Alla Breve Takt <-> 4/4 Takt

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25. Juni 2007
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Von den 18 großen Leipziger Orgelchorälen Bachs gibt es von den meisten daraus eine ältere Fassung aus seiner Weimarer Zeit.
Aus gegebenem Anlaß bin ich nun dabei, mir den Choral BWV661, "Nun komm, der Heiden Heiland" einzuverleiben. Bach hat in der älteren Fassung diesen Choral im 4/4-Takt notiert, mit 16-tel Noten. In der Schlussfassung ist er bis auf wenige Stellen unverändert (Oktavparallelen verbessert und ein paar Durchgangstöne geändert), jedoch hat Bach diesen Choral stattdessen im alla breve Takt notiert, und entsprechend alle Notenlängen verdoppelt, sodass aus den 16-tel Noten nun Achtel geworden und doppelte Anzahl Takte entstanden sind.

Vom Charakter des Stückes her - die schnellsten Notenwerte sind Achtelnoten, der Cantus Firmus mit vielen ganzen Noten im Pedal, das schnellste sind Viertelnoten im Pedal- wird das Stück gerne im Plenum (so hat es Bach auch extra notiert!) mit Posaunenbaß im Pedal und viel Esprit gespielt, ist also keinesfalls ein getragenes Stück. Der Heiden Heiland kommt hier also "volle Lotte" daher, so ganz anders als in den anderen Bach-Chorälen über den gleichen Adventschoral.

Meine Frage an die Experten: Was will Bach mit dieser Taktänderung wohl mutmaßlich ausdrücken? Gemäßigteres Tempo? Schnelleres Tempo? Tempounabhängige Dinge, wie z.B. Artikulationsänderungen?
 
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Hallo Mindenblues,

Aus der Alabreveversion würd ich wohl ein noch mehr sprechendes, hüpfendes als gesangliches Spiel herleiten. Die Sechzehntel erfahren durch die runterwertung zu Achtel eine höhere Priorität. Schließlich befindet jetzt auf jeder einzelnen Ex-sechzehntelvierergruppe abwechselnd eine gewichtige Eins und eine ein bisschen weniger gewichtige Zwei, was vorher nur für jede zweite Gruppe der Fall war.
Auf das Tempo würde ich deswegen keine großen Rückschlüsse führen. Gewiss würde sich die Sechzehntelversion schneller spielen lassen, da die zweite und vierte Vierergruppe mehr einen Silbencharakter, als den eines eigenen Wortes hätten.
 

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