehen." (
Post)
Meine derzeitige Meinung: Eine einfache Harmonik der Melodie sollte naheliegen. Sie kann dann im Verlauf komplexer ausgedeutet oder neu formuliert werden.
Viel interessanter ist es auch zu betrachten, wie sich die Spitzentöne zu einer übergeordneten Melodie entwickeln.
Das kann auch interessant sein, so wie die Betrachtung der Melodie der tiefsten und. der betonten Töne.
Ich möchte noch einmal die Relevanz des Threadthemas betonen, denn alles entwickelt sich aus dem Thema heraus. Es gilt weniger die Aussage, daß eine Fuge ein Thema "hat", als daß ein Thema zur Fuge ausgearbeitet wurde.
H. C. Koch:
...denn die Fuge, sey es auch, daß die eigentliche Ausarbeitung noch hie und da mit einigen Schwierigkeiten verknüpft ist, ist dennoch schon so gut vollendet, sobald der Tonsetzer sein Thema ganz übersieht, sobald er sich ein schickliches Contrasubjekt dazu gedacht hat, und sobald er weiß, bey welchem Tone es die übrigen Stimmen ergreifen, und mit diesem oder jedem Intervalle in engern Nachahmungen anfangen könne, u. dergl.
Heinrich Christoph Koch: Musikalisches Lexikon (1802) S. 616
Denn nicht die Arbeit der Fuge selbst, sie mag noch so gewandt und kunstvoll sein, wird dieselbe zu einer wirklich künsterlischen machen, wenn nicht das Thema gleichen geistigen Wert besitzt.
Ernst Friedrich Richter: Lehrbuch der Fuge (1859) S. 46 ff.
a-Moll auf der 4. Zählzeit wäre ein Trugschluß
... wenn davor die V stünde. Es steht aber die IV (oder evtl. die II, ebenfalls mit Subdominantfunktion). Wir haben keine Erwartungshaltung, daß jetzt die Tonika kommen müsste (wie es bei der V der Fall wäre) und werden nicht "betrogen".
die einstimmige Exposition (Vorstellung) des Themas mit "gedachter" Vollkadenz wahrzunehmen, macht einen sinnvollen Eindruck.
Da stimme ich zu. Die Details sind m.E. in der Einstimmigkeit jedoch nicht festgelegt. Ich halte die Möglichkeit einer Harmonisierung mit der VI aufrecht und sehe sie nach der IV und vor der V als Erweiterung der subdominantischen Ebene. (Habe auch einen Beleg bei Everard Sigal dafür gefunden (Bsp. 11.3.1.-4) in
http://www.mu-sig.de/Theorie/Tonsatz/Tonsatz29.htm)
Die bereits gegebenen zwei Zitate aus der Fuge mögen als weitere Belege gelten.
Meine Wahrnehmung des Themas als melodische Einheit ohne die Zerlegung in zwei Teile wird durch die Zitate von Siglind Bruhn unterstützt. Deshalb habe ich wohl intuitiv mit a-Moll harmonisiert. Andere Hörtypen nehmen das offenbar anders wahr. Man sollte nicht etwa die eigene Wahrnehmung als Stein des Weisen, der für alle gültig ist, verkaufen. Daher dürfte bei solchen Diskussionen etwas mehr Zurückhaltung und Toleranz angebracht sein.
Es geht im Thread nicht primär darum, Bach-Themen oder -Fugen nachahmen zu wollen. Vielmehr soll der Thread dazu dienen, bei den bisher nur "gehörten" Meister-Fugen sich in deren Keimzellen zu vertiefen, sozusagen sie viel intensiver zu hören, zu analysieren und dann bewusster zu hören.
Wie oft hat man nicht Fugen gehört, auswendig gespielt, sich aber nie bewusst gemacht, was genau abläuft. Und das wichtigste sind die Eigenschaften des Themas, aus dem sich alles entwickelt.
Viele Grüße
Niko