Workshop: Beethoven op.110 - 2.Satz

R

Rudl

Guest
@Troubadix , hast du ein paar Interpretationsvorschläge für den zweiten Satz, mit dem ich leider nicht viel anfangen kann. Ich hab ihn zwar spieltechnisch einigermassen drauf, aber Interpretationsmässig, komm ich nicht hinter die Feinheiten.
Denke mir, dass bei den Läufen die Basstöne sehr markant gespielt werden sollen.
 
Ich würde mir zunächst die interpretatorischen Anmerkungen in der Bülow-Ausgabe empfehlen(imslp).

Denke mir, dass bei den Läufen die Basstöne sehr markant gespielt werden sollen.

Sehe ich auch so, markant und tropfend.

Den Mittelteil finde ich unheimlich schwer. Mir hat mal jemand gesagt, dass der selbst für Profis nicht ganz einfach ist. Interpretatorisch müssen da die Akzente deutlich hervorstechen, ansonsten sollte man die Dynamikanweisungen sehr genau beachten, so wie sie z.B. in der Peters-Ausgabe stehen (Wechsel forte-piano etc.).

Vom Fingersatz halte ich mich wieder überwiegend an Schenker mit einer großen Ausnahme zum Schluss.

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Ich spiele bei diesen Takten Takt 91 rechts, 92 und 93 links und 94 rechts. Takt 92 und 93 lassen sich meiner Meinung nach problemlos ohne Handwechsel spielen. Ich habe das bei Barenboim gesehen und finde es im Tempo sogar angenehmer.

Man kann sich mal ansehen, wie Gulda diesen Mittelteil spielt. Er überkreuzt die Hände nicht, sondern übergibt die 16tel-Figur an die linke Hand. :angst:

Viele Grüße!
 
Eine kurze Frage zu Takt 5/6 im 2. Satz:
Die linke Hand soll hier die Oktaven c-e-g-c legato spielen, während die rechte Hand nur in Takt 5 binden, aber in Takt 6 staccato spielen soll. Wie setze ich so etwas am besten um? Mit Pedal in Takt 6 versumpft das staccato, ohne Pedal ist das legato kein legato...
 
Das geht zumindest annähernd (mit dem Daumen natürlich nicht), indem man in Takt 6 die g-Oktave mit 5-1 und die c-Oktave mit 3-1 spielt, wenn man das greifen kann (schlägt Arrau vor). Es gibt aber genug (Schenker z.B.), die auch für die c-Oktave 5-1 vorschlagen, wodurch ein wirkliches Legato links natürlich nicht erreicht werden kann. Ob einen das in diesem hohen Tempo aber wirklich stört, muss man wohl selber entscheiden.

Von Bülow schlägt übrigens vor, das Pedal über beide Takte zu halten.

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Das wäre dann das andere Extrem.

Viele Grüße!
 
Danke für die Ideen. Bülow bzw. sein Pedal gefällt mir nicht (selbiges gilt übrigens im 1. Satz, wo von Bülow die Girlanden auch komplett mit Pedal einhüllt), aber der Fingersatz von Arrau scheint eine machbare Möglichkeit zu sein. Das werde ich auf diese Art mal üben - die größeren Probleme im 2. Satz liegen sowieso ganz wo anders. :-D
 
Ich spiele die Sonate zwar nicht, habe aber gerade was ausprobiert, das für mich gut geht:

Op110.png

So kann man das Pedal schon mit dem 2. Akkord in Takt 5 loslassen, was der Artikulation rechts entgegenkommt. Wenn man links die jeweils untere Note der Oktave deutlich kräftiger spielt als die obere (was dem Klang ohnehin hilft), hört man die kleine Lücke zwischen e und g (Daumen) nicht.

Die ganze Bewegung ist gerade im Zusammenspiel etwas ungewohnt - man muss das leider üben - aber die Stelle lässt sich so nahezu perfekt realisieren.
 
Danke @mick , das ist eine spannende Variante. Habe gerade deine Variante und die Arrau-Variante (Vorschlag von Troubadix) beide jeweils ca. 20 mal kurz am Klavier durchgefingert. Deine Variante ist gelinde gesagt sehr antiintuitiv zu greifen und die Arrau-Variante gelingt zunächst einmal deutlich unfallfreier, aber das lässt sich ja wahrscheinlich mit Üben schnell ändern. Aber: deine Variante klingt definitiv besser (selbst schon in Adagio-Geschwindigkeit). Üben werde ich aber erst einmal beide Möglichkeiten.
 
Mit "normalem" Fingersatz geht die Stelle problemlos vom Blatt. Du musst halt entscheiden, ob es das wert ist. In einem guten Konzertsaal mit etwas Hall kann man sich den Aufwand sicher sparen.
Da werde ich wohl nie spielen. :-D

Vom Blatt hab ich den ersten Teil des Scherzo bisher gespielt, aber "vom Blatt" war ich eben unzufrieden mit der Artikulation an dieser Stelle, deshalb ja auch meine ursprüngliche Frage.
Ich üb die Sonate (so wie eigentlich alle Klavierstücke) planmäßig nur für mich selbst, ein Konzert ist nicht geplant. Da ich selber aber ein sehr kritischer Selbstzuhörer bin, ist mein Anspruch dann trotzdem eher zu hoch als zu niedrig... Im Endeffekt experimentiere ich aber sowieso immer sehr gerne, von daher ist mir der komische Fingersatz auch erst einmal den Aufwand wert. Zumindest den Aufwand es auszuprobieren und dabei was dazuzulernen. Wenn ich die Sonate irgendwann angemessen spielen kann ists gut. Und wenn nicht, dann hab ich trotzdem auch was dabei gelernt und hatte Spaß dabei. :coolguy:
 

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