Metaphern im Unterricht, besonders gelungen, manchmal crazy

Ui, was für ein wunderschöne Metapher für so manches Werk! Merke ich mir.
 
"Sie sollten das Metronom nicht als Zwang empfinden, sondern wie Ihren Herzschlag. Alles in der Natur pulsiert, die wachsenden Pflanzen, die schwimmenden Fische - stellen Sie sich diesen Puls vor."
 
Keine Metapher, sondern ein ganzes Bild, und auch nicht von meiner KL, sondern von meiner Schwiegertochter, die mir zuhört; ich spiele das "Venetianische Gondellied" in g-moll von Mendelssohn-Bartholdy:

"Der Gondoliere ist traurig, weil er keine Fahrgäste hat."

Ich war ganz verblüfft, weil ich bei diesem Stück immer an einen Fahrgast denke, der unglücklich verliebt ist.
 
Das ist doch das Schöne an solchen Stücken, sie haben einen Titel, aber was man daraus macht, ist dem Interpreten überlassen.
Ja, Gondellied impliziert, dass der Gondoliere singt, aber trotzdem kann man da der Fantasie freien Lauf lassen.
Für mich ist in diesem Werk der Gondoliere unglücklich verliebt.
Ich vermeide es bei solchen Stücken, Schülern zu sagen, was meine Assoziation ist, sondern ermuntere sie, ihre eigene Szenerie zu erschaffen.
 
Meine KL heute:
Auf die Fermate zu nicht so, als ob man mit dem Kopf gegen die Wand rennt, sondern wie bei der Ankunft ganz oben auf einem Aussichtsturm, um danach ins weite Land zu schauen!"
 
Zuletzt bearbeitet:
Wieso, man kann doch auch gschwind auf einen Aussichtsturm hochstratzen, und schon ist man, zack, auf der Aussichtsplattform!

Misslungene Metapher. KKL, wechseln :-D :musik064:
 
Metaphern sind für mich ein wichtiges Werkzeug im Klavierunterricht. Ich kann ja nicht „in den Schüler hineinschlüpfen“, um ihm zu zeigen, wie sich etwas anfühlen sollte. Metaphern schaffen deshalb eine Verbindung zwischen uns – etwas, das wir beide aus dem Alltag gut kennen.

Manchmal entstehen dabei ganz ungewöhnliche Bilder.
Eine erwachsene Schülerin, die schon seit Jahren zu mir kommt, kämpfte lange mit dem Bogen – also mehrere Töne in einem Schwung zu spielen. Ich habe vieles ausprobiert: Skateboardfahrer, ein Meeresvogel, der sich ins Meer stürzt und dann viele Meter weiter mit einem Fisch im Schnabel wieder auftaucht und hochfliegt, und andere Bilder. Nichts passte so richtig.
Eines Tages kam sie in den Unterricht, spielt – und plötzlich höre und sehe ich: Das ist es! Der perfekte Bogen!
Ich fragte: „Was hast du gemacht? Das klingt großartig!“
Sie lachte und sagte: „Ich habe eine Metapher gefunden, die für mich perfekt passt: Gabelstaplerfahrer.“
Wir haben so gelacht – aber für sie als Handwerkerin/Baustellenprofi war das genau das richtige Bild.

Ein anderes Beispiel:
Ein junger Mann, der selbst zu komponieren versucht, zeigte mir eines seiner Stücke und fragte, wie er in eine bestimmte Tonart modulieren könne. Ich erklärte ihm, dass er den verminderten Septakkord benutzen könne – damit kommt man fast überall hin.
Er jubelte: „Das ist ja wie Bacardi – egal, wo man es reingibt, es schmeckt immer!“
Seitdem heißt der verminderte Septakkord bei uns der „Bacardi-Akkord“.
 
Nicht aus dem Klavier-, sondern aus dem Kornettunterricht:
Es geht in der Anfängergruppe der
9jährigen um eine gute Haltung, mental und körperlich, die ich mit "aktionsbereit, wie beim Kampfsport" zu beschreiben versuche. Reaktion eines Schülers: "Versteh ich nicht. Wie meint er das?" Ein anderer Schüler erklärt : "Er meint, wie auf dem Schulhof, bevor du dem anderen eine reinhaust."
 

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