Akzentlehre

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Alter Tastendrücker

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31. Aug. 2018
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Hallo, ich finde es hier immer wieder interessant, dass Anfänger (öfter Selbstlerner) völlig frei von musikalischen Konzepten versuchen Klavier zu spielen.
Eines der am Anfang einfachsten (und im fortgeschrittenen Stadium extrem anspruchsvollen) Konzepte wäre eine Akzentlehre, wie sie bis Mitte des 19. JH. in jeder Klavierschule ausführlich dargestellt wurde; am elementarsten wohl bei Johanna Kinkel (Briefe an eine Freundin ...).
Warum ist die Akzentlehre eines der leichtesten Mittel musikalisch zu kommunizieren so sang- und klanglos vergessen worden? Ich habe dazu eine Theorie, die ich hier - noch - nicht ausbreiten möchte.
Auch die Unterscheidung der beiden grundsätzlichen Akzenttypen ist hilfreich: der grammatische Akzent, der die metrischen Schwerpunkte markiert und der oratorische, der 'besondere Ereignisse' betont!
Gerade am Beginn der Klaviererfahrungen ist das doch ein einfaches Konzept, mit dem man dem Nachspielen mehr oder weniger gelungener YT ''Interpretationen'' etwas entgegen setzen kann.
So viel zum Start! Was meint man hier!
 
Hast Du mal ein paar Links, um eine Vorstellung davon zu bekommen, was genau es damit auf sich hat?
Meine diversen Suchen unter alleiniger Berücksichtung der Stichworte „Akzentlehre" und „Johanna Kinkel" als auch in unterschiedlichen Kombinationen mit anderen Stichworten laufen mehr oder weniger ins Leere
 
"Akzentlehre"... blablabla...

Es reicht völlig, wenn man als Lehrer selber weiß und umsetzen kann sowie es dem Schüler zu vermitteln vermag

- was Rhythmus ist, wie also insbesondere der Zusammenhang von Takt und Rhythmus mit Betonungen ist, warum Takt existiert, was Auftaktigkeit ist, warum das Notenbild unserer Notenschrift mit den Taktstrichen und Balkensetzungen etwas anderes suggeriert als wie es tatsächlich aufzufassen ist etc.

- von wo bis wo jede Phrase geht (da ist Bach bekanntlich ein sehr spannendes und lehrreiches Betätigungsfeld!)

- wie Stellen sich "anfühlen" sollen (durch Vormachen, Vergleiche etc.)

- dass "Akzent" oder "Betonen" nicht einfach "lauter spielen" bedeutet (mal bitte alle Amateure vortreten, die bisher ehrlich gesagt dachten, dass ein Betonungszeichen über einer Note bedeute, man solle sie lauter als die umgebenden spielen! ... ok, dachte ich mir!), sondern zunächst mal ganz allgemein "hervorheben", was auch durch Leiserspielen, zeitliches Dehnen etc. erreicht werden kann und in vielen Fällen auch sollte.

Da muss nicht erst eine staubige "Akzentlehre" her.
 
Es reicht völlig, wenn man als Lehrer selber weiß und umsetzen kann sowie es dem Schüler zu vermitteln vermag

Danke! Das ist genau meine Theorie, warum die Akzentlehre Mitte des 19. Jhs. aus den Klavierschulen verschwunden ist. Es reicht, wenn der Lehrer Bescheid weiss und dann empfindet der Schüler schon richtig!
Empfindung ersetzt Wissen!
 
Was soll denn DER Quatsch??

Ich habe verschiedene Punkte genannt, die primär mit Wissen und kognitiver Beschäftigung zu tun haben, und Du unterstellst mir anschließend, ich würde "Wissen durch Empfindung ersetzen" wollen?

Geht's noch? Multiple Facepalm...
 
dass "Akzent" oder "Betonen" nicht einfach "lauter spielen" bedeutet (mal bitte alle Amateure vortreten, die bisher ehrlich gesagt dachten, dass ein Betonungszeichen über einer Note bedeute, man solle sie lauter als die umgebenden spielen! ... ok, dachte ich mir!), s

Völlig richtig, aber wenn der Anfänger noch damit kämpft wenigstens die Takteins zu betonen sind agogische Akzente u. Ä. vielleicht etwas überambitioniert!
 
Hey, bitte überlege jetzt doch einfach mal 15 Minuten länger, bevor Du irgend einen Schwachsinn entgegnest, OK?

WO habe ich gesagt, man solle mit Anfängern agogische Akzente durchnehmen?

Auuu weia...
 
Ich habe verschiedene Punkte genannt, die primär mit Wissen und kognitiver Beschäftigung zu tun haben, und Du unterstellst mir anschließend, ich würde "Wissen durch Empfindung ersetzen" wollen?

Bitte genauer lesen!
Ich habe mich nur und ausschließlich auf den von mir zitierten Satz bezogen.
Wissen über Metren, Taktstrukturen usw. schadet nie! Da hast Du Dir den falschen Feind erwählt!
 
Augenroll... sag mal, bist Du so %&#§ oder tust Du nur so?

Klar ist "zeitliches Dehnen" ein agogischer Akzent. Aber Du hast mir doch gerade vorgeworfen, ich würde Beschäftigung mit so etwas im Anfängerunterricht propagieren! DARUM ging es doch gerade!
 

Ich finde persönlich werden unangemessen.
Hier hat jemand etwas Sachliches zur Diskussion gestellt.
Ich kenne diese Lehre nicht, stelle aber bei den meisten musikausübenden Lernenden fest, daß sie musikalische Linien nicht als eine weitere Sprache sehen (deren Vokabeln die Töne sind und deren sinnhafte Betonungen - Agogik, Dynamik - zwischen den Zeilen stehen), sondern nur Noten spielen, crescendi spielen, weil es im Text steht, und nicht, weil die Melodie es so will.
Musik fängt an zu singen, wenn man sie wie Sätze begreift, aus denen sich Abschnitte bilden, sinnhafte Zusammenhänge entstehen und schliesslich ein komplexes Gebilde, ähnlich einem Roman.
Es würde mich interessieren, was genau diese Lehre denn sagt?
 
Hallo, ich finde es hier immer wieder interessant, dass Anfänger (öfter Selbstlerner) völlig frei von musikalischen Konzepten versuchen Klavier zu spielen.
Eines der am Anfang einfachsten (und im fortgeschrittenen Stadium extrem anspruchsvollen) Konzepte wäre eine Akzentlehre, wie sie bis Mitte des 19. JH. in jeder Klavierschule ausführlich dargestellt wurde; am elementarsten wohl bei Johanna Kinkel (Briefe an eine Freundin ...).

Von Hasenbein hätte ich eigentlich am Wenigsten Gegenwind erwartet, da der ganze Faden dazu dienen sollte, Anfängern und Selbstlernern einen ersten Ansatz für musikalische Gestaltung an die Hand zu geben. Ich halte es tatsächlich für ein Hauptproblem, dass viele Autodidakten (oder auch Opfer von weniger empfehlenswerten Lehrern) diese erste und elementare Form der musikalischen Kommunikation (Metrum) nicht beherrschen und noch nicht einmal merken was da schief läuft. Mir ist ein Anfänger, der das Metrum überbetont immer lieber als das Gegenteil.
Reduzieren, Zivilisieren und künstlerisch Abwägen ist dann (viel!) später!
 
Eine bestimmte "Threadzutat" verwandelt jeden Faden im Nu zu einer ausgetickten Nagelbombe werden *lach* *Popkorngrapsch*
 
Alles völlig richtig, Tastendrücker - aber meine Aussage besteht, ich wiederhole es gerne, darin: Wozu braucht man, um diese wichtigen Dinge zu vermitteln, eine "Akzentlehre" (das klingt schon so richtig nach einem verstaubten 420-Seiten-Buch, das in der Musikhochschulbibliothek allenfalls alle Jubeljahre von irgendwelchen 65jährigen Spätstudenten ausgeliehen wird) von irgend so einer 19.-Jahrhundert-Else?
 
ich will mich nicht fachlich in eine Diskussion unter Klavierlehrern einmischen, aber wenn @Alter Tastendrücker den Thread explizit mit den Worten „Anfänger" und „am Anfang" einleitet und @hasenbein darauf mit u.A. „zeitlichem Dehnen“ (was, wie ich soeben wieder etwas Neues gelernt habe :-), unter den Begriff agogischer Akzent fällt), welches im Unterricht vermittelt werden soll, antwortet, könnte man schon den Eindruck haben, dass hier (auch) der Anfängerunterricht gemeint sein könnte.
 
Von Hasenbein hätte ich eigentlich am Wenigsten Gegenwind erwartet, da der ganze Faden dazu dienen sollte, Anfängern und Selbstlernern einen ersten Ansatz für musikalische Gestaltung an die Hand zu geben. Ich halte es tatsächlich für ein Hauptproblem, dass viele Autodidakten (oder auch Opfer von weniger empfehlenswerten Lehrern) diese erste und elementare Form der musikalischen Kommunikation (Metrum) nicht beherrschen und noch nicht einmal merken was da schief läuft. Mir ist ein Anfänger, der das Metrum überbetont immer lieber als das Gegenteil.
Reduzieren, Zivilisieren und künstlerisch Abwägen ist dann (viel!) später!

no offense (nur dass ich hier nicht als generell verdächtig und pauschaler Öl in die Maiskörner - Gießer gelte ;)

Kommt es hier auf die Begrifflichkeit an, "Reduzieren, künstlerisch Abwägen"?
Also, dass man erst mit aufkommen / - blühen und erster sich ausformulierender, sich emanzipierender Wesenszüge selbst bestimmend machen kann, ist denke ich mal klar.

Aber nichts desto trotz kann man es doch so wie es gewünscht ist vor machen, oder nicht? Oder so plausibel erklären und "altersgemäß" rüber bringen, dass der gewünschte Effekt eintritt, nein?

Ich arbeite da mit Bildern, die der Lebenswirklichkeit des Kindes entsprechen. Mache vor, tanze zur Not, singe, eskaliere, "lebe vor" bis das Ergebnis gewünscht "ergreifend" ist (bspw.)
 
Klar, natürlich, so macht man es sinnvollerweise.

Aber dass Tastendrücker dem mit einem "Bingo" beipflichtet, wundert mich wiederum - hat er nicht eben erst davor gewarnt, Wissen durch Empfindung zu ersetzen?
 

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