Abends üben: wie Kräfte mobilisieren?

  • Ersteller des Themas Pianojayjay
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Wieso nicht? Es gibt eine wachsende Zahl von Klavierlehrern in meinem Umfeld, die das sehr genaue Hinhören propagieren. Anscheinend höre ich jetzt im Gegensatz zu früher (:musik::musik:) auch meiner Klavierlehrerin besser zu, was sie damit meint.
Eigentlich empfehle ich das keinem. Denn es ist schrecklich, was man dann im Spiegel sieht. So eine Art musikalischen Dorian Grey. :cry2::cry2::cry2::cry2:
 
@Debösi eigentlich ist die Frage ja: Wieso jetzt erst?

Hast du vorher nicht bewusst gehandelt? Einfach blind (eher taub) Tasten gedrückt?
Es quasi getan, ohne es wirklich zu tun?
Interessiert mich, woher sowas kommt, wie sowas sein kann.
 
Hast du vorher nicht bewusst gehandelt? Einfach blind (eher taub) Tasten gedrückt?
Es quasi getan, ohne es wirklich zu tun?
Genau!
Interessiert mich, woher sowas kommt, wie sowas sein kann.
mich nicht. Es ist eben so. Es reicht, wenn man sich einen Schritt weiterentwickelt bzw. die Richtung dorthin einschlägt - ich melde mich, wenn es jemals eingetreten ist.
 
@Debösi
Jedesmal, wenn ich - an meinem Klavierspiel im Ganzen, oder bei einem Stück welches ich schon seit Jahrzehnten kenne und spiele - eine Idee, einen neuen Aspekt oder sonst etwas, was eigentlich (vor allem im Moment der Erkenntnis) offensichtlich zu Tage liegt entdecke, halte ich mich für einen tauben Deppen. Das kommt mit erschreckender Regelmäßigkeit immer mal wieder vor.
Das gibt sich dann wieder. Verbessert werden muss es auf jeden Fall.
Gerade beim sensiblen Selbstzuhören gibt es immer wieder solche Erkenntnisse. Die Qualität des Hörens und der Fokus des Zuhörens ändern sich!
 
Zuletzt bearbeitet:
Blödsinn! Du hörst schon gut, seit ich dich kenne. Davor hörtest Du vermutlich auch bereits gut :005: Aber es ist umso toller, wenn die Eigenschaft des Hörenkönnens sich stetig weiterentwickelt. Inzwischen bin ich sogar der Meinung, dass nicht nur das bessere Spielen ein Resultat des besseren Hörens ist - sondern das bessere Hören auch ein Resultat der tieferen Empfindung ist! Was wir also eigentlich üben bzw. lernen und erfahren ist es, tiefere Empfindungen beim Musizieren zu erleben. Glaube ich jedenfalls.
 
Was wir also eigentlich üben bzw. lernen und erfahren ist es, tiefere Empfindungen beim Musizieren zu erleben. Glaube ich jedenfalls.
Auf jeden Fall. Ein „like“ reicht da nicht aus. Deshalb bekommt das „like“ einen eigenen Beitrag.

Es ist doch immer wieder so: Je genauer wir hören, desto (selbst-)kritischer werden wir. Und statt daran zu verzweifeln, ist das Wohltuende, dass sich genaueres Hören und Verbesserung des Klavierspiels gegenseitig positiv beeinflussen. Sich dessen bewusst zu sein, ist beim Erlernen eines Instruments essenziell!
 
@Alter Tastendrücker , das hast Du sehr gut ausgedrückt, wie es mir gerade geht. Aber das muß ja nicht so eine negative Erfahrung sein, wie ich es sehr plakativ mit leicht karikierendem Augenzwinkern dargestellt habe. Jetzt mal im Ernst: es ist ein lebenslanger iterativer Prozess des Lernens und Verbesserns, wie @Stilblüte, Du es skizziert hast.
@Sven, vor dem Hintergrund dieser guten Erklärungen versuche ich es doch auch mal. Die meisten dieser 50 Jahre hatte ich ein Klavier, erst seit 2017 steht mir ein Flügel zur Verfügung. Dessen gesteigerte Klangschattierungen haben sicher das Hörvermögen in den letzten 3 Jahren, zusammen mit dem folgenden Klavierunterricht, geschärft. Seit Anfang Juli kamen nun einige neue Erkenntnisse dazu (Stichwort @Stilblüte: zu Chopin-Mazurkas, Beethoven und zu Skriabin op.27) und noch vieles mehr, so dass ich mir nun schlagartig die Frage gestellt habe: Was zur H... habe ich eigentlich die ganze Zeit vorher getrieben?
 
Kommen wir also zum Fadenthema zurück. Der bewusst intensivierte Hörprozess erfordert zumindest anfangs ein sehr hohes Maß an Aufmerksamkeit und Konzentration. Wann ist der beste Zeitpunkt dafür? Morgens sicher besser als abends. Aber die nötige Entspannung will sich am Montagmorgen nicht so recht einstellen. Immer mal 5 Min einstreuen (extrem umgrenztes Problem)? Das setzt HomeOffice voraus und die Fähigkeit zum schnellen Umschalten von Jobproblem zum Musikproblem. Also weniger, aber dafür längere Perioden, etwa 15 Min? Oder 3x Blöcke: Morgens, Mittags, Abends à 30-45 Min - wer das eben kann - ? (Das hängt natürlich vom Übeproblem ab.)
 

Ich habe mir ja vor zwei Monaten ein Klavier für den Keller liefern lassen um abends üben zu können. Grundsätzlich hat sich meine Situation dadurch auch verbessert, aber da ich vor 21:30 nicht anfangen kann, habe ich dann meistens schon 15 Stunden und mehr hinter mir. Es ist der erste Moment des Tages, an dem ich mal durchatmen kann und nach kurzer Zeit merke ich einfach, dass dann die Energie und die konzentration und damit auch die Motivation schnell nachlassen. Welche Tipps oder Ratschläge habt ihr um dann nochmal die letzten Kräfte für 1-2 Stunden zu mobilisieren?
Also, das klingt schwer danach, das es an der Tagesstruktuierung hapert. Jeden Tag ein 15-Stunden-Tag, das hält doch kein Mensch aus. Also lieber aufs Wochende schieben mit dem Üben.
 
Du hast hier ja schon viele Tipps bekommen und ich habe mir zugegebenermaßen auch nicht den ganzen Thread durchgelesen, genauso ist meine Situation mit der deinen nicht gänzlich vergleichbar (habe kein Kind, aber zwei Vollzeitstudiengänge Jura und Lehramt in der Klausurenphase).
Die letzten zwei Wochen war ich stets von 6-24 Uhr wach und hatte tagsüber Uni, davor und danach habe ich dann gelernt. Zeit für Klavierspielen fand ich kaum, mein Rumgeklimpere in den kurzen Lernpausen war wenig effektiv. Darum bin ich jetzt dazu übergegangen, um fünf Uhr aufzustehen, sodass ich effektiv eine Stunde eher mit dem Lernen anfangen kann, und zu „humanerer Zeit“ (meine Nachbarn danken es mir) eine Stunde Klavierübungszeit habe. Trotz weniger Schlaf die letzten drei Tage, fühle ich mich wesentlich ausgeglichener und fitter.
Ich denke, es liegt daran, dass ich mir bewusst Zeit für mich und Dinge, die mir wichtig sind, nehme. Wenn dir also das Klavierüben so wichtig ist, dann nimm dir diese Zeit gezielt, das wird seinen Sohn sicher auch gut tun, wenn er merkt, dass es dich in eine ausgeglicheneren Gesamtzustand bringt. Meine Erfahrungen mit (fremden) Kindern bestätigen das, die Kleinen sind denke ich derart sensibel, dass sie Stress ihrer Eltern unterbewusst auch irgendwie bemerken.

Liebe Grüße und viel Erfolg!
 
Das würde ja bedeuten, dem kleinen Prinzen mal "nein" sagen zu müssen. Das geht doch zu weit, man bedenke die unaussprechlichen Folgeschäden. Er hat dann Papa ganz bestimmt nie mehr lieb!
 
Da ich ja auch zwei Vollzeittätigkeiten nachgehe (in Physik promovieren und Klavier studieren), habe ich mittlerweile einiges an Erfahrung angesammelt. Und ich habe hier ein paar Tipps:

1.) Das wichtigste: Analysiere genau, welche Gedanken/Aspekte dich in der jeweiligen Tätigkeit (Klavier, Jura, was auch immer) motivieren, welche Gedanken dich Kraft kosten und welche Gedanken/Aspekte dir Kraft geben. Dann versuche eine gute Denkhygiene einzuhalten:
a) Konzentriere dich immer auf die Aspekte die dich motivieren und dir Kraft geben.
b) Wenn dich ein Aspekt nicht motiviert oder dich Kraft kostet, versuche deine Einstellung zu diesem Aspekt zu ändern.
c) Meide Gedanken, die dich Kraft kosten.
Wenn man das gut umsetzt, kann man unglaublich viel arbeiten, üben, ... ohne, dass es einen wirklich anstrengt. Am Ende des Tages ist man natürlich müde, aber auf eine wohlige und zufriedene Art und Weise. Es war für mich eine große Erkenntnis, dass die eigene Einstellung zu einer Tätigkeit signifikant dafür verantwortlich ist, als wie anstrengend wir die Tätigkeit wahrnehmen.

a)-c) sind nun leicht gesagt, aber teilweise sehr schwer umzusetzen, weil man sich selbst wirklich sehr gut kennen muss und bereit sein muss, seine Denkvorgänge gut zu analysieren.

2.) Kenne deine effektivsten Arbeitszeiten, -dauern und -einstellungen. Ich persönlich weiß, dass ich in 6-7h Arbeit meist nicht signifikant mehr schaffe als in 4-5h, wenn ich mich dafür in den 4-5h sehr anstrenge und fokussiere. Also versuche ich eigentlich (natürlich gibt es Ausnahmen) nicht mehr als 4-5h pro Tag zu arbeiten. Nicht die Dauer ist entscheidend, sondern die Qualität und Quantität des Outputs. Die Dauer ist nur leichter messbar... . Das erfordert auch ein bisschen Mut, da es in unserer Gesellschaft üblich ist mit der Länge von Arbeitszeiten zu prahlen, und es erstmal mutig ist, sich dieser Maxime zu widersetzen. Dass die Arbeitszeit aber nicht maßgeblich für die Qualität und Quantität des Outputs verantwortlich ist, haben auch entsprechend geartete Experimente gezeigt ( https://www.zdf.de/nachrichten/heute/sechs-stunden-arbeitstag-erfolgsmodell-in-schweden-100.html ).

3.) Kenne deine besten Pausenrituale, die dich am schnellsten entspannen und mach viele echte Pausen am Tag. (Auf dem Handy rumdaddeln, ziellos im Internet surfen, etc. zählen meist nicht zu echten Pausen. 15 min ohne elektronische Geräte einen Kaffee trinken für mich schon). An diesem Beitrag sieht man übrigens gut, dass ich mich selbst nicht immer an meine Hinweise halte :-D. Ich wollte eigentlich gerade eine Pause machen und hänge auf clavio rum. Selbstdisziplin ist halt manchmal so 'ne Sache... :-D.
 
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Was ja auch gern übersehen wird - wie viele Stunden am Tag man im Netz bzw. sich in Foren aufhält - gut, wer natürlich ehrenamtliche Tätigkeiten des Mod/Admin übernommen hat, da geht des ned anders.

Ich hab das mal spaßenshalber bei mir ausgerechnet....da war ich schon etwas verwundert daß ich überhaupt noch Zeit zum arbeiten, Kinderbetreuen und anderen ehrenamtlichen Aufgaben finde - ich komm da am Tag locker auf 16 Stunden.
 

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