Worauf verzichtet ihr für das Klavierspielen?

Danke für die vielen Meinungen. Sicher, in Sachen Fernsehen könnte man Abstriche machen. Bzw. wieder etwas bewusster auswählen, was man wirklich sehen möchte. Und dann noch die nötige Motivation finden, sich z.B. um 21 Uhr, wenn man die Glotze wieder ausgemacht hat, nochmal an's Klavier zu setzen. Naja, jetzt lasse ich mir heute erstmal von meiner Klavierlehrerin den Kopf waschen, das ist Motivation genug ;-)
 
@Aurelie: Wenn Du eine Klavierlehrerin hast - organisiert die auch Schülervorspiele? Wenn ja, dann drück Dich nicht davor, sondern mach mit. Manch einer braucht einen solchen externen Druck. Wenn Du da nämlich erstmal zugesagt hast, rettet Dich nix vor'm Desaster außer fleißigem Üben!
 
Das Klavierspiel war schon immer Bestandteil meines Lebens, ich habe auf nichts deswegen verzichtet. Vielleicht ist aber auch das ein Grund, warum ich abends nicht in der Kneipe hänge, Nächte durchfeiere etc. Worauf "verzichte" ich jetzt? Strandurlaub vielleicht, da ich immer zu den Wettbewerben und Konzerten reise. Im fernsehen abends kommt eh nur Müll. Mit viel Disziplin kann ich meine 2-3 Stunden am Tag gut unterbringen trotz Arbeit, Sport, ehrenamtlicher Tätigkeit und Freundin. Alles eine Frage der Organisation ;)
 
"Worauf verzichtet Ihr auf das Klavierspielen?"
z.B. darauf:
Wenn ich mich entscheiden müsste: "Will ich jetzt ne ordentliche Wohnung oder lieber Klavier spielen"...klarer Fall. Dreck und Unordnung rennen ja zum Glück nicht weg, kann man also immer wieder verschieben. :D
 
Liebe Aurelie,

ich bin jetzt mal böse und sage es ohne Umschweife: Du möchtest nicht wirklich gut klavierspielen können. Stattdessen pflegst du eine Attitüde, indem du dir ein Klavier und einen Lehrer zugelegt hast. Das ist aber auch schon alles. Auch die Frage hier im Forum ist vorgeschoben.
Mein Rat: Beende den Unterricht, verschenke oder verkaufe das Klavier, dir wird nichts fehlen.
 
Aurelie,

vielleicht (?) steckt auch noch eine andere "Krise" dahinter: daß Du nicht mehr so schnell voran kamst beim Klavier wie zu Anfang? Fortschritte beim Klavierspielen werden selten streng linear, sondern eher stufenweise/sprunghaft erreicht. Dazwischen ist oft Geduld bzw. Dranbleiben angesagt.

Wenn solche Erfolgserlebnisse "weggebrochen" sind, macht das Klavierspielen vielleicht auch keinen solchen Spaß mehr?

Eines ist sicher: würde Dir das Klavierspielen (und auch das Instrument, bzw. das Üben) mehr Spaß machen als die anderen Dinge, dann würdest Du's auch tun (von ganz alleine)

ne wa...? ;)
 
Liebe Aurélie,

habe diesen Faden gerade kurz überflogen und kann deine Frage eigentlich ganz gut nachvollziehen:

Auch bei nachhaltiger Motivation kommt es leicht vor, dass man im Erwachsenenleben, seinen Hobbies langfristig nicht den (Zeit)raum und Stellenwert geben kann, den man ihnen eigentlich zuordnen möchte! Es fällt schwer, den eigenen Alltag so zu sortieren, dass die (zunächst so wenig erscheinenden 20 bis 60 oder später viel mehr Minuten pro Tag ) noch in den gewohnten Alltag passen!!!

Man findet für sich selbst dann immer wieder Ausreden und Ausflüchte, um zu begründen warum das nicht klappt! Aber letztendlich bedeutet eine Leidenschaft für die Musik (und hier speziell für das Klavierspielen), die man im Erwachsenenalter ausleben möchte eine grundlegende Umorientierung!

Kinder und Jugendliche, die schon im jungen Alter wissen, dass die Musik ihr Weg sein wird, wachsen problemlos dort hinein. Für Erwachsene aber, die bereits seit Jahren in anderen Berufen verpflichtet sind, ist es viel schwieriger, diese Leidenschaft für die Musik und mit der Musik auch in die Zeit ihrer aktiven Berufstätigkeit zu integrieren!

Wenn du diesen musikalischen (nebenberuflichen) Weg ganz klar gehen möchtest, dann wirst di so auf einiges (was in ihrer alltäglichen Freizeit bisher selbstverständlich war) verzichten müssen: ...

Allerdings sind das überhaupt keine großen Sachen: es reicht ja schon den TV-Konsum (wie bereits berichtet) zu reduzieren (bzw. eliminieren) oder auch das I-Phone (Handy) bewusst mal eine Zeit lang abzuschalten; nicht immer online zu sein - sondern vielleicht auch mal einige Zeit oder zumindest gelegentlich "inline" (:D:D) zu sein - (damit meine ich, sich einfach einmal damit zu beschäftigen, was dir wirklich wichtig ist ...) ... und immer wieder solltest du eingefahrene Verhaltensweisen, die längst nicht mehr den aktuellen Bedürfnissen entsprechen überprüfen,

Werde also mal dein eigener "Unternehmensberater" und überprüfe, ob deine derzeitigen Alltags- und Freizeithandlungen überhaupt noch deinem "Unternehmensziel" (d.h. deinen eigenen aktuellen Interessen) entsprechen. Häufig verlieren wir uns in alt eingefahrenen Gewohnheiten und verlieren dabei unsere aktuellen Ziele aus dem Blick!).!...

LG

Debbie digitalis
 
Lieber schmickus,

Du magst einen Teil der Wahrheit treffen. Das Klavier werde ich trotzdem nicht verkaufen, dazu macht mir das Spielen zu viel Freude.

Liebe Debbie,

danke für deine bereichernden Worte. Inline bin ich vermutlich regelmäßiger als am Klavier....(täglicher Fernsehkonsum und inline sein schließen sich nicht unbedingt aus :D ) So bin ich mir über die Dinge die mir wichtig sind ganz gut im Klaren und stelle fest, dass Klavierspielen in der Tat nicht den höchsten Stellenwert hat.

Nun frag ich mich auf manche Beiträge hin: Gibt es nur schwarz und weiß? Entweder dem Klavierspiel den höchsten Stellenwert einräumen oder des Spielens nicht würdig sein?

Aurelie
 
Natürlich nicht! Bei den meisten Hobby-Pianisten steht das Ding 90-95% der Zeit einfach ungenutzt rum. Aber die restlichen 5-10% oder auch nur 2Std. pro Woche bereichern das Leben ungemein.
 

Liebe Aurelie,

deine Frage ist durchaus berechtigt. Zum Üben braucht man einfach Zeit und idealerweise keinen Zeitdruck. Wenn man sich diese Zeit nur begleitet von dem Gefühl, auf etwas anderes zu verzichten, einräumen kann, dann wird die Freude am Klavier wohl schnell abflauen.

Persönlich haushalte ich sehr bedacht mit meinen Energien und verteile sie angemessen auf die drei Bereiche: Beruf, Studium, Klavier (in der Reihenfolge zunehmender Bedeutung :-)). Natürlich habe ich dabei nie Zeit fürs TV Glotzen, ich muss auch nicht auf jede Party rennen, Facebook & Co. sind nicht nur aus Zeitgründen uninteressant für mich. Der Sport kommt etwas zu kurz, naja wenigstens radl ich in die Arbeit. Mein Freundeskreis ist überschaubar geblieben, weil flüchtige Freundschaften hinter dem Klavier zurückstehen. Die nicht so ganz dicken Freunde sind dann irgendwann beleidigt, wenn man Schubert dem Biergarten vorzieht. Und das nicht nur einmal.
Ja und wenn Prüfungen anstehen oder in der Arbeit ein Projekt vorangetrieben werden muss, dann sitzt Sesam halt auch mal um 2 Uhr nachts am Schreibtisch. Und verzichtet somit auf den Schlaf. Das kommt aber nur selten vor und mir wäre es schmerzlicher, abends aufs Klavier zu verzichten.

Kurzum: ich habe mich organisiert und tue das, was mir wichtig ist. Verzichten muss ich dabei auf nichts. Mir ist das Klavier, die Musik einfach wichtiger als vieles andere. Und im "vielen anderen" bin ich so effizient wie möglich und spule es ohne großen Energieverlust, dank Routine ab.

LG, Sesam
 
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Nun frag ich mich auf manche Beiträge hin: Gibt es nur schwarz und weiß? Entweder dem Klavierspiel den höchsten Stellenwert einräumen oder des Spielens nicht würdig sein?
Es gibt natürlich nicht nur schwarz und weiß. Nirgendwo steht, dass man entweder mindestens 60 Minuten täglich üben oder das Klavierspielen lassen soll.

Du wirst halt mit Deinem Wochenpensum keine Fortschritte erzielen. Du hast folgende Möglichkeiten:
  • Du kannst das für Dich akzeptieren, dann ist doch alles gut. Vielleicht setzt Du Dich ein-, zweimal die Woche hin und klimperst nur ein paar Harmonien durch, einfach so. Wunderbar!
  • Du willst weiterkommen. Dann musst Du irgendwo zusätzliche Zeit hernehmen, und das funktioniert nur auf Kosten anderer Aktivitäten, die Dir weniger wichtig sind. Wenn Du beim Durchforsten und Priorisieren Deiner Hobbies und sozialen Aktivitäten keine Streichkandidaten findest, dann steht das Klavier halt ganz unten. Alles, was Dir übrig bleibt, ist, mit Dir ins Reine zu kommen und das zu akzeptieren. Womit wir wieder beim ersten Punkt wären.
Dazwischen sehe ich nix, tut mir leid. Und zwar auch für mich ...

Ciao
- Karsten
 
Hallo Peter,

deine Rechnung stimmt nicht ganz:

Hobby-Pianist, 1 Monat beispielhaft zum Klavierspielen zur Verfügung:

30 Tage x 24 Stunden = 720 Stunden

zumindest 90 Prozent des Zeitbudgets von 720 Stunden werden anderweitig verwendet, d.h. 648 Stunden Abzug;

somit verbleiben 30,2 Stunden pro Monat zum Klavierüben:

30,2 Stunden geteilt durch 30 Tage: ergibt etwas mehr als eine Stunde pro Tag!!!

Damit ergeben sich die beiden Fragen:

1)Wer übt als Erwachsener wirklich langfristig und ganz regelmäßig neben dem Beruf im Durchschnitt eine Stunde und diese äußerst konzentriert am Tag???

und anders herum gefragt:

2) reicht eine Stunde regelmäßiges und konzentriertes Üben pro Monat für einen voll berufstätigen Erwachsenen aus, um mit dem Klavierspielen deutlich (oder zumindest dem Vorankommen jugendlicher Schüler vergleichbar) voranzukommen???

LG


Debbie digitalis;):D
 
Hallo Aurelie,

es ist einfach bequemer, sich von Fernsehen, Romanen oder online-Angeboten berieseln zu lassen, anstatt selbst aktiv etwas zu tun. (Ist nicht wertend gemeint)

Es gibt Leute, bei denen kommt der Antrieb von innen, mit ein bisschen Organisationstalent ergibt sich da die tägliche angestrebte Übezeit quasi von selbst.
Andere brauchen externen Antrieb (z. B. Vorspielsituation, Druck durch Eltern, Anerkennung durch Klavierlehrer/Partner/Freunde) oder sind zielorientiert: z. B. ein schwierigeres Stück zu schaffen und weiter zu kommen wirkt auf sie motivierend.

Wenn Du wirklich mehr üben willst und auch weiter kommen willst, könnte Dir helfen, Dir zu überlegen, was Dich zum Spielen motivieren würde (bestimmte Stücke, Ziele, Bewusstmachen der Freude beim Üben, ...). Worauf Du dann verzichten wirst, wird sich Dir zeigen.

LG
BP
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Zitat von Debbie:
Hallo Peter,
deine Rechnung stimmt nicht ganz:
Ha, Deine aber auch nicht. Du rechnest ja förmlich um die Ecke. :D
1 Tag hat 24 Std., 10% (oder 5%) davon sind...na?

Außerdem war die Kernaussage, dass selbst nur 2 Stunden in der Woche das Leben bereichern. Das ist doch das überhaupt Wichtigste an einem Hobby, und nicht, wie gut man darin wird, zu mal die Grenze nach oben unendlich weit weg ist und nie erreicht werden kann.
 
Liebe Aurelie,

auch wenn wir wohl zwei sehr unterschiedliche Einstellungen zur Musik haben, da du es als Hobby betreibst und ich es studiere, möchte ich trotzdem deine Frage beantworten, da ich mich davon zum einen sehr angesprochen fühle und zum anderen, da ich dir damit glaube ich auch etwas zeigen kann:

Verzichtet ihr bewusst auf etwas, um das Klavierspielen im gewünschten Maße in euer Leben zu integrieren?

Ich verzichte auf einen gut bezahlten, sicheren Job im Fach meines Erststudiums. Ich verzichte auf eine normal große Wohnung und bin von einer eigenen richtigen und sehr schön eingerichteten Wohnung in ein kleines Studentenzimmerchen gezogen in einer WG, in der ich eher unfreiwillig manchmal auch auf etwas Hygiene und Privatsphäre verzichten muss. Ich verzichte auf viel Freizeit, da ich zusehen muss, wie ich das Zweitstudium überhaupt finanziere. Ich verzichte auch auf gewisse Bereiche innerhalb der Musik, in denen ich mich auch noch gerne weiter ausbilden wollen würde. Aber das war alles nötig, "um das Klavierspielen in gewünschtem Maße" in mein Leben zu integrieren. Und ich habe es keine Sekunde lang bereut.

Was ich dir damit sagen möchte: Wenn du es wirklich willst, kannst du dir die Rahmenbedingungen und die Zeit schaffen. Wenn du es nicht möchtest, ist es auch in Ordnung. Ich bin der Ansicht, dass man seiner Intuition sehr gut vertrauen kann, wenn man es nur zulässt, die Antwort auch anzunehmen und umzusetzen. Hör in dich hinein, dann weißt du schon, was Sache ist und was du willst.

Herzliche Grüße,
Partita
 
PS: Und wenn du dann merkst, dass du es willst, ist der Vorschlag mit dem Übeplan sehr, sehr sinnvoll! Wenn man für etwas eine bestimmte Zeit hat, in der man das macht oder ein bestimmtes Ritual ("immer vorm Abendessen spiele ich noch 30 min. Klavier"), dann kann man sich mental viel eher darauf einstellen und das auch durchziehen.

liebe Grüße!
 
Wenn ich nicht spiele, übe ich die größte Entsagung…
 

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