Nö, kann ich nicht. So gar nicht. Da muss es schon deutlich, sehr deutlich unter meinem "Niveau" sein. Ab und zu mache ich das ja mal; das sind dann aber wirklich absolute Anfängerstücke.
Was Du Anfängerstücke nennst ...
Das ist eben auch eine Frage des eigenen Niveaus, wie Du richtig sagst. Du würdest den 1. Satz der Mondscheinsonate ein Anfängerstück nennen, weil Du das schon konntest, als Du noch in den Windeln lagst.
Für mich ist das kein Anfängerstück und ich muss es mühsam üben, um überhaupt die Griffe hinzubekommen, die so weit sind, dass meine Finger da nicht hinkommen. Für mich wäre ein Anfängerstück so etwas wie "Hänschen klein".
Beides, wobei ersteres auch zu zweitem führt. Dazu braucht man eben nicht zwingend Cerny&Co.
Weißt Du, Peter, solche Bemerkungen sind nicht wirklich hilfreich. Das ist für Leute, die schon lange spielen, ganz anders als für Leute, die gerade erst in hohem Alter angefangen haben. Weil Ihr, die Ihr schon lange spielt, schon viel mehr Erfahrung darin habt, was eventuell sinnvoll ist und was nicht. (Wobei sich das ja auch von Mensch zu Mensch unterscheidet.) Wenn ich gerade merke, dass ich gern Übungen spiele, dann freue ich mich darüber. Dann sagt jemand: Das ist nicht zwingend erforderlich. Huch? Was soll das denn? Ich soll also nicht Czerny spielen? Das wird niedergemacht, ist unterste Sohle, nicht sinnvoll? Ich tue völlig überflüssige Dinge, durch die ich nicht weiterkomme, die nur Zeitverschwendung sind?
Ich glaube nicht, dass Du das gemeint hast, aber so ist es bei mir angekommen. Wobei ich in diesem Fall sogar Deiner Meinung bin. Ich glaube auch nicht, dass das zwingend erforderlich ist. Aber meine Klavierlehrerin hat mir diese Übungen jetzt gegeben, und da dachte ich, ich mache sie mal. Warum nicht? Man lernt an allem etwas. Dafür sind Übungen ja da. Aber wenn Du das dann so von oben herab heruntermachst, dann stell doch bitte mal eine Liste mit Sachen auf, die Deines Erachtens zwingend erforderlich sind. Das ist wesentlich hilfreicher als zu sagen: Was Du gerade machst, ist Quatsch. (Denn das heißt nicht zwingend erforderlich in diesem Zusammenhang ja.) Was wäre denn kein Quatsch? Was wäre die richtige Vorgehensweise? Wie sieht eine sinnvolle Überoutine aus? Damit schlagen Anfänger sich herum, die tatsächlich viel Zeit mit nicht zwingend erforderlichen Sachen verschwenden, weil sie das eben nicht wissen.
Ein positiver Hinweis wie "Statt Czerny üb lieber das und das ... 10 Minuten am Tag" wäre da sehr viel hilfreicher.
*)Die sehr wenigen Stücke, die ich abrufen kann (ausgenommen die aus der Kindheit), sind allesamt Stücke, die ich vor Allem musikalisch durchdrungen und verstanden habe. Die kann ich gar nicht vergessen. Für mich hat Aufbau eines Repertoires also sehr viel mit Musikverständnis zu tun.
Das braucht aber auch Zeit. Musiktheorie ist eigentlich auch eine Sache, für die man ein paar Jahre einplanen muss. Wenn man erst mit 60 oder später mit dem Klavierspielen anfängt, möchte aber nicht mehr Jahre in Musiktheorie investieren. Wenn man noch nicht einmal weiß, wie lange man überhaupt noch spielen kann. Wie lange der Körper noch mitmacht. Deshalb muss man da Abstriche machen und will spielen lernen, ohne viel von der Musik zu verstehen. Das ein ganz anderer Ansatz.