3D gedruckter Flügel

Mephisztoe

Mephisztoe

Dabei seit
22. Sep. 2021
Beiträge
22
Reaktionen
37
Moin zusammen!

Ich bin nicht sicher, auf wie viel Interesse das Thema hier stößt. Daher wage ich einfach mal einen Vorstoß und falls es sich als unpassend herausstellt, stampfe ich es auch ganz fix wieder ein.

Darum geht es:
Im Gegensatz zu den meisten hier (so wie ich es zumindest wahrnehme), habe ich wenig praktische Erfahrungen mit dem Thema "Klavierbau". Dafür bin ich umso begeisterter, was den Aufbau eines Klaviers - und insbesondere: eines Flügels betrifft. Ich bin fasziniert von der Repetitionsmechanik und dem Aufwand, der sich dahinter verbirgt! Als Laie - und ungelernter Klavierspieler, der nicht einmal nach Noten spielen kann - fällt es mir sogar schwer, die feinen Nuancen zu unterscheiden, wenn es neben der mechanischen Regulation auch noch um das Thema Intonation geht. Dinge wie das Abziehen von Hammerkopf-Filz oder das... ich weiß nicht einmal, wie man das nennt... ihr wisst schon: Diese Nadeln, mit denen Klavierstimmer in das Filz pieksen... kommen mir manchmal vor, wie das Voodoo, das die hohen Preise rechtfertigen soll - und man möge mich bitte jetzt steinigen. ;-)

Aber im Ernst: Ich liebe dieses Instrument und lerne laufend Neues dazu.

Und vor einigen Monaten bin ich auf ein kommerzielles Modell eines Grand Pianos gestoßen, das jemand spezifisch für den 3D Druck designed hat. Mit dem Ziel, es möglichst nah am Original zu konzipieren - inklusive funktionierender Hammermechanik. Um das Instrument nach Fertigstellungen einzustellen, darf man sogar praktisch alle bekannten Schritte der Regulation durchgehen. Das klassische Intonieren entfällt, da so ein Modell aus Kunststoff natürlich nicht der Zugbelastung echter Saiten standhalten kann. Daher der einzige wirklich große Unterschied zum "echten" Klavier: Das Modell nutzt Metallstangen und klingt im Ergebnis halt wie ein Xylophon. ;-)

Insgesamt umfasst das Modell etwa 1.000 Einzelteile, davon sind knapp 350 gedruckt. Dazu kommen ungefähr 400 Schrauben. Sogar eine funktionsfähige Lyra mit drei Pedalen gehört dazu.
Ich bin jetzt seit ein paar Wochen damit beschäftigt, die Teile zu drucken, tw. nachzubearbeiten und zusammenzusetzen. Plus: Ich freue mich schon auf den Moment, wenn ich die Repetitionsmechanik aufbauen kann! Immerhin geht es hier nicht um 88 Tasten, sondern nur um 24. ;-)

Ist das Thema für euch hier interessant?

Falls ja: Ich hatte mich dazu entschieden, über die Fortschritte und somit über das Model, Themen zum Klavier und natürlich insbesondere die 3D Druck Aspekte regelmäßig auf meinem Blog zu berichten. In Summe existieren konkret zu dem Projekt bereits 10 recht lange Artikel. Unter https://www.tthinkttwice.de findet ihr mehr, falls ihr euch dafür interessiert.

Und als Teaser hier mal ein Bild von oben zum aktuellen Stand:
IMG_8688.jpg

Bin gespannt auf euer Feedback!

Gruß,
Christian.
 
Viel Spaß beim Basteln!
Wie groß wird das gute Stücke eigentlich?
 
Ist das Thema für euch hier interessant?
Zumindest bei mir stößt das Thema 3d-Druck, mit dem ich mich seit 3 Jahren zum Teil intensiv beschäftige, auf Begeisterung.
Das Projekt selbst, hmm, naja, halte ich für wenig nutzbringend und daher auch für wenig interessant. Was mich aber hochgradig interessiert, sind die Einsatzmöglichkeiten von 3D-Druck im konventionellen Klavierbau. Ich bin sicher, da gibt es einige (z.B. Garnierstöpsel war so die erste Idee, die mich geradezu angesprungen hat, leider erst, als ich sie nicht mehr brauchte :-D).

Interessant, dass Du auf externe Mosfetts umgerüstet hast (musste gleich an den Ender7 denken) und generell noch in die Optimierung eines technisch eher in die Jahre gekommenen Druckers investierst.
 
Genau! Das ist das Model, mit dem ich beschäftigt bin. :)

Ich hatte ursprünglich auch unterschätzt, mit was für Kosten das verbunden sein würde.
Inzwischen habe ich für dieses Projekt 5 Rollen zusätzliches PLA/PETG gekauft, einiges an Zubehör (u.a. Werkzeuge, die ich so noch nicht hatte) und natürlich auch das Modell selbst. Witzig: Ich hatte vorher noch nie Geld für STLs ausgegeben... dieses Archiv hier kostet um die 70 Euro. Es ist allerdings auch ca. 1GB groß (gepackt) und allein der Assembly Guide (PDF) umfasst ca. 350 MB verteilt auf 137 Seiten. Die Qualität ist echt umwerfend gut.

Aber wie gesagt: Sehr viele Details dazu gibt es bei tthinkttwice.de :)

Seit ich an diesem Modell arbeite, beschäftigen mich zwei Fragen, die darüber hinaus gehen:

1. Ich habe hier noch ein Toy Piano von Hape. Das funktioniert zwar auch mit einer "Hammermechanik", nutzt aber eine sehr... direkte Übersetzung. ;-) Ansonsten ähnlich wie das Modell hier: Mit Klangstäben. Ich überlege, ob sich diese Piano Action evtl. passend skalieren ließe, um das Toy Piano "aufzurüsten". ;-)

2. Ich frage mich auch, ob es mir evtl. gelingen würde, dieses Modell zusätzlich um ein "Silent-Modul" zu ergänzen. Ziel: Das ganze bspw. als MIDI Controller nutzen... etwas ähnliches hatte ich mal mit dem Toy Piano versucht und hatte schon einen funktionierenden Proof of Concept...
 
dieses Archiv hier kostet um die 70 Euro. Es ist allerdings auch ca. 1GB groß (gepackt) und allein der Assembly Guide (PDF) umfasst ca. 350 MB verteilt auf 137 Seiten. Die Qualität ist echt umwerfend gut.
Irre, wie viel Energie in ein Projekt gesteckt wird, was vom Nutzen her überschaubar ist. Aber da ist Konstruktion und Design wohl der ausschlaggebende Motivator.
Ich hatte ursprünglich auch unterschätzt, mit was für Kosten das verbunden sein würde.
Hihi, mein Projekt für 2022 sollte ein Voron 2.4 werden. Nach Überschlag der Kosten, die selbst einen voll ausgestatteten BambuLab weit übersteigen, habe ich das ganz schnell verworfen. DIY kann mitunter ein teures Vergnügen werden.
 
Zumindest bei mir stößt das Thema 3d-Druck, mit dem ich mich seit 3 Jahren zum Teil intensiv beschäftige, auf Begeisterung.
Das Projekt selbst, hmm, naja, halte ich für wenig nutzbringend und daher auch für wenig interessant. Was mich aber hochgradig interessiert, sind die Einsatzmöglichkeiten von 3D-Druck im konventionellen Klavierbau. Ich bin sicher, da gibt es einige (z.B. Garnierstöpsel war so die erste Idee, die mich geradezu angesprungen hat, leider erst, als ich sie nicht mehr brauchte :-D).

Interessant, dass Du auf externe Mosfetts umgerüstet hast (musste gleich an den Ender7 denken) und generell noch in die Optimierung eines technisch eher in die Jahre gekommenen Druckers investierst.

In die Jahre gekommen... ;-)

Okay, Recht hast Du. Der Original AnyCubic i3 Mega hat schon ein paar Jahre auf dem Buckel. Bei mir steht er seit knapp vier Jahren. Aber: Er leistet einen tollen Dienst und ich mag die Idee, ein funktionierendes Werkzeug Instand zu halten und dabei auch ab und an zu warten und/oder aufzurüsten - wenn es geht. So etwas macht mir Spaß. ;-)

Das Thema 3D-Druck und "konventioneller Klavierbau" ist mit Sicherheit interessant. Und obwohl das Thema bei den meisten vermutlich auf wenig Gegenliebe stoßen würde: Ich plane demnächst eine selbst gedruckte Front-Auflage auf eine meiner Tasten zu kleben. Eine fehlt nämlich und gleich-aussehende bekomme ich nicht mehr. :)
 
Was für Klangstäbe benutzt du? Ich suche für ein anderes Projekt schon länger einen bezahlbaren Satz Klangstäbe.

Die Anleitung listet für die Klangstäbe SUS304 Stahl-Stäbe auf mit einem Durchmesser von 3mm. Später folgen darin zwei Varianten, wie diese gestimmt werden können. Zum einen eine kalkulatorische Methode, bei der die verschiedenen Noten anhand ihrer jeweiligen Frequenzen auf eine entsprechende Länge der Stäbe gemappt werden und dann noch eine "Trial & Error" Methode, bei der die Stäbe etwas länger zugeschnitten und dann durch Messungen an die "korrekte" Länge angenähert werden. Dem Thema sind drei oder vier Seiten des Guides gewidmet.

:)
 

Das Projekt selbst, hmm, naja, halte ich für wenig nutzbringend und daher auch für wenig interessant. Was mich aber hochgradig interessiert, sind die Einsatzmöglichkeiten von 3D-Druck im konventionellen Klavierbau. Ich bin sicher, da gibt es einige (z.B. Garnierstöpsel war so die erste Idee, die mich geradezu angesprungen hat, leider erst, als ich sie nicht mehr brauchte :-D).
Nochmal zum Thema Garnierstöpsel: Kennst Du das Video: ?

Mich begeistert immer wieder, mit wie viel innovativen Ideen Klavierbauer heutzutage Werkzeuge und Hilfsmittel erfinden, um derartige Aufgaben zu vereinfachen, ohne dass dabei die Qualität verloren geht.
 
Ja, die Videos von T.Schmidt kenne ich alle und in Sachen innovative Ideen und deren Umsetzung ist er wohl eher die Ausnahme als die Regel. Seine Maschinen und Tools begeistern mich auf jeden Fall.
Ob der Erfindergeist und die Innovationsgabe am Namen hängen? Will nur mal dran erinnern, dass es dereinst ein gewisser Tobias Düsentrieb - pardon: Klavierbauer Tobias Schmidt natürlich! - war, der der Pariser Henkersdynastie Sanson auf Anregung des Arztes Doc Guillotin den Prototyp des legendären Hinrichtungsgerätes (Maschine oder Tool würde Bechsteins Peter das wohl nennen) gebaut hat ... Ganz traditionell aus Holz und Eisen, ganz von Hand, mit Hobel und Feile ... Schätze mal, die ersten Opfer hätten sich sehr gefreut, wenn das nur aus sprödem Filament in 3D gedruckt worden wäre, so dass es büschn kitzelt am Hals, wenn das Plastikspielzeug dann im Ernstfall zersplittert ...
 
Dem Thema sind drei oder vier Seiten des Guides gewidmet.
Danke für die Erklärung!Wenn ich das richtig verstehe kommt es aber auf die genaue Länge der Stäbe nicht an sondern darauf an welcher Stelle sie eingespannt sind und wie viel frei schwingt? Oder sind die komplett freischwingend aufgehängt?
Ist die Anleitung Teil des Projekts oder gibts die vielleicht irgendwo zum Download?
 
Sehr, sehr interessant. Da ich mich selber seit ca. 3 Jahren mit dem 3D-Druck beschäftige, ist es immer wieder toll, wieviele Möglichkeiten sich in diesem Bereich ergeben können.
 
Danke für die Erklärung!Wenn ich das richtig verstehe kommt es aber auf die genaue Länge der Stäbe nicht an sondern darauf an welcher Stelle sie eingespannt sind und wie viel frei schwingt? Oder sind die komplett freischwingend aufgehängt?
Ist die Anleitung Teil des Projekts oder gibts die vielleicht irgendwo zum Download?
Die Anleitung für das Projekt gibt es frei zum Download hier:

Es öffnet sich dabei zwar ein Fenster, dass suggeriert, man könne die Datei auch ohne Anmeldung herunterladen - das funktioniert (bei mir) aber nicht. Meldest Du Dich aber mit einem Account dort an (der ist ja kostenlos), dann klappt auch der Download. Die Zip-Datei mit dem PDF ist knapp 300MB groß.
 
Sehr, sehr interessant. Da ich mich selber seit ca. 3 Jahren mit dem 3D-Druck beschäftige, ist es immer wieder toll, wieviele Möglichkeiten sich in diesem Bereich ergeben können.
Nicht wahr? ;-)

Bei mir hat das den Nebeneffekt, dass ich durch dieses Modell... und die unzähligen Videos, die ich seit einiger Zeit schaue, mehr Selbstbewusstsein hinsichtlich meines richtigen Flügels entwickelt habe. Eine "Dokumentation" zu einer Teil-Restauration geht bspw. Freitag online. Eigentlich wollte ich nur eine Taste ausbauen, um ein Vorderplättchen neu draufzukleben... geendet hat es mit der Reinigung von 88 Tasten und bei der Gelegenheit habe ich auch gleich noch alles andere "auf Vordermann" gebracht. ;-)

Da ich kein Klavierbauer bin: Ohne den Assembly Guide vom 3D-Modell wäre ich von alleine nicht auf die Idee gekommen, dass es sinnvoll sein kann, das Haltepedal zu drücken, während man die Klaviatur zurück ins Gehäuse schiebt. Zwar steht im Guide nicht explizit drin, warum das eine gute Idee wäre... aber allein der Hinweis hat genügt, um mich weiter zu informieren. Spannend!
 
dass es sinnvoll sein kann, das Haltepedal zu drücken, während man die Klaviatur zurück ins Gehäuse schiebt. Zwar steht im Guide nicht explizit drin, warum das eine gute Idee wäre...
Damit stellst du sicher, dass die Dämpferlöffel hoch genug sind. Dann schiebst du das Hinterende der Tasten beim Einbau sicher UNTER die Dämpferlöffel und nicht dagegen.
 

Zurück
Top Bottom